Oct 31, 2017


RYAN ADAMS - Gold (Lost Highway Records 088 170 256-2, 2001)

Ryan Adams' Musiksstil variierte immer punktgenau und sehr herzlich zwischen Rock, Country und Folk, wurde aber eigentlich dem sogenannten Alternative Country zugeordnet. Nach einigen wenig erfolgreichen Versuchen als Maler oder auch als Autor dramatischer Stücke verschrieb sich Ryan Adams schliesslich ganz der Musik. Seine Karriere begann er als Frontmann und Sänger der Band Whiskeytown. Vorher spielte er bei der Band The Patty Duke Syndrome. Nach seiner Zeit bei Whiskeytown startete er eine ziemlich erfolgreiche Solokarriere. Nach dem kommerziellen Erfolg des auf dem Independent-Label Bloodshot Records erschienenen Albums "Heartbreaker" nahm ihn ein auf Alternative Country spezialisiertes Unterlabel des grossen Labels Universal Music namens Lost Highway unter Vertrag. Dort veröffentlichte er im Jahre 2001 das Album "Gold". Dies wurde weltweit gefeiert, sowohl von Kritikern als auch von vielen Musiker-Kollegen. Zugleich verkaufte sich das Album ausserordentlich gut, was ein wachsendes Interesse an Adams und seiner Musik generell auslöste. Jedoch war der Verkaufserfolg nicht ohne Opfer: Das Album "Gold" entstand unter dem Druck des neuen Labels, erfolgreich zu werden, was es auch musikalisch kommerziell werden liess. Adams löste dieses Problem zumindest zum Teil über die Vinyl-Pressung, welche auf der vierten Seite mit fünf (auf dem CD-Album nur als limitierte Auflage erschienenen) weit weniger kommerziellen Stücke aufwartete, die das Gesamtalbum sehr viel plastischer werden liessen.

Man konnte sich schon damals mit Recht fragen, wo dieser exzellente Songschreiber nur immer seine vielen Ideen herholte, denn gegenüber Whiskeytown's finalem Album "Pneumonia" und seinem bereits gefeierten Solo-Einstand "Heartbreaker", bescherte Ryan Adams seinen weltweit immer zahlreicher werdenden Fans eine weitere hochkarätige Platte, die das unbescheidene "Gold" im Albumtitel auch zurecht trug. Doch das eigene Musikschaffen schien den offensichtlichen Workaholic Adams noch nicht auszulasten, denn neben der halb Hardrock und halb Countrypunk-Gruppe The Pink Hearts und einem regelrechten Allstar-Projekt mit Namen The Virgins mit James Iha (Smashing Pumpkins), Melissa Auf Der Maur (Hole, Smashing Pumpkins) und Evan Dando (Lemonheads) hatte der umtriebige Künstler nämlich noch jede Menge andere Beschäftigung. Aehnlich wie beispielsweise Howe Gelb eiferte auch Ryan Adams eine zeitlang dem Titel des 'hardest working Man in Show Business' nach, jedenfalls konnte man diesen Eindruck erhalten, wenn man sich all diese vielen Betätigungen innerhalb seines umfangreichen Musikschaffens betrachtete.

Adams' Album "Gold" hatte indes weitaus mehr zu bieten als einen zerzausten Kerl in Bluejeans vor Stars and Stripes auf dem Cover, auch wesentlich mehr als nur eine - oberflächlich betrachtete - Arbeits- und Schaffens-Wut. Wer aufgrund des Plattencovers patriotischen Weihrauch vermutete, sah sich getäuscht. Aehnlich wie Bruce Springsteen ("Born In The U.S.A.") streckte Ryan Adams der Gesellschaft die Zunge raus, drehte er die Flagge um und wollte provozieren. Trotz dieser Kontroverse gelang ihm mithin eines der wunderbarsten Pop-Covers der damaligen Zeit, das neben Provokation auch unglaublich viel Stil bewies. Und die Musik stand sowieso jenseits von allen Gütesiegeln. Schon das unwiderstehlich groovende "New York, New York" wehte einem wie ein frischer Fahrtwind durch die Haare. Da zwirbelte die beseelt gespielte akustische Gitarre zu wohlvertrauten und warmen Orgelsounds, und der Musiker begann seinen Roadtrip mit einem winkenden Abschiedslied an die ehemalige Wahlheimat: "Hell, I still love you New York". Auf dem Weg in sein neues Zuhause am Pazifik durchquerte Adams nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch gleich deren komplette Musikgeschichte. Was auf dem Vorgänger noch tieftraurig aus den Boxen schlich, fasste sich nicht nur dank der famosen Bluesharp im herrlichen Americana-Schunkler "Firecracker", dem schwelgenden Gospel in "The Rescue Blues" oder Adam Duritz' (Counting Crows) Hilfe im lüstern dräuenden "Touch, Feel & Lose" ein Herz und ging in die Offensive. Zwischen Heartland Rock und Alternative Country war für ihn eben genug Platz für Blues, Folk, Soul und jede Menge Melodie. Und wenn diese so mitreissend inszeniert war wie im Song "Gonna Make You Love Me" und derartig unter die Haut fuhr wie in "La Cienega Just Smiled", konnte man eigentlich nur noch ungläubig staunen.

Es war nicht nur dieses schlafwandlerische Bewusstsein für den richtigen Ton oder die passende Harmonie, der Adams' zweites Soloalbum zu einer solchen Goldgrube machte. Neben der sanften Poesie, die mit Zeilen wie "Better off as the fool than the owner of that kind of heart" betörte, faszinierte vor allem seine Unberechenbarkeit. Nie konnte man sich sicher sein, mit welcher Wendung der im besten Sinne moderne Singer/Songwriter-Rock den Zuhörer als nächstes überraschte. Wenn die Schubladendenker Adams einen Cowboyhut aufsetzen wollten, rockte er ihnen mit "Tina Toledo's Street Walking Blues" den Stetson aus der Hand. Kaum hatten sie die Vokabeln "Boss" oder "Cougar" auf den Lippen, schmatzte er ihnen ein genüssliches "Goodnight, Hollywood Blvd." auf die Backen. Und während sich die Gitarren in "Nowhere Girl" zu einem prächtigen Crescendo zusammenrauften, krächzte, gospelte und schwelgte Adams schon wieder im nächsten Song. Und während sich der Kenner noch eben Gedanken dazu hätte machen wollen, ob das nun alles noch irgendwie Alternative Country sein könnte, lieferte der Künstler mit "Sylvia Plath" oder dem verloren wirkenden "Harder Now It's Over" derart viel Melancholie, dass alle stilistischen Schubladen irgendwie stecken blieben. Selten verbreitete eine so uramerikanische Platte so viel Optimismus, so viel pure Lebensfreude und dennoch so viel aufrichtige Leidenschaft. Adams' Songs machten fernab von falsch verstandener Bodenständigkeit nicht weniger als süchtig. Niemand wagte es, dem Ohr die nächste Überraschung, den nächsten Seufzer, die nächste abhängig machende Tonfolge zu verwehren. "So close your eyes, so close your mouth and do this all in time with the music. That screams like a child in the back of your mind", hauchte Ryan Adams zum Abschied. Und die Kerzen flackerten im Rhythmus der Gitarre.

Nach dem prächtigen und süchtig machenden "Gold" nahm Adams 2001 noch gleich fünf weitere Alben auf: "48 Hours", "The Suicide Handbook", "Pinkhearts 1 & 2" und "Swedish Sessions". Diese Alben wurden allerdings nicht veröffentlicht. Entsprechend rankten sich verschiedene Mythen um sie. Lost Highway veröffentlichte die Alben nicht, da man befürchtete, dass sie sich nicht gut verkaufen würden. 2002 erschien dann das Album "Demolition", das im Prinzip kein eigenständiges Album darstellte. Es war vielmehr eine Zusammenfassung der nicht veröffentlichten Platten. Musikalisch bezeichnete es den Wendepunkt seiner bisherigen musikalischen Laufbahn. Zum einen enthielt es mehrere rockigere Songs wie "Nuclear" oder "Starting To Hurt", und ferner entwickelte sich Adams’ Stimme bereits merklich hin zur Kopfstimme, die den Charakter aller mnachfolgenden Alben prägte. Dennoch aber erntete das Album eher zurückhaltende Zustimmung bei Kritikern und Fans.

Durch den nur mässigen kommerziellen Erfolg von "Demolition" stand Adams von Seiten der Plattenfirma in der Folge unter Druck. Ende 2003 erschien das Album "Rock'n Roll", das er angeblich innerhalb von nur einer Woche aufgenommen hatte. Schon vom Namen her signalisierte es den von der Plattenfirma geforderten positiven, sehr rockigen Stil. Die hohen Erwartungen des Labels wurden allerdings nicht ganz erfüllt. Zwar verkaufte sich die Single "So Alive" recht gut, das Album konnte aber nicht ganz an die Erfolge von "Gold" anknüpfen. Im Zwei-Monats-Abstand erschienen noch die EPs "Love Is Hell Pt. 1" und "Love Is Hell Pt. 2". Diese EPs - jeweils in der Länge eines Original-Albums - wollte die Plattenfirma zunächst nicht auf den Markt bringen, Adams hatte sich aber das Recht zur Veröffentlichung als Gegenleistung für das stilistische Entgegenkommen beim Album zusichern lassen. "Love Is Hell Pt.1" und "Love Is Hell Pt.2" waren zwar kommerziell nicht überaus erfolgreich, erhielten aber deutlich bessere Kritiken als das Album selbst. Anders als auf "Rock'n Roll" gab es hier neben den rockigen Songs auch ruhigere, fragile, zum Teil auch wieder melancholische Stücke. Insgesamt stellten sie stilistisch wieder eine Anknüpfung an "Gold" dar. Eines der bekanntesten Stücke des Albums war das Oasis-Cover "Wonderwall", welches durch die amerikanische Serie 'O.C., California' grosse Bekanntheit erlangte.

Außerdem wurde 2003 das Album "We Are Fuck You" der Hardcore-Punkband The Finger veröffentlicht, die er mit seinem Freund Jesse Malin gegründet hatte und bei der er unter dem Namen Warren Peace (Wortspiel aus War and Peace) Gitarre spielte. Bei diesem Album handelte es sich um eine Zusammenfassung der beiden EPs "We Are Fuck You" und "Punk's Dead Let's Fuck", die die Band veröffentlicht hatte. 2004 wurden dann die Stücke der beiden "Love Is Hell"-EPs bis auf zwei Bonus-Tracks noch auf einem eigenen Album veröffentlicht. Zunächst erschienen keine weiteren Platten, da sich Adams bei der Tournee zu "Rock'n Roll" das Handgelenk brach, als er beim Liverpooler Konzert unter starkem Whiskey-Einfluss im Januar 2004 von der Bühne stürzte. Daraufhin musste er die restlichen Konzerte seiner Europatour absagen. 2005 erschien dann das Doppelalbum "Cold Roses", das Adams mit seiner neu formierten Band The Cardinals aufnahm. Es stellte eine Rückbesinnung zum Country und Rock dar und wurde von Seiten der Fans und Kritiker sehr gelobt. Das Album wurde sehr erfolgreich und seine Verkaufszahlen stellten die Plattenfirma endlich zufrieden. Die Europatournee 2005 wurde abgesagt, da Adams an einer schweren Ohreninfektion litt. Im Herbst 2005 erschien dann noch "Jacksonville City Nights", das eigentlich "September" heissen sollte. Dieses Album war noch Country-lastiger als sein Vorgänger und erhielt durchweg gute Kritiken.

