Aug 9, 2017


KRAFTWERK - Autobahn (Philips Records 6305 231, 1974)

1968 gründeten Ralf Hütter und Florian Schneider die Gruppe Organisation (kurz für Organisation zur Verwirklichung gemeinsamer Musikkonzepte), den Vorläufer von Kraftwerk, die nur ein Album, "Tone Float", hervorbrachte. Anfang 1970 richteten sie ihr Kling Klang Studio ein und starteten das Musikprojekt Kraftwerk. Das erste Album "Kraftwerk" wurde im Juli und August mit den Studioschlagzeugern Klaus Dinger und Andreas Hohmann aufgenommen und durch das Philips Label veröffentlicht. Das Album stieg bis auf Platz 30 der deutschen LP-Charts. Der Titel "Ruckzuck" wurde als Titelmusik für die Sendung 'Kennzeichen D' ausgewählt. Ralf Hütter verliess Ende 1970 für einige Monate Kraftwerk, um sein Architekturstudium zu beenden. Am 26. Dezember gab Kraftwerk ein Konzert in der Besetzung Florian Schneider-Esleben, Eberhard Kranemann (Bass, Cello) und Charly Weiss (Schlagzeug). Durch den Einstieg von Gitarrist Michael Rother und Klaus Dinger als Ersatz für Charly Weiss bestand Kraftwerk Anfang 1971 für ein paar Monate aus Schneider, Hohmann, Kranemann, Rother und Dinger. Im Studio von Conny Plank wurde eine Session aufgenommen, die aber nie veröffentlicht wurde. Als Trio (Schneider, Dinger, Rother) hatte Kraftwerk in der Sendung Beat Club mit dem Song "Rückstoss Gondoliere" einen Live-Auftritt im deutschen Fernsehen. Ende 1971 nahmen Ralf Hütter und Florian Schneider den Nachfolger "Kraftwerk 2" zwischen dem 26. September und dem 1. Oktober in ihrem eigenen Studio auf. Kraftwerk tourte fast ununterbrochen von 1971 bis 1972 in der Besetzung Plato Rivera, Florian Schneider, Ralf Hütter und Emil Schult.

Das zweite Album "Kraftwerk 2" erschien im November 1971 ebenfalls bei Philips Records. Kraftwerk wurde durch das Magazin 'Sounds' zur beliebtesten Band des Jahres gewählt. Florian Schneider belegte den zweiten Platz in der Rubrik 'Musiker des Jahres' und der Titel "Ruckzuck" wurde zum 'Song des Jahres' gekürt. Das dritte Album "Ralf und Florian" entstand im Juli 1973 und wurde im Oktober desselben Jahres wiederum auf dem Philips Label veröffentlicht. Der Verlag Kling Klang wurde von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet. Wolfgang Flür wurde als Schlagzeuger für den Fernsehauftritt in aspekte im ZDF verpflichtet. Die ersten drei Kraftwerk-Alben von Hütter und Schneider waren noch teilweise akustisch und experimentell ausgerichtet, bis sich Kraftwerk 1973 entschloss, den Kraftwerk-Sound ausschliesslich elektronisch zu gestalten und melodische Pop-Elemente zu integrieren. Das Ergebnis war das Album "Autobahn", das nach Meinung vieler Experten einen Wendepunkt bedeutete und als erstes Album des Elektropop gilt. Die Songs bestanden zunehmend aus reduzierten Melodiefragmenten, die sich mit Phasen von Soundeffekten abwechselten, ein Merkmal, das bis heute im Wesentlichen die Musik von Kraftwerk bestimmt. Zudem integrierten Hütter und Schneider erstmals gesungene Melodien, die sich durch eine von allen Emotionen befreite, kalte Singweise (Sprechgesang) auszeichneten. "Autobahn" war das letzte Album, das bei Philips erschien. Für "Autobahn" erhielten Kraftwerk erstmals weltweit Goldene Schallplatten und die Single-Auskopplung des Titelstückes erklomm in den USA die Billboard-Charts. Beflügelt durch den grossen Erfolg gründete Kraftwerk 1974 ihr durch die Plattenfirma EMI unterstütztes eigenes Kling Klang-Label.

