Nov 15, 2019


LAKESIDE INN - Tomorrow Will Be Done (Rough Trade Records B00AYATC64, 2012)
LAKESIDE INN - Lost In Light (Spinnup Music, 2018 Self Release)

Man unterstellt Bands und Musikern gerne mal, dass sie zu wenig Eigenständigkeit beweisen würden. Dies fällt insbesondere dann ins Gewicht, wenn hörbar schlechter gespielt wird als die vermeintlichen 'Originale', die man im Grunde ja nicht zu kopieren gedenkt, aber halt als musikalische Einflüsse oder Inspiration in den eigenen Sound einbringt. Das ist in meinen Augen aber völlig okay, denn auch Musiker sind letztlich Fans, haben ihre instrumentalen Vorlieben und die entsprechenden musikalischen Vorbilder. Ich persönlich bin ein sehr grosser Fan von deutschen Rockbands aus den 90er Jahren, und wenn ich da so einige Beispiele nennen müsste, so wären dies mit Sicherheit Peacock Palace, Fury In The Slaughterhouse und unbedingt auch Hands On The Wheel, Letztere ein ewiger Geheimtipp, den man nicht unbedingt kannte, aber immer gleich mochte, wenn man ihn hörte. Diese drei Bandbeispiele hatten für meine Begriffe eines gemeinsam: Sie klangen als Einheit, waren keine egomanisch ausgerichteten Gebilde, in denen sich entweder ein Sänger oder ein Gitarrist exponierte, sondern wirkten wie eine homogene Einheit, die äusserst songdienlich operierte und punktuiert instrumentale Freiräume einbaute, die man als wohlig empfand beim anhören.

Lakeside Inn sind für mich eine solche Band. Ein bisschen Brit Pop Appeal aus Deutschland auf dem ersten Fulltime Album "Tomorrow Will Be Done" von 2012 und einen deutlich gesteigerten Anteil Counting Crows Westcoast Feeling auf dem 2018 aufgelegten Mini Album "Lost In Light". Beiden Alben gemeinsam ist die Nähe zum Song. Dass sich Bands heute noch zusammenraufen können, ihre individuellen Egos weitgehend in den Hintergrund rücken zu können, um Songs zu arrangieren, die deshalb zünden können, weil sie schon beim Anhören diesen Gruppenzusammenhalt vermitteln, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Umso wichtiger scheint es mir, dass sich Bands wie Lakeside Inn, auch wenn das Pflaster heute ein sehr Schwieriges geworden ist, als verschworene Truppe sehen und gemeinsam ihrer Kreativität Flügel verleihen können. Das ist nicht immer leicht und fordert manchmal auch seinen Tribut - aber es lohnt sich letztlich immer. Musik ist Kunst - Künstler sind sensible, chaotische, kreative, querdenkende und ganz einfach auch aussergewöhnliche Charakteren, denen man gerne allzu menschliche Empfindungen vergeben mag.

Das Debutalbum von Lakeside Inn erscheint 2012, klingt aber weitgehend nach den 90er Jahren, was nicht schlimm ist, schon gar nicht negativ gewertet werden darf. Im Gegenteil: Hier spielt eine Band ihren Sound, den sie aufgrund ihres Alters auch als Inspiration aufgesogen hat. Dabei steht immer der Song als zentrales Element in ihrer Musik. Wunderbare Ausreisser wie das rein von Piano getragene Intermezzo "Contigo" gehören da einfach mit dazu. In ihren melancholischen Momenten fühlt man sich an einige Acts aus der Zeit der sogenannten New Romantic Welle zurückerinnert, deren Protagonisten etwa Ultravox, Visage oder vom relativ cleanen Klang der Gitarre her The Cure hiessen. Auf dem gesamten Album gibt es weder Highlights noch Durchhänger, und genau deshalb kann das Werk so gut unterhalten - es wirkt in sich geschlossen, bietet facettenreiche Arrangements, die sich jedoch oftmals nur in Nuancen unterscheiden, gleichwohl aber niemals gleichförmig oder gar repetitiv wirken. "Catch It (Before It Drifts Over The Edge)" ist ein weiteres solches Kleinod, wiederum ein instrumentales Intermezzo, diesmal von der Gitarre vorgetragen.

Die Geschichten in den Songs des Albums wirken über weite Strecken autobiographisch und ich empfinde sie von daher als absolut glaubwürdig und nicht gekünstelt. Verpackt werden die Songtexte in durchgehend geschmackvoll in Szene gesetzte Songs, die auch nach mehrmaligem Anhören ihren Reiz überhaupt nicht einbüssen. So pathetisch manche Gesangspassage vielleicht klingen mag - im Kontext zum Song an sich und insbesondere zum jeweiligen Text wirkt das aber absolut passend und glaubwürdig. Meine Favoriten des Albums sind hier "Run Away With You" (grosse Klasse!), das Titelstück, das meiner Meinung nach absolut bewusst ans Ende der Platte als letzten Song gesetzt wurde und für mich dadurch wie eine Art Quintessenz wirkt und "Ballerinas Dancing In The Rain", das ich alleine schon vom Songtitel her zum Sterben schön finde.

Das sechs Jahre später veröffentlichte Mini Album "Lost In Light" ist für mich dann wesentlich näher am amerikanischen Westcoast als das Debut und erinnert mich sowohl musikalisch, wie auch gesanglich immer wieder an die Counting Crows und deren Sänger Adam Duritz, den ich sehr gerne mag. Damit punkten Lakeside Inn bei mir natürlich schon per se. Dieses Kleinod, das leider nur fünf ganz feine Songs enthält, könnte ich mir gut in einem CD Player eines Chevys vorstellen, wenn ich mit meiner Liebsten den Ventura Beach Highway entlang cruise. Auch hier ist die unterschwellige Melancholie aus jeder Note herauszuhören, aber auch wenn die Band eine nicht zu überhörende Affinität zu mol-Melodien zu haben scheint, wirkt ihre Musik auf mich alles andere als traurig. Vielleicht ist die Band einfach im falschen Land, was als Kompliment gelten soll. "Right Next To You" ist ein wundervoller Song, der bei mir schon mit der lieblichen Akustikgitarre im Intro Gänsehaut zu erzeugen vermag.

Fazit: Lakeside Inn sind für mich mal wieder ein eindrücklicher Beweis dafür, dass hervorragend gespielte Musik manchmal fernab irgendwelcher kommerzieller Schienen läuft, für die man nur dankbar sein kann, sie einmal hören zu können. Auch wenn das hier vielleicht nach Lobhudelei klingen mag: Ich versuche, mir bis dato unbekannte Musik immer zu erleben, zu fühlen, und mich dabei ganz von meiner Umgebung zu lösen. Das gelingt mir bei dieser Band sehr gut, denn hier stimmt für mich sowohl der unterhaltende Faktor, wie das spielerische Können, das nämlich nicht immer nur dann gegeben ist, wenn sich ein Solist um Kopf und Kragen spielt. Ein Song packt mich nämlich viel eher, wenn ich ihn als Ganzes erfassen kann und wenn er schön im Fluss bleibt. Genau das höre ich bei Lakeside Inn. Klasse Band für mich.



Oct 18, 2019


SCREAMIN' JAY HAWKINS - What That Is! (Philips Records PHS 600-319, 1969)

Jalacy Hawkins, besser bekannt unter dem Namen Screamin' Jay Hawkins, war ein amerikanischer Blues-Sänger, der für seine ausgefallenen Auftritte und Songs wie "I Put A Spell On You" und "Constipation Blues" bekannt war. Hawkins wollte ursprünglich Opernsänger werden und gab daher Paul Robeson und Enrico Caruso als frühe Einflüsse an. Allerdings waren seine Bemühungen in diese Richtung nicht von Erfolg gekrönt, und er begann seine Karriere als Bluessänger und Pianist. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der US Army im Pazifischen Ozean. Hauptsächlich als Entertainer, obwohl er behauptete, Kriegsgefangener gewesen zu sein. Hawkins war ein ausgezeichneter Boxer. Im Jahre 1949 hielt er den Mittelgewichtstitel von Alaska.

1951 tat er sich für eine Weile mit dem Gitarristen Tiny Grimes zusammen und nahm einige Songs mit ihm für Atlantic Records auf. Als er begann, als Solokünstler aufzutreten, legte er sich eine ausgefallene Garderobe zu, welche etwa Leopardenfelle, rotes Leder und breitkrempige Hüte umfasste. Legendär wurden jene Auftritte, bei denen er sich in einem brennenden Sarg auf die Bühne tragen liess. Ebenso legendär waren seine übrigen Requisiten und Bühneneffekte geworden, die mit der Symbolik des Voodoo spielten und als Vorlage für mehrere Generationen von späteren Schock-Rockern dienten, wie zum Beispiel ein Gehstock, (Plastik-)Schlangen, aber auch 'Henry', ein rauchender und sprechender Totenschädel, sowie zahlreiche wegweisende Pyro-Effekte.