Anfang 2006, in den USA noch 2005, erschien "29". Dieses Album stammte noch aus dem Jahre 2004 und wurde von Ethan Johns produziert, der auch schon für "Gold" und "Heartbreaker" die Produktion gefahren  hatte. Anders als "Jacksonville City Nights" und "Cold Roses" war dies ein völliges Solowerk ohne Adams Band The Cardinals. Es ähnelte zum Teil "Love Is Hell", hatte aber auch wieder viele Country-Elemente. Von den Kritikern wurde das Album durchwachsen aufgenommen. Damit hatte Adams drei Alben in einem Jahr veröffentlicht, von denen allerdings nur das erste kommerziell erfolgreich war. 2006 produzierte er das Album "Songbird" des grossen alten Mannes des Outlaw-Country, Willie Nelson, für das er den Song "Blue Hotel" schrieb und mit den Cardinals auch die Instrumentalbegleitung einspielte. Am 22. Juni 2007 veröffentlichte Adams sein neuntes Studioalbum "Easy Tiger", das ihm seine bisher höchsten Chartplätze international einbrachte und an den Erfolg seines Albums "Gold" heranreichte. Auch von den Kritikern -besonders in den USA - wurde das Album eher positiv aufgenommen. Musikalisch bot das Album eine grosse Bandbreite von Adams' Schaffen, neben Rocksongs wie "Halloweenhead" waren auch Countryrock-Songs und Piano-Balladen vertreten.

Am 23. Oktober 2007 erschien eine EP mit dem Namen "Follow The Lights", die live im Studio aufgenommene Songs aus Adams' älteren Alben und neue Songs beinhaltete. Die EP umfasste insgesamt sieben Titel und wurde nicht in Europa veröffentlicht. Im Gegenzug erschien aber am 9. November 2007 eine EP, die den Song "Everybody Knows" von dem Album "Easy Tiger" als zusätzlichen Song beinhaltete. Die restlichen Songs waren dieselben wie auf "Follow The Lights". Am 28. Oktober 2008 erschien das Album "Cardinology". Die Band nannte sich seit 2008 nicht mehr Ryan Adams And The Cardinals, sondern schlicht The Cardinals, um der gleichberechtigten Zusammenarbeit beim Schreiben und Spielen der Musik Rechnung zu tragen. Adams hatte am 14. Januar 2009 angekündigt, seine Band nach der Finalshow am 20. März zu verlassen. Aufgrund seiner schweren Erkrankung im Innenohr (Morbus Menière) entschied er sich damals ausserdem, zukünftig nicht mehr auf Tournee zu gehen. Ryan Adams' zweite Sammlung aussermusikalischer Poesie 'Hello Sunshine' erschien im Herbst 2009. Im März 2010 veröffentlichte Ryan Adams sein neues Studioalbum "Orion", das er selbst der Richtung Metal zuordnete. Inzwischen hatte er ein 2006 zusammen mit den Cardinals aufgenommenes Album namens "III/IV" veröffentlicht. Ferner kündigte er an, ein weiteres früher aufgenommenes Album namens "Blackhole" zu veröffentlichen. Im Sommer und Herbst 2011 war er auf Europatournee.

Ebenfalls 2011 erschien sein 13. Studioalbum "Ashes & Fire". Von Kritikern wurde das Album hoch gelobt, es sei sein bestes Soloalbum seit einer Dekade, die Musik klänge nach weitem Land und klarer Luft, was Ryan Adams umso jünger wirken liesse. Auch musikalisch war das Album eine Rückbesinnung auf Adams' Frühstil, mit spärlichem Einsatz der Kopfstimme und starkem Country-Einfluss. Der Kritiker Jamie Crossan verwies auf die Ähnlichkeit mit "Heartbreaker", die Zeitschrift Rolling Stone fügte hinzu, dass der Schmerz des Gesangs nun aber eine Aussicht auf Linderung beinhalten würde. Kommerziell gehörte "Ashes & Fire" zu Adams' erfolgreichsten Alben. 2013 gründete Ryan Adams zusammen mit Johnny T. Yerington und Leah Hennessey eine Punkrockband namens Pornography". Ein dazugehöriges Album "7 Minutes In Heaven" wurde aufgenommen. Nach seinem Auftritt in der Royal Albert Hall 2013 kündigte er an, ein weiteres Album aufzunehmen. Das mit seinem Namen betitelte nächste Werk wurde von den Musikkritikern der Süddeutschen Zeitung als Singer-Songwriter Album des Jahres hervorgehoben. Der Musiker habe zuvor seine Morbus Menière-Symptome mit Hilfe eines Hypnotherapeuten und medizinischem Marihuana in den Griff bekommen. Im September 2015 veröffentlichte Adams "1989", ein vollständiges Cover des gleichnamigen Albums von Taylor Swift.












Oct 26, 2017


TITO & TARANTULA - Hungy Sally & Other Killer Lullabies 
(Goldrush Records Nugget 027, 1999)

Für die einen ist es Schokolade - für die anderen die längste Praline der Welt. So lässt sich vielleicht grob in etwa das musikalische Oeuvre des Señor Larriva umschreiben. Fakt ist nun mal, dass am Anfang von Herrn Larriva's Geschichte dieser Vampirschinken steht - Quentin Tarantino's "From Dusk 'Til Dawn". Klar, die Performance im 'Titty Twister' ist optisch ein Genuss: Senor Larriva raffelt auf einem wabbelnden Torso seine "Angry Cockroaches" herunter. Und das ist natürlich eine Splatter-Augenweide. Auch der Song selbst ist genial, zweifellos. Und Salma Hayek’s Tabledance zu "After Dark" ist vielleicht eine der spannendst-prickelndst-erotischsten Filmszenen in einem Horrormovie. Indes, würde man Tito Larriva’s Welt auf diese beiden Songs reduzieren, täte man dem Mann schon ziemlich Unrecht. In den Jahren seit diesem Film hat er nämlich eine Menge ausprobiert, und dabei auch mit so manchem Vorurteil kämpfen müssen. Denn leider ist er ein Musiker, der immer wieder an diesen beiden Songs gemessen wird. Das ist sicherlich nicht ganz unverständlich, denn Filmszenen wie jene aus dem 'Titty Twister' bleiben halt im Hinterkopf hängen. Das ist insofern schade, als dass dadurch ein paar ganz tolle Platten, die er gemacht hat, auf der Strecke bleiben, denn schliesslich war Señor Tito in früheren Jahren auch bei den Cruzados dabei, einer der stärksten Vorreiter-Bands der Americana-Bewegung.

Ueber das Erstlingswerk "Tarantism" bleibt mir nur soviel zu sagen: "After Dark" und "Angry Cockroaches" sind meisterliche Songs, leider anders abgemischt als auf dem Original-Filmsoundtrack von 'From Dusk ´Til Dawn' (besserer Mixdown!). Der Rest der Platte ist aber ebenfalls exzellent und bietet vor allem viele gitarristische Höhepunkte von Peter Atanasoff, welcher seine Karriere bei Paul Butterfield und Bonnie Bramlett begann. Tito & Tarantula gab es ja bereits lange Zeit vor den legendären Auftritten im 'Titty Twister' oder in Robert Rodriguez’ Film 'Desperado'. Bereits seit 1992 feierten Larriva und Gitarrist Atanasoff mit verschiedenen Freunden auf wöchentlichen Live Jam-Sessions in den Cafés und Clubs von Los Angeles grosse, spontane Partys. 1997 dann kam es zum lang erwarteten Plattendebut und der herbe, staubige Tex Mex Rock auf "Tarantism" machte Fans und Kritiker völlig benommen. So schrieb das Magazin Intro: "In jeder Lebenslage hörbar und trotzdem gegen jegliche Abnutzungserscheinung gefeit. Kompliment!" "Hungry Sally and Other Killer Lullabys", Album Nummer zwei, war ebenfalls ein phantastisches Album und hatte fast gar nichts mit dem 'Desert'-Touch des Erstlingswerks gemein. Die Platte war einige Ecken vielfältiger ausgefallen als das Erstlingswerk und hatte dadurch natürlich viele Fans irritiert, die weitere Erotikbüschel wie "After Dark" erwartet hatten. Wenn man allerdings tiefer in die Platte hineinhörte, so stellte man fest, dass das alles so etwas wie Methode hatte und sich in wundersamer Weise immer wieder ergänzte: Neben dem fiesen Schleicher "Hungy Sally" und dem mit viel Sixties-Feel ausgerüsteten "Slow Dream" überzeugte vor allem der hypnotische Rock von "Love In My Blood" und der unverschämt tolle Ohrwurm-Charakter in "Bleeding Roses". "When You Cry" schliesslich legte noch Platz frei für sanfte Flötentöne. Ein aussergewöhnliches Album, das leider etwas übergangen wurde. Für mich klar die beste Platte von Amigo Tito.

Mit dem dritten Album, "Little Bitch" hatte ich persönlich dann allerdings meine liebe Mühe. Irgendwie wirkte die Scheibe blutleer, es rockte zwar alles ganz ordentlich, aber die gestreuten Balladen wirkten ziemlich kalkuliert, waren kompositorisch nicht gerade Highlights und dienten wohl nur dem Zweck, das teilweise wüste und derbe Rock-Geballer gelegentlich etwas auszubremsen. Für Tito Larriva sicher ein ziemlich enttäuschendes, wenig berauschendes Album. Kein Tex Mex Feeling mehr, etwas morbider, gruftiähnlicher Rock und insgesamt eher desorientiert. Das nachfolgende "Andalucia" hatte ich dann in der Doppel-CD Edition gekauft, denn da gab es noch einige Unplugged-Tupfer dazu. Für mich war dies das letzte Album der Band um Señor Larriva, das mich richtig überzeugen konnte: Vielleicht nicht gerade das rockigste, schon gar nicht das mexikanischste, und auch nicht das kompositorisch ausgereifteste (das blieb für mich immer die 'hungrige Sally'), aber es war mit Sicherheit das eleganteste Album der Band. Man spürte hier sehr schön, dass die Band insgesamt gereift war, dass sie sich traute, auch mal neben den Schienen zu fahren. Mexikanisches Feeling wurde mit spanischem Gusto angereichert und das ergab eine ganz wunderbare Symbiose. Es gibt für mich bis heute nur ganz wenige Alben, die dem Anspruch 'Sonnenuntergang mit Rotwein und Freundin im Schaukelstuhl auf der Terrasse' gerechter werden als "Andalucia". Die Platte erzeugt Sehnsucht nach Ferien im Süden, ganz klar. Sie ist Hintergrundberieselung und konzentriertes Hinhören in einem. The Mysterious Myndfuckin’ World of Señor Larriva umfasst zumindest vier sehr empfehlenswerte Scheiben, die zwar nicht ganz zusammenhalten, aber immer wieder für musikalische Ueberraschungen sorgen, und somit ein doch relativ breites Spektrum verraten.

Wer Tito & Tarantula kennt, hat sie daher wahrscheinlich zum ersten Mal in 'From Dusk Til Dawn' erlebt: Dort spielen Sie in einer Bar namens 'Titty Twister', verwandeln sich in Vampire und sind die Einzigen Nicht-Menschen, die das Schlachtfest von George Clooney und Abenteuergefährten überleben. Der Auftritt im Film und der dazugehörige Soundtrack bescheren der Band Kultstatus. Im Gegensatz zu den Leningrad Cowboys, die von der Leinwand auf die Bühne stiefelten, können Tito & Tarantula aber auf einen soliden musikalischen Hintergrund verweisen. Als sie sich 1992 als Spassprojekt gründeten, hatten Frontmann Tito Larriva, Gitarrist Peter Atanasoff und Schlagzeuger Johnny 'Vatos' Hernades bereits in einer Vielzahl von Bands gespielt und kannten sich bereits seit den 70er Jahren. Mit bodenständigem Südstaatenrock und einer Prise Mexico traten sie in kleineren Clubs im heimischen Los Angeles auf und stiessen Mitte der 90er Jahre auf die begeisterten Ohren des Regisseurs Robert Rodriguez. Neu im Filmbusiness war zumindest Larriva indes nicht. Auf den Auftritt in 'From Dusk Til Dawn' folgte für ihn eine Rolle in 'Desperado', wo er Quentin Tarantino in einer Absteige erschiessen durfte. Schon zuvor hatte er in David Byrnes 'True Stories' gespielt, dazu war er ein gefragter Soundtrack-Komponist, unter anderem für 'Der Schrei Der Schmetterlinge' und Wim Wenders' 'Million Dollar Hotel'. Auf das Debutalbum "Tarantism" (1997) liessen Tito & Tarantula in regelmässigen Abständen neue Alben folgen. Es waren jedoch vor allem ihre Liveauftritte, die für Begeisterung sorgten: schweisstreibend, energiegeladen und gut gelaunt präsentierten sie ihre teils wirklich hervorragenden Songs vor einem durchwegs begeisterten Publikum.





