Jul 14, 2019


KANSAS - Leftoverture (Kirshner/Epic Records JZ 34224, 1976)

Eine gleichnamige achtköpfige Vorläuferband mit den späteren Bandmitgliedern Ehart, Hope und Livgren (manchmal auch als Kansas I bezeichnet) existierte bereits von 1970 bis 1971. Ihre grössten Erfolge feierte die Band jedoch nach ihrer Neugründung im Jahre 1972. Der Song "Dust in the Wind" aus dem 1977 erschienenen Album "Point of Know Return" wurde zum Evergreen und "Carry On Wayward Son" zählt noch heute zu den meistgespielten Titeln im amerikanischen Classic Rock Radio. Die dazugehörigen Alben "Point of Know Return" und "Leftoverture" erhielten mehrfach Platin. Insgesamt verkaufte die Band mehr als 15 Millionen Tonträger. Ihre frühen sowie die neueren Kompositionen integrierten klassische Elemente und Instrumente (z. B. Robby Steinhardts virtuos gespielte Geige).

"Leftoverture" war das vierte Studioalbum der Band Kansas. Es erschien im Jahr 1976 bei Kirshner und Epic Records, enthielt die Hitsingle "Carry On Wayward Son" und wurde mehrere Millionen Mal verkauft. Das Album wurde grösstenteils von Kerry Livgren komponiert und im Studio in the Country in Bogalusa aufgenommen. Cheryl Norman und Toye La Rocca wirkten als Gastsängerinnen mit. George Marino masterte das Album, Jeff Glixman produzierte es. "Leftoverture" war ein abwechslungsreiches, melodiöses Progressive Rock Album mit harten Gitarren, Hammondorgel, symphonischen Arrangements und Anklängen an Southern Rock, Adult Orientated Rock und den Mainstream. Es gab eingängige und komplexere Kompositionen, energische, bombastische, hymnische und ruhige Passagen; der Gesang variierte zwischen kraft- und gefühlvoll.

Der Name, ein Kofferwort aus 'Leftover' (englisch für Überrest, Übriggebliebenes) und 'Overture' (Ouvertüre), war ursprünglich für das später so genannte Hauptstück "Magnum Opus" vorgesehen. Er gefiel den Bandmitgliedern aber so gut, dass sie ihn für das gesamte Album übernahmen. Das Cover wurde von Dave McMacken entworfen, der unter anderem auch für die graphische Gestaltung von Frank Zappa's "Over-Nite Sensation", AC/DC's "Ballbreaker", "Black Market" von Weather Report und "Reel Music" von den Beatles verantwortlich zeichnete. Das Album bedeutete den Durchbruch für Kansas, wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet und gilt als Klassiker des US-amerikanischen Progressive Rock. Gunnar Claussen von den Babyblauen Seiten kritisierte zwar, dass Kansas auch nur mit Wasser kochen und die Mainstream-Schielerei hier oft genug in gefälligen, aber gewöhnlichen Songs resultiert. Horst Straske bezeichnete "Leftoverture" jedoch als absolutes Meisterwerk und resümierte: "Keine andere US-Band hat es im Lauf ihrer Karriere verstanden, die britische Tradition des Progressive Rocks derart perfekt in den typisch amerikanischen Rocksound einfliessen zu lassen". Das Musikmagazin Eclipsed wählte es auf den 36. Platz seiner Liste der 150 wichtigsten Progressive Rock Alben. Im Juni 2015 wählte das renommierte Fachblatt Rolling Stone das Album auf Platz 32 der 50 besten Progressive Rock Alben aller Zeiten.

Ab 1980 folgten zahlreiche Umbesetzungen, vor allem ausgelöst durch die Spannungen zwischen Steve Walsh und Kerry Livgren, der sich zusammen mit Bassist Dave Hope den Wiedergeborenen Christen anschloss. Nach dem Ausstieg von Steve Walsh übernahm John Elefante den Platz am Mikrofon. Mit ihm spielte die Band die Alben "Vinyl Confessions" und "Drastic Measures ein". Viele der Songs der beiden Alben, insbesondere von "Drastic Measures", wurden vom neuen Sänger, meist in Co-Produktion mit dessen Bruder Dino Elefante, geschrieben. Geiger Robby Steinhardt verliess nach dem Album "Vinyl Confessions" die Band. Ein weiterer Track, "Perfect Lover", ebenfalls aus der Feder von John und Dino Elefante, wurde noch mit der Besetzung von "Drastic Measures" für ein "Best Of" Album eingespielt, bevor sich Kansas zunächst auflösten. Ab 1985 und den beiden Streets-Alben, welche Walsh zusammen mit Billy Greer unter der Plattenfirma Atlantic Records aufgenommen hatte, gab es Pläne für einen Neuanfang.

Zusammen mit ihm, Phil Ehart, Richard Williams und Steve Morse entstand das Reunion-Album "Power". Trotz des Kritikpunktes, dass dieses Album noch zu sehr an die AOR-Phase der Band erinnerte, konnte man mit dem Nachfolgewerk "In the Spirit of Things", einem Konzeptalbum, viele Kritiker überzeugen. Walsh nennt dieses Album bis zum heutigen Tage seinen Lieblings-Output der Band. Kerry Livgren ist seit 1983 nicht mehr offizielles Bandmitglied, tritt aber nach wie vor gelegentlich als Gastmusiker mit auf und ist auch im Studio mit dabei. So hat er die Platte "Somewhere to Elsewhere" aus dem Jahre 2000 im Alleingang komponiert. Hier spielten alle Original-Mitglieder zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zusammen.

Kansas ist heute vor allem eine erfolgreiche Tourband. Im Frühjahr 2006 erfolgte eine Umbesetzung: Geiger Robby Steinhardt wurde ersetzt durch David Ragsdale, der schon einmal von 1991 bis 1997 Mitglied der Band war. Offizielle Gründe für das Ausscheiden von Steinhardt seien dessen verlorene Lust am Touren, während Insiderkreise von bandinternen Differenzen, vor allem mit Sänger Steve Walsh, sprechen. 2008 hiess es, Steinhardt habe sich in den Ruhestand begeben. Im Frühjahr 2014 erklärte Sänger Steve Walsh seinen Ausstieg aus der Band. Am 16. August 2014 spielte er in Sioux City sein Abschiedskonzert nach über 40-jähriger Bandmitgliedschaft. Ersetzt wurde Walsh durch den Leadsänger und Keyboarder Ronnie Platt sowie David Manion, den langjährigen Lichttechniker der Band, als zweiten Keyboarder und Background-Sänger. Das erste Konzert in dieser Besetzung spielte die Band am 12. September 2014 auf dem Oklahoma State Fair in Oklahoma City. Am 12. Mai 2017 sagte Kansas ihre für den Sommer 2017 geplante Europatournee ab. Diese hätte am 4. Juni in Reykjavík beginnen, und etwa ein Dutzend Konzerte u. a. in Helsinki, Oslo, Paris, Berlin und anderen Orten in Schweden, Dänemark und Deutschland umfassen sollen, bei der sie auch als Headliner auf Festivals gebucht waren. Als Grund wurden nicht näher spezifizierte, angeblich von U.S.-Behörden ausgegebene und für Europa geltende Reisewarnungen (safety and security warnings) genannt.







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