Mar 4, 2021


JOHN DUMMER'S OOBLEEDOOBLEE BAND - Oobleedooblee Jubilee
(Vertigo Records 6360 083, 1973)

Die originell genannte Oobleedooblee Band des Schlagzeug spielenden Bandleaders John Dummer war bereits die vierte Inkarnation dieser Band, die ursprünglich dem British Blues Boom entstammte, mit dem Debutalbum "Cabal" im Jahre 1969 den grössten Achtungserfolg verzeichnen konnte, sich danach kontinuierlich weiter- und weg vom Blues entwickelte, um 1973 für dieses Bandprojekt beim Folkrock zu landen. Mike und Jo Ann Kelly waren die prominentesten Bandmitglieder, die noch übrig geblieben waren von dem ehemaligen Blues-Outfit der John Dummer Blues Band, und die hier auf diesem letzten offiziellen Studioalbum der Gruppe alles andere als Blues beisteuerten.

Aufgenommen in den Rockfield Studios in Monmouth unter der Leitung von Toningenieur Fritz Fryer und veredelt von Kingsley Ward, fällt vor allem die exzellente Klangqualität dieser Platte auf, die unter Sammlern vor allem deswegen bekannt ist, weil es die allerletzte Platte war, welche im Frühjahr 1973 auf dem Vertigo Swirl Label erschienen war, bevor dieses Progressiv-Unterlabel von Philips Records zu einem ziemlich gewöhnlichen Pop- und Rock-Label mit verändertem Logo mutierte, das später die Heimat von unter anderem Status Quo, Thin Lizzy oder der Dire Straits wurde.

John Dummer gründete seine erste Blues Band im Jahre 1967 und war damit einer der ersten Protagonisten, der vom sogenannten British Blues Boom profitieren konnte, deren klassische Vertreter damals vor allem Fleetwood Mac, Savoy Brown und Chicken Shack waren, die Aushängschilder, die aus dem Erfolg vor allem von John Mayall profitierten und äusserst erfolgreich wurden. Neben zahlreichen weiteren Gruppen war auch die John Dummer Blues Band zu dieser Zeit recht angesehen in der Szene, und sowohl das 1969 erschienene Album "Cabal", wie auch die nachfolgenden "John Dummer Blues Band" (ebenfalls 1969) und "The Famous Music Band" (1970) folgten dem typischen Blues- und Blues Rock-Gemisch, waren gemessen an den vielen weiteren Bands in dieser Zeit eher eine der Besseren und verblüfften 1972 mit einer weiteren Platte, die allerdings schon recht weit vom Blues entfernt war: "Blue", veröffentlicht auf dem Vertigo Swirl Label bot eine musikalische Mixtur, die man bestenfalls mit progressivem Folkrock bezeichnen konnte. Der Blues-Anteil geriet zunehmends in den Hintergrund. Die Band versuchte, wie so viele andere auch, vom abebbenden Blues Boom sich musikalisch neu ausgerichtet, nach einem neuen Publikum umzusehen. Viele ehemalige Protagonisten des British Blues Booms blieben auf der Strecke, selbst die Bekanntesten unter ihnen wie zum Beispiel die bereits erwähnten Fleetwood Mac richteten sich komplett neu aus und wurden später zu einer der erfolgreichsten Pop-Bands der 70er Jahre.

Nicht so John Dummer, der nach dem nächsten Album "Oobleedooblee Jubilee" die Reissleine zog und sich später einer Rock'n'Roll Band - den Darts - anschloss, die zu dem Zeitpunkt auf einem Rock'n'Roll-Revival mitschwammen mit Bands wie Sha Na Na, Fumble, Daddy Cool oder Long Tall Ernie & The Shakers. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen zum "Oobleedooblee Jubilee" Album hatten sich schon etliche hervorragende Musiker bei John Dummer die Klinke in die Hand gedrückt, so zum Beispiel Tony McPhee (Groundhogs), Bob Hall und John O'Leary (Savoy Brown) und etliche weitere, die aber mit der Soundveränderung weg vom Blues nichts zu tun hatten. Der Hauptverantwortliche hierfür war Nick Pickett, der für Dave Kelly zum Zeitpunkt der Aufnahmen zum Album "Blue" zur Band stiess, der für frischen Wind sorgte. Zum Zeitpunkt der 1973er LP war er dann allerdings bereits wieder ausgestiegen. Dave Kelly kam zurück und die Band nahm zusammen mit den neuen Musikern Adrian "Putty" Pietryga, Iain "Thump" Thompson und Mike Evans spielte die Gruppe 9 hervorragende Somngs ein, von denen der allüberstrahlende fast 10 Minuten lange Coversong "I've Been Scorned" aus der Feder von Pops Staples das herausragendste war. Ein herrlich groovender Folkie-Jam mit fluffigem Arrangement und exquisiten Soli von Dave Kelly mit der Bottleneck Guitar und Adrian "Putty" Pietryga an der elektrischen Gitarre.

Neben weiteren Coversongs wie dem Chuck Berry-Titel "Too Much Monkey Business" und "Hello L.A. Bybe Bye Birmingham", komponiert von Bramlett Davis überrascht vor allem der von Bassist Iain "Thump" Thompson geschriebene Titel "Fairy Tale", der durch einen äusserst funky ausgelegten Folkrock-Stil gefällt. Insgesamt wirkt die Platte besonders vielseitig und auch klanglich absolut überzeugend, vielleicht auch deswegen, weil einerseits neben Iain "Thump" Thompson auch Adrian "Putty" Pietryga mit "Sometimes" einen gelungenen Song beisteuerte, Dave Kelly ebenfalls mit tollen Songs aufwartete ("Passing Through" und "The Monkey Speaks His Mind") und auch die gesamte Aufnahme perfekt aufgenommen und abgemischt wurde.

Nach diesem Album spielte John Dummer noch eine weitere Platte ein, die jedoch nicht veröffentlicht wurde, obwohl sie mit einer wiederum weitgehend komplett ausgewechselten Band einige hochkarätige und sehr bekannte Musiker präsentierte, wie zum Beispiel den legendären Graham Bond, den späteren Dire Straits-Schlagzeuger Pick Withers, sowie der singende und Piano spielende Colin Earl von Mungo Jerry, der ältere Bruder des Foghat-Schlagzeugers Roger Earl. Diese ebenfalls sehr interessanten und lohnenswerten Aufnahmen wurden allerdings unter dem Titel "The John Dummer Blues Band - The Lost 1973 Album" 2008 beim Label Angel Air Records offiziell als CD veröffentlicht.



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