Seine erfolgreichste Veröffentlichung war der Titel "I Put A Spell On You". Der Song wurde in die Rock And Roll Hall of Fame’s "500 Songs that Shaped Rock and Roll" aufgenommen. Hawkins spielte das von ihm selbst geschriebene Stück mehrfach ein. Die erste Aufnahme entstand Ende 1955 für Grand Records, sie verkaufte sich allerdings nur mässig. Im Laufe des Jahres 1956 wechselte Hawkins zur Plattenfirma OKeh Records, einem Tochterunternehmen von Columbia Records. In seiner ersten OKeh-Session am 12. September 1956, entstand eine weitere Version des Songs, die schliesslich weltbekannt wurde. Hawkins berichtete später, er und seine Musiker seien bei der Aufnahme vollständig betrunken gewesen. Durch das Schreien, Rufen und Grunzen (Hawkins) der Betrunkenen sei die Aufnahme letztlich erst etwas Besonderes geworden. Der Song wurde von zahlreichen namhaften Künstlern gecovert, darunter The Animals, Creedence Clearwater Revival, Nina Simone, Them, The Who, Joe Cocker, Marilyn Manson, Katie Melua, Annie Lennox sowie von Shane MacGowan and Friends (unter anderem Nick Cave, Bobby Gillespie, Mick Jones, Johnny Depp, Glen Matlock und Chrissie Hynde) als Benefiz-Download-Single im März 2010 für die Opfer des Erdbebens in Haiti. Eine Neuaufnahme wurde 1991 auf dem Sampler "Back To Blues II" veröffentlicht.

Später distanzierte sich Hawkins von diesem Song. Er habe ein Monster geschaffen, dessen Leben er nun führen müsse. Seine Versuche, weniger exzentrische Stücke zu produzieren, waren wenig erfolgreich. Das Publikum und auch die Veranstalter bestanden üblicherweise darauf, dass Hawkins seinen inzwischen typischen Stil auf die Bühne brachte. Hawkins hatte etliche weitere Hits wie etwa den komplett verrückten "Constipation Blues", der lautstarke Verdauungsprobleme zum Thema hatte, "Orange Colored Sky" und "Feast of the Mau Mau", welches von den Geschichten über den Kannibalismus der kenianischen Mau-Mau-Rebellen profitierte. Allerdings wurde keines dieser Stücke so erfolgreich wie "I Put A Spell On You".

Ende der 50er und 60er Jahre hielt sich Hawkins für längere Zeit im selbstgewählten Exil auf Hawaii auf. Während der 60er und 70er Jahre nahm er zwar auch weiterhin Platten auf, tourte aber vorwiegend durch Europa, wo er sehr populär war. In den USA blieb der Erfolg aus, bis der Regisseur Jim Jarmusch "I Put A Spell On You" in Soundtrack und Handlung des Filmes 'Stranger Than Paradise' (1983) unterbrachte und Hawkins später eine Rolle in seinem Film 'Mystery Train' gab, wo dieser einen in einen auffallend roten Anzug gewandeten lakonischen Nachtportier in einem schäbigen Motel in Memphis spielte, der ironischerweise dem Portiersjungen riet, sich neu einzukleiden: "You look like a damned chimpanzee. The clothes make the man!" Diese Rolle führte zu einigen weiteren Filmauftritten, wie etwa in Álex de la Iglesias' Film 'Perdita Durango', wo er Adolfo, den Gehilfen des Santero-Priesters Dolorosa spielte und worin dessen Stück "I'm Lonely" die Schlussszene des Streifens untermalte. Einen weiteren Auftritt bekam er in Bill Dukes' Adaption von Chester Himes' 'A Rage In Harlem'.

Seine 1957 veröffentlichte Single "Frenzy" war im Jahre 1996 auf dem Sampler "Songs In The Key Of X: Music From And Inspired By The X-Files" enthalten. Dieses Stück unterlegte die Folge 'Humbug' aus der 2. Staffel von Akte X. Im Jahre 1991 kam das Album "Black Music For White People" heraus. Es enthielt ein Cover des von Tom Waits geschriebenen Songs "Heart Attack And Vine". Hawkins’ Version wurde im Laufe des Jahres in einer europäischen Levi's-Werbung benutzt, doch Waits hatte niemals eine Erlaubnis zur Nutzung erteilt und es kam zu einem Rechtsstreit. Das Stück "Ice Cream Man", welches der Blues-Gitarrist John Brim komponiert hatte, wurde ausserdem zuvor schon von Tom Waits (1973) und Van Halen (1978) gecovert. Während dieser Zeit tourte Hawkins auch mit The Clash und Nick Cave und wurde nicht nur bei Blues-Festivals zu einer festen Grösse, sondern trat auch des Öfteren bei Filmfestivals auf.

Am 12. Februar 2000 starb Hawkins und hinterliess eine Vielzahl von Kindern, die von vielen verschiedenen Frauen stammten. Etwa 55 Kinder sind bekannt; einige Quellen berichten von bis zu 75 Kindern. Zu seinen Freundinnen gehörten unter anderem Bea Arthur und Claire Roca.







Oct 17, 2019


SPOCK'S BEARD - Snow Live (Radiant Records 3984-15536-1, 2017)

2002 brachte die Progressive Rockband Spock’s Beard ein Album heraus, das vielen als Meisterwerk der US-amerikanischen Musiker galt: "Snow", ein musikalisch ausladendes, fast zweistündiges Konzeptalbum über einen Albino-Jungen mit übersinnlichen Kräften, der eine komplizierte Metamorphose vom Aussenseiter zum charismatischen Wunderheiler und Messias und wieder zurück zum Paria durchläuft. Nicht zu Unrecht wird das Opus, wenn es um die Würdigung von Konzeptalben geht, im gleichen Atemzug mit "Tommy" der britischen Rockband The Who und "The Lamb Lies Down on Broadway" von Genesis genannt. Mit "Snow" erreichten Spock’s Beard jedenfalls den Höhepunkt ihrer Karriere und feierten Erfolge, von denen sie zuvor nur geträumt hatten.

Dann verliess Neal Morse nach einem religiösen Erweckungserlebnis die Band, um eine Solokarriere mit christlichen Texten zu verfolgen. Morse war Hauptkomponist, Leadsänger, Keyboarder, Gitarrist und Gründungsmitglied der Band. Fans und Freunde von Morse waren schockiert, wie aus heiterem Himmel getroffen zeigte sich die Band. Es würde keine Tournee mehr geben, um das neue Album zu promoten, und auch keine offizielle Verabschiedung von den Fans. Ein Ausstieg, der viele an den unvermittelten Fortgang des Genesis-Sängers Peter Gabriel Jahre zuvor erinnerte.

Spock’s Beard haben indessen ohne ihren Frontmann mit grossem Erfolg weitergemacht, und auch Morse hat es nach seinem Ausstieg auf etliche Soloalben gebracht, zudem ist er einer der umtriebigsten Progressive Rock Musiker geworden, agiert mit den Flying Colors, mit Transatlantic und natürlich auch mit der Band unter eigenem Banner, genannt The Neal Morse Band. Dennoch hatten die Musikfans immer auf eine Wiedervereinigung von Spock’s Beard gehofft und auch auf die Gelegenheit gewartet, das Album "Snow" in einer Live-Aufführung mit der kompletten Originalband zu erleben, so wie sie das Album damals eingespielt hatte. Dieser Traum ging 2016 auf dem Morsefest in Nashville in Erfüllung, wo Spock’s Beard in der originalen Besetzung gemeinsam mit den aktuellen Bandmitgliedern das Konzeptalbum "Snow" in voller Länge spielte. Der Mitschnitt dieses absoluten Ausnahmekonzertes wurde am 10. November 2017 unter dem Titel "Snow Live" in verschiedenen Audio- und Bildformaten und Editionen veröffentlicht.

"Snow Live" zeigte eine Band, die in Höchstform spielte und von der man nicht glauben mochte, dass sie anderthalb Jahrzehnte lang nicht zusammengespielt hatte. Alle Musiker agierten mit grosser Geschlossenheit und Souveränität. Die Musik zeigte Progressive Rock von seiner schönsten Seite: üppige Solos auf Keyboards und Hammondorgel, schönen, mehrstimmigen Gesang, eindringliche, intensive Songs, die unter die Haut gingen, filigranes Gitarrenparts, kraftvolle rockige Passagen, entrückte Backing Vocals, wuchtiges Schlagzeugspiel der beiden Drummer und fetzige Bläsersätze. Auch am Klang gab es nichts zu meckern. "Snow Live" überzeugte ohne Abstriche mit einem klar durchgezeichneten, druckvollen Sound, der den Hörer bei Stücken wie "Ouverture" förmlich aus den Lautsprechern ansprang und für wohlige Gänsehaut sorgte.

Egal, ob es um die Abmischung der einzelnen Instrumente oder die vielfältigen Stereo-Effekte ging, hier stimmte eigentlich alles. Noch dazu war das Konzert, welches sehr emotional mit "Made Alive" und bereits genannter "Overture" begann, selber schlicht grossartig, natürlich inklusive des berühmt-berüchtigten Ryo Okomoto Keyboard-Solos an seiner Key-Gitarre sowie sein Vocoder-Gesang auf "Long Time Suffering", und präsentierte eine endlich sich wieder zusammengefundene Band, von der man den Eindruck hatte, sie würde bereits seit Ewigkeiten zusammenspielen und nicht fast 15 Jahre getrennte Wege gegangen sein. Ein ganz besonderes Highlight war aber auch der faszinierende Gesang von Nick D‘Virgilio, der Neal Morse, ebenfalls hervorragend singend, mit seiner hohen, kristallklaren Kopfstimme fast die Show stahl. Alles in allem ein denkwürdiges Konzert, bei dem man zu jeder Minute spürte, wie die Chemie zwischen allen sieben Musikern plus den zwei Bläsern, die eine zusätzliche Konzert-Bereicherung bedeuteten, stimmte. Hier bekam man alles geboten, was das Progressive Rock Live-Herz begehrt.



