Nov 9, 2021


ROBERT REED - The Ringmaster: Part One
(Tigermoth Records TMRSE1021, 2021)

Was hat uns Robert Reed als Mitglied und musikalischer Leiter der Bands Magenta, Cyan, Chimpan A, Kiama oder Kompendium sowie seinem Solo-Projekt Sanctuary nicht schon an glorreichen Stunden unter dem Kopfhörer, neben der Stereoanlage oder vor der Bühne geschenkt ? Da verwundert es wenig, dass der Waliser auch mit seinem neuesten Alleingang vollauf zu begeistern weiss. Und das obwohl (oder gerade weil ?) dieses doch ein wenig anders geraten ist, als wir es von ihm und seinen sehr Mike Oldfield und "Tubular Bells"-lastigen (nicht dass daran irgendetwas falsch wäre) Sanctuary-Platten gewohnt sind; nämlich sehr organisch und punktuell richtig schön folkig. Natürlich, möchte man sagen, handelt es sich bei "The Ringmaster: Part One" dennoch wieder um ein Konzeptwerk. Es geht um die oft komplizierte Beziehung zwischen Künstler und kreativer Muse. Robert Reed erklärt es so: "An manchen Tagen gibt sie uns alles und lässt die Musik nur so aus uns herausfliessen, an anderen kann sie grausam und geradezu boshaft sein und schenkt uns rein gar nichts".

Dass Robert Reed beim Schreiben, Arrangieren und Aufnehmen von seiner persönlichen Muse mehr als nur ein wenig geküsst worden sein muss, wird schon beim von einem kurzen, gesprochenen Intro gestarteten, etwa eine Viertelstunde langen Eröffnungsstück "The First Guardians Of Everywhere" klar. Begleitet von den Multi-Instrumentalisten Les Penning (Mike Oldfield, Phil Bates) und Troy Donockley (Nightwish, Iona, Mostly Autumn) sowie Schlagzeug-Legende Simon Phillips (Jeff Beck, Peter Gabriel, The Who, Toto, Frank Zappa und viele weitere) scheint es keinerlei stilistische Grenzen zu geben. Selbstverständlich ist das Fundament progressiver Rock, aber Robert Reed serviert uns hier auf sehr homogene und immer wieder direkt ins Ohr gehende Weise zudem keltisch-folkloristische Einsprengsel, Renaissance-Elemente und kleine elektronische Spielereien.

Weitere Highlights sind das epische, leicht an David Gilmour erinnernde, aber ebenfalls von keltischen Einflüssen durchzogene "The Defeated Army", das mal breitwandig-hymnische, dann herrlich verspielte "Storytown", sowie die verträumte, trotzdem locker und leicht anmutende Ballade "The Gate Keeper", die in das epische "The First Large Water" übergeht. Weitere Fixpunkte sind "A Sign Of Sendlinger" mit seinem engelsgleichen Gesang und der dann doch wieder in Richtung Mike Oldfield gehende, opulente Soli bietende Gitarrentitel "A Dream Of Home".

Aufgenommen hat Robert Reed dieses Werk einmal mehr mit seinem regelmässigen Kollaborateur, dem mittlerweile fast 80 Jahre alten, aber offenbar weiterhin auf der absoluten Höhe seines Könnens befindlichen Tom Newman. Der im Laufe seiner Karriere auch auf eigenen Namen mit über einem Dutzend Alben sehr produktive Engländer ist natürlich am bekanntesten für seine Arbeit als jahrzehntelanger Produzent von Reed's Idol Mike Oldfield, für den er Meilensteine und Megaseller wie "Tubular Bells", "Islands" oder "Tubular Bells II" betreute.

Zusammen hat das Duo hier einen sehr warmen, direkten und lebendigen Sound erschaffen, der den ohnehin angenehm eingängigen Liedern den letzten Kick gibt. Und weil sich Reed bei der Arbeit an "The Ringmaster" so inspiriert fühlte, erschuf er nicht nur ein Album, sondern gleich zwei. "The Ringmaster: Part Two" soll Anfang 2022 folgen und die musikalische Reise zum Abschluss bringen. Fans vielschichtigen, zeitlosen Prog-Sounds dürfen sich - nehmen wir "Part One" als Masstab - jetzt schon darauf freuen.







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