"Autobahn" erschien im November des Jahres 1974. Bis heute ist es vor allem durch das Titellied bekannt, das als stark gekürzte Single-Fassung hoch in die amerikanischen und britischen Hitparaden einstieg. Das Album war mit internationalen Top 10-Platzierungen ebenfalls sehr erfolgreich und zählte somit zu den bekanntesten Werken der Band. Das Album markierte für die Band auch das Ende der Krautrock-orientierten Anfangsphase, schon auf dem Nachfolgealbum "Radio-Aktivität" waren ausschliesslich elektronische Instrumente zu hören. Folglich war das Album auch das letzte mit Gitarrist Klaus Roeder, dessen konventionelle Instrumente keinen Platz mehr im Klang der Band fanden. Umgekehrt fand mit Wolfgang Flür ein neuer Musiker den Weg in die Band, welcher ein elektronisches Schlagzeug bediente. Auf dem Album waren eine ganze Reihe elektronischer Instrumente vorhanden, wodurch "Autobahn" bereits starke Neigungen zum Electro bzw. Elektropop zeigte, für den Kraftwerk später bekannt waren. Als letztes Album wurde "Autobahn" mit Conny Plank in dessen Studio in Köln aufgenommen und gemischt. Alle folgenden Aufnahmen fanden im bandeigenen Kling Klang-Studio in Düsseldorf statt.

Das ursprüngliche Schallplattencover wurde von Emil Schult entworfen und gemalt. Es zeigte den Blick auf eine in einer hügelige Landschaft gelegenen Autobahn, auf der eine Mercedes-Limousine und ein Volkswagen fuhren. Zudem waren eine Autobahnbrücke und ein Sonnenuntergang zu sehen. Das Bild war im nüchtern-idealisierenden Stil von Reklamezeichnungen aus der Zeit des Wirtschaftswunders gehalten. Die Booklet-Vorderseite der Original-Musikkassette "Autobahn" zeigte das auf eine Autobahn hinweisende Verkehrszeichen (Katalog der Verkehrszeichen Nr. 330.1) mit dem Schriftzug "Kraftwerk - Autobahn". Die Rückseite der Plattenhülle zeigte ursprünglich die Bandmitglieder auf der Rückbank eines Pkw. Bei der CD-Ausgabe wurde dieses Bild aber durch ein Live-Foto aus den frühen 80er Jahren ersetzt. Bei Gatefold LP-Ausgaben auf dem Innencover und im Booklet von CD-Ausgaben war das auf eine Autobahn hinweisende Verkehrszeichen mit dem Schriftzug "Kraftwerk - Autobahn" zu sehen. 2009 erschien eine mit Kling Klang Digital Master 2009 bezeichnete remasterte Neuauflage im Pappschuber, deren Cover das Autobahn-Verkehrszeichen zeigte.

Entsprechend änderte sich auch der Klang der Band auf "Autobahn" leicht. Kennzeichnend blieb weiterhin der monoton-repetitive Aufbau der Lieder, herausragend war aber der Titelsong, der die komplette A-Seite der LP einnahm. Nach vielfältigen Interpretationen von Text und Musik wurde die Monotonie als Klangbild der titelgebenden Fahrt auf der Autobahn angesehen. Verschiedene eingesetzte Soundeffekte verstärkten diesen Eindruck: Unter anderem waren gemäss dem Doppler-Effekt auf- und abschwellende Töne zu hören, welche vorbeifahrenden Autos ähnelten. In musikalischer Hinsicht war "Autobahn" recht abwechslungsreich und über die komplette Spielzeit von 22 Minuten durchkomponiert. Darüber hinaus bot es auch einige Variationen des Tempos sowie verschiedentlich eingestreute Instrumentalmelodien. "Autobahn" war zudem das erste Stück von Kraftwerk, bei welchem Gesang eingesetzt wurde. Die Texte wurden allerdings in Zusammenarbeit mit Emil Schult geschrieben, welcher auch das Coverartwork malte. Bekannt war vor allem die immer wieder auftauchende, Refrain-artige Textzeile "Wir fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn". Weitere, jedoch nur einzeln eingesetzte Textzeilen beschrieben zusätzliche Eindrücke der Fahrt (Fahrbahnmarkierungen, Wetter, Radioübertragung, Landschaft) und trugen im Zusammenspiel mit dem lakonischen und kalten Sprechgesang wesentlich zum monotonen Eindruck des Musikstücks bei.