Oct 23, 2017


CALIGULA'S HORSE - In Contact (Inside Out Music 89854 61982 4, 2017)

Die australische Progressive Rockband Caligula's Horse konnte mit ihrem zeitlos schönen, von melancholischem Gesang, wuchtigen Gitarrensounds und verspielten, rhythmischen Arrangements getragenen Sound, der stellenweise recht viel Metal-Anteil aufwies, schon beim im Jahre 2015 erschienenen Album "Bloom" Liebhaber von Bands wie Karnivool, Haken, Riverside, Leprous oder Pain Of Salvation für sich gewinnen. Ihr in diesem Jahr erschienenes Opus "In Contact", das von Forrester Savell (Karnivool) und Gitarrist Sam Vallen abgemischt und von Jens Bogren (Opeth, Katatonia) gemastert wurde, markierte in diesem Spätsommer einen weiteren künstlerischen Höhepunkt der iahre 2011 gestarteten Karriere der Gruppe. In Australien feierten Caligula's Horse bereits schon zuvor beachtliche Erfolge, tourten mit zahlreichen Genregrössen und schafften mit dem Werk "Bloom" dann auch endlich den Schritt nach Europa. Es war daher kaum verwunderlich, dass Jørgen Munkeby von ihren 2016er-Tourpartnern Shining beim fünfzehnminütigen „Graves“ als Saxofonist zu hören ist. Auch „Will's Song (Let The Colours Run)“ oder „Songs For No One“, eigentlich alle musikalischen und emotionalen Großtaten auf „In Contact“ entwickeln gerade auch aufgrund des sehr persönlichen Konzepts der Lyrics eine Intensität und Gänsehautstimmung, der sich kein Freund von frischem, progressiven Metal entziehen kann. Caligula's Horse scheinen die Herausforderung angenommen zu haben, sich im professionellen Musikgeschäft zu behaupten, und veröffentlichen keine zwei Jahre nach "Bloom" nun mit "In Contact" ihr zweites Album für das Label Inside Out.

Was die genauere stilistische Verortung dieses Albums angeht: Bands entwickeln gelegentlich einen eigenen Stil, den sie fortan pflegen und vielleicht verfeinern oder perfektionieren, aber nur selten mal umschmeissen. Entsprechend sollte es auch nicht überraschen, dass Caligula's Horse auch 2017 weiter auf ihre Stärken, respektive ihr Markenzeichen setzen, ergo auf den ausdrucksstarken Gesang von Jim Grey, das virtuos-sehnsüchtige Gitarrenspiel von Sam Vallen und die versierte Rhythmik von Bassist und Schlagzeuger. Auch kompositorisch loten die Australier weiterhin in diesem recht eigenständigen, stets etwas melancholischen Idiom das Fahrwasser zwischen Progmetal und Alternative Rock aus, weshalb es auch nicht verwundern sollte, dass bereits der Opener "Dream The Dead" an der 10 Minuten-Marke kratzt und kürzere, wenn auch nicht zwingend eingängigere Songs erst in dessen Windschatten untergebracht sind. Fangen wir aber erst mal mit den längeren Stücken an: "Dream The Dead" legt erst mit einer Riffwand und diesen charakteristischen Melodien auf der Gitarre los, ehe es mit einsetzendem Gesang zu weiterhin bewegtem Rhythmus ruhiger wird, sich sogleich aber in der Strophe wieder steigert, sodass der wie immer sehr verschachtelte Refrain an die Intensität des Intros anknüpft. Indes stellt sich heraus, dass die zweite Strophe trotz ähnlicher Begleitung ganz anders gesungen wird als die erste, und der folgende Refrain variiert sein Material ebenfalls, nicht ohne zwischendurch noch mal auf die vorangegangene Strophe zurückzugreifen. Eine anschliessende Ruhepause bereitet dann einen Instrumentalpart vor, der ein paar Phrasen aus den Strophen aufnimmt, und am Ende gibt es noch mal Gesang in Form einer Art Reprise der Strophen und ihrer intensivsten Momente.

"Songs For No One", ebenfalls relativ lang, stellt in gewisser Hinsicht einen Gegenpol dar: Es gibt zwar ebenfalls einen kräftigen Einstieg mit Widerhaken-Riffing, jedoch von Anfang an dominanten Gesang. Dafür nimmt die Intensität während der Strophen hingegen ab, und die auf auf die erste Strophe entsprechend plötzlich folgende Mainstream-Melodie zu rockiger Begleitung erweist sich mitnichten als Refrain, sondern eher als eine Art Bridge. Denn am Ende des Songs, der seine Länge zum Teil auch einem stimmigen ruhigeren, nachdenklichen Part im dritten Viertel verdankt, wird man feststellen, dass "Songs For No One" tatsächlich mit seinem eigentlichen Refrain begann. Hier wird das Pferd verblüffenderweise von hinten aufgezäumt, was man durch die beschriebene Bridge aber sehr schön maskieren konnte und einen verblüffenden Effekt hat.

"Fill My Heart" reicht ebenfalls an die sieben Minuten heran, erweist sich allerdings als durchaus kontroverses Experiment: Loop-Begleitungen und Arpeggio-Gitarren suggerieren eine sich langsam steigernde Halbballade, die in der Tat in ihren Refrains kleinere Spitzen erreicht, zögert diese Punkte aber lange hinaus, sodass das Stück nicht so gut ins Ohr geht wie die umgebenden Songs. Schliesslich noch "Graves": Auf den ersten Blick scheinen sich hier verschiedene Parts abwechselnder Intensität aneinander zu reihen. Genaueres Hinhören ergibt dagegen, dass ein charakteristischer Rhythmus, der bereits im Intro vorgestellt wurde und Motive jeweils um einen Taktschlag verkürzt, sämtliche Passagen eint. Mit einer solchen Art der Verschwägerung erweist sich "Graves" damit wider Erwarten durch die Hintertür doch als konziser Longtrack, der überdies durch spannungsreiche Momente wie den Kontrast von technisch-trockenem Riffing mit einem Saxophonsolo überzeugen kann.

Und die kürzeren Stücke ? Da ist es ebenfalls spannend. Gemässigt ausgefallen ist "The Hands Are The Hardest", das mit übersichtlich arrangiertem Hauptriff und halbballadesker Strophe samt poprockiger Klavier- und Keyboardbegleitungen sowas wie die Hitsingle dieses Albums darstellen könnte - zugleich aber mit hakenschlagender Rhythmik und nicht weiter verfolgten Anflügen von Härte genüsslich irritiert. Hingegen stellt "Will's Song" ein Feuerwerk aus filigranen Einfällen und schwindelerregender Rhythmik dar, in dem der Gesang mal verbindet, mal mit ultrakomplexen mehrstimmigen Arrangements verzückt, dass es in dieser Kürze glatt verschwenderisch wirkt. Ein virtuoser Knaller. Andere Töne schlagen das erst Trip Hop ähnliche, dann balladeske Zwischenstück "Love Conquers All" wiederum mit Loops und das mit akustischen Gitarren dargebotene, trotzdem überarrschend intensive "Capulet" an. Den letzten Punkt schliesslich macht das von einer dramatischen Rezitation mit dem Titel "Inertia And The Weapon Of The Wall" vorbereitete "The Cannon's Mouth", das mit diesem Riffing und aus der Ruhe heraus aufgebauten Strophen Trademarks pflegt, zugleich aber den Refrain dreieinhalb Minuten lang hinauszögert, eher offen endet und mit dieser Spannung ebenfalls im Gedächtnis bleibt.

Im Gesamtergebnis ist damit auch "In Contact" eine aussergewöhnliche Platte geworden, die eingedenk der Mutmassungen aus dem ersten Absatz sowohl professionelle Routine als auch das Bewusstsein um den eigenen Stil demonstriert. Der eigentliche Clou ist unter diesem Aspekt, dass man diese Komponenten nun kombiniert und damit Irrwitz wie eben "Will's Song" oder "The Cannon's Mouth" fabriziert - oder eben überlegt zusammengesetzte Puzzles wie "Graves" oder "Songs For No One". Angesichts dieser Kracher verblassen natürlich Stücke wie "The Hands Are The Hardest" oder "Capulet" ein wenig, umgekehrt kann man diese Stücke aber wohl einmal mehr zu Auflockerungen umdeuten. Das Niveau von "Bloom" hätten Caligula's Horse damit weitestgehend gehalten und ihren Status damit behauptet. So darf es also, und damit wären wir wiederum bei der Einleitung, gerne weitergehen: "In Contact" als zweites Werk dieser aussergewöhnlichen Band lässt nach mehr hoffen. Für mich eine der grössten Ueberraschungen von 2017.





Oct 22, 2017


NEW YORK DOLLS - Too Much Too Soon (Mercury Records SRM-1-1001, 1974)

Ihr Name trug New York und Puppen im Titel, stand aber genauso für dreckigen Rock'n'Roll im Popsong-Format, androgyne Anarchie, Revoluzzertum in Strumpfhosen, Bühnenekstase in High Heels, exzessive Groupiegelage und Drogenexzesse mit Todesfolge. Der ebenso einflussreichen wie legendären Glamrock-Band New York Dolls, obwohl zeitweise in der Obhut des späteren Sex Pistols-Provokateurs Malcom McLaren, waren zwar nur gute drei Jahre im Rampenlicht beschieden, sie sicherte sich aber einige Zeit nach ihrer Auflösung einen unübersehbaren Platz auf dem Rock Olymp, alleine schon des Einflusses wegen, den die Band auf die Jahre später stattfindende Punk-Bewegung ausübte. Die New York Dolls waren die Typen an der Spitze und ganz kurz vor dem Ziel, doch dann fielen sie hin und brachen sich die Beine, konstatierte ihr Sänger David Johansen 30 Jahre später. Das grosse Geld machten später andere Bands, die sich die musikalische Rezeptur der New Yorker Puppen einverleibten: Kiss, Aerosmith, Blondie, die Talking Heads, The Clash und natürlich die The Sex Pistols. Die New York Dolls verkauften letztlich keine Platten, sondern Einfluss, was leider nmur wenig Kohle einbrachte, resümierte David Johansen später seine Erinnerungen. Heute gilt ihr Debütalbum "New York Dolls" mit dem berühmten, in rosa Lippenstift-Farbe verewigten Schriftzug samt den darauf befindlichen Szenehits "Personality Crisis", "Jet Boy" und "Subway Train" ebenso als Klassiker wie "Fun House" von den Stooges oder "Kick Out The Jams" von MC5. Die New York Dolls, das war Halloween, 365 Tage im Jahr, hob Gitarrist Syl Sylvain, der im Februar 1972 Rick Rivets an der Gitarre ablöste, treffend den Spassfaktor seiner Truppe heraus.

