Apr 5, 2020


THE SONICS - Introducing The Sonics Featuring The Witch And Psycho
(Jerden Records JRL-7007, 1967)

The Sonics sind eine US-amerikanische Rockband aus Tacoma im US-Bundesstaat Washington. Die 1960 gegründete Band gehört zu den Pionieren des Garage Rocks und nahm mit ihrer schnellen und rohen Spielweise Elemente des Punk vorweg. Die Band gründete sich im Jahr 1960 und spielte instrumentalen Rock'n'Roll. In den ersten Jahren gab es verschiedene Umbesetzungen, bis sich 1963 eine feste Besetzung aus Andy Parypa (Bass), Gerry Roslie (Gesang & Keyboards), Bob Lind (Saxophon), Larry Parypa (Gitarre) und Bob Bennett (Schlagzeug) ergab. Da der rein instrumentale Rock'n'Roll langsam aus der Mode kam, wurde Gerry Roslie, der vorher nur elektrisches Piano spielte, zum Sänger. Alle Bandmitglieder hatten schon in anderen Musikgruppen Erfahrungen gesammelt, daher gab es genügend Potential an Professionalität, was der Band Auftrittsmöglichkeiten in verschiedenen Clubs der Pacific Northwest Gegend der USA verschaffte.

Im Jahre 1964 wurde die Band vom Bassisten der Lokalmatadore The Wailers für deren eigenes Label Etiquette Records entdeckt. Die erste Single der Sonics namens "The Witch" wurde noch im November 1964 veröffentlicht und ein lokaler Erfolg, obwohl Radiostationen aus der Befürchtung, damit die öffentliche Ruhe zu gefährden, sich vereinzelt weigerten, die Single zu spielen. Man muss sich die Grösse der USA vor Augen halten, um zu verstehen, dass ein lokaler Erfolg durchaus gute Verkaufszahlen bedeutete. Also beeilte sich die Band, die zweite Single mit dem Titel "Psycho" zu veröffentlichen. Auch diese wurde ein grosser lokaler Erfolg.

Die Band veröffentlichte ihr erstes Album "Here Are The Sonics" im Jahre 1965. Ein Jahr später folgte das zweite Album "Boom". Beide Schallplatten waren geprägt von einem energiegeladenen Klang, der durch das Übersteuern der Instrumente während der Aufnahme entstand. Es ergab sehr rohe und aggressiv klingende Aufnahmen. Der Sänger, der mehr schrie als sang, hatte eine dynamische, kraftvolle Stimme. Nach wie vor war die Band stark vom Rock'n'Roll beeinflusst, mit einer Neigung zu Kompositionen afroamerikanischer Musiker und damit einer Neigung zum Rhythm'n'Blues. Die Eigenkompositionen "Witch", "Psycho", "Strychnine", "Cinderella" und "He’s Waitin'" gelten als Klassiker und Paradebeispiele für den Garagerock der 60er Jahre.

Mit der Veröffentlichung der beiden Alben bekam die Band bessere und landesweite Auftrittsmöglichkeiten. Sie spielte unter anderem als Vorgruppe für die Beach Boys, The Kinks, The Lovin' Spoonful und The Byrds. Die Band wechselte 1966 zum grösseren Label Jerden Records und nahm ihr drittes Album "Introducing The Sonics" auf, das 1967 veröffentlicht wurde. Bei den Aufnahmen musste die Band jedoch diverse Kompromisse eingehen, die vom Label aus kommerziellem Interesse verlangt wurden. Das Album sollte massentauglicher werden. Die Folge war ein recht kraftloses Album, mit dem die Band selbst unzufrieden war. Gerry Roslie verliess in der Folge die Band und es kam ein neuer Sänger, der auch den Stil der Band völlig veränderte. Es wurden noch ein paar Singles aufgenommen, die sehr poppig klangen, aber völlig floppten. 1968 löste sich die Band schliesslich komplett auf. Zu spätem Ruhm gelangten The Sonics während der Punk-Explosion in den späten 70er Jahren und wurden dort unter der Bezeichnung Garage Punk oder Sixties Punk vermarktet. Tatsächlich gibt es musikalisch Parallelen, weshalb die Band von vielen als eine der ersten Punkbands überhaupt eingestuft wird. Das legendäre Plattenlabel Bomp Records schaffte es 1979, die Originalbesetzung für ein weiteres Album ins Studio zu holen.

Im Herbst 2007 trat die Band zum ersten Mal gemeinsam im Club Warsaw in Brooklyn, New York, wieder auf. Von der Originalbesetzung waren Gitarrist Larry Parypa, Saxophonist Rob Lind und der Songschreiber Gerry Roslie dabei, drei weitere Musiker mussten ersetzt werden. Es war das erste Konzert von überregionaler Bedeutung in der Geschichte der Band, die erst nach ihrem Ende weltweite Bekanntheit erreicht hatte. Der Journalist Bodo Mrozek schrieb in einer Konzertkritik aus New York: "Über dem historischen Moment liegt eine gewisse Tragik. Das Problem der Band war niemals ihre Musik, sondern ihr Timing. Damals, in den Sechzigern, waren die Sonics ihrer Zeit um mindestens zehn Jahre voraus. Heute, im 21. Jahrhundert, ist es für sie gut dreissig Jahre zu spät".