Oct 14, 2017

 
PHIL MANZANERA / 801 - Listen Now (Polydor Records 3100 408, 1977)

Phil Manzanera wurde als Gitarrist bei Roxy Music bekannt. Nachdem er seit 1968 in einer College-Band namens Pooh And The Ostrich Feather gespielt hatte, veränderte die Band ihren eher psychedelischen Stil in Richtung Canterbury Sound und änderte ihren Namen 1970 in Quiet Sun. Manzanera antwortete 1971 auf eine Anzeige von Roxy Music in der Zeitschrift Melody Maker, die einen Gitarristen suchten, und wurde 1972 eingestellt. Kurze Zeit später beschäftigte er sich aber auch damals schon nebenbei mit verschiedenen Soloprojekten. Parallel zu den Aufnahmen für sein erstes Soloalbum "Diamond Head", das 1975 erschien, rief er die 1972 aufgelösten Quiet Sun wieder zusammen, die dann zusammen unter Mitwirkung von Brian Eno im selben Studio ihr von Kritikern hochgelobtes einziges Album "Mainstream" aufnahmen. Obwohl das Gründungsmitglied Brian Eno im Zwist aus der Band Roxy Music ausgeschieden war, arbeiteten Manzanera und Eno weiter zusammen. So spielte Manzanera auf den beiden Alben "Here Come The Warm Jets" und "Taking Tiger Mountain (By Strategy)" und auf einigen Stücken des Albums "Before And After Science" von Eno die Gitarre. Ausserdem waren beide Musiker auch als ausführende Produzenten des John Cale Albums "Fear" tätig gewesen. Bei diesem und dem folgenden Album "Slow Dazzle" von John Cale waren auch beide als Musiker beteiligt und hatten den Klang der Alben durch ihr charakteristisches Spiel stark beeinflusst.

1976 gründete Phil Manzanera schliesslich die nur kurze Zeit existierende Band 801, die grösstenteils aus Roxy Music Mitgliedern bestand, aber Eno anstelle von Bryan Ferry als Mitglied hatte. Während Roxy Music sich vorübergehend aufgelöst hatte, wurde 801 als temporäres Projekt gegründet. Die Musiker begannen in den Island Studios Hammersmith, etwa drei Wochen vor ihrem ersten Konzert, mit ersten Proben. Der Name der Band entstammte dem Refrain des Brian Eno Songs "The True Wheel" ("We are the 801, we are the central shaft", zu deutsch: "Wir sind die 801, wir sind die zentrale Achse"), das 1974 auf seinem Soloalbum "Taking Tiger Mountain (By Strategy)" enthalten war. 801 gaben zunächst drei Konzerte, eines in Norfolk, eines beim Reading Festival und als Abschlusskonzert am 3. September 1976 eines in der Londoner Queen Elizabeth Hall. Das letzte Konzert wurde live aufgezeichnet und als "801 Live" veröffentlicht. Die Musik bestand aus einer Auswahl von Manzanera-, Eno- und Quiet Sun-Stücken, sowie einer Adaption des Beatles Stücks "Tomorrow Never Knows" und dem Kinks-Hit "You Really Got Me".

Das Album "801 Live", das auf dem Höhepunkt der Punkrock-Bewegung in Grossbritannien erschien, war kein grosser kommerzieller Erfolg, wurde aber auf der ganzen Welt verkauft. Kritiker äusserten sich sehr positiv über die Leistungen der Musiker als auch über die gute Klangqualität. Das Werk setze neue Masstäbe für Live-Aufnahmen, da die Ausgänge der Gesangsmikrofone, Gitarrenverstärker und andere Instrumente ausser dam Schlagzeug direkt an das mobile Studio-Mischpult angeschlossen waren. Diese sogenannte 'Direct Injection'-Methode wurde seit Jahren im Studio verwendet und erlaubte eine weitgehend rauschfreie Live-Aufnahme. Im Hoffen, der Achtungserfolg würde sich wiederholen, respektive gar noch erhöhen, begaben sich die Musiker ins Tonstudio und spielten das erste offizielle Studioalbum "Listen Now!" ein. Bei diesem Studiowerk nannten sie sich nunmehr Phil Manzanera/801. Mit von der Partie bei den Aufnahmen waren unter anderem auch die beiden Musiker Kevin Godley und Lol Creme, die musikalischen und kreativen Köpfe der Gruppe 10cc, sowie Tim Finn und Eddie Rayner von den australischen Split Enz. (Tim Finn gründete später seine weltweit erfolgreiche Gruppe Crowded House). Nur Phil Manzanera und Bill MacCormick blieben indes die kreativen Köpfe von 801, während Francis Monkman, Simon Phillips und Eno weitgehend nur noch einen Gastmusiker-Status einnahmen. Lloyd Watson verliess das Projekt noch während der Entstehung. Den Gesang auf dem Album "Listen Now!" teilten sich Simon Ainley und MacCormick. Die meisten am Studioalbum beteiligten Musiker spielten später auch auf dem nächsten Album von Phil Manzanera, betitelt "K-Scope" von 1978 mit.

"Listen Now" gefiel durch eine rasante und abwechslungsreiche Mixtur aus allen gängigen, oftmals auch aus der Jazz Fusion entlehnten Stilelementen, welche schon das zuvor veröffentlichte Live-Album auszeichneten. Wiederum fiel die enorme Klangqualität auf, die Stücke wiederum trugen klar die Handschrift von Phil Manzanera, der insbesondere in "City Of Light" bereits einige spanische Elemente vorwegnahm, derer er sich in den späteren Jahren öfters mal behändigte. Trotz aller Stilmittel blieb das Ganze ein recht bodenständiges Rockalbum, jedoch durchaus ein recht anspruchsvolles, das sich bei keinem Song klar stilistisch festmachen liess. Vielleicht war es letztlich auch genau diese bunte Mixtur an Sounds, die es dem Album so schwer machten, sich zu verkaufen, denn erfolgreich war dieses Werk leider nicht. Es konnten auch nicht soviele Exemplare abgesetzt werden wie von dem Live-Album "801 Live", weshalb Phil Manzanera später wieder als Solokünstler in Erscheinung trat und die Band 801 schon kurz nach der Veröffentlichung des Studioalbums "Listen Now" für beendet erklärte. 

Neben mehreren Soloalben hatte Phil Manzanera in den Folgejahren auch einige Duette zusammen mit anderen Künstlern produziert. So gab es Alben mit John Wetton, Andy Mackay oder Tim Finn. Ausserdem produzierte er 1990 das Erfolgsalbum "Senderos de Traición" der spanischen Rockband Héroes del Silencio, dessen Single-Auskopplung "Entre dos Tierras" europaweit ein grosser Erfolg wurde, sowie mehrere Alben des ehemaligen Héroes del Silencio-Sängers Enrique Bunbury. Phil Manzanera veröffentlichte weiterhin Alben, so beispielsweise im Jahre 2015 das Album "The Sound Of Blue". Er ist ausserdem Mitglied der Band um den Pink Floyd Gitarristen David Gilmour, zum Beispiel im Rahmen der 'On An Island' Tournee. Er co-produzierte dessen Album "On An Island" und auch das 2015 erschienene Album "Rattle That Lock".









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