Gegenüber dem Titelsong traten die übrigen Songs des Albums deutlich in den Hintergrund. Die beiden Kometenmelodien waren bereits 1973 als Single mit dem Namen "Kohoutek - Kometenmelodie" veröffentlicht worden. Die ursprüngliche Namensgebung spielte auf den nach Luboš Kohoutek benannten Kometen C/1973 E1 (Kohoutek) an, der 1973 zu sehen war und dessen Erscheinen Medien ('Jahrhundertkomet') und Wissenschaft reges Interesse entgegenbrachten. Grundlage der Komposition waren in verschiedenen Lagen vorgetragene Arpeggien auf einer C-Dur-Kadenz. "Mitternacht" und "Morgenspaziergang" waren kürzere und eher minimalistische Klangcollagen, die die Stimmung der jeweils titelgebenden Situationen einfangen sollten (unheimliche Dunkelheit bei Mitternacht, Aufbruchsstimmung der Natur bei Morgenspaziergang).

Im Februar 1975 verliess Klaus Röder die Band. Er wurde durch den Schlagzeuger und Studiomusiker Karl Bartos ersetzt. Im Sommer 1975 wurde das Album "Radio-Aktivität" aufgenommen, das im November 1975 erschien. Erneut hatte Kraftwerk mit der Auskopplung des Titelsongs Erfolg: "Radio-Aktivität" stand im Frühsommer 1976 wochenlang auf Position 1 der französischen Charts. Hütter und Schneider besuchten daraufhin mit dem Trans Europe Express mehrmals Frankreich, wo der begeisterte Radrennfahrer Ralf Hütter die Einladung annahm, als Beobachter die Tour de France zu begleiten. Ende 1976 nahm Kraftwerk das sechste Album "Trans Europa Express auf", das im ersten Quartal des Jahres 1977 veröffentlicht wurde. Schon kurz nach der Veröffentlichung wurde der Titelsong "Trans Europe Express" in den Ghettos von New York populär und übte Einfluss auf frühe Hip Hop-DJs wie Afrika Bambaataa aus; so wurde er für einige zur Blaupause für ihren Grundrhythmus. Nach fünf Jahren Fernsehabstinenz kehrten Kraftwerk am 29. März 1978 im ZDF auf den Bildschirm zurück. Als lebende Roboter (mit grauen Hosen, roten Hemden, schwarzen Krawatten mit sequenzierenden roten LEDs) präsentierten sie der Öffentlichkeit die neue Single "(Wir sind …) Die Roboter". Im April 1978 erschien das nächste Kraftwerk-Album "Die Mensch-Maschine" mit dem Hit "Das Model". Erneut setzte dieses Album Masstäbe für die Musikindustrie und die folgenden Musikstile.

Als Gruppen wie Depeche Mode oder Ultravox sich am Sound von "Die Mensch-Maschine" orientierend, erfolgreich wurden, hatten sich Kraftwerk bereits weiterentwickelt. Das achte Album "Computerwelt" erschien 1981. "Computerwelt" gilt deshalb als wichtiger Vorläufer der Musikrichtungen Electro und Techno. 1981 gingen Kraftwerk auf eine grosse Welttournee und konnten vor allem in Japan grosse Erfolge feiern. Eigens für die Tour liessen sich Kraftwerk vier den Gruppenmusikern identisch nachgebildete Roboter bauen, die bei diversen Promotion-Auftritten die echten Musiker ersetzten. Im Juni 1983 erschien die Single "Tour De France". Die Veröffentlichung des 1983 nahezu fertig produzierten Albums "Techno Pop" wurde verworfen. Die darauf enthaltenen Tracks erschienen, stark verändert und erstmals in digitaler Produktionstechnik, im November 1986 unter dem Titel "Electric Café". Das Video zum ausgekoppelten Titel "Musique Non Stop" wurde im Institute of Technology in New York produziert und beim Musiksender MTV in stündlicher Wiederholung gezeigt. Als zweite Auskopplung wählte man das von Karl Bartos gesungene "Der Telefonanruf".