Dass es die Band dennoch über den Status einer Fussnote des Glamrock hinaus schaffte, verdankte sie nicht ihren durchweg extravaganten Bühnenoutfits, sondern den Songs, die in ihren besten Momenten dem Bösewicht Rock'n'Roll den Dolch mit einer Wucht ins Herz rammten, dass dem Publikum der Atem stockte. Während die Stooges dem Drang zum ausufernden Krawall meist erlagen, platzierten die New York Dolls ihre Heavy Metal-Riffs in knackige 3 Minuten Songs, die dabei aber keinerlei Berührungsängste mit harmonischen 60s Girl Pop-Anleihen zeitigten, was wiederum die Ramones nachhaltig beeindruckt haben dürfte. Die Gruppe traf sich im Jahre 1971 auf Initiative von Arthur Kane und Rick Rivets, nachdem alle Mitglieder bereits zuvor in anderen Bands aktiv waren. Die Gitarren bedienten Rivets und Johnny Thunders, Kane spielte Bass, Billy Murcia sass am Schlagzeug und David Johansen war Sänger, Harp-Spieler, Fixpunkt und Frauenschwarm in einer Person, was dank seiner an Mick Jagger erinnernden Mimik kein allzu grosses Problem darstellte. Doch erst als Sylvain für Rivets einstieg, fanden die New York Dolls ihren Konzert-Rhythmus in Lower Manhattan. Ihr CBGB's war das Mercer Arts Center, ein Teil des Broadway Central Hotelgebäudes mit mehreren Räumen zur Abendgestaltung und einer gemeinsamen Bar, an der sich alle Besucher trafen. Auch Freakclubs wie Max's Kansas City, durch Velvet Underground zu Ruhm gelangt, rissen sich bald um die neuen Paradiesvögel.

Es dauerte nicht lange, bis das Publikum die Kunde der energetischen Liveshows aus dem Mercer Arts Center in die Strassen des Big Apple hinaustrug. Und auch die Kunde ihrer Outfits: So betrat Sänger Johansen gerne als Greta Garbo verkleidet die Bühne, hing sich aber auch mal dicke Kreuzketten um wie der Dunkelfürst in spe, Ozzy Osbourne. Solcherlei bewusst gesetzte Tabubrüche sorgten für anbetungswürdige Faszination jenseits der Bühne. Parallel dazu wurden erste Vergleiche mit den Rolling Stones und den Yardbirds laut. Ähnlich den genannten 60er Rockheroen integrierten auch die New York Dolls ein paar Coverversionen in ihr Live-Repertoire, etwa von Chuck Berry oder Muddy Waters' "(I'm Your) Hoochie Koochie Man", die aber nur das Sahnehäubchen auf dem Dolls-Kompositionskuchen darstellten. Dass die Plattenfirmen dieses gewinnversprechende Phänomen lieber aus sicherer Distanz betrachteten, war der komplett anarchischen Gesamtausstrahlung der Truppe geschuldet. Dennoch gelang es den Dolls, nur knapp fünf Monate nach Bandgründung in einem New Yorker Studio erste Demos aufzunehmen, die später unter dem Titel "The Mercer Street Sessions" in Umlauf gerieten. Mit dabei bereits die späteren LP-Songs "Frankenstein", "Jet Boy" und natürlich "Personality Crisis".

Kurz darauf brach die Band zu einer England-Tournee mit Rod Stewart auf, von der jedoch nicht alle Mitglieder heimkehrten: der gerade erst 21-jährige Schlagzeuger Billy Murcia starb im November 1972 in London, als er nach Alkohol- und Drogengenuss in der Badewanne ertrank. Als Ersatz kam Jerry Nolan in die Band und nun sollte der Trubel erst richtig losgehen. Dolls-Liveshows besassen zu dieser Zeit längst den Status von Freak Out-Happenings: Ihre männlichen Fans erschienen in metro- bis transsexueller Garderobe und die Heerscharen weiblicher Verehrer schnitten sich ihre Röcke von Woche zu Woche kürzer. Die Plattenfirma Mercury Records zeigte sich schliesslich interessiert am New Yorker Puppenrock und bot der Band einen Vertrag an. Heraus kam das epochale Debüt "New York Dolls", das von Todd Rundgren, der auf Dolls-Konzerten gerne mal komplett in pink (plus Schminke!) einlief, produziert wurde. Doch als das Album im Sommer 1973 in die Läden kam, blieb es trotz überwiegend positiver Beurteilung der Musikkritik ein Ladenhüter. Mehr als Platz 116 der US-Charts schaffte die Platte nicht. Das Folgealbum "Too Much Too Soon" ereilte im Sommer 1974 ein ähnliches Schicksal, mit Platz 167 schnitt es sogar noch ganze 50 Plätze schlechter ab.

"Too Much Too Soon" war die Platte, mit welcher die Dolls erst richtig zufrieden war, denn das Debutalbum klang ihrer Meinung nach nicht gut und professionell genug. Der versierte Produzent Shadow Morton gab "Too Much Too Soon" eine druckvollere und gleichzeitig geschmeidigere Note. Morton hatte eigentlich keine Lust mehr, für grosse Plattenfirmen zu arbeiten, weil er seinen persönlichen Stil nicht wie gewünscht in seine Produktionen einbringen konnte, weshalb er es eigentlich vorzog, eher im Independent Bereich weiterzuarbeiten, doch der Sound der Dolls überzeugte ihn mühelos. Auch die schiere Energie, mit welcher die Musiker ans Werk gingen, beeindruckte Morton, weshalb er die Herausforderung gerne annahm. Das Album wurde schliesslich in den A&R Studios in New York City aufgenommen. Anstatt nur neue Songs aufzunehmen, holten die Dolls ältere Stücke hervor und arrangierten diese neu, insbesondere Songs, die sie zuvor lediglich als Demos eingespielt hatten. Der Leadgitarrist Johnny Thunders schrieb das Stück "Chatterbox", seine erste Aufnahme, auf welcher er den Leadgesang übernahm.

"Too Much Too Soon" erhielt weltweit positive Kritiken, verkaufte sich allerdings entgegen den guten Kritiken eher mittelprächtig. Nach einer problembehafteten Tournee durch die Staaten, welche für negative Schlagzeilen sorgte, kündigte Mercury Racords den Plattenvertrag und die Dolls gingen nach einigen weitgehend erfolglosen Versuchen, weiterhin zu reüssieren, auseinander. "Too Much Too Soon" klang wesentlich erdiger, rockiger und griffiger als das Debutalbum. Trotzdem gelten beide Alben heute als Meilensteine des Glam Rock, die Gruppe selbst hat sich längst Kultstatus verschafft. Ausserdem gelten die New York Dolls inzwischen als einer der wichtigsten Vorreiter des späteren Punkrock. Produzent Shadow Morton war auch später nie um überschäumende Worte verlegen, wenn die Diskussion auf die New York Dolls kam: "The Dolls had energy, sort of a disciplined weirdness. I took them into the room as a challenge. I was bored with the music and the business. The Dolls can certainly snap you out of boredom". "Babylon", "Who Are the Mystery Girls ?", "It's Too Late" und "Human Being" waren Titel des Albums, welche die Band schon 1973 erstmals aufgenommen hatte, auf der LP aber bissiger und kraftvoller klangen.

Die Highlights der Platte aber waren die Coversongs "Stranded In The Jungle" , ein Hit der Cadets aus dem Jahre 1956, Archie Bell's 1969er Hit "There's Gonna Be A Showdown", sowie Sonny Boy Williamson's "Don't Start Me Talkin'". Obwohl Konzerte der New York Dolls nachwievor viele Zuschauer anlockten, wollte sich der Bühnenzauber nicht auf die Albumverkäufe niederschlagen. Mercury hatte bald genug und kündigte dem Quintett noch im selben Jahr. Nun trat Malcolm McLaren auf den Plan. Er kannte die Dolls, seit sie zwei Jahre zuvor in seinen Londoner Modeladen 'Sex' einmarschierten, um absurde Bühnenoutfits abzugreifen. McLaren bot der mittlerweile desillusionierten Band, die zudem ein handfestes Drogenproblem zu bewältigen hatte, seine Dienste als Manager an. Die Dolls sagten zu. McLaren setzte auf die Kraft der Provokation, steckte die Band in rote Lederkostüme und liess sie vor überdimensionalen russischen Flaggen auftreten. Im kommunistenfeindlichen Amerika der kommerzielle Todesstoss. Doch besonders die Drogenexzesse der Musiker Nolan und Thunders setzten der Bandchemie immer mehr zu. Im Sommer 1975 verliessen beide die Band und gründeten mit Richard Hell (später Television) The Heartbreakers, zu deren grössten Hits "Born To Lose" und "Chinese Rocks" zählten.

Johansen und Sylvain feuerten anschliessend zwar auch ihren Manager, doch das Ende der New York Dolls war nicht mehr aufzuhalten. Zwei Jahre spielten die beiden noch mit verschiedenen Musikern unter dem bekannten Banner, bevor die New York Dolls 1977 Geschichte waren. In den 80er Jahren sang David Johansen zeitweise unter dem Pseudonym Buster Poindexter und trat 1985 in einer Folge der TV-Serie Miami Vice als Sänger auf. Syl Sylvain begann eine ähnlich erfolglose Solokarriere wie Johansen. Von den New York Dolls sprach man erst wieder, als der Heartbreakers-Gitarrist Johnny Thunders am 23. April 1991 wie zuvor sein Ex-Kollege Billy Murcia an einer Überdosis Heroin starb. Der 40-jährige Jerry Nolan, der noch an einem Tribute-Konzert für Thunders teilnahm, starb Ende desselben Jahres an den Folgen eines Schlaganfalls. 2004 lag es ausgerechnet am britischen Romancier Morrissey, den inzwischen hochangesehenen, noch lebenden Ur-Punks einen neuen Karriereschub zu versetzen. Morrissey, der stets behauptete, in seiner Jugend Präsident des englischen New York Dolls-Fanclubs gewesen zu sein, lud Johansen, Sylvain und Kane auf das von ihm kuratierte Meltdown Festival in London ein, wo sie mit Hilfe des Libertines-Schlagzeugers Gary Powell, dem Gitarristen Steve Conte und dem Keyboarder Brian Koonin zwei engagierte Auftritte hinlegten. Izzy Stradlin hatte in letzter Minute abgesagt, die Dolls-Gitarre zu spielen. Die beiden Auftritte erschienen in einem Zusammenschnitt auf der DVD "Morrissey Presents: The Return Of The New York Dolls. Live At The Royal Festival Hall".

Den New York Dolls-Mythos fütterte die tragische Tatsache, dass Bassist Arthur Kane wenige Wochen nach der umjubelten Reunion im Alter von 55 Jahren an Leukämie starb. Dennoch nahm die Band ihre übrigen Live-Verpflichtungen in Japan, Europa und Amerika wahr. 2006 schliesslich hörte man, die Band plane tatsächlich ein neues Studioalbum bei Roadrunner Records, ihr erstes seit 1974. Für Kane stand nun Sami Yaffa (Hanoi Rocks) am Bass, am Schlagzeug sass Brian Delaney. Als Produzent heuerte Sänger Johansen wieder Jack Douglas an, der schon das Dolls-Debüt, aber auch alte Aerosmith- und John Lennon-Platten veredelt hatte. Ausserdem war eine schwergewichtige Starbesetzung im Anmarsch: Iggy Pop, Michael Stipe (R.E.M.) und Bo Diddley schauten im Dolls-Studio vorbei. Das Comeback-Werk namens "One Day It Will Please Us To Remember Even This" war jedoch, ähnlich dem Stooges-Versöhnungsalbum "The Weirdness" von 2007, nur eine Fussnote der Musikgeschichte beschieden.