Oct 16, 2019


ELVIS PRESLEY, CARL PERKINS, JERRY LEE LEWIS, JOHNNY CASH -
Million Dollar Quartet
(State Of The Art Records 81212, 2017 - Originalaufnahmen von 1956)

"Million Dollar Quartet" ist ein Album mit Aufnahmen, die am 4. Dezember 1956 in den Sun Studios gemacht wurden, als der ehemalige Sun-Künstler Elvis Presley mit den Sun-Musikern Carl Perkins, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash eine Jamsession veranstaltete. Dass es dazu kam, ist vor allem einigen glücklichen Zufällen und Sam Phillips zu verdanken. Am Anfang der Geschichte stand eine reguläre Aufnahme mit einer ungewöhnlichen Zutat. Denn Sam Phillips, der Mann mit dem Riecher für grosse Talente, hatte eben ein neues entdeckt, mit dessen Hilfe er frischen Wind in den bereits ziemlich erfolgreichen Sun Studio Sound bringen wollte. Jerry Lee Lewis war zu dieser Zeit ein weitgehend unbekannter Klavierspieler, der gerade erst seine erste Single "Crazy Arms" eingespielt hatte. Aber Phillips war überzeugt, dass der junge Musiker vom Land eine grosse Zukunft vor sich hatte. Ausserdem spielte Lewis Klavier, genau das Richtige, um für Abwechslung im typischen Rockabilly Gitarren-Sound zu sorgen.

Also engagierte Phillips Jerry Lee Lewis für die neuesten Aufnahmen von Carl Perkins, "Matchbox Blues" und "Your True Love" im Sun Studio. Angeblich war Lewis, der schon damals ein ziemlicher Dickschädel war, zunächst mässig begeistert von einer solchen Session, aber immerhin war es nicht irgendjemand, sondern Carl Perkins, der seine Dienste suchte. Also begab sich der junge Pianist am 4. Dezember ins Studio, gemeinsam mit Perkins, dessen Brüdern Jay und Clayton und dem Schlagzeuger W.S. 'Fluke' Holland. Am frühen Nachmittag des 4. Dezember 1956 erschien der ehemalige Sun-Künstler Elvis Presley, der bei RCA Records unter Vertrag stand, mit seiner Freundin Marilyn Evans, um seinen alten Kollegen einen Besuch abzustatten. Presley hatte sich mit fünf Nummer 1 Singles und zwei Nummer 1 Alben innerhalb der letzten zwölf Monate zum gefragtesten Rock'n'Roll-Star hochgearbeitet und war vier Monate vorher in der Ed Sullivan Show aufgetreten, die einen Marktanteil von 83 Prozent mit etwa 55 Millionen Zuschauern erreichte.

Während eines Gesprächs mit Sam Phillips hörte Presley im Hintergrund Perkins’ Aufnahmen, die ihm gefielen, und entschied sich spontan, ein wenig mitzuspielen. Philips liess die Aufnahme weiterlaufen und hielt so die Jamsession fest. Kurz darauf gesellte sich Johnny Cash, der bereits einige Hits in den Country-Charts hatte, zu den restlichen Musikern. Laut Cashs Autobiografie soll er sogar als erster der Musiker an diesem Tag im Studio gewesen sein. Sam Phillips nutzte die Gelegenheit und benachrichtigte die regionale Tageszeitung Memphis Press-Scimitar, die unter anderem den renommierten Journalisten Bob Johnson schickte. Am folgenden Tag erschien Johnsons Artikel mit dem Titel "Million Dollar Quartet" und dem Foto, das später die Veröffentlichungen der Aufnahmen zierte.

Auf den meisten Aufnahmen kann man Presley als Leadsänger und Pianisten hören, während die anderen ihn lediglich begleiten. Carl Perkins begnügte sich mit der Leadstimme bei "Keeper of the Key", spielte grösstenteils die Gitarre und sang oft als Hintergrundstimme mit. Clayton Perkins, Jay Perkins und W.S. Holland sind hauptsächlich bei den ersten Songs zu hören, ebenso wie Charles Underwood als Rhythmusgitarrist. Bei einigen Gesangsparts ist zudem Cliff Gleaves zu hören, der mit Presley ins Studio gekommen war. Jerry Lee Lewis singt häufig mit Presley im Duett und übernimmt gegen Ende das Klavierspielen. Johnny Cash ist nicht eindeutig herauszuhören. Laut Bob Johnson soll Cash bei "Blueberry Hill" und "Isle Of Golden Dreams" zu hören sein, was 1972 von Carl Perkins bestätigt wurde, der sagte, man habe mit Cash "Blueberry Hill", "Island Of Golden Dreams", "I Won't Have To Cross The Jordan Alone", "The Old Rugged Cross", "Peace in the Valley", "Tutti Frutti" und "Big Boss Man" gesungen. Von diesen Liedern wurde jedoch nur "Peace in the Valley" auf dem Originalalbum veröffentlicht. In Cash's Autobiografie heisst es zudem, er habe weit vom Mikrophon entfernt gestanden und zudem höher gesungen als sonst, um Presley besser begleiten zu können.

Die Songauswahl der Stars mag ein wenig überraschen. Denn bis auf gelegentliche kurze Ausflüge in Rock’n’Roll-Gefilde, vor allem Chuck Berry Songs, beschränkten sich die Musiker in erster Linie auf Gospel und Country, ihre Wurzeln gewissermassen. So umfasste die Playlist unter anderem auch "Jesus Walked That Lonesome Valley" und "I Shall Not Be Moved", genauso wie "Jingle Bells" und "Don’t Be Cruel". Die meiste Zeit übernahm Elvis die Leadstimme. Am Klavier löste ihn irgendwann Jerry Lee Lewis ab, der mit seiner typischen Offenheit auf Elvis' Kommentar "The wrong man’s been sitting here on this piano" antwortete: "Well, I been wanting to tell you that all along". Wessen Stimme jeweils noch im Hintergrund zu hören ist, darüber streiten sich Musikhistoriker, Journalisten und Zeitgenossen bis heute. So gibt es Aussagen, dass Johnny Cash nur eine Stunde anwesend war und dann fuhr, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen, ohne jemals mit auf's Band zu kommen. Andere behaupten, der Countrystar habe bei mindestens 8 Stücken mitgesungen, aber weit vom Mikrofon gestanden. Jerry Lee Lewis dagegen meint, Cash konnte als Baptist die Texte der Gospelsongs nicht - Perkins auch nicht, aber der habe trotzdem einen guten Job gemacht, für einen Baptisten.

Wie auch immer, dass diese Session am 4. Dezember 1956 etwas Besonderes war, war auch den vielen Zeitgenossen klar, die spontan im Sun Studio vorbeikamen, manche davon brachten ihr Instrument mit, andere ihre Kinder. Bob Johnson, der nicht mitbekommen hatte, dass Phillips ein Band mitlaufen liess, schrieb am nächsten Tag: "If Sam Phillips had been on his toes he’d have turned the recorder on when that very unrehearsed but talented bunch got to cutting up. That quartet could sell a million". Damit war der Ausdruck "Million Dollar Quartet" geboren. Veröffentlicht wurden die Aufnahmen übrigens erst in den 80er Jahren das erste Mal. Das Musical "Million Dollar Quartet" erzählt die Geschichte der berühmten Session seit 2007 auf der Bühne nach, mit einigen künstlerischen Freiheiten.

Shelby Singleton, mittlerweile Inhaber der Plattenfirma Sun Records, die viele Sun-Aufnahmen in den 80er Jahren wiederveröffentlichte, war der erste, der Aufnahmen der Jamsession herausbrachte. Das 17 Songs umfassende "Million Dollar Quartet" erschien 1981 in Europa und beinhaltete lediglich Gospel-Aufnahmen. Mit der Entdeckung neuer Aufnahmen stieg das öffentliche Interesse an einer möglichst kompletten Veröffentlichung. So erschien 1987 "The Complete Million Dollar Session", die 1990 von RCA Records in den Vereinigten Staaten als "Elvis Presley - The Million Dollar Quartet" veröffentlicht wurde. 2006 erschien die bislang kompletteste Version zum 50. Jubiläum der Aufnahmen, die zudem die Aufnahmen chronologisch ordnet. Diese enthält sechs zusätzliche Stücke, beziehungsweise zwölf Minuten bisher unveröffentlichtes Material.





THE TEMPTATIONS - Psychedelic Shack (Gordy Records GS947, 1970)

The Temptations sind eine 1960 in Detroit gegründete, mehrfach mit dem Grammy ausgezeichnete afroamerikanische Gesangsband, deren Mitglieder zu den erfolgreichsten und stilbildendsten Soul-Künstlern aller Zeiten gehört. Sie prägten die Erfolgsgeschichte des legendären Plattenlabels Motown Records und waren deren erste Künstler, die einen Grammy gewinnen konnten. Mit den Songs "My Girl" (1965), "I Can’t Get Next to You" (1969), "Just My Imagination (Running Away with Me)" (1971) und insbesondere "Papa Was A Rollin' Stone" (1972) gelangen ihnen vier Nummer 1 Hits in den USA. Zahllose Male wurden die Temptations ausgezeichnet und geehrt, so 1989 mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame und 2013 für das Lebenswerk bei den Grammys. Auch fast 60 Jahre nach ihrer Gründung ist die Gruppe mit einem Originalmitglied, Otis Williams, noch aktiv.