Das gesamte Klangmaterial im Archiv des Kling Klang-Studios wurde auf digitale Technik umgestellt, was sich auch auf die Bühnenshow auswirkte. Im Juni 1991 erschien der Remix von "Die Roboter" als Single (Top 10 der Charts in Deutschland, Frankreich, USA und Japan). Karl Bartos indessen verliess die Band vor Veröffentlichung des zehnten Albums "The Mix". Es enthielt neu digital produzierte und gemischte Klassiker. Im Juli begannem Kraftwerk eine ausgedehnte Europatour mit den neuen speziell entwickelten beweglichen Robotern, die auch bei Fernseh- und Fototerminen und bei Videos präsentiert wurden. 1992/93 steuerten Kraftwerk eine Titelmusik zur MTV-Sendung 'Music Non Stop' bei, wobei es sich nicht um eine Variation des gleichnamigen Titels aus der Techno Pop-Ära zwischen 1983 und 1986, sondern um eine völlig neue Komposition handelte. Auch gab es weitere Konzertserien und einen Auftritt im Rahmen einer grossen Greenpeace-Aktion im Jahre 1992 sowie 1993 Konzerte bei der Ars Electronica in Linz (A) und der Klang Art-Biennale in Osnabrück. Parallel spielte in Linz das Balanescu-Quartett seine Interpretationen der Kraftwerk-Klassiker. Es folgten 1997 Konzerte auf dem Electro-Festival 'Tribal Gathering' 1997 und zur Eröffnung des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Florian Schneider wurde am 5. Februar 1998 als Professor für Medienkunst und Performance an die Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) berufen. 1998 folgte eine weitere Welttournee durch Japan, USA, Europa und erstmals Südamerika mit Auftritten auf dem Sonar-Festival in Barcelona und dem Roskilde-Festival in Dänemark.

Kraftwerk meldete sich 1999 mit dem Jingle (und einer dazugehörigen Single inklusive Remix von dem Detroiter Technoprojekt Underground Resistance) für die Expo 2000 in Hannover zurück. 2002 fanden in der Besetzung Hütter, Schneider, Hilpert und Schmitz die ersten Konzerte mit rein virtueller Technik in der Cité de la Musique in Paris statt. Die umfangreiche Hardware der 1990er-Jahre wurde auf vier Laptops mit einigen zusätzlichen MIDI-Controllern reduziert. Gespielt wurde von nun an auf Software-Synthesizern und -Sequencern. Nach dem Auftritt auf dem Electraglide Festival in Tokio und Osaka im Dezember folgte eine Australien-Tour im Frühjahr 2003. Kraftwerk veröffentlichten nach der Tour de France 2003 das Konzeptalbum "Tour De France Soundtracks". Es war das erste der Band, das sofort Platz 1 der deutschen Albumcharts erreichte. Mit "Tour De France Soundtracks" knüpften Kraftwerk thematisch an den bereits 1983 erschienenen Song "Tour De France" an und verliehen so ihrer Leidenschaft für den Radsport Ausdruck. 2004 setzten Kraftwerk die Welttournee fort. Die Tour war nahezu restlos ausverkauft und umfasste insgesamt 105 Konzerte bis Mitte 2005. Am 6. Juni 2005 erschien zeitgleich mit dem letzten Tourabschnitt die Doppel Live-CD, respektive 4-fach Vinyl-Box mit dem Titel "Minimum-Maximum". Für dieses Album wurden Kraftwerk für die Grammy Awards 2005 in der Rubrik 'Best Electronic Dance Album' nominiert. Die Doppel-DVD im dts-Format mit gleichnamigem Titel, sowie eine mit "Notebook" betitelte Box mit CD, DVD und 88-seitigem Buch zur Tour, erschien am 2. Dezember 2005. Eine Veröffentlichung als Doppel-SACD erfolgte ebenfalls.