Oct 21, 2017


EELS - Daisies Of The Galaxy (Dreamworks Records 450218-2, 2000)

Hinter dem Bandnamen Eels verbirgt sich in erster Linie der Musiker 'E', der im richtigen Leben Mark Oliver Everett heisst. Da während dessen Schulzeit viele seiner Freunde auch Mark hiessen, nannte man ihn bald nach seinen Initialen 'M.E.' oder später nur noch 'E'. Mark Oliver Everett wurde am 10. April 1963 in Virginia geboren. Er war nach seiner Schwester Elizabeth Ann das zweite Kind des Physikers Dr. Hugh Everett III und Nancy Everett. Hugh Everett gehörte zu den bedeutendsten Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts und begründete die Many Worlds Theory. Im Gegensatz zu seinem Vater zeigte Mark Oliver keinerlei Interesse an Physik oder Mathematik. Er interessierte sich mehr für die Platten seiner Schwester, zum Beispiel für Neil Young's "After The Goldrush", die seine Schwester immer wieder vorspielte. Im Alter von sechs Jahren entdeckte 'E' ein Kinderschlagzeug-Set bei einem Garagenverkauf von Nachbarn und war sofort Feuer und Flamme dafür. Er bettelte bei seinen Eltern, ihm das Schlagzeug zu kaufen, und während der folgenden zehn Jahre spielte er mit grosser Begeisterung jeden einzelnen Tag darauf. Während 'E' in seiner Jugendzeit Probleme mit Drogen und Alkohol hatte und schliesslich sogar ohne Abschluss von der Schule flog, zeigte er in der Musik sehr viel Ehrgeiz. Neben Schlagzeug brachte er sich selbst das Spielen auf der Akustikgitarre bei, schrieb Lieder auf dem Klavier der Familie und nahm Songs mit einem alten Kassettenrekorder auf. 1982, als 'E' 19 Jahre alt war, fand er seinen Vater tot auf dem Bett. Mit nur 51 Jahren war er an einem Herzinfarkt gestorben, verursacht durch übermässiges Rauchen sowie Alkoholkonsum. Im selben Jahr beging seine Elizabeth ihren ersten Selbstmordversuch.

In den 80er Jahren versuchte sich der Musiker und Autodidakt unter dem Kürzel Mark E. in mehreren Bands als Schlagzeuger, darunter in einer Gruppe namens The Toasters und schlussendlich auch als Gitarrist und Songschreiber. Er nahm unzählige Promo-Bänder auf und produzierte schliesslich 1985 sein erstes Album "Bad Dude In Love", welches auf 500 Kopien limitiert war. Mit 24 Jahren packte 'E' seine Sachen, um von Virginia, wo er die Inspiration für seine Musik vermisste, nach Los Angeles aufzubrechen. In den nächsten Jahren kämpfte er sich mit allen möglichen und unmöglichen Jobs durchs Leben,hörte aber nie auf, nebenbei Songs zu schreiben und aufzunehmen. Schliesslich passierte etwas, wovon 'E' schon lange geträumt hatte: Seine Musik wurde entdeckt und er erhielt einen Plattenvertrag bei Polydor Records. So nahm er im Jahre 1992 sein Album "A Man Called (E)" als 'E' auf. Die erste Singleauskopplung "Hello Cruel World" gelangte in die American Alternative-Top Ten und er tourte als Support Act von Tori Amos durch die Vereinigten Staaten. 1993 folgte das nächste Album "Broken Toy Shop", das er wiederum bei Polydor Records veröffentlichte. Allerdings war dieses Album nicht sehr erfolgreich, woraufhin Everett's Plattenvertrag nicht mehr verlängert wurde. Im selben Jahr traf 'E' den Musiker Jonathan 'Butch' Norton, der ihn auf der Broken Toy Shop-Tour begleitete. In den nächsten zwei Jahren ohne Plattenvertrag schrieb 'E' weiterhin jede Menge Songs.

Im Jahre 1995 entschied 'E' schliesslich, seinen Künstlernamen zu ändern. Der Grund dafür lag im musikalischen Wachstum Everetts: Er wurde in Bezug auf Musik und Texte experimentierfreudiger. So wurde aus 'E' schliesslich Eels. Diesen Namen wählte der Musiker deshalb, weil er davon ausging, dass dann seine neuen Alben in den Plattenläden gleich nach seinen ersten beiden eingereiht werden würden. Allerdings vergass er dabei Bands wie zum Beispiel die Eagles. Zusammen mit dem Schlagzeuger Jonathan 'Butch' Norton und dem Bassisten Tommy Walters unterschrieb er dann 1996 einen Vertrag bei Steven Spielberg's Plattenfirma DreamWorks Records und nahm das erste Eels Album "Beautiful Freak" auf. Die beiden Singleauskopplungen "Novocaine For The Soul" und "Susan's House" erreichten die Top Ten. MTV-Nominationen und eine Tour durch Amerika und Europa folgten, auf der sich die Band Eels einen Namen als attraktive Live-Band schaffen konnte. Das Frontcover der Platte "Beautiful Freak" zeigte ein Mädchen mit überdimensional grossen Augen, was einige Fans in spe anzog. So wurde auch Wim Wenders auf Eels aufmerksam und es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Einen Tag vor der Veröffentlichung von "Beautiful Freak" beging Everetts Schwester Elizabeth, die schon unzählige Male in der Psychiatrie war, Selbstmord. Etwa zur selben Zeit erkrankte seine Mutter Nancy an Lungenkrebs. Um mit diesen Schicksalsschlägen umgehen zu können, liess sich 'E' auf ein zehntägiges Meditationsprojekt ein, während welchem ihm Schreib- und Sprechverbot erteilt wurde. Nur ein einziges Mal wurde er dabei rückfällig: Auf ein Stück Toilettenpapier schrieb
er die Zeilen "Souljacker can't get my soul, he can hang my neck from the old flagpole, but the souljacker can't get my soul". Daraus wurde einige Jahre später das Stück "Souljacker Part II". Allerdings begriff 'E', dass er ohne Musik nicht leben und die Ereignisse in seiner Familie am besten mit Musik verarbeiten konnte.

1998 veröffentlichten Eels das Album "Electro-Shock Blues", das der Msuiker dann seiner Schwester Elizabeth widmete und für dessen Texte er Gedichte von ihr verwendete. Dieses Album ist bis heute für viele Fans ein Meilenstein, gemessen an allen anderen Platten, welche Eels bis heute veröffentlicht haben. Anfangs mochte "Electro-Shock Blues" sehr düster erscheinen, insbesondere durch Songs wie "Going To Your Funeral Part I", "My Descent Into Madness", "Hospital Food" oder "Elizabeth On The Bathroom Floor". 'E' selbst sah es als das positivste Album, das er realisiert hatte. Positiv nannte er es deshalb, weil er zeigte, dass das Leben zwar tragisch, aber nicht nur tragisch sein kann, dass es nicht selbstverständlich war und man besser heute als morgen zu leben beginnen sollte. Eher negativ wirkte anfangs auch der Song "Dead Of Winter", in welchem sich 'E' von seiner schwerkranken Mutter verabschiedete. Dennoch standen am Ende nicht nur Leid und Verlust, sondern auch Hoffnung: Mit den Worten "Maybe it's time to live" aus dem Song "P.S. You Rock My World" wurde der Zuhörer aus dieser sehr intensiven Atmosphäre wieder in seine eigene Realität entlassen. Diese Songs über Tod und körperliche wie psychische Krankheiten konnten durchaus als Tabubruch gewertet werden, jedoch war das Album nicht nur dieser Thematik wegen etwas Besonderes. 'E' konnte sich auch einen langjährigen Wunsch erfüllen: Er spielte auf demselben Klavier, das Neil Young damals auf seinem Album "After The Goldrush" gespielt hatte. Etwa gleichzeitig zur Veröffentlichung der Platte "Electro-Shock Blues" verliess Tommy Walters aufgrund von Differenzen innerhalb der Band das Trio. 'E' und Butch gingen fortan mit dem Bassisten Adam Siegel auf Tournee.

'E' fasste den Entschluss, sobald wie möglich ein neues Album herauszubringen. Bei der Betrachtung seines aufgenommenen Materials bemerkte er, dass er sowohl sehr dunkle und ernste Songs, aber auch fröhliche geschrieben hatte. Auf dem folgenden Album würde 'E' hauptsächlich die positiveren Songs veröffentlichen. So erschien im Jahre 2000 das Album "Daisies Of The Galaxy". Viele der zuvor geschriebenen ernsteren Songs fanden sich dann zwei Jahre später auf dem Nachfolger "Souljacker" wieder. Schon das Frontcover des Albums "Daisies Of The Galaxy" liess das Werk als Ganzes freundlich wirken: 'E' verwendete dafür bunte und kitschige Bilder aus einem alten Kinderbuch, das er im Nachlass seiner Mutter gefunden hatte. Diese Covergestaltung in Kombination mit bestimmten Textzeilen lösten in der amerikanischen Öffentlichkeit heftige Diskussionen aus. Die Bush-Administration nahm im Wahljahr 2000 den Songtitel "It's A Motherfucker" wörtlich und interpretierte ihn als Aufforderung an Kinder, Beischlaf mit ihren Müttern zu haben. 'E' selbst fand dies lächerlich und veröffentlichte schliesslich eine zweite Version, in der er Text und Titel zu "It's A Monstertrucker" änderte. Trotz aller konservativer Polemik wurde das Album "Daisies Of The Galaxy" ein voller Erfolg.


Der beschwingte Song "I Like Birds" war Everetts Mutter gewidmet, die leidenschaftlich gerne Vögel beobacht hatte. Als erste Single wurde der sogenannte 'Hidden Track' "Mr. E's Beautiful Blues" veröffentlicht, der zu einem internationalen Hit avancierte. Auch die folgende Tournee wurde etwas ganz Besonderes, denn ein Traum von Butch, in dem die Eels mit einem Orchester tourten, wurde wahr. The Eels Orchestra spielte in Amerika, Europa und Australien. Zwar wurden Eels nicht von Peter Buck (R.E.M.) und Grant Lee Phillips, die beide am Album mitgewirkt hatten, begleitet. Aber dafür erhielten sie Verstärkung von der Gastmusikerin Lisa Germano. Im Dezember 2000 kam das limitierte Live-Album "Oh What A Beautiful Morning" heraus, das während der Orchestra-Tour und der darauffolgenden Solo-Tour von Eels mit Fiona Apple aufgenommen wurde. Nach dieser Tour kehrte 'E' vorerst nicht nach Los Angeles zurück, sondern begab sich in eine Klinik in der Nähe von Hamburg. Dort lernte er die russische Zahnärztin Natasha Kovaleva kennen und lieben. Im Januar 2001 heirateten die beiden. Laut 'E' waren die ersten Worte Natashas zu ihm: "Du bist kein schöner Mann!" Leider wurde die Ehe nach nur vier Jahren geschieden.

Das nächste, vierte Album war "Souljacker" (2001), das 'E' schon mehr oder weniger in den Jahren zuvor geschrieben hatte. Als Titel wählte er den Spitznamen eines Serienkillers, der gerade in den USA sein Unwesen trieb und behauptete, nicht nur das Leben seiner Opfer zu nehmen, sondern auch deren Seelen. Musikalisch wurden Eels von John Parish, der an vielen Songs mitgeschrieben hatte, und von Koool G Murder unterstützt. "Souljacker" sollte eigentlich im September 2001 weltweit auf den Markt gebracht werden. Allerdings kam das Album in den USA erst im März 2002 heraus, da das Cover, auf dem 'E' einen langen Bart trug, viele Menschen an 09/11 erinnerte und man daher mit der Veröffentlichung noch zuwarten wollte. Wim Wenders drehte zum Song "Souljacker Part I" das Video in einem ehemaligen Ostberliner Gefängnis. Das Album erhielt durchweg positive Kritiken und wurde von der Times als eines der besten Alben des Jahres gelobt. Auf der sich anschliessenden ausgedehnten Bus Driving Band Rocking-Tour wurde, wie der Name schon verriet, mit der immer grösser werdenden Fangemeinde richtig gerockt. 2002 bewies 'E', dass er ein sehr vielseitiger Mensch sein kann: Nicht nur, dass er viele seiner Songs zu den verschiedensten Soundtracks beisteuerte, er schrieb in diesem Jahr auch den kompletten Soundtrack für den Film 'Levity'. Ebenfalls wurde in diesem Jahr das begehrte Live-Album "Electro-Shock Blues Show" auf den Markt gebracht, das bei einem Konzert im Jahre 1998 mitgeschnitten worden war.