Gegründet wurden die Temptations 1960 in Detroit (Michigan) als Vokalquintett. Ende 1963 wurde das Gründungsmitglied Elbridge Bryant aus der Gruppe geworfen und durch David Ruffin ersetzt. Mit Hilfe des Produzenten und Songschreibers Smokey Robinson, selbst ein Motown-Star, gelang den Temptations eine Serie von Hits wie "The Way You Do the Things You Do" (1964), "My Girl" (1964/65), "Ain’t Too Proud to Beg", "Beauty Is Only Skin Deep", "(I Know) I’m Losing You" (1966), "You’re My Everything" (1967) und "I Wish It Would Rain" (1968). Zwischen 1965 und 1969 standen die Temptations mit zehn Alben in Folge auf Platz eins der US-amerikanischen Rhythm'n'Blues Charts. Insgesamt erreichten sie dort 17 Mal die Spitze. Bis weit in die 90er Jahre wurden die Temptations als erfolgreichste Rhythm'n'Blues Künstler aller Zeiten geführt.

Berry Gordy, der Gründer von Motown Records, liess einige seiner grössßten Stars ihre Hits in verschiedenen Sprachen für den europäischen Markt aufnehmen. So gibt es Songs auf deutsch, spanisch, französisch und italienisch. Von den Temptations kam 1965 die Single "Mein Girl" (My Girl) mit der Rückseite "Blue Bird" auf deutsch heraus, auf italienisch hiess My Girl "Solamente Lei". Ende er 60er bis Anfang der 70er Jahre machte die Band, deren Stil an den der Gruppe The Drifters erinnerte, einige personelle wie auch stilistische Änderungen durch. 1968 kam für Ruffin Dennis Edwards, und der Produzent Norman Whitfield veränderte zeitgemäss den Sound vom eingängigen Soul Pop zur Mischung aus psychedelischen Funkelementen, Soul Rock und sozialkritisch inspirierten Texten. Mit "I Can’t Get Next To You" (1970), "Just My Imagination (Running Away with Me)" (1971) und "Papa Was A Rollin' Stone" (1972) landeten die Temptations weitere grosse Hits und erreichten den Gipfel ihrer Popularität.

1971 verliessen mit Paul Williams, der sich 1973 das Leben nahm, und Eddie Kendricks zwei der wichtigsten und bekanntesten Mitglieder die Temptations. Während Williams' Solo-Pläne sich vor seinem Tod nicht mehr konkretisierten, gelangen Kendricks einige Erfolge. Die Temptations wiederum setzen ihren Weg bis 1975 und ihrem letzten Nummer 1 Album "A Song For You" konsequent fort. Danach riss die Erfolgsserie ab und im Zuge von neuen populären Stilen wie dem Philly Soul oder der Disco-Welle konnten die Temptations sich nur noch mit mittleren bis kleineren Hits auf Kurs halten. Nach 1975 gelang den Tempations nie wieder der Sprung unter die Top 40 der US-Charts, dafür hatten sie weiter Erfolg in den Rhythm'n'Blues Charts. Mit "Power" (1980), "Treat Her Like A Lady" (1984) und "Lady Soul" (1986) gelangen hier auch in späteren Jahren noch Hits.

Das Gründungsmitglied Otis Williams hat zusammen mit Patricia Romanowski im Jahre 1988 die Geschichte der Temptations verfasst und als Buch herausgegeben. Dieses Buch war auch zehn Jahre später auch die Basis für einen zweiteiligen Film im US-amerikanischen Fernsehen. Im September 2017 feierte ausserdem das Musical 'Aint Too Proud: The Life and Times of The Temptations', basierend auf den Memoiren von Otis Williams, im kalifornischen Berkeley Repertory Theater Premiere. 1999 wurden die Temptations in die Vocal Group Hall of Fame aufgenommen. Der Rolling Stone listete die Temptations auf Rang 68 der 100 grössten Musiker aller Zeiten. Die Gruppe blieb weiterhin live aktiv: Unter der Leitung von Otis Williams, mit Ron Tyson, Terry Weeks, Walter 'Joe' Herndon und Bruce Williamson, gaben die Temptations noch Ende 2007 im Rahmen einer Europatournee sechs Konzerte in Deutschland, bei denen sie gemeinsam mit den Four Tops auftraten.



Oct 12, 2019


YES - The Studio Albums 1969 - 1987 (Rhino Records 8122796496, 2013)

Eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Progressive-Rockbands der Welt, zelebrierte im Jahre 2013 ihre langjährige Verbindung zu Atlantic Records mit einem umfassenden Box-Set, das sämtliche 12 Alben enthielt, die sie für das Label aufgenommen hatten. Das Box-Set enthielt die bis dato aktuellsten zur Verfügung stehenden Remaster-Versionen von 2003 und 2004, das 1987er Album "Big Generator" sogar in der Expanded-Version, die nur in Japan veröffentlicht wurde. Die 13 CD starke Kollektion umfasste fast 20 Jahre einer erstaunlichen Karriere und enthielt sämtliche Schlüsselalben, die Yes zu einer Kultband gemacht hatten. Mehr als 30 Millionen Alben der britischen Band gingen im Laufe der Zeit an die Fans, und immer noch sind auch die Klassiker beim Publikum sehr gefragt. Das Artwork der in einer Clamshell-Box befindlichen Sleeves stammte (natürlich) von Grafiker Roger Dean, der für die eindrucksvollen frühen Cover verantwortlich zeichnete und damit für einen hohen Wiedererkennungswert dieser Box garantierte.

Die Band wurde im Jahre 1968 von Bassist Chris Squire, Sänger Jon Anderson und Drummer Bill Bruford gegründet. Schon im darauffolgenden Jahr erschien das Debütalbum, schlicht "Yes" betitelt, das den Aufbruch in den Progressive Rock markierte und neben Eigenkompositionen auch tiefgreifende Überarbeitungen von Songs der Beatles, der Byrds und anderen enthielt. Je ambitionierter die Band an ihrer Musik arbeitete, die schnell zu einer eigenen Kunstform werden sollte, desto mehr verfeinerte sich auch ihr Sound mit einer sinfonisch aufgebauten Klangwelt sowie der Aufnahme von epischen Themen in den Texten. In den 70er Jahren entstanden so die kommerziell und bei der Kritik enorm erfolgreichen Alben "The Yes Album" (1971), "Fragile" (1971), "Close To The Edge" (1972 ), das Doppelalbum "Tales From Topographic Oceans" (1973), "Relayer" (1974) und "Going For The One" (1977). In diesen Jahren bildeten Squire, Anderson, Bruford, Gitarrenvirtuose Steve Howe und Schlagzeuger Alan White den Kern der Band. Zu den wechselnden Keyboardern gehörten Tony Kaye, Rick Wakeman und Patrick Moraz.

Doch auch in den 80er Jahren blieben Yes nicht stehen und erkundeten mit neuen Line-Ups und Sounds die Möglichkeiten ihrer Musik. So präsentierte das Album "Drama" (1980) die Band in einem neuen Sound mit dem neuen Sänger Trevor Horn, der später zu einem der einflussreichsten Produzenten der Musikszene wurde, und Keyboarder Geoff Downes, beide vorher bei den Buggles ("Video Killed The Radio Star"). Sie ersetzten Anderson und Wakeman, die beide ihre Solokarrieren verfolgten. Jon Anderson und Tony Kaye kehrten 1983 zur Band zurück und spielten ihren kommerziell grössten Erfolg "90125" ein, auf dem auch Gitarrist Trevor Rabin zu hören ist. Das Album enthielt die weltweite Nummer 1 "Owner Of A Lonely Heart" und weitere Radiohits wie "It Can Happen", "Changes" und "Leave It". Das Instrumental "Cinema" wurde 1985 mit einem Grammy in der Kategorie Best Rock Instrumental Performance ausgezeichnet.

"Big Generator" war das letzte Album, das die Gruppe Yes für das Label Atlantic Records aufnahm. Die remasterte und erweitere Edition war bisher nur in Japan erhältlich und wurde bald ein Sammlerstück. Unter den Bonustracks befinden sich zwei Versionen des Radiohits "Love Will Find A Way" und drei verschiedene Mixe von "Rhythm Of Love", das ebenfalls zu einem Radiohit wurde. Angesichts des sehr moderaten Preises für dieses Box-Set eine echte Empfehlung, zumal sämtliche Alben im sogenannten Mini LP CD Format den originalen Vinyl-Ausgaben nachempfunden sind.



BAD COMPANY - Straight Shooter (Island Records ILPS 9304, 1974)

Bad Company wurden 1973 in Westminster, London von dem Sänger Paul Rodgers und dem Gitarristen Mick Ralphs gegründet. Später kamen der Schlagzeuger Simon Kirke und der Bassist Boz Burrell hinzu. Bad Company waren in den 70er Jahren sehr erfolgreich. Ihre ersten drei Alben "Bad Company" (1974), "Straight Shooter" (1975) und "Run With The Pack" (1976) erreichten die Top 5 der Album-Charts in Grossbritannien und den USA. Viele ihrer Singles wie "Bad Company", "Can't Get Enough", "Good Lovin Gone Bad", "Feel Like Makin'Love", "Ready For Love" und "Shooting Star" alleine von den erstgen beiden Alben, sowie später "Rock'n'Roll Fantasy" sind nachwievor ein fester Bestandteil des klassischen Rockradios. Die Band wurde von Paul Rodgers und Simon Kirke nach der Auflösung von Free und Mick Ralphs von Mott The Hoople gegründet. Hinzu kam noch Boz Burrell, der einige Jahre bei King Crimson gespielt hatte. Sie benannten sich angeblich nach dem in der Originalversion gleichnamigen Western 'In schlechter Gesellschaft' von Robert Benton. Sänger Paul Rodgers erklärte jedoch, der Name sei von einem Bild in einer viktorianischen Moralfibel inspiriert worden, das er als Kind sah; es zeigt ein Kind, welches auf eine schäbige, zwielichtig herumhängende Gestalt schaut, wobei die Bildunterschrift lautet: 'beware of bad company'. Bis zur offiziellen Auflösung der Band 1983 erschienen mehrere erfolgreiche LPs. Danach gründete Paul Rodgers mit Jimmy Page die Band The Firm.

