Dec 27, 2015


STABAT AKISH - Nebulos (AltRock Records ALT026, 2012)

Von Clavinet und Vibraphon getragene Jazz-Avantgarde aus Toulouse (Frankreich), das bietet dieses exzellente und ziemlich verschroben wirkende Sextett, welches auf einen Gitarristen gänzlich verzichtet. Ausserdem bedient sich die Gruppe sehr vieler verschiedener musikalischer Einflüsse, die sie vom losgelösten Free Jazz über leicht bizarr klingende Dada-Einlagen bis zu Canterbury Avantgarde alles über Kreuz schüttelt und zu einer recht eigenartigen, auf jeden Fall aber eigenständigen Mélange vermischt.

"Nebulos" ist das zweite Album der Truppe und es gibt Stücke darauf, die dem Zuhörer einiges abverlangen, was Bereitschaft zu Ungewöhnlichem anbetrifft. So etwa beim Stück "Dynamique Cassoulet", das nach einer leichtfüssigen Einleitung in hektischer Folge 60er Jahre Beatmusik, gefolgt von Hardcore Jazz über südamerikanische Sambamusik bis in einen traditionellen Walzer hinein mündet. Allerdings ist das nur eine Seite dieser Platte, denn in anderen, weitaus ruhiger gehaltenen Stücken beschränkt sich die Band manchmal darauf, jeweils mit nur einem Tasteninstrument und