Inzwischen schrieb 'E' wieder an Songs, die später zu dem Album "Blinking Lights And Other Revelations" wurden. Um von diesem intensiven und anstrengenden Schreibprozess eine Pause zu machen, ging er vorerst über zum nächsten Projekt: Bereits ein Jahr später, also 2003, wurde "Shootenanny!" veröffentlicht, das im Studio in nur 10 Tagen live aufgenommen wurde. Tom Waits gefiel dieses Werk so gut, dass er es für den Short List Music Prize 2003 nominierte. In diesem Jahr verliess Butch die Band, was viele Fans sehr bedauerten. Offiziell wurde als Begründung angegeben, dass Butch sich freundschaftlich von 'E' getrennt habe, um für Tracy Chapman Schlagzeug zu spielen. In einem Interview für das Rhythm Magazine sprach Butch jedoch davon, dass er aus finanziellen Gründen gegangen sei. Die Tour of Duty führte Eels durch 80 Städte und mindestens zweimal um die Erde. Mit dabei waren Koool G Murder, Golden Boy, Puddin', der Butch am Schlagzeug ersetzte, sowie The Chet (für einen Teil der US-Tournee). Aber 'E' hatte noch nicht genug: Unter dem Pseudonym MC Honky brachte er das Album "I Am The Messiah" heraus, das im Sommer 2000 entstand. Obwohl 'E' versicherte, nicht MC Honky zu sein, dürfte das eigentlich als Tatsache feststehen. 2004 steuerte 'E' wiederum Songs zu Soundtracks bei, so zum Beispiel für den eigens für den Film 'Shrek 2' geschriebenen Titel "I Need Some Sleep". DreamWorks Records wurde an Universal verkauft und Eels wurden ab da beim zum Universal-Konzern gehörigen Label Vagrant Records verlegt.


Die intensive Arbeit am nächsten Album ging weiter und im April 2005 war es endlich soweit. Die bislang aktuellste Platte von Eels kam auf den Markt: "Blinking Lights And Other Revelations", ein Doppelalbum mit insgesamt 33 Titeln. Dieses Album war nach "Electro-Shock Blues" das persönlichste. Nachdem 'E' auf früheren Alben den Selbstmord seiner Schwester und den Tod seiner Mutter verarbeitete, setzte er sich nun unter anderem mit der Beziehung zu seinem Vater auseinander. Er bezeichnete die Songs als Liebesbrief an das Leben selbst, in all seiner wunderbaren, grausamen Herrlichkeit. Für das Booklet der CD hatte 'E' aus alten Familienphotos ausgewählt. Zudem sparte er nicht an Gastmusikern: So steuerte sein Hund Bobby, Jr. seine Künste zu "Last Time We Spoke" bei, auch Lovin' Spoonful's John Sebastian, Peter Buck von R.E.M und Tom Waits, der wortwörtlich ein Solo bei "Going Fetal" jaulte, waren mit von der Partie. Die Kritiker waren begeistert und bezeichneten das Album als episches Meisterwerk. Das Video zu "Hey Man (Now You're Really Living)" drehte 'E' selbst, während für "Trouble With Dreams" Jesse Dylan hinter der Kamera stand. In diesem Jahr folgte eine Tour der ganz besonderen Art: Zusammen mit Streichmusikern und den Multiinstrumentalisten The Chet und Big Al spielte 'E' wieder in Europa, Australien und den USA auf seiner 'Eels with Strings'-Tour, deren Konzerte von der Kritik begeistert gefeiert wurden. Gleichzeitig erschien das dritte Live-Album von Eels, "Sixteen Tons (Ten Songs)", bei dem es sich um eine Aufnahme der KCRW Session von 2003 handelte und das exklusiv nur an Konzerten verkauft wurde.

Im Februar 2006 kam schliesslich das vierte Live-Album und das erste mit weltweitem Release unter dem Titel "Eels With Strings - Live At Town Hall" als CD und als Konzertfilm auf DVD heraus. Kurz danach beschloss 'E', die Streichinstrumente zuhause zu lassen, und rockte ein zweites Mal zum Album "Blinking Lights And Other Revelations" mit der No Strings Attached-Tour rund um den Globus. Auch diese Tour wurde wieder ein voller Erfolg. 2007 liessen Eels nicht viel von sich hören. Im Sommer steuerten sie einen neuen Song, betitelt "Royal Pain", dem Soundtrack zum dritten Teils von "Shrek" bei. Im November 2007 folgte eine Veröffentlichung ganz anderer Art: Die BBC-Dokumentation 'Parallel Worlds, Parallel Lives' wurde ausgestrahlt. 'E' begab sich auf Spurensuche in seine Kindheit und versuchte, seinen Vater und die von ihm entwickelte Many Worlds Theory besser zu verstehen, die jetzt, nach 50 Jahren, immer mehr an Einfluss gewann. Die Dokumentation war ein sehr persönliches Portrait von 'E' und der Beziehung zu seinem Vater, mit dem er nach viel Verbitterung und Wut nun seinen Frieden geschlossen hatte. Im Januar 2008 erschien Everett's von den Fans mit Spannung erwartete Autobiographie 'Things The Grandchildren Should Know'. Nach 12 Jahren Eels gab es erstmalig ein 'Best Of' Album ("Meet The Eels: Essential Eels Vol.1"), das auch eine DVD mit offiziellen Musikvideos beinhaltete. Dazu kam noch das Album "Useless Trinkets", zwei CDs vollgepackt mit Raritäten, B-Seiten und bisher unveröffentlichtem Material plus einer Live-DVD vom Lollapalooza-Festival 2006. 2008 erschien auch das Doppelalbum "Useless Trinkets". Im Juni 2009 erschien ein weiteres Album, "Hombre Lobo". Im Januar 2010 wurde das achte Studioalbum "End Times" veröffentlicht.


Die Eels haben einen weit verbreiteten Fankreis. Die diversen Welttourneen brachte die Band nach Europa, Australien, Japan und natürlich Amerika. Besonders erfolgreich ist die Band in Grossbritannien und im mittel- bis nordeuropäischen Sprachraum. Es gab Zusammenarbeiten zwischen der Band und den Fans. So wurde zum Beispiel im Jahre 2001 ein Song namens "Hidden Track" aufgenommen, dessen Text nur aus Einsendungen der Fans bestand. Die relativ grosse Fanszene ist auch selbstständig sehr aktiv. So gab es 1999 ein Tribute-Album der Fans, organisiert von der damaligen Fansite The Galaxy. Im Jahre 2006 entstand das zweite Tribute-Album. Das dritte Tribute-Album wurde Ende 2010 veröffentlicht. 'E' veröffentlichte zuletzt in den Jahren 2013 und 2014 zwei weitere Studioalben, "Wonderful, Glorious" und "The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett", sowie 2015 ein weiteres Livealbum unter dem Titel "Royal Albert Hall".









Oct 20, 2017


SAVOY BROWN - Street Corner Talking (Parrot Records PAS 71047, 1971)

Der Savoy Brown Gitarrist, Leader und Gründer Kim Simmonds sah sich zu Beginn des Jahres 1971 der Situation gegenüber gestellt, dass sich seine bis dato exzellent aufspielende Combo verselbständigte, weil sie geschlossen zurücktrat, um die Formation Foghat zu gründen, nachdem sie sich in schneller Folge zunächst Brandywine, anschliessend Hootch und schliesslich Foghat nannte. Dave Peverett, Tony Stevens und Roger Earl, die den Gitarristen noch auf dem vorherigen Album "Looking In" begleitet hatten, strebten eine Karriere an, die mehr im Rock'n'Roll und Boogie Rock beheimatet war, als im zuletzt eher angejazzten Bluesrock ihres Mentors Kim Simmonds. Dieser suchte sich in der Folge neue Mitstreiter und rekrutierte diese zusammen mit seinem Bruder Harry Simmonds, der auch der Manager der Band war. Die erste Savoy Brown Besetzung nach diesem geschlossenen Abgang seiner gesamten Begleitband bestand danach aus dem Sänger Pete Scott und umfasste ausserdem das Bass- und Schlagzeug-Rhythmusgespann von Blodwyn Pig, das zuvor für den ehemaligen Jethro Tull Gitarristen Mick Abrahams tätig war. So bestanden Savoy Brown zum Zeitpunkt der Kompositionsphase zum späteren Album "Street Corner Talking" zunächst aus dem Sänger Pete Scott, dem Gitarristen Kim Simmonds, dem Bassisten Andy Pyle und dem Schlagzeuger Ron Berg.

In dieser Besetzung tourte die Gruppe Savoy Brown vor allem zu Beginn des Jahres 1971 in den Vereinigten Staaten, zusammen mit der Grease Band (der ehemaligen Begleitband von Joe Cocker) und Rod Stewart. Savoy Brown spielten dabei immer als Supporting Acts. Wie auch immer: Für Kim Simmonds erwies sich diese Situation als höchst unbefriedigend, wollte er doch auf jeden Fall als Headliner in Erscheinung treten und nicht nur als Anheizer für berühmte Musiker und/oder Bands herhalten müssen, weshalb er diese neue Inkarnation seiner Gruppe kurze Zeit später erneut auflöste, nur um kurz darauf erneut eine neue Band zusammenzustellen, die seinen Vorstellungen in musikalischer Hinsicht besser entsprach. Nachdem sich zeitgleich auch bei der von Stan Webb angeführten britischen Bluesrock Band Chicken Shack ähnliche Auflösungserscheinungen auftaten, die vor allem aufgrund ihres desillusionierten Chef-Gitarristen entstanden waren, kontaktierte Manager Harry Simmonds die Musiker von Chicken Shack und bot ihnen an, Probesessions mit Kim Simmonds abzuhalten. Dies führte letztlich dazu, dass gleich drei Musiker von Chicken Shack zu Kim Simmonds wechselten, die sogleich das neue Fundament von Simmonds' Band Savoy Brown bildeten: Paul Raymond stieg als zweiter Gitarrist und Keyboarder bei Savoy Brown ein, Andy Silvester als Bassist und Dave Bidwell als Schlagzeuger.

Was noch fehlte, war ein prägnanter Leadsänger. Dieser fand sich in der Person des ehemaligen Idle Race Sängers Dave Walker. Dieser aus Walsall in den West Midlands stammende Sänger hatte ein wesentlich differenzierteres Image als zuvor Chris Youlden und/oder Dave Peverett, welche in den Jahren zuvor als Leadsänger bei Savoy Brown in Erscheinung getreten waren. Dave Walker trug weder einen Hut, noch rauchte er Zigarre auf der Bühne wie Chris Youlden, sondern war einfach ein brillianter Performer mit einer angenehm rauchigen Stimme, und er war vor allem ein exzellenter Frontmann, der Stimmung machte und das Publikum mitzureissen verstand. Walker sang neu einstudierte Bluesklassiker wie etwa den "Wang Dang Doodle" aus der Feder von Willie Dixon mit solcher Inbrunst, als wäre es sein eigener Song gewesen. Auch der Rhythm'n'Blues-Klassiker "I Can't Get Next To You", den die Temptations populär gemacht hatten, erhielt in der Savoy Brown Version einen erneuten Popularitätsschub, der vor allem Paul Raymond's exzellentem Keyboardspiel und selbstverständlich Dave Walker's genialer Vokalarbeit geschuldet war. Dabei standen Paul Raymond's Piano-Variationen in krassem Ggensatz zu jenen von Bob Hall, der einige Jahre zuvor bei Savoy Brown die Tasten gedrückt hatte und der wesentlich puristischer und blueszugewandter gespielt hatte. Paul Raymond hingegen war wesentlich mehr dem Rock zugewandt als dem Blues. Der Good Time Rock'n'Roll hielt damit definitiv Einzug in der Musik von Savoy Brown, und der puristische Blues der Anfangsjahre war weitgehend weggewischt.

