Oct 18, 2019


SCREAMIN' JAY HAWKINS - What That Is! (Philips Records PHS 600-319, 1969)

Jalacy Hawkins, besser bekannt unter dem Namen Screamin' Jay Hawkins, war ein amerikanischer Blues-Sänger, der für seine ausgefallenen Auftritte und Songs wie "I Put A Spell On You" und "Constipation Blues" bekannt war. Hawkins wollte ursprünglich Opernsänger werden und gab daher Paul Robeson und Enrico Caruso als frühe Einflüsse an. Allerdings waren seine Bemühungen in diese Richtung nicht von Erfolg gekrönt, und er begann seine Karriere als Bluessänger und Pianist. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der US Army im Pazifischen Ozean. Hauptsächlich als Entertainer, obwohl er behauptete, Kriegsgefangener gewesen zu sein. Hawkins war ein ausgezeichneter Boxer. Im Jahre 1949 hielt er den Mittelgewichtstitel von Alaska.

1951 tat er sich für eine Weile mit dem Gitarristen Tiny Grimes zusammen und nahm einige Songs mit ihm für Atlantic Records auf. Als er begann, als Solokünstler aufzutreten, legte er sich eine ausgefallene Garderobe zu, welche etwa Leopardenfelle, rotes Leder und breitkrempige Hüte umfasste. Legendär wurden jene Auftritte, bei denen er sich in einem brennenden Sarg auf die Bühne tragen liess. Ebenso legendär waren seine übrigen Requisiten und Bühneneffekte geworden, die mit der Symbolik des Voodoo spielten und als Vorlage für mehrere Generationen von späteren Schock-Rockern dienten, wie zum Beispiel ein Gehstock, (Plastik-)Schlangen, aber auch 'Henry', ein rauchender und sprechender Totenschädel, sowie zahlreiche wegweisende Pyro-Effekte.

Seine erfolgreichste Veröffentlichung war der Titel "I Put A Spell On You". Der Song wurde in die Rock And Roll Hall of Fame’s "500 Songs that Shaped Rock and Roll" aufgenommen. Hawkins spielte das von ihm selbst geschriebene Stück mehrfach ein. Die erste Aufnahme entstand Ende 1955 für Grand Records, sie verkaufte sich allerdings nur mässig. Im Laufe des Jahres 1956 wechselte Hawkins zur Plattenfirma OKeh Records, einem Tochterunternehmen von Columbia Records. In seiner ersten OKeh-Session am 12. September 1956, entstand eine weitere Version des Songs, die schliesslich weltbekannt wurde. Hawkins berichtete später, er und seine Musiker seien bei der Aufnahme vollständig betrunken gewesen. Durch das Schreien, Rufen und Grunzen (Hawkins) der Betrunkenen sei die Aufnahme letztlich erst etwas Besonderes geworden. Der Song wurde von zahlreichen namhaften Künstlern gecovert, darunter The Animals, Creedence Clearwater Revival, Nina Simone, Them, The Who, Joe Cocker, Marilyn Manson, Katie Melua, Annie Lennox sowie von Shane MacGowan and Friends (unter anderem Nick Cave, Bobby Gillespie, Mick Jones, Johnny Depp, Glen Matlock und Chrissie Hynde) als Benefiz-Download-Single im März 2010 für die Opfer des Erdbebens in Haiti. Eine Neuaufnahme wurde 1991 auf dem Sampler "Back To Blues II" veröffentlicht.

Später distanzierte sich Hawkins von diesem Song. Er habe ein Monster geschaffen, dessen Leben er nun führen müsse. Seine Versuche, weniger exzentrische Stücke zu produzieren, waren wenig erfolgreich. Das Publikum und auch die Veranstalter bestanden üblicherweise darauf, dass Hawkins seinen inzwischen typischen Stil auf die Bühne brachte. Hawkins hatte etliche weitere Hits wie etwa den komplett verrückten "Constipation Blues", der lautstarke Verdauungsprobleme zum Thema hatte, "Orange Colored Sky" und "Feast of the Mau Mau", welches von den Geschichten über den Kannibalismus der kenianischen Mau-Mau-Rebellen profitierte. Allerdings wurde keines dieser Stücke so erfolgreich wie "I Put A Spell On You".

Ende der 50er und 60er Jahre hielt sich Hawkins für längere Zeit im selbstgewählten Exil auf Hawaii auf. Während der 60er und 70er Jahre nahm er zwar auch weiterhin Platten auf, tourte aber vorwiegend durch Europa, wo er sehr populär war. In den USA blieb der Erfolg aus, bis der Regisseur Jim Jarmusch "I Put A Spell On You" in Soundtrack und Handlung des Filmes 'Stranger Than Paradise' (1983) unterbrachte und Hawkins später eine Rolle in seinem Film 'Mystery Train' gab, wo dieser einen in einen auffallend roten Anzug gewandeten lakonischen Nachtportier in einem schäbigen Motel in Memphis spielte, der ironischerweise dem Portiersjungen riet, sich neu einzukleiden: "You look like a damned chimpanzee. The clothes make the man!" Diese Rolle führte zu einigen weiteren Filmauftritten, wie etwa in Álex de la Iglesias' Film 'Perdita Durango', wo er Adolfo, den Gehilfen des Santero-Priesters Dolorosa spielte und worin dessen Stück "I'm Lonely" die Schlussszene des Streifens untermalte. Einen weiteren Auftritt bekam er in Bill Dukes' Adaption von Chester Himes' 'A Rage In Harlem'.

Seine 1957 veröffentlichte Single "Frenzy" war im Jahre 1996 auf dem Sampler "Songs In The Key Of X: Music From And Inspired By The X-Files" enthalten. Dieses Stück unterlegte die Folge 'Humbug' aus der 2. Staffel von Akte X. Im Jahre 1991 kam das Album "Black Music For White People" heraus. Es enthielt ein Cover des von Tom Waits geschriebenen Songs "Heart Attack And Vine". Hawkins’ Version wurde im Laufe des Jahres in einer europäischen Levi's-Werbung benutzt, doch Waits hatte niemals eine Erlaubnis zur Nutzung erteilt und es kam zu einem Rechtsstreit. Das Stück "Ice Cream Man", welches der Blues-Gitarrist John Brim komponiert hatte, wurde ausserdem zuvor schon von Tom Waits (1973) und Van Halen (1978) gecovert. Während dieser Zeit tourte Hawkins auch mit The Clash und Nick Cave und wurde nicht nur bei Blues-Festivals zu einer festen Grösse, sondern trat auch des Öfteren bei Filmfestivals auf.

Am 12. Februar 2000 starb Hawkins und hinterliess eine Vielzahl von Kindern, die von vielen verschiedenen Frauen stammten. Etwa 55 Kinder sind bekannt; einige Quellen berichten von bis zu 75 Kindern. Zu seinen Freundinnen gehörten unter anderem Bea Arthur und Claire Roca.







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