2006 gingen Kraftwerk in der Besetzung Hütter, Schneider, Schmitz und Hilpert auf eine Sommer-Tour mit Auftritten in Bergen, Oslo, Saalburg (Sonne Mond Sterne), Pardubice (Summer of Love) und Gent (I Love Techno). Die Kraftwerk-Tour 2008 mit Konzerten in den Vereinigten Staaten, Polen und Irland fand in der Besetzung Hütter, Schmitz, Hilpert und Stefan Pfaffe (als Video-Operator), ohne Florian Schneider, statt. Im November und Dezember wurden weitere Auftritte, unter anderem in Australien und Neuseeland, absolviert. Kurz nach den Konzerten gab Florian Schneider seinen Austritt bekannt. Dies wurde nun offiziell durch einen Sprecher der Plattenfirma EMI bestätigt. Für diverse Festival-Auftritte im Jahr 2009 wurden einige Songs aus der Set-Liste entfernt, die anderen Stücke wurden in verkürzten Versionen gespielt. Ebenfalls 2009 wurden alle Alben von "Autobahn" bis "Tour de France" unter dem Titel 'Kling Klang Digital Remaster 2009' wiederveröffentlicht. Dabei wurden die vier in den 70er-Jahren erschienenen Alben jeweils mit neuen Covergestaltungen versehen, die damals schon für die Veröffentlichungen vorgesehen waren. Weiterhin wurde der Name "Electric Cafe" in, wie ursprünglich geplant, "Techno Pop" geändert. Vom 15. Oktober bis 13. November 2011 stellte der Kunstbau der städtischen Galerie im Lenbachhaus in München unter dem Titel 'Kraftwerk 3-D' eine mehrkanalige 3D-Videoinstallation aus. Zur Eröffnung der Ausstellung gaben Kraftwerk drei ausverkaufte Konzerte in München, in denen die Band erstmals die komplette Aufführung vor einer 3D-Videoprojektion spielte. Seitdem ist die Band mit ihrem 3D-Konzept auf Tour.

2012 spielten sie acht Konzerte (zu jedem ihrer Alben jeweils eines) im Museum of Modern Art (MoMa), in New York, die ebenfalls binnen kurzer Zeit ausverkauft waren. 2013 wurde dieses Konzept an einigen anderen Orten aufgeführt. Im Umfeld der Auftritte in Düsseldorf fand dabei erstmals ein wissenschaftlicher Kongress zum Phänomen Kraftwerk, sowie eine Fotoausstellung mit Bildern von ihrem Bandfotografen Peter Boettcher statt. Hier stand auch erstmals Falk Grieffenhagen, der unter anderem mitverantwortlich für die Umsetzung des 3D-Konzeptes gewesen war, an Stelle von Stefan Pfaffe auf der Bühne. Mitte 2013 gab Sprüth Magers bekannt, dass Kraftwerk im Juli und August in der Galerie in Berlin eine ähnliche 3D-Ausstellung wie im Lenbachhaus präsentieren würden. Am 26. Januar 2014 wurde ihnen, neben den Beatles und weiteren Künstlern, der Grammy-Award für ihr Lebenswerk verliehen. Im Mai 2014 präsentierte die Band im Rahmen der Wiener Festwochen die 3D-Konzertreihe "Katalog" in acht ausverkauften Konzerten im Burgtheater. Im Januar 2015 wurde die Reihe der acht Konzerte in der Neuen Nationalgalerie in Berlin aufgeführt. Am 26. Mai 2017 veröffentlichten Kraftwerk "3-D Der Katalog". Die neuen Aufnahmen der acht offiziellen Alben entstanden von 2012 bis 2016 weltweit bei Konzerten in 13 Städten. "3-D Der Katalog" lag auf vier verschiedenen Medien vor: Langspielplatte (Doppelalbum und Box-Set mit allen acht Alben), CD (8 Disk Box-Set), Blu-ray 3D (2D kompatibel) und DVD. Die komplette Vinylausgabe enthielt zusätzlich eine Download Card. Am 1. Juli 2017 spielten Kraftwerk anlässlich des Grand Départ der Tour de France 2017 ein Open-Air Konzert vor 15.000 Zuschauern im Ehrenhof in ihrer Heimatstadt Düsseldorf.

