Feb 11, 2016


SHAPE OF THE RAIN - Riley, Riley, Wood & Waggett 
(RCA Neon Records NE7, 1971)

Ein höchst schlichtes, bräunliches Cover - die vier Bandmitglieder lümmeln vor einer altertümlich-düsteren Häuserfassade rum - passt zwar irgendwie gut zum Titel, aber nicht unbedingt zum Inhalt, beherbergt es doch eine der schönsten Gitarrenrockscheiben, die man sich anhören kann. Das originale Bild stammt von Keef, einem der legendären Plattenhüllen-Designer der 70er Jahre. Die Platte erschien auf dem RCA Unterlabel Neon Records, elches gerade mal 11 Alben veröffentlichte und danach gleich wieder eingestellt wurde. Dabei gerieten die 11 auf dem Label veröffentlichten Platten durchaus sehr unterschiedlich. Shape Of The Rain dürfte wohl eine der Besten gewesen sein.

Besetzung

Keith Riley: 6 & 12 String Guitars, Vocals
Len Riley: Bass, Maracas
Brian Wood: 6 & 12 String Guitars, Steel Guitar, Vocals
Tag Waggett: Drums, Maracas, Tambourine
Eric Hine: Electric Piano

Im Original 1971 auf Neon erscheinen bietet diese Platte wunderbaren lebendigen und gänzlich unverbraucht wirkenden, perlenden Gitarrenrock, randvoll mit hitverdächtigen Melodien. Das Quartett stammte aus dem britischen Chesterfield und die Musiker waren miteinander verwandt.


Die Band stammte aus Sheffield, wurde 1964 gegründet von Keith Riley, seinem Bruder Len Riley, Brian Wood und Ian Waggett. Sie nannte sich erst The Gear und danach The Reaction. Die Band spielte einige professionelle Aufnahmen in Nottingham im Jahre 1966 ein. Aber erst das Album "Riley Riley Wood and Waggett" 1971 machte sie bekannter. Ihre darauf präsentierte Musik war ein wunderschöner Mix aus typisch amerikanischem Westcoast und britischem Progressive Folk(-Rock), den sie auf ihre ganz eigene Art spielte. vor allem durch den Einsatz von 12-saitiger Gitrarre und der bluesigen Slide Guitar hob sie sich von anderen Bands aus diesem musikalischen Bereich ab, was sie insgesamt sehr attraktiv machte und was den Songs diese einzigartige Note gab.

Die Band war live vor allem als Vorgruppe gerne und oft gebucht, spielte in den grossen Häusern der damaligen Zeit, wie dem Marquee Club in London, dem Cavern in Liverpool und in Manchesters' Hard Rock und Magic Village. Dabei traten sie als Support Act unter anderem für Pink Floyd, Jethro Tull, Free, Fleetwood Mac, Love und Joe Cocker auf.

Es ist bemerkenswert, wie zeitlos das leider einzige musikalische Werk der Gruppe selbst nach 4 1/2 Jahrzehnten noch immer wirkt. Das ist zeitlose Musik im wahrsten Sinne.

Sämtliche Stücke sind von einer derartigen Klarheit und manche von einer genialen Einfachheit, dass man sie kaum mehr aus dem Kopf kriegt (wenn man das überhaupt will…) und den ganzen Tag vor sich hinsummen könnte (besonders das zauberhafte "Patterns" krallt sich in den Gehörgängen fest). Andere Titel, wie z. B. das etwas rockigere "Yes" bringen irgendwie auf eine zunächst sanfte, aber dann stetig sich steigernde Art alles zum schwingen. Pure Magie. Teils blitzt hier und da etwas Westcoast-Feeling auf, etwa wenn die Steel Guitar zum Einsatz kommt, andererseits kommt aber auch typisches britisches Folkrock-Flair zum Tragen, beispielsweise beim Stück "Woman" oder bei "Broken Man", einer riffigen, perlend rockenden Nummer. Alles jedoch stets total unaufdringlich und vollkommen natürlich fliessend, mit einer Lockerkeit gespielt, die man nur schwer beschreiben kann.

Bis auf das etwas verspielte "Rockfield Roll", das mittendrin abreisst, und wohl auch eher als kleiner musikalischer Gag gedacht war, sind alle Stücke kompositorische Leckerbissen und bieten insgesamt mehr Rock als Folk-Anteil, weshalb man sie meiner Meinung nach weder mit typischen Folkbands, noch mit Rockbands vergleichen kann. Shape Of The Rain hatten ihren ganz eigenen Sound.


Aufgenommen wurden die Stücke in den legendären Rockfield Studios in Monmouth vom exzentrischen Kingsley Ward und produziert hatte die Platte Eric Hine, der ehemalige Mellotron-Spieler der britischen Psychedelik Rockband Simon Dupree & The Big Sound ("Kites").

Leider wars das dann auch gewesen für Shape Of The Rain: Die Band existierte wohl noch eine Weile, ohne dass sie jedoch weitere Plattenaufnahmen einspielte und verschwand danach auf Nimmerwiedersehn.








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