May 20, 2020


CINDY BULLENS - Howling Trains And Barking Dogs (M.C. Records MC-0066, 2010)

Bereits Mitte der 70er Jahre begann Cindy Bullens in Los Angeles als Sängerin auf Produktionen für Don Everly, Gene Clark, Rod Stewart, Bryan Adams, dem Soundtrack zum Film 'Grease', Bob Dylan's Rolling Thunder Revue und für Elton John, der so von ihrem Können überzeugt war, dass er sie für seine Touring Band verpflichtete. Am Ende dieser frühen Erfolgsstory, die von 1976 bis 1980 andauerte, entstanden auch ihre ersten eigenen LP's "Desire Wire" und "Steal The Night". Praktisch die gesamte folgende Dekade widmete Cindy Bullens ihrer Familie, kümmerte sich um die beiden Töchter Reid und Jessie. Lediglich im Jahre 1989 erschien ein weiteres Album mit dem schlichten Titel "Cindy Bullens". Das war die erste, oft beschriebene Lebensphase, die zweite begann 1996 mit dem Tod ihrer an 'Hodgkin's Disease' erkrankten Tocher Jessie. In der darauffolgenden Trauerphase versuchte Cindy Bullens, die erlittene Qual in neuen Songs zu verarbeiten und so nahm sie schliesslich zu Ende der 90er Jahre das mit "Somewhere Between Heaven And Earth" autobiographisch betitelte Album zusammen mit namhaften Freunden der US-Musikerszene auf. Mit von der Partie auf diesem Werk waren unter anderem David Mansfield, Benmont Tench, Steven Soles, Bonnie Raitt, Rodney Crowell, Bill Lloyd, Lucinda Williams und Beth Nielsen Chapman. Ein ungemein faszinierendes Werk, das in seiner Traurigkeit schlüssig wirkte, darüberhinaus als Instrument für Therapie und Zukunftsmut stand.

2001 veröffentlichte Cindy Bullens "Neverland", co-produziet von Ray Kennedy. Auf diesem Album wurde die Musikerin unter anderem von Emmylou Harris, Steve Earle und John Hiatt begleitet. Vier Jahre später, im Jahre 2005, folgte "Dream #2", wiederum co-produziert von Ray Kennedy. Auf dem Titelsong des Albums war Elton John am Klavier zu hören, Delbert McClinton sang mit Cindy Duett bei "This Ain't Love" und Tim Wakefield sang als Gast beim Song "7 Days". 2007 gründete Cindy Bullens eine neue Band, genannt The Refugees, zusammen mit den Musik-Veteranen Wendy Waldman und Deborah Holland. Ihr erstes Werk "Unbound" wurde im Januar 2009 veröffentlicht. Erst drei Jahre später sollte im Februar 2012 das zweite Album unter dem Banner The Refugees folgen: "Three".

Zwischen den beiden Refugees Alben erschien im Juni 2010 ein weiteres Soloalbum mit dem Titel "Howling Trains And Barking Dogs". Auf diesem Album präsentierte Cindy Bullens Stücke, welche zwischen Anfang und Mitte der 90er Jahre geschrieben wurden, und zwar bis auf zwei Songs ausschliesslich in Zusammenarbeit mit anderen Musikern, wie etwa Radney Foster, Bill Lloyd, Al Anderson, Matraca Berg, Mary Ann Kennedy, Kye Fleming, und Jimmy Tittle. Nur zwei brandneue Songs fanden sich auf diesem Album, diese waren von Cindy Bullens selbst verfasst. "Howling Trains And Barking Dogs" deckte jene Phase im künstlerischen Schaffen ab, als Cindy Bullens von Freunden aus ihrer Heimat New England nach Nashville gelotst wurde und sich so in die Stadt verguckte, dass sie sie zu ihrem zweiten Wohnsitz machte. In jenen Jahren schrieb sie Songs zusammen mit lokalen Grössen wie Bill Lloyd, Matraca Berg, Radney Foster, Wendy Waldman, Al Anderson, Jimmy Tittle, Mary Ann Kennedy, Kye Fleming und vielen weiteren, die in den Versionen der Dixie Chicks ("Whistles & Bells") und von Radney Foster ("Hammer And Nails") zu Hits avancierten. Neun Songs aus dieser Serie plus zwei aktuelle, die aber auch thematisch Nashville-relevant waren, hatte Cindy Bullens dann selber eingespielt: in Maine, Kalifornien und Nashville mit Musikern der Alternative Country/Guitar Rock Band Coming Grass aus Neuengland (Gitarrist & Dobropicker Stephan B.Jones, Bassist Justin Maxwell und Schlagzeugerin Ginger Cote) sowie mit dem berühmten David Mansfield an der Fiddle, Radney Foster mit Duettgesang auf beider Songkollaboration "Labor Of Love" und gleich mehrfach mit den gewohnt erlesenen Harmony Vocals der beiden Refugees (Holland & Waldman) und ihrer Tochter Reid Bullens-Crewe.

Der Recording Engineer Bob Colwell füllte das durchweg sehr Americana-geprägte Klangbild mit Pianos, Orgel, Akkordeon, Bass und Backing Stimmen. Bullens selber spielte akustische, elektrische und Baritongitarren, Mandoline und Mundharmonika, sang mit ihrer wohlbekannten, warmen, vollen Stimme. Eingebettet in den Irish Fiddle-Folk Rock des Openers "Love Gone Good" und "The Misty Hills Of Tennessee" am Ende präsentierte Cindy Bullens dazwischen semiakustischen Roots Rock mit "Can't Stop This Train", wundervolle Midtempo-Balladen wie "In A Perfect World", "All My Angels" aus dem Refugees-Programm, "Whistles & Bells" im Stil einer Rosie Flores, den munteren Boogie/Rock'n Roller "I Didn't Know" und den Country Rock Titel "Everywhere And Nowhere". Das durchaus Gospel-inspirierte "Let Jesus Do The Talkin" war eine weitere Auseinandersetzung mit Religion und inhaltlich sicher vor späteren Monumentalstücken wie "Boxing With God" (zu hören auf Cindy Bullen's Album " Somewhere Between Heaven And Earth") anzusiedeln. Nach einer kleinen Pause schloss sie ihr Album mit "Good At Being Gone" auf sehr beeindruckende Art ab: ganz alleine, nur mit ihrer akustischen Gitarre und einem ganz persönlichen, sehr introvertiert gesungenen Text.

"Howling Trains And Barking Dogs" war Cindy Bullens' spätes Tribute an Nashville, "die Stadt, die meine musikalische Seele gerettet hat", so Bullens. Nachdem die sympathische Singer/Songwriterin, deren privates und künstlerisches Leben oft einer Achterbahnfahrt gleichkam, als melodische Rockerin bekannt geworden war, die bei allen sensiblen Momenten aber auch richtig fest zupacken konnte, erfuhr der Hörer nun nachträglich, was sie in einem bislang wenig dokumentierten Abschnitt ihrer Karriere gemacht hatte. Dabei verwundert es nicht, dass "Howling Trains And Barking Dogs" ihr bis dato wurzelhaftestes, auf die puren Werte amerikanischer Musik fussendes Werk geworden war, bei dem es - neben einigen gewohnten Rockballaden - mit Folk, Country, Rockabilly und Boogie viel Unterschiedliches in Top-Qualität zu hören gab. Für ungewohnte stilistische Abwechslung war bei Cindy Bullens indes immer reichhaltig gesorgt.





No comments:

Post a Comment