Die Band inspirierte unzählige Künstler, darunter David Bowie, Siouxsie and The Banshees, Joy Division, The Jesus and Mary Chain, Primal Scream, Björk, Human League, Depeche Mode, Duran Duran, Alphaville, O.M.D., Rammstein, Ultravox, Moby, New Order (Krafty) und Front 242. Ausserdem hatten sie einen grossen Einfluss in der US-amerikanischen Electro Funk-Szene (Afrika Bambaataa). Der Einfluss von Kraftwerk erstreckte sich später auch auf die Detroit Techno Szene, die von Kraftwerk's minimalistischen Arrangements und ihren tanzbaren Beats vor allem in der Anfangszeit stark geprägt wurde. Jeff Mills und Derrick May, zwei der bedeutendsten Pioniere der Detroit Techno Szene, beriefen sich direkt auf Kraftwerk als Inspirationsquelle für ihr künstlerisches Schaffen. Auch Jahre später inspirierten Kraftwerk noch andere Musikkünstler. 1994 veröffentlichten slowenische Bands ein Kraftwerk Tribute-Album mit dem Titel "Trans-Slovenia-Express". Das Projekt wurde 2005 mit "Trans-Slovenia-Express Vol.2" fortgesetzt. Beide CDs erschienen beim Plattenlabel Mute Records. So waren charakteristische Sequenzen in Musikstücken wie Jay Z feat. Foxy Brown's "Sunshine" ("Die Mensch-Maschine") oder Coldplay's "Talk" ("Computerliebe") wiederzufinden. 2000 veröffentlichte Uwe Schmidt alias Señor Coconut das Album "El Baile Alemán", welches ausgewählte Stücke Kraftwerks als Latin-Versionen neu interpretierte.

Kraftwerk entwickelten mit der Zeit ein griffiges Image-Konzept, mit dem sie sich deutlich von anderen elektronisch orientierten Rock- und Popbands abgrenzten. Schon der Name deutete auf das Hauptthema ihrer Songs, die moderne Technik und ihre Beziehung zum Menschen, hin. Mit dem Albumtitel "Mensch-Maschine" liess sich ihr Image am besten beschreiben. Dem Personen- und Starkult setzte Kraftwerk das Konzept der Entpersonalisierung entgegen. Ralf Hütter beschrieb sich häufig als Musik-Arbeiter, die einzelnen Bandmitglieder traten hinter dem Bild der Gruppe als System, als Maschine, zurück. Als Ausdruck dieses Konzepts konnte man die Gewohnheit der Gruppe ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre betrachten, Puppen und Roboter, die die Bandmitglieder darstellten, bei Presseauftritten anstatt der wirklichen Bandmitglieder fotografieren zu lassen. Auch bei Liveauftritten wurden die echten Musiker zum Teil von den Bandrobotern ersetzt. Mit diesem "Mensch-Maschinen"-Image spielte die Band gerne humorvoll herum, was die diversen Fotos auf den Albumcovern und bestimmte phrasenhafte Aussagen der Bandmitglieder bei Interviews bewiesen. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Tatsache, dass sie sich schon von Anfang an eindeutig zu ihrer deutschen kulturellen Identität bekannten und ihre Songtitel im Gegensatz zu den meisten anderen Bands der 60er und 70er Jahre auf Deutsch formulierten. Später lockerten sie diesen Grundsatz allerdings etwas auf und veröffentlichten ihre Titel grundsätzlich in mehreren Sprachen. Auf "Radio-Aktivität" wurden einige Lieder zweisprachig gesungen, ab "Trans Europa Express" erschienen ihre Alben mit Ausnahme von "Tour de France Soundtracks" als deutsche und englische Versionen. Bei Live-Auftritten ausserhalb des deutschsprachigen Raumes sangen sie gelegentlich in der Sprache ihres Gastlandes, unter anderem auf Japanisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch und Russisch.




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