Als wäre eine kontinuierlich gleichbleibende Besetzung von Savoy Brown von langer Dauer, konnte man sagen, dass dieses neue Line Up mit einer Beständigkeit von 18 Monaten die stabilste Besetzung in der gesamten Bandhistorie von Savoy Brown darstellte. Die Gruppe veröffentlichte in dieser Zeit drei ihrer absolut stärksten Alben: Das 1971 veröffentlichte Werk "Street Corner Talking", sowie die beiden 1972 veröffentlichten Alben "Hellbound Train" und "Lion's Share". Obwohl sich die Band in kreativer Hinsicht in diesen knapp eineinhalb Jahren äusserst produktiv zeigte, spielte sie trotzdem auch viele Konzerte in den USA, in Kanada und in Europa. Diese drei Alben währende Phase war auch die Zeit von Neil Slaven, der Savoy Brown in dieser Zeit managte und produzierte. Er war Angestellter bei Decca/Deram Records und ein wahrer Bluesologe, also ein grosser Kenner der Blues-Musik. Neil Slaven war auch schon seit längerer Zeit ein persönlicher Freund und Unterstützer von Kim Simmonds und seiner Truppe und schrieb auch die Liner Notes zu einigen von Savoy Brown's bisherigen Alben. Mit ihm als Produzenten und persönlichem Freund gestaltete sich das Erarbeiten der neuen Songs wesentlich lockerer und ungezwungener, denn die Musiker und er verstanden sich grossartig und in erster Linie als Freunde und nicht wie ein Produzent und dessen Schützlinge.

Die Arbeiten am Album "Street Corner Talking" erhielten dann noch eine nicht ganz geplante Verzögerung, weil sich der Bassist Andy Pyle aus der Band verabschiedete und für ihn der ehemalige Chicken Shack Bassist Andy Silvester in die Band kam. Danach fanden die Aufnahmen an vier aufeinanderfolgenden Nächten bei jeweils 12 Stunden Arbeitsdauer statt, und zwar in den renommierten Olympic Studios in London im September 1971. Decca Records veröffentlichte das Album in ihrer Deluxe Veröffentlichungs-Serie, zu erkennen an den Katalognummern-Codes 'TXS', unter welcher Decca unter anderem auch Alben von den Moody Blues veröffentlichte. In den USA erschien das Album ebenfalls als Gatefold-Cover in exzellenter Aufmachung auf dem amerikanischen Decca-Pendant Parrot Records. Eine 'Street Corner'-Szene, designed von dem Maler David Anstey zierte das Cover der Platte. Sieben Songs fanden sich auf dem hervorragend produzierten und abgemischten Werk, darunter fünf eigene Songs plus zwei Covertitel. Diesmal wählten die Musiker vor allem Coversongs aus, die dem neuen Sänger Dave Walker perfekt auf den Leib geschrieben waren: Willie Dixon's "Wang Dang Doodle" und das von Norman Whitfield verfasste Stück "I Can't Get Next To You". Von den Eigenkompositionen überzeugten vor allem die Stücke, in welchen die Band den Rock'n'Roll stärker in den Fokus stellte als die bluesigen Töne, so etwa "Let It Rock", "Tell Mama", das zu einem Konzert-Dauerbrenner im Repertoire der Band bis heute werden sollte, sowie die Nummer "Time Does Tell".

Auf der stilistisch anderen Seite stand der Longtrack "All I Can Do", der zwar fest im bluesigen Rock verankert war, jedoch sehr schöne Jazz-Passagen zeigte, insbesondere in der langen Instrumental-Jam. Dazu kam mit dem Titelstück "Street Corner Talking" gar eine frühe Form von Funkrock, die auf dem Album im Kontext zu den anderen Stücken eine ausserordentlich gute Figur machte. Kurzum: Das Album klang wesentlich offener, stilistisch positiver und weitaus griffiger und vor allem rockiger als der Vorgänger "Looking In", der teilweise noch recht düstere Momente aufwies. "Street Corner Talking" war eine neue Savoy Brown-Welt, die auch näher am kommerziellen Rock angesiedelt war als je zuvor. Dies machte sich auch in den Verkaufszahlen und insbesondere auch in den Charts-Notierungen bemerkbar: Sowohl die ausgekoppelte Single "Tell Mama" (mit dem Stück "Let It Rock" als B-Seite), und auch das Album erreichten in den USA die Billboard Charts. Für das Album erhielten Savoy Brown eine Platin-Auszeichnung und die LP konnte sich während 17 Wochen in den Billboard Charts halten. Höchste Platzierung war Platz 75 am 18. September 1971. Die Single "Tell Mama" stieg am 6. November 1971 in den Billboard Charts ein und schaffte es bis auf Platz 83. Erstaunlicherweise gelang der Band ein Erfolg in dieser Dimension in ihrer Heimat England nicht. Dies führte schliesslich sogar dazu, dass Savoy Brown ihrer Heimat den Rücken drehten und sich in den USA niederliessen.







Oct 19, 2017


McKENNA MENDELSON MAINLINE - Stink (Liberty Records LBS 83251, 1969)

Der kanadische Gitarrist Mike McKenna spielte schon in den 60er Jahren in zwei bedeutenden kanadischen Bands mit. In und um Toronto war er seit Mitte der 60er Jahre in der Gruppe Luke & The Apostles bekannt und sehr geschätzt, bevor er mit der nächsten Truppe mit dem Namen The Ugly Duckings auch ausserhalb Kanadas immer bekannter wurde. Seine nächste musikalische Station führte über ein Musikmagazin, in welchem McKenna eine Anzeige aufschaltete, in welcher er Gleichgesinnte suchte, um eine neue Bluesband zu gründen. Joe Mendelson meldete sich daraufhin bei Mike McKenna, und die beiden begannen damit, ihre gemeinsamen Pläne zur Gründung einer Bluesband in die Praxis umzusetzen. Die beiden Musiker blieben während der ganzen Existenz der Band stets die Basis der Gruppe, weshalb sie sich auch den Namen McKenna Mendelson Mainline zulegten. Der nächste Musiker, den die beiden auswählten, war der ehemalige Bassist der 60s Poprock-Gruppe The Paupers Denny Gerrard, der dann auch gleich seinen Bekannten Tony Nolasco aus Sudbury mitbrachte, mit dem er schon seit einiger Zeit zusammen ein Rhythmus-Fundament gebildet hatte, das perfekt aufeinander abgestimmt klang. Das alles nahm im Sommer 1968 Fahrt auf.

Die Gruppe begann, Songs zu schreiben und umzusetzen und verabschiedete sich dennoch schon bald vom Bassisten Denny Gerrard, der durch Mike Harrison ersetzt wurde, der zuvor bei Grant Smith & The Power beschäftigt gewesen war. In der Folge spielte die Band zahlreiche Konzerte, und eines davon wurde im September 1968 live mitgeschnitten und auf Band festgehalten - eine Session, die später für die Band noch eine wichtige Rolle spielen würde. Durch den sich schnell und erfolgreich etablierenden British Blues Boom angespornt, dislozierten McKenna Mendelson Mainline nach England, wo sie schon kurze Zeit später einen Plattenvertrag ergattern konnten. Nachdem sie beim Label Liberty Records unterzeichnet hatten, jenem Label, das zu United Artists gehörte und bei dem unter anderem auch die erfolgreiche US-Bluesband Canned Heat unter Vertrag stand, erhielten sie die Möglichkeit, immer prominentere Bands und Musiker auf deren Tourneen als Support Act zu begleiten, unter ihnen etwa Led Zeppelin, Fleetwood Mac und andere. Inzwischen etablierte sich die Bands in zahlreichen Club-Auftritten als spontane und intelligente Bluesrock-Combo, die bei weitem nicht einfach durchstrukturierte Bluessongs spielte, sondern sich ihrer Improvisations-Fähigkeiten durchaus bewusst war und entsprechend facettenreich spielten.

Im Juli 1969 führte eine lediglich einen Tag dauernde Aufnahmesession im Tonstudio zur Einspielung eines kompletten Albums, das als erstes Studiowerk "Stink" bei Liberty Records erscheinen sollte. Die Band kehrte zurück nach Kanada und wartete die Veröffentlichung der Platte ab, um sie dann in ihrer Heimat als erstes promoten zu können. Dank ihrem umtriebigen und mit exzellenten Kontakten ausgestatteten Management konnte die Band nach der Veröffentlichung ihres Albums in zahlreichen Ländern mit prominenten Bands und Musikern Konzertauftritte bestreiten, so etwa in England, Holland und Australia mit Grössen wie etwa Rod Stewart, Jeff Beck, Jimi Hendrix und speziell in Kanada mit The Guess Who. Die kanadische Plattenfirma Paragon Records bezeichnete die Gruppe schon bald als 'next big thing' und reichte umgehend die im September 1968 live gespielten Sessions nach, allerdings ohne Einverständnis der Band, was schon kurz darauf zu internen Spannungen inenrhalb der Gruppe führte. Joe Mendelson war mit der Veröffentlichung dieser Session (unter der Bezeichnung "McKenna Mendelson Blues") überhaupt nicht einverstanden, während Mike McKenna dem Ganzen eher gelassen gegenüber stand, sah er darin doch eine weitere Möglichkeit, ein Produkt auf dem Markt zu haben, das den grossen stilistischen Reigen der Gruppe zeigte, auch wenn die Qualität der Aufnahme bei weitem nicht so gut war wie jene des offiziellen Studioalbums "Stink".

In der Folge verliess Joe Mendelson im September 1969 die Gruppe und Rick James von den Myna Birds ersetzte ihn, jedoch lediglich als zeitweiliges Mitglied und auch nur, um eine vertraglich vereinbarte Konzertserie, die zu dem Zeitpunkt von Mendelson's Abgang noch lief, zu beenden. Mike McKenna löste die Gruppe danach sofort auf, um sich einer erneuten Inkarnation der Gruppe Luke & The Apostles zu widmen. Diesem erneuten Versuch mit den alten Bandnamen war jedoch kein Erfolg mehr beschieden, weshalb sich McKenna 1970 wieder mit Joe Mendelson zusammentat, um mit Nolasco und dem Bassisten Zeke Sheppard, der zuvor bei Dutch Mason's Escorts gespielt hatte, am '1970 Scarborough Fair Festival' aufzutreten. Ein knappes Jahr später verkürzte Mike McKenna den Namen der  Band in Mainline und konnte beim Independent Label GRT Records einen neuen Vertrag unterschreiben. GRT Records besassen auch einen Vertrieb in Europa, insbesondere in Deutschland, weshalb die leider nur wenig beachtete Platte "Canada Our Home & Native Land" zwischenzeitlich auch in Deutschland als Import in den Regalen stand.

Stilistisch wurden Mainline immer rockiger und spielten nun rauher und schneller als zuvor, was ihnen insbesondere in den Clubs und Bars in und um Toronto erneut eine treue Fangemeinde bescherte. Das Livealbum "The Mainline Bump'n'Grind Revue: Live At The Victory Theatre", das im Jahre 1972 erschien, zeugte von diesem härteren Gesamtsound, verkaufte sich aber leider nur sehr schlecht. Noch ein weiteres Studiowerk mit dem Titel "No Substitue" folgte, das sich ebenso schlecht verkaufte, bevor sich die Band endgültig trennte. Mendelson nannte sich fortan Mendelson Joe und ging in den technischen Bereich des Musikgeschäfts, indem er andere Bands und Künstler promotete, mit ihnen Aufnahmen tätigte und sie auch managte. Ausserdem fing er an zu malen und trat aktiv in die Lokalpolitik ein. Denny Gerrard spielte danach in zwei recht bekannten Bands mit, nämlich bei Jericho und der Lisa Hartt Band. Zeke Sheppard gründete mit ehemaligen Musikern der Funkrock Band Rhinoceros die Gruppe Blackstone, mit welcher er im Jahre 1973 beim Label GRT Records auch ein vielbeachtetes Album veröffentlichte.

Mike McKenna schuf sich über die Jahre einen legendären Ruf als exzellenter Slide Guitar Spieler, der unter anderem Domenic Troiano bei der kanadischen Legende The Guess Who ersetzte und der letzten Besetzung dieser Band angehörte. In den 90er Jahren gründete er eine weitere Band mit Namen Mike McKenna And Slidewinder mit seinem ehemaligen Mainline Kumpel Denny Gerrard. Im Frühling 1998 traten die teilweise in Originalbesetzung aufspielenden Mainline an einem Classic Rock Revival Festival im Club The Warehouse in Toronto auf - der erste Auftritt nach fast 25 Jahren. Dies führte zu einer erneuten Reunion von Mainline. Die Gruppe spielte allerdings fast nur noch in der Bluesszene von Toronto, und Mainline bestritten auch den allerletzten Konzertauftritt im legendären Club El Mocambo am 4. November 2001, bevor dieser geschichtsträchtige Schuppen für imemr seine Pforten schloss. Der Auftritt an jenem Abend wurde live mitgeschnitten und erschien später beim Plattenlabel Bullseye Records im Jahre 2002.




Oct 18, 2017


JAN GARBAREK - In Praise Of Dreams (ECM Records ECM 1880, 2004)

Der norwegische Saxophonist, Flötist und Keyboarder Jan Garbarek zählt zu den wichtigen zeitgenössischen Jazzmusikern in Europa und gilt mit seinem klaren, asketischen Saxophonton als herausragender Vertreter der skandinavischen Jazz-Szene. Garbarek, der Sohn des ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen Czesław Garbarek und der norwegischen Bauerntochter Kari Nilsdotter, war bis zum Alter von sieben Jahren staatenlos. Er wuchs in Oslo auf. Als Musiker war Garbarek Autodidakt. Saxophon lernte er unter dem Einfluss von John Coltrane, den er 1961 im Radio hörte. 1962 gewann er einen Amateurwettbewerb. Bald darauf hatte er eine eigene Band mit Terje Rypdal, Arild Andersen und Jon Christensen.

Als prägende Einflüsse erwähnte Garbarek auch die Begegnung mit George Russell, der beim Molde Jazzfestival Mitte der 60er Jahre spontan auf der Bühne bei Garbarek's Auftritt einsprang, und den Einfluss des Ende der 60er Jahre in Schweden lebenden Don Cherry. Auf Bitten des frühen Weltmusikers Cherry suchte er auch Kontakt zur skandinavischen" Folklore. Mit Russell spielte er auf dessen Bigband-Alben "The Essence Of George Russell (1966), "Othello Ballet Suite" (1967) und "Electronic Sonata For Souls Loved By Nature" (1968). Russell nannte ihn die originärste europäische Stimme seit Django Reinhardt. 1968 war er der norwegische Vertreter auf dem Festival der European Broadcasting Union, wo er unter anderem "Naima" von John Coltrane spielte. Im selben Jahr erhielt er den Buddyprisen. Er machte auch Aufnahmen mit Karin Krog, Georg Riedel und Egil Kapstad.

Sein erstes Album unter eigenem Namen, "Til Vigdis" nahm er 1967 auf.. Ab 1970 tourte er auch in Mitteleuropa. Den künstlerischen Durchbruch erzielte er spätestens mit dem Album "Witchi-Tai-To", erschienen im Jahre 1974 auf dem Jazzzlabel ECM Records, dessen Titelstück von Jim Pepper stammte und über Don Cherry in sein Repertoire kam, sowie Carla Bley's "A.I.R." und Don Cherry's "Desireless". Von 1974 bis 1979 trat Jan Garbarek auch zusammen mit dem Pianisten Keith Jarrett, dem Bassisten Palle Danielsson und dem Schlagzeuger Jon Christensen als Jarrett's European Quartet auf. Auch vertonte er mit den anderen Musikern seines skandinavischen Quartetts Texte von Jan Erik Vold: "HAV" im Jahre 1971 und "Ingentings Bjeller" 1977 und spielte mit weiteren Musikern des ECM-Labels wie Bill Connors, Ralph Towner (Album "Solstice" 1974), Kenny Wheeler oder David Darling zusammen.


Später trat Garbarek zunehmend als Musiker in Projekten mit weltmusikalischem Hintergrund in Erscheinung, aber auch als Jan Garbarek Group mit Rainer Brüninghaus und Eberhard Weber, sowie Manu Katché / Trilok Gurtu / Naná Vasconcelos / Marilyn Mazur. 1982 erhielt er den norwegischen Gammleng-Preis in der Rubrik Jazz. 1986 spielte Jan Garbarek das tragende musikalische Thema in der Filmmusik von Eleni Karaindrou zu dem Film 'Der Bienenzüchter' (O Melissokomos) von Theo Angelopoulos. Garbarek komponierte und spielte die Musik zu den Eröffnungs- und Abschlussfeierlichkeiten der Olympischen Winterspiele von Lillehammer, Norwegen, die im Februar 1994 stattfanden. Die musikalischen Themen wurden teilweise aus der CD "I Took Up The Runes" (1990) aufgegriffen, insbesondere das "Molde Canticle", auch interpretiert von Sissel. 1994 veröffentlichte Garbarek das viel beachtete Bestseller-Album "Officium". Auf der Aufnahme begleitete er mit seinem Saxophon als fünfte Stimme das Hilliard Ensemble bei Werken von der Gregorianik bis zur Renaissance.

2004 dann kam ein weiteres wudnervolles Album in Form des Werks "In Praise Of Dreams", das einerseits traumhaft, aber auch hellwach wirkte. Es war ebenso zukunftweisend wie traditionsreich. Überraschend anders und gerade deshalb konsequent. Vermeintliche Gegensätze, denen Jan Garbarek auf diesem Album jeglichen Dualismus nahm. Der norwegische Saxophonist, der inzwischen zu einem der bekanntesten europäischen Musiker geworden war, war auch in seinem Talent für fortwährende Veränderung unübertroffen. Instinktiv und konzentriert führte die kreative Evolution Garbarek's vom eigenen Jazzquartett Anfang der 60er Jahre in Oslo und ersten Auftritten mit George Russell zu seinen eigenen Ensembles und zu Arbeiten an der Seite von Keith Jarrett, Charlie Haden oder dem Hilliard Ensemble. "In Praise Of Dreams", das er im Trio mit der Bratschistin Kim Kashkashian und dem Schlagzeuger Manu Katché aufgenommen hatte, war nicht nur vor dem Hintergrund dieser einzigartigen Karriere ebenso typisch wie erstaunlich: ein neuer Weg, der so überzeugend wie bezeichnend war. Ein gänzlich anderes, dabei absolut organisches Werk. Ein neuer Klang, der zugleich vertraut wirkte. Ein Trio, das sich im harmonischen Zusammenspiel, in jeder kontrastierenden Klangfarbe einzigartig ergänzet und dabei so selbstverständlich wie vollkommen wirkte.

"As Seen From Above" eröffnete das Album, dem Titel entsprechend, mit schwebender Eleganz. Nach einer knappen Minute setzte zuerst ein Beatloop, später das federnde Schlagwerkzeug Manu Katchés ein, schliesslich verdüsterten sich die anfangs so hellen Harmonien. Immer treibender spielten sich Katché und Garbarek zu, bis sie im Raum verklangen. Szenenwechsel. "In Praise Of Dreams" vermengte die eben eingeführte elektronische Perkussion mit Garbarek's elegischen Linien und dem sanft singenden Bratschenspiel von Kim Kashkashian zu einem modernen Folk-Song. Ein Call and Response-Kanon, bei dem erst Garbarek die tiefen und Kashkashian die höheren Lagen auslotete, dann umgekehrt, bis sie sich auf einer Ebene fanden und immer wieder im Dialog umkreisten.


Auch "One Goes There Alone" zeigte Bratsche und Saxophon im elegischen Wechselspiel von Frage und Antwort, untermalt von Garbarek's Synthesizerakkorden und vom subtilen Rhythmusgeflecht Manu Katchés. "Knot Of Place And Time" entführte die drei Klangkünstler noch weiter in die Tiefen ihrer gegenseitigen Rede und Gegenrede. Dem Garbarek-Solo "If You Go Far Enough", einem nur 39 Sekunden langen Interludium, fügte sich "Scene From Afar" an, wo die sonore Melodieführung der Bratsche von Rufen des Sopranos beantwortet wurde, die sich über das gesamte Klangspektrum des Instruments bewegten. Noch spannender, aber auch einen Deut dunkler klang "Cloud Of Unknowing", dessen treibender ostinater Rhythmus im nächsten Track "Without Visible Sign" von einer Atmosphäre des Mysteriösen abgelöst wurde. Auch "Iceburn" behielt das Rätselhafte, verhangen Poetische bei, aus dem sich die Stimmen herauskristallisierten. Suggestiv und melodiös, fast schon schwärmerisch verlief die "Conversation With A Stone", bei der Katché erneut das Fundament legte, auf dem der Bläser und die Streicherin zum leidenschaftlichen Dialog fanden. Die Geschichte dieses Albums endete mit "A Tale Begun", bei dem Garbarek das Akkordmotiv von "In Praise Of Dreams" aufgriff und in traumhafte Sphären geleitete.

"Ich habe gerne starke Musiker um mich, Musiker mit kontrastierenden Temperamenten, aber komplementären Persönlichkeiten. Wenn ich eine Gruppe zusammenstelle, suche ich nicht nach drei Versionen meiner selbst. Wir sind alle sehr unterschiedlich". Dieser Grundsatz Jan Garbarek's war noch immer so bezeichnend wie damals, als er ihn anlässlich seines Albums "Twelve Moons" formulierte. Schon der erste akustische Eindruck seiner Zusammenarbeit mit der klassischen Bratschistin Kim Kashkashian und dem Pop-Schlagzeuger Manu Katché zeigte, dass hier drei ausserordentliche musikalische Charaktere am Werk waren. Dabei wurden keineswegs Gigantenkämpfe ausgetragen. Hier trafen sich vielmehr drei stilbildende Musiker jenseits kategorischer Einschränkungen, um in der gemeinsamen Arbeit aufzugehen. Bezeichnenderweise "in praise of dreams".

Als wichtiger Einfluss für das Spiel Garbarek's galt, neben den klassischen amerikanischen Jazzgrössen, vor allem die traditionelle norwegische Folklore und die Orientierung am Gesang, die Garbarek's Spiel einen völlig eigenen, unverwechselbaren Sound verlieh und immer noch verleiht. "Die Utopie des unendlichen Atems und des natürlichen Wohlklangs treibt Garbareks Musik an" meinte Ulrich Greiner. Seine Musik sieht Garbarek selbst jedoch nur noch entfernt dem Jazz verwandt. Fast alle Alben Garbarek's erscheinen bei dem deutschen Label ECM – auch seine Beteiligung an Alben anderer Künstler beschränkt sich nahezu vollständig auf das Label. Er ist seit 1970 bei ECM und heute einer der Stars des Labels. Sein Einfluss wirkte auf die ganze skandinavische Jazz-Musikszene prägend. Aufgrund seiner norwegisch-deutschen Beziehung und europäischen Bedeutung im Jazz wurde er im Oktober 2014 mit dem Willy Brandt-Preis ausgezeichnet. Seit 1968 ist Garbarek mit der Autorin Vigdis Garbarek verheiratet und hat seit 1970 eine Tochter, Anja, die ebenfalls Musikerin ist. Jan Garbarek spielt vorwiegend Sopransaxophon, aber auch Tenor- und Bass-Saxophon.