Feb 17, 2016


MARK-ALMOND - To The Heart (ABC Records ABCD-945, 1976)

Der klassische Gitarrist Jon Mark und der Jazz-Saxophonist Johnny Almond spielten schon Ende der 60er Jahre bei John Mayall mit. Sie verhalfen mit ihren Darbietungen dem grossen Blues-Mentor zu einer insgesamt jazzigeren musikalischen Ausrichtung und steuerten mit ihren Arrangements nicht Unerhebliches zum Erfolg von John Mayall's Platten "The Turning Point", "Empty Rooms" und "Room To Move" (alle 1969) bei, auf welchen Jon Mark und Johnny Almond mitspielten.

Als Jon Mark mit Nicky Hopkins nach einem Album als SWEET THURSDAY nicht nennenswert erfolgreich war, tat er sich erneut mit Johnny Almond zusammen, um mit ihm das Duo, resp. die Band MARK-ALMOND ins Leben zu rufen. Der Saxophonist und Flötist Almond seinerseits hatte bis dahin zwei Soloplatten veröffentlicht, die er unter dem Namen THE JOHNNY ALMOND MUSIC MACHINE herausgebracht hatte. Mit ihrer gemeinsamen Band begann eine aussergewöhnliche Zusammenarbeit, die musikalisch eine wundervolle Ausgangsbasis bot: Klassischer Gitarrist mit eindeutig romantischem Faible und entsprechend säuselnd-warmer Stimme trifft auf Jazz-affinen Saxophonisten. Die beiden Musiker konnten stets hervorragende Mitmusiker um sich scharen, und ihre Alben sind allesamt hörenswert, weil sie alle denselben wunderbaren Stil-Mix bieten: Jazzig ausgerichtete Musik, die mal mehr mal weniger in Richtung progressiven Rock steuert und genauso viel Anteil an Folk Music beinhaltet. Den Folkanteil steuerte insbesondere Jon Mark bei, wenn er mit der akustischen Gitarre spielte. Ueberhaupt dominieren in der gemeinsamen Musik der Beiden oft jazzig klingende Keyboards und akustische Gitarren, und selbstverständlich auch immer wieder das Saxophon von Johnny Almond in all seinen Variationen.

1976 veröffentlichte das Duo die Platte "To The Heart". Zu den Musikern auf dem Album gehörten auch der Schlagzeuger Billy Cobham, Keyboarder Tommy Eyre, Greg Bloch (Geige); Gary Barone (Trompete und Flügelhorn); Jock Ellis (Trombone), Milt Holland und Jim Gordon (Perkussion). Auf dieser LP, welche von anspruchsvollen Jazz-Stücken bis hin zu verträumten und Pop-affinen Akustik-Balladen ein extrem breites musikalisches Spektrum bot, offenbarte sich die spielerische Vielfalt des Duos. Besonders Johnny Almond steuert hier zu jedem Stück das exakt passende Blasintrument bei, sei es die Alt Flöte oder eine der zahlreichen Saxophone wie Tenor-, Alt- oder Sopran Saxophon.

Mit dem zweiteiligen Medley "New York State Of Mind / Return To The City" eröffnen Mark-Almond diese Platte mit dem Stück "New York State Of Mind aus der Feder von Billy Joel, einem inzwischen zum Evergreen gewordenen Titel, der von zahlreichen Popmusikern gecovert wurde, so beispielsweise von Barbara Streisand, Elton John, Shirley Bassey und Tony Bennett und im Jahre 2001 zu trauriger Berühmtheit gelangte, als es Billy Joel im Gedenken an die Opfer des 11. September 2001 anlässlich des "Concert For New York City" spielte. Der zweite Teil "Return To The City" ist eine jammige Adaption eines ihrer Stücke mit dem Titel "The City", das sie Band einige Jahre zuvor veröffentlicht hatten.

Das ebenfalls zweiteilige "Here Comes The Rain" ist dem Contemporary Jazz gewidmet, ist leichtfüssig und im Uptempo-Bereich angesiedelt. Geschmeidig und sehr jazzig dominiert hier der weiche Gesang von Jon Mark und ein Songarrangement, das vor allem von den luftigen Piano-Sounds lebt, die viel lockeres Feeling verströmen. Ganz anders dann "Trade Winds": Das ist eine der typischen Jon Mark-Kompositionen von umwerfend schöner Eleganz. An sich ein rein akustisches Stück, gespielt mit der klassischen Akustik-Gitarre bietet das recht melancholisch ausgelegte Stück einen fröhlichen Mittelteil, der typisches Karibik-Flair einschiebt, bevor das Stück wieder in sich zusammenbricht und sehnsuchtsvoll zurückreduziert auf die akustische Gitarre ausblendet. Das die B-Seite der LP eröffnende "One More For The Road" zeigt folkige Klänge dank der von Johnny Almond gespielten Flöte. Bei diesem Titel kommt es zu einer sehr schönen Interaktion zwischen Flöte, dem Klavier und später der akustischen Gitarre von Jon Mark. Insgesamt erinnert dieses Stück sehr an vergleichbare Stücke aus früheren Alben. Es ist vielleicht jenes Stück auf der "To The Heart" LP, das Mark-Almond auf fast jeder ihrer Platten einmal in dieser Form präsentieren und vielleicht eines der typischen Stücke der Beiden bedeutet.

Hektischer Jazz in Reinkultur dann in "Busy On The Line", bei welchem Schlagzeuger Billy Cobham das Tempo forciert. Trotzdem bleibt auch dieses Stück total unterhaltsam, wirkt weder stressig noch anstrengend. Sogar in ihren anspruchsvollsten Momenten klingen Mark-Almond immer einnehmend und verlangen vom Zuhörer nichts ab, sonder nlassen ihn einfach mitschwimmen. Das abschliessende "Everybody Needs A Friend" kommt dann als gefühlvolle Klavier-Ballade daher, untermalt von einem ergreifend schönen Saxophone-Solo. Hier denkt man dann wieder daran, wie einfach es einem diese beiden hochkarätigen Musiker machen, in ihre Welt einzutauchen und perfekt unterhalten zu werden. Ihre Art von Musik wirkt nie streng, fordernd oder gar überfordernd, trotz anspruchsvoller, manchmal recht jazziger Grundausrichtung.

"To The Heart" ist von allen Mark-Almond Alben wahrscheinlich das Perfekteste. Für mich jedenfalls ist es seit jeher ein sogenanntes Insel-Album, also eine Platte, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.





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