"Straight Shooter" war das zweite Studioalbum der Band. Es wurde am 2. April 1975 veröffentlicht, einen Monat nach der Veröffentlichung der Single "Good Lovin' Gone Bad" und vier Monate vor der zweiten Single des Albums "Feel Like Makin' Love". Das Album erreichte Platz 3 in den britischen Albums-Charts und in den US Billboard 200. Es brachte der Gruppe eine goldene Schallplatte ein für 500000 verkaufte Platten, verliehen von der Recording Industry Association of America, nur knapp einen Monat nach Veröffentlichung.
Mick Ralphs und Simon Kirke gaben an, dass der Track "Shooting Star" lyrisch von den Todesfällen durch Drogen und Alkohol von Jimi Hendrix , Janis Joplin und Jim Morrison, inspiriert wurde. Die ebenso markante wie geschmackvolle Plattenhülle für das Album "Streight Shooter" wurde von Hipgnosis entworfen, die auch für das schlichte Design des Debütalbums verantwortlich zeichneten. Die erste Single des Albums, "Good Lovin' Gone Bad", erschien im März 1975 und erreichte Platz 36 der Billboard Hot 100. Die nächste Single des Albums "Feel like Makin' Love" erschien im August und erreichte Platz 10 der Billboard Hot 100. "Straight Shooter" erntete mehrheitlich gute Kritiken. Der Musikkritiker Robert Christgau beispielsweise war der Meinung, dass "Straight Shooter" zwar besser als sein Vorgänger war, aber nicht als Hardrock bezeichnet werden sollte, da Paul Rodgers keine starke Stimme hatte, die für einen Rocksänger erforderlich sei. Ein weiterer Kritiker, Ed Nahas, urteilte im Magazin Rolling Stone, dass Bad Company mit ihrem zweiten Album beweisen würden, dass sie nicht wie Mott The Hoople, Free oder King Crimson enden würden - Bands, zu denen die Mitglieder von Bad Company früher gehörten. Naha fand auch, dass Simon Kirkes Kompositionen "Anna" und "Weep No More" zeigten, dass auch er als Schlagzeuger sich als Autor weiterentwickeln konnte, während Boz Burrell auch am Bass Fortschritte machte.

Es folgten mit "Run With the Pack" (1976) und "Burnin' Sky" (1977) zwei weitere überaus erfolgreiche Alben. Interessanterweise fiel diesen relativ grossen Erfolgen der ersten vier Alben das fünfte Werk, das 1979 veröffentlichte "Desolation Angels" aus eigentlich unerfindlichen Gründen etwas ab, obwohl auch dieses Werk fabelhafte Songs präsentierte. Erstmals setzten Bad Company dann bei diesem Werk auch Streicher- und Synthesizerklänge ein. Das Dalbum warf zwei Chartsingles ab: "Rock'n'Roll Fantasy", das es bis auf Platz 13 schaffte, sowie "Gone Gone Gone", das allerdings nur noch auf Platz 56 der Singles-Charts kletterte. Gegen Ende der 70er Jahre war die Band jedoch zunehmend enttäuscht, weil keine grossen Erfolge mehr in Aussicht standen, und auch ihr Interesse an Auftritten in grossen Stadien schwindete. Darüber hinaus verlor ihr langjähriger Produzent und eigentlicher Mentor Peter Grant das Interesse an der Gruppe und der Geschäftsführung im Allgemeinen, nachdem der Led Zeppelin Schlagzeuger John Bonham am 25. September 1980 verstorben war. Peter Grant war auch der Wegbereiter und Manager von Led Zeppelin gewesen. Simon Kirke sagte in einem Interview: "Peter war definitiv der Klebstoff, der uns alle zusammengehalten hat, und mit seinem Abgang fielen wir schrittweise auseinander".

Eine dreijährige Pause endete mit der Veröffentlichung von "Rough Diamonds" im Jahre 1982. Dies war die sechste und letzte LP in der ursprünglichen Inkarnation der Gruppe. 1986 entschieden sich Simon Kirke und Mick Ralphs, gemeinsam eine neue Band zu gründen, um wieder gemeinsam Musik zu machen. Sie gewannen Brian Howe als Sänger, der zuvor mit Ted Nugent das Album "Penetration" aufgenommen hatte. Weitere Mitglieder der noch unbenannten Band waren Gregg Dechert (Keyboard) und Steve Price (Bass). Nachdem die neu gegründete Formation das erste gemeinsame Album aufgenommen hatte, bot ihnen Atlantic Records-Chef Ahmet Ertegun 800000 Dollar für den Fall an, dass sie das Album unter dem Namen Bad Company veröffentlichen würden. Die Band stimmte zu und veröffentlichte "Fame And Fortune" im Oktober 1986. Das Album, das von Keith Olsen und Mick Jones produziert wurde, floppte, und erreichte nicht einmal die Top 100 der Billboard-Charts.

Der Keyboarder Gregg Dechert wurde in der Folge entlassen, die Band hatte sich entschieden, zukünftig weitestgehend auf Keyboards zu verzichten. 1988 veröffentlichte die Band das Album "Dangerous Age", das immerhin einen respektablen Platz 58 der US-Charts erreichte und musikalisch um einige Ecken härter ausfiel als der erfolglose Vorgänger. Zu Beginn des Jahres 1990 hatte der Sänger Brian Howe den Plan gefasst, ein Soloalbum zu veröffentlichen, weil er die mittlerweile aufgetretenen Spannungen innerhalb der Band so deutete, dass er möglicherweise gefeuert werden würde. Dies wurde ihm jedoch von Derek Shulman ausgeredet, der ihm riet, die dafür geschriebenen Songs für das nächste Bad Company Album einzubringen. Im Juni 1990 erschien somit das nächste Album "Holy Water", das die Top 30 der Billboard-Charts erreichen konnte und der Band neuerlichen Auftrieg gab. Nach einem weiteren Album, das 1992 den Titel "Here Comes Trouble" erhielt, wurde noch das Livealbum "What You Hear Is What You Get" aufgenommen und 1994 veröffentlicht, anschliessend schied Brian Howe dennoch aus der Band aus. Bad Company verpflichteten in der Folge Robert Hart, mit dem sie die Alben "Company Of Stranges" (1995) und "Stories Told And Untold" (1996) aufnahmen. 1998 kehrte Paul Rodgers für eine Jubiläumstournee zurück. Seit 2002 ist die Band wieder aktiv. Paul Rodgers, Mick Ralphs and Simon Kirke traten im August 2008 im Florida’s Hard Rock in Hollywood auf. Im Februar 2010 wurde der Konzertmitschnitt als Album "Hard Rock Live" veröffentlicht. In dieser Formation gab es 2010 auch weitere Konzerte. Ein Mitschnitt des Konzerts vom 11. April 2010 in London wurde 2011 unter dem Titel "Live At Wembley" veröffentlicht.




Oct 6, 2019


FLYING COLORS - Third Degree (Music Theories Recordings MTR 7596 2, 2019)

Die Flying Colors sind eine Progressive Rock-Supergroup, die aus Casey McPherson (Alpha Rev), Steve Morse (Dixie Dregs, Deep Purple, Kansas), Neal Morse (Spock’s Beard, Transatlantic), Dave LaRue (Dixie Dregs, Planet X) und Mike Portnoy (Ex-Dream Theater, Transatlantic, Liquid Tension Experiment, OSI, Adrenaline Mob, The Winery Dogs) besteht. Im Jahre 2008 stellte der Produzent Bill Evans eine Liste der Personen zusammen, mit denen er seine Idee der Flying Colors verwirklichen wollte: Mike Portnoy, Steve Morse, Dave LaRue, Neal Morse und Produzent Peter Collins, der bereits mit Rush, Bon Jovi, Elton John und Jewel Kilcher zusammengearbeitet hatte. Nachdem die vier Musiker und Peter Collins zugesagt hatten, machten sich die beiden Produzenten auf die Suche nach einem Sänger, der die unterschiedlichen Musikstile der Band vereinen konnte. Evans und Collins waren bereits eine Liste von über hundert verschiedenen Sängern durchgegangen, als Schlagzeuger Mike Portnoy Casey McPherson vorschlug.

Nach fast einem Jahr Planung, wurde das erste, mit dem Bandnamen betitelte Album innerhalb von neun Tagen im Januar 2011 fertiggestellt. Im November 2011 wurde das Album von Michael Brauer, der bereits mit den Rolling Stones, Bob Dylan und Coldplay zusammengearbeitet hatte, abgemischt. "Flying Colors" wurde am 26. März 2012 veröffentlicht. Der Bandname stammte von Peter Collins. Er sagte zu den Musikern: "Gentlemen, you passed with flying colors". ("Leute, ihr habt mit Bravour bestanden"). Am 16. März 2013 kündigte die Band an, mit den Arbeiten an ihrem zweiten Studioalbum begonnen zu haben. Ausserdem wurde eine Live-DVD / Blu-ray angekündigt, die im Oktober 2013 erschien. Die weiteren Arbeiten umfassten schliesslich das zweite Studiowerk "Second Nature" (2014), sowie die zwei Live-Veröffentlichungen mit den Titeln "Live In Europe" (2013) und "Second Flight - Live At The Z7" (2015).

Es gibt mindestens fünf gute Gründe, sich auch das dritte Album der Flying Colors "Third Degree" zu kaufen: Steve Morse, Casey McPherson, Mike Portnoy, Neal Morse und Dave LaRue. Nach dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2012 und "Second Nature" (2014) wird auch hier wieder Progressive Rock mit leicht zugängigen Melodien und hymnischer Stimmung geboten. Man muss mitunter an die Anfangsjahre der Gruppe Toto denken, wenn man sich die Flying Colors anhört. Nicht etwa, weil sich die Musik so ähnelte, sondern weil sich damals wie heute ein paar Weltklasse-Musiker, so etwas wie die Crème de la Crème, zusammengetan hatten, um mit ihrem wunderbaren Talent Musik zu machen, die zugleich Spass macht, sich aber auch als überaus intelligent und virtuos präsentiert.

Flying Colors steigen auch in ihr drittes Album gleich mit ihrer inzwischen ebenso bekannten wie geschätzten Signatur ein. "The Loss Inside" startet mit dem Gitarrentreiben, mit fetten Orgelklängen, bevor die Melodien einsetzen, sehr rockig, vorwärtstreibend und aufmerksamkeitsstark. "More", zu dem es auch ein ziemlich bunt beleuchtetes Schwarzlicht-Video gibt, wird zwar ebenfalls von schweren Gitarren und donnerndem Schlagzeug angetrieben, hier stand aber sicherlich die Band Muse Pate. Irgendwie sehr new proggig. In der Mitte streckt sich der Song mit einer süchtig machenden, keyboardlastigen Instrumentalbewegung aus, bevor ein leiser, stimmbeherrschender Abschnitt zu hören ist. Es schliesst sich natürlich der Kreis und der treibende Rock wird vor dem Ende zurückgebracht, mit der Zeit für eines von Neal's typischen, opulenen Keyboard-Solos und der Vokalharmonisierung, für welche die Band so bekannt ist.

Der Gitarrist Steve Morse (Deep Purple, Dixie Dregs, Ex-Kansas), Schlagzeuger Mike Portnoy (Winery Dogs, Ex-Dream Theatre, Transatlantic), Keyboarder Neal Morse (Transatlantic, Ex-Spock’s Beard), Bassist Dave LaRue (Dixie Dregs, Ex-Joe Satriani) und Sänger und Songwriter Casey McPherson (Alpha Rev, The Sea Within) sind ein unglaubliches Team. "Cadence" ist eine hinreissende Komposition, die entfernt auch an ganz frühe Kompositionen von King Crimson erinnert, Progressive Rock mit Folk-Einkerbungen. Und was ist das für eine Basseinlage auf "Guardian" ? Ab diesem Stück bewegt sich das Album insgesamt ein bisschen mehr in Richtung Straight Progrock. Eines der Highlights des Albums ist das zehnminütige "Last Train Home", gesungen zunächst von McPherson, dann von Neal Morse und sicherlich auch von ihm musikalisch stark beeinflusst. Das Stück hat alles, was diese Band so grossartig macht, und es präsentert eine ganz starke Progrock-Gewichtung.

Inhaltlich geht es wohl um die Reise von Körper und Seele ins Jenseits (was thematisch natürlich erneut zum mit grossem christlichen Hintergrund versehenen Neal Morse passt) und beginnt langsam und melodisch. Dann werden die Dinge jedoch immer ausgefeilter, die Trommeln nehmen an Geschwindigkeit zu, die Tasten werden lauter und die Gitarre schwerer, bevor sie sich in ein vollwertiges Progressive Rock-Epos verwandelen, wie man dies beispielsweise auch von Genesis und Yes kennt. Passenderweise übernimmt dann Neal als Leadsänger eine Strophe. Seine Stimme verleiht dem Song eine neue emotionale Note, bevor ein Akustikgitarren Lead Jam mit Scat-Gesang in den nächsten Abschnitt des Songs übergeht. Casey übernimmt wieder den Gesang und singt: "Standing back you leave alone, don’t be sad you’re going home". Die Musik hebt den Gesang, und die das Stück abschliessenden Minuten sind immens kraftvoll und effektiv.

Die Ballade "You Are Not Alone" beginnt sehr sparsam instrumentiert, ein meditativerer Song über die vielen Prüfungen des Lebens. Steves Gitarre klingt leicht akustisch und zerbrechlich bis er mit einer segelnden E-Gitarre einsteigt. Die Keyboards übernehmen eine Streicher-Aufgabe. Sicherlich sehr effektiv, insgesamt vieleicht etwas zu bedächtig, weil es ziemlich an ähnliche Musik aus dem sogenannten Christian Rock Bereich erinnert. "Love Letter" schliesslich ist so etwas wie eine Beatles-Referenz, sehr eingängig und poppig. Ein Happy-Song.  Aber keine Sorge. Es gibt mit "Crawl" einen 11-minütigen tollen Abschluss mit phantastischen Gesangs-Sequenzen, sehr starken Melodien und instrumentaler Exzellenz.

"Third Degree" baut erneut auf der tief verwurzelten Verbindung, die während der letzten beiden Alben zwischen den Bandmitgliedern entstanden ist. "Zwischen uns herrscht eine ganz besondere Chemie", merkt Mike Portnoy an. "Je vertrauter wir einander werden, desto besser werden wir als Musiker und auch die Musik selbst reift dadurch immer weiter". Und Steve Morse fügt hinzu: "Einer meiner Favoriten, "Geronimo", bietet eine optimistisch-jazzige, aber gleichzeitig auch schwer-melancholische Stimmung. Wir spielen das, was sich gut für uns anhört und uns zum Lächeln bringt. Wir fragen uns nicht, ob es Kritikern oder Programmchefs gefallen könnte. Es geht uns nur um die Musik". Auf "Third Degree" kam zum ersten Mal die branchenführende HPAR-Technologie (Harmonic Phrase Analysis and Restoration) zum Einsatz. Entwickelt vom Produzenten Bill Evans (der die fantastischen Fünf einst dazu anstiftete, die Band zu gründen), sorgt diese für eine noch nie dagewesene Klangtreue. Rich Mouser (The Neal Morse Band, Transatlantic), der eigentliche Produzent der Band, mischte die Songs daraufhin in seinem unnachahmlichen Stil ab.




Aug 2, 2019


ROSALIE CUNNINGHAM - Rosalie Cunningham
(Esoteric Antenna Records EANTCD1075, 2019)

Es gibt Platten, die eigentlich fast schon alles bieten, was einen Genre-Klassiker ausmachen könnte - und trotzdem gehen sie sang- und klanglos in der Flut der Veröffentlichungen unter. Aber fuzzgetriebenen, Spinett-geladenen, gut arrangierten und ziemlich berauschenden Psychedelic Rock bringt man letztlich wohl auch nicht unbedingt mit einer Frau in Verbindung, schon gar nicht mit Einer, die aber auch noch über sowas von einer tollen Stimme verfügt, dass sie sich eigentlich auch für jeden anderen Musikstil, der weitaus eher kommerzielle Erfolge versprechen würde, entscheiden könnte. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, beliess es Madame, erfreulicherweise muss man sagen, auch nicht bei den ebenfalls eher genreüblichen Dreiminuten-Schwurbeleien, sondern verlor sich auch mal in knapp vierzehn ausufernden flippigen Minuten doch ziemlich in den Rauchschwaden, die vermutlich nicht von Räucherstäbchen stammten. Beruhigend zu wissen ist allenfalls, dass Keiner Mühe haben würde, dieses Scheibchen zu finden, so er sich dann diese Scheibe einfangen möchte: Sowohl auf Vinyl, als auch auf CD kann man diesen Trip käuflich erwerben.

Ich hatte den Namen dieser Dame zuvor noch nie gehört, war aber völlig überrascht, als ich ihre Stimme zum erstenmal hörte und noch überraschter, als ich nachforschte, was diese Dame musikalisch sonst noch so getrieben hatte. Seit ihrem letzten Auftritt mit der Band Purson im Dezember 2016 hatte die Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin ihre Karriere leise neu erfunden und ging aus ihrem selbst auferlegten musikalischen Winterschlaf als visionäre Solo-Künstlerin hervor. Das diesjährige, gleichnamige Debütalbum ist das Ergebnis einer längeren Reflexionsphase und zeigt ihr stärkstes und gewagtestes Songwriting, seit sie Musik schreibt und spielt und reicht vom dreiminütigen Popsong à la Beatles bis zur knapp viertelstündigen epischen Prog/Psych Rock-Saga, die den Hörer auf eine wegtragende Klangreise entführt.

Für die 28-jährige Rosalie Cunningham ist nun quasi ihr kreativer Frühling erblüht, allerdings nicht ohne ein paar Geburtswehen. So meinte sie in einem Interview: "Nach dem Ende der Band Purson habe ich weiter Songs geschrieben, nicht für ein Album, eine Band oder etwas Besonderes - es war rein kathartisch. Unbewusst davon befreit zu sein, Musik für eine Band zu schreiben, die live auftreten soll, lässt mich ehrlichere Ausdrucksweisen finden. Einige der Texte sind ziemlich autobiographisch und ich habe neue Genres entdeckt. Ohne wahrgenommenen Druck konnte ich mir viel Zeit für Arrangements nehmen und das hat der musikalischen Landschaft im Vergleich zu früheren Arbeiten gut getan. Alles ist am richtigen Ort, ohne dass man sich dazu gezwungen fühlt. Es hat auch geholfen, grosse Vielfalt hervorzubringen, da ich nicht versucht habe, es zu einem zusammenhängenden Werk zu machen, obwohl ich der Meinung bin, dass es von Natur aus eines geworden ist".



Das Album ist das neueste Kapitel einer faszinierenden Karriere, die im Alter von nur 12 Jahren begann, als die in Southend Essex, geborene Rosalie Cunningham zum ersten Mal mit ernsthafter Absicht eine Gitarre aufnahm. Schon zuvor hatte sie sich Melodien auf dem Klavier ausgedacht und kleine Lieder geschrieben, aber ein echtes Interesse an der Gitarre zu entwickeln war der Auslöser für die Gründung ihrer ersten Band in der Schule mit dem Namen "Suzie's Lip", da war sie gerade mal 13 Jahre alt. Rosalie ist das älteste Kind eines Musikers und Journalisten und einer Yogalehrerin. Sie wuchs mit ihren drei Geschwistern in einer Umgebung auf, in der ständig Musik lief. Fasziniert von den Beatles, Slade, Pink Floyd, David Bowie, den Small Faces, Genesis und Black Sabbath, erreichte ihre Kreativität im Jahre 2007 erstmals ein breiteres Publikum, als sie ihre erste professionelle Band gründete, die rein weiblich besetzte, Gothic-psychedelische Gruppe Ipso Facto, mit welcher Cunningham drei Singles und ein Mini-Album veröffentlichte, als Support Act für renommierte Bands wie Magazine und The Last Shadow Puppets spielte und kontinuierlich zu einem neuen Liebling der Festival-Szene wurde.

Nach der Trennung von Ipso Facto tauchte die Künstlerin in die Session-Welt ein, gastierte mit zahlreichen Bands und Künstlern und trat in TV-Sendungen wie "Later with Jools Holland", "BBC Electric Proms" und NBC's "Jay Leno Show" auf. Im Jahre 2011 startete sie die mit stark psychedelischen Einflüssen ausgestattete zweite Band Purson. Beim Indie-Label Rise Above veröffentlichte Purson das erstes Album "The Circle & The Blue Door" (2013), das die Singles "Rocking Horse" und "Leaning On A Bear" sowie die Live-Favoriten "Tragic Catastrophe" und "Spiderwood" enthielt. Auf das Album folgte eine EP ("In The Meantime") und 2016 das zweite Album "Desire's Magic Theatre" auf Spinefarm Records. Darauf enthalten waren mit "Electric Landlady" und "The Sky Parade" zwei wundervolle Psychedelic Rock-Nummern.

Nachdem Rosalie Cunningham für die Band Purson posthum die Single "Chocolate Money" geschrieben hatte, nahm sie mit ihrem Vater ein Cover von "Strawberry Fields Forever" der Beatles auf. Ihre Liebe zu den Beatles war einer der Gründe, warum sie ihr späteres Material gerne bei der Coverband The Sky Diamonds spielte, einer Spass-Truppe, in welcher sie mit ihrem Vater und ihrem Partner Rosco Levee zusammen spielt.




Jul 18, 2019


ROBERT WYATT - Shleep (Hannibal Records HNCD 1418, 1997)

Nach seinem Engagement bei der Mitt-Sechziger-Musikgruppe Wilde Flowers aus Canterbury war Robert Wyatt 1966 Mitgründer von Soft Machine. Soft Machine gehörte, neben Caravan und Gong, bald zu den Eckpfeilern der so genannten Canterbury School des Progressive Rock und Artrock. Neben dem Psychedelic Rock der Anfänge waren schnell Einflüsse aus dem Jazz und dem weiteren Bereich der klassischen Musik (unter anderem Erik Satie) getreten, Improvisationen und Kompositionen ergänzten sich. Wyatt trug mit seinem Schlagzeugspiel (und Gesang) wesentlich zum Ruf der Band bei, der zeitweilig an den Ruhm der frühen Pink Floyd heranreichte. Wyatt tourte mit Soft Machine beispielsweise auch als Vorgruppe der Jimi Hendrix Experience 1968 durch die USA.

Bereits 1970 veröffentlichte Robert Wyatt das neben seiner Bandmitarbeit entstandene Soloalbum "The End of an Ear". Im Herbst 1971 trennte sich Robert Wyatt von Soft Machine und gründete sein eigenes Projekt Matching Mole. Der Name dieser neuen Formation war eine Anspielung auf die französische Übersetzung von Soft Machine, 'Machine Molle'. Nach dem zweiten Album, das von Robert Fripp produziert wurde und zu dem Brian Eno die  Synthesizer beisteuerte, löste er die Band jedoch wieder auf. Zur damaligen Zeit galt Robert Wyatt als einer der besten Schlagzeuger des Jazzrock und wurde beispielsweise auch zu Festivals und Schallplattenproduktionen nach Deutschland eingeladen (New Violin Summit mit Jean-Luc Ponty, Michal Urbaniak und Terje Rypdal).

1973 stürzte Wyatt bei einer Party aus dem Fenster eines mehrstöckigen Hauses. Er blieb seitdem querschnittgelähmt. Noch im Krankenhaus begann er, die Stücke für sein nächstens Album "Rock Bottom" zu komponieren. Trotz der Vorbehalte von TV-Verantwortlichen konnte er bald wieder seine Auftritte in Musikshows des Fernsehens fortsetzen. Die meisten seiner Stücke vermittelten ein düsteres, intensives Hörerlebnis. Die Kritik sprach von wärmenden Outsider-Balladen. Wyatt setzte seine zerbrechliche, mehrere Oktaven umfassende Stimme nicht nur zur Wiedergabe seiner assoziativen Texte ein, er zeigte sich auch experimentierfreudig im Gebrauch seines Gesangs als Instrument. Durch Verfremdung oder Mehrfachspuren wurden neue Klangwelten konstruiert.

Für seine Soloalben konnte er zahlreiche namhafte junge Musiker aus der Canterbury-Szene gewinnen, darunter den 19-jährigen Mike Oldfield, der als Gitarrist auf Wyatt's 1974er-Veröffentlichung "Rock Bottom" zu hören war, und Fred Frith. Produziert wurde das Album von Pink Floyd's Schlagzeuger Nick Mason. Einen besonderen Erfolg erzielte Wyatt mit einer Coverversion des Monkees-Hits "I’m a Believer", mit der er auf Platz 29 der britischen Single-Charts gelangte. Der Multi-Instrumentalist bekannte sich zur marxistischen Linken, coverte diverse politische Lieder und Befreiungshymnen, spielte Singles zur Unterstützung der Namibia-Hilfe und der streikenden britischen Bergleute ein. 1983 kommentierte er den Falkland-Krieg mit dem von Elvis Costello geschriebenen Song "Shipbuilding".

1993 schrieb Wyatt für das Album "United Kingdoms" der Electronica-Band Ultramarine drei Stücke und steuerte für zwei auch den Gesang bei. Eines der Stücke, die ausgekoppelte Single "Kingdom", erreichte die britischen Charts. Der Komponist und Trompeter Michael Mantler holte Wyatt regelmässig als Sänger zu Aufführungen seiner Werke. Als Sänger war Wyatt auch am Album Nick Mason’s Fictitious Sports beteiligt. Wyatt's Soloalbum "Shleep" aus dem Jahre 1997 wurde von Brian Eno mitproduziert. Für Pascal Comelade sang er Kurt Weill's "Septembersong".

2001 ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem französischen Regisseur Jacques Perrin, zu dessen Dokumentarfilm 'Nomaden der Lüfte - Das Geheimnis der Zugvögel' Wyatt einige Stücke komponierte und sang. Am 22. Juni 2001 trat er während eines Konzerts von David Gilmour in der Royal Festival Hall in London auf. Er übernahm einen Gesangspart des Stücks "Comfortably Numb". 2004 folgte eine Zusammenarbeit mit Björk. 2006 spielte er Kornett bei einem Konzert von David Gilmour in der Londoner Royal Albert Hall bei dem Stück "Then I Close My Eyes". Auf dem Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2008 kuratierte er einen Abend, an dem Gruppen um Max Nagl, John Greaves, Hélène Labarrière und Annie Whitehead seine Songs interpretierten. 2009 trat er mit dem Liberation Music Orchestra in der Royal Festival Hall auf.

Im Mai 2009 veröffentlichte das französische Orchestre National de Jazz das Doppelalbum "Around Robert Wyatt" mit 15 älteren Songs von Wyatt, bei dem er auf sechs Stücken als Sänger mitwirkte. Robert Wyatt lebte einige Jahre in Spanien, später dann allerdings wieder in Lincolnshire. Er ist verheiratet mit Alfreda Benge, welche die Cover-Illustrationen der meisten seiner Soloalben malte sowie gelegentlich Texte zu seinen Liedern beisteuert. Auf seinem achten Soloalbum" Comicopera" (2007) sang sie auch gemeinsam mit ihm.



Jul 17, 2019


KING CURTIS - Instant Groove (Atco Records SD 33-293, 1969)

King Curtis, geboren als Curtis Ousley am 7. Februar 1934 in Fort Worth, Texas, war ein US-amerikanischer Tenorsaxophonist des Rock'n'Roll und Rhythm and Blues der 50er und 60er Jahre. Curtis spielte ab 1952 zunächst in den Bands von Lionel Hampton und Horace Silver. Ersichtlich erste Plattenaufnahmen stammen aus Houston vom 10. Januar 1952, nämlich der bislang unveröffentlichte Titel "Bad Luck Baby" (Hummingbird Records) mit dem Sänger und Pianisten Melvin Daniels. Im April 1953 entstand in Forth Worth die Single "Boogie In The Moonlight" / "I’ll Be There" erneut für Melvin Daniels. Curtis siedelte im Jahre 1956 nach New York um. Hier spielte er zunächst mit Sonny Thompsons Band am 11. Oktober 1956 den Titel "Gum Shoe" ein, kurz danach entstand seine erste eigene Aufnahme als King Curtis im Dezember 1956 mit den Titeln "Kings Rock" / "Dynamite At Midnight" (Januar 1957, Apollo Records 507). Er wirkte bei der Originalaufnahme von "Got My Mojo Working" von Ann Cole & The Suburbans am 27. Januar 1957 (Baton Records 237) mit, die im April 1957 erschien. Berühmt wurde der Song erst in der Fassung von Muddy Waters, der den Titel bereits am 1. Dezember 1956 aufgenommen, ihn jedoch von Ann Cole übernommen hatte. Danach wurde im Juni 1957 mit dem King Curtis Orchestra der Steel Guitar Rag (DeLuxe Records 6142) veröffentlicht.

Wie Curtis selbst in einem Interview bestätigte, wurde er von Talentsucher Jesse Stone beim Auftritt in einem New Yorker Club für Atlantic Records entdeckt. Seine erste Single für das Tochterlabel Atco Records entstand am 5. Februar 1958 mit "Birth Of The Blues" / "Just Smoochin'" (Atco Records 6114). Ab Oktober 1957 wurde er als Ersatz für die Atlantic-Sessionmusiker Jesse Powell, Arnett Cobb und Al Sears als Sessionspieler bei einer Vielzahl von Interpreten eingesetzt wie Chuck Willis, Big Joe Turner, LaVern Baker oder Clyde McPhatter, wo oft sein charakteristisch stotterndes Stakkato-Saxophon hörbar war. Erstmals spielte er Tenorsaxophon bei der Coasters-Aufnahmesession am 17. März 1958, wo er bei "Yakety Yak" und drei weiteren Aufnahmen zu hören war. Erneut machte er sich am 11. Dezember 1958 bei Charlie Brown und zwei weiteren Titeln für die Coasters nützlich. Curtis nutzte die Zeit bei Atlantic Records auch, um sich mit weiteren Sessionmusikern zu Aufnahmen zusammenzuschliessen. Am 5. Februar 1958 versammelte er Sessionmusiker als King Curtis Octet um sich und spielte vier Titel ein. Am 1. Juli 1958 tauchte sein Name beim King Curtis Sextet bei drei Titeln auf, am 24. April 1959 spielte er Henry Mancini's "Peter Gunn" ein.

Inzwischen hatte Curtis seine Saxophon-Dienste beispielsweise Buddy Holly am 10. September 1958 bei "Reminiscing" (hatte Curtis zusammen mit Holly komponiert) und für die überhaupt erste Single von Waylon Jennings ("Jole Blon", aufgenommen in derselben Session), den Shirelles bei "Boys" oder Clyde McPhatter für "A Lover’s Question" angeboten. Am 27. September 1958 (und nochmals am 4. und 20. Oktober 1958) begleitete er die Three Suns auf deren LP "Swingin’ On A Star", danach tauchte Curtis auch bei dem Millionenseller "Kansas City" in der Fassung von Wilbert Harrison auf, der im Februar 1959 aufgenommen wurde. Kurz darauf begleitete er die Drifters am 6. März 1959 bei "There Goes My Baby", im November 1959 erschien seine erste eigene LP "Have Tenor Sax Will Blow", die seine Instrumenten-Fähigkeiten zum Ausdruck brachte.

Curtis konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf LPs und war weiterhin häufiger Gast in Tonstudios. Bei dem kleinen Label Prestige Records entstanden am 18. September 1960 die Titel "Do You Have Soul Now ?", "Jeep's Blues", "Soul Meeting", "What Is This Thing Called Love ?", "Lazy Soul" und "All The Way", aufgenommen in den Tonstudios von Rudy Van Gelder (Englewood Cliffs, New Jersey) mit Nat Adderley (Kornett), Wynton Kelly (Piano), Sam Jones (Bass) und Belton Evans (Schlagzeug). Auf der für den 25. April 1961 anberaumten Session wurden für die LP "Trouble in Mind" die Songs "Trouble in Mind", "But That’s Allright", "I Have To Worry" und "Jivin‘ Time" eingepegelt. In der Session vom 19. September 1961 entstanden "The Hucklebuck" und "So Rare", am 5. Januar 1962 "Free for All", "Low Down", "I’ll Wait For You"; am 15. Februar 1962 "When the Saints Go Marchin’ In". Für TruSound Records wurden am 19. und 22. September 1961 Titel für die LP "Old Gold" verewigt. Dasselbe Plattenlabel terminierte für den 11. Juli 1961 und 5. Januar 1962 Sessions für die LP "It’s Party Time", am 15. Februar 1962 wurden Songs für die LP "Doin‘ The Dixie Twist" aufgenommen.

Ein intensives Labelhopping brachte King Curtis danach zu Enjoy Records (1961–62), King Records, Capitol Records und schliesslich im Jahre 1965 zurück zu Atlantic Records, wo er bis zu seinem Tod blieb. Für dessen Tochterlabel spielte er die LP "Live at Small’s Paradise in Harlem" (Atco Records 33-198) ein, live aufgenommen am 22. Juli 1966 und veröffentlicht im Februar 1967. Es entstanden Titel wie "There Is Something On Your Mind" zusammen mit Cornell Dupree, Jimmy Spruill und Joe Puma (Gitarre), Paul Griffin (Piano), Charles Rainey (Bass), Willie Bridges (Baritonsaxophon), Melvin Lastie (Kornett) und Ray Lucas (Schlagzeug).

Seine kommerzielle Instrumentalmusik brachte ihm lediglich bescheidene Hitparadenerfolge ein. Beste Platzierung erreichte seine im Februar 1962 veröffentlichte Single "Soul Twist" mit einem Rang 17 der Pop-Hitparade, die überhaupt erste Platte des kleinen Labels Enjoy Records. Hier wurde er von seiner Begleitband Noble Knights (später Kingpins) unterstützt, die sich aus Paul Griffin (Piano), Ernie Hayes (Orgel), Al Casey oder Billy Butler (Gitarre), Jimmy Lewis oder Jerry Jermott (Bass) und Ray Lucas (Schlagzeug) zusammensetzte. Spätere Bandmitglieder waren Cornell Dupree und Hugh McCracken (Gitarre), Richard Tee (Piano), Chuck Rainey (Bass) und Pretty Purdie (Schlagzeug). Bei Capitol Records entstanden für seine LP "Soul Serenade" am 24. Januar 1964 unter anderem die Klassiker "Honky Tonk" und "Night Train". Zusammen mit seinem ehemaligen Atlantic-Sessionkollegen Al Caiola nahm er im selben Jahr den Guitar "Boogie Shuffle" auf. Capitol zeigte sich unzufrieden über die schlechten Hitparadenergebnisse, sodass Curtis nach drei Jahren zu Atlantic Records wechselte. Hier wurde wiederum beim Tochterlabel Atco Records im Oktober 1966 die LP "That Lovin‘ Feelin‘" herausgebracht, im März 1967 kam die LP "Plays The Great Memphis Hits" auf den Markt, mit der er sich auf Instrumentalversionen grosser Vokalhits konzentrierte. Hieraus wurde das Rhythmus intensive "Jump Back" als Single ausgekoppelt. Die Instrumentalversionen grosser Vokalhits setzte er mit der LP "King Size Soul" im Dezember 1967 fort.

Zusammen mit Jerry Wexler begann er, Aufnahmen für andere Interpreten zu produzieren, später auch alleine. Zu den Künstlern, die er produzierte, gehörten Freddy King, Roberta Flack, Delaney & Bonnie, Donny Hathaway und Sam Moore. Zwischen 1962 und 1971 brachte er 15 Hot 100-Hits hervor. Er tauchte bei knapp 220 LPs als Sessionspieler auf. King Curtis gilt deshalb als einer der produktivsten Sessionspieler der 50er und frühen 60er Jahre, wobei ihm die Produzenten häufig die Freiheit von improvisatorischen Solos liessen. Er nahm jedoch eine grosse Anzahl eigener Instrumentalaufnahmen mit seinen Tenor- oder Altsaxophon, manchmal auch mit Gitarre, auf. Am 13. August 1971 wurde King Curtis vor seiner New Yorker Wohnung von einem Drogenabhängigen erstochen. Auf Curtis’ Beerdigung waren unter anderem Aretha Franklin, Jerry Wexler, Stevie Wonder, Duane Allman und Rev. Jesse Jackson zugegen. Die Allman Brothers bauten als Tribut bei einem Konzert kurz nach Curtis' Tod die "Soul Serenade" in ihr Stück "You Don’t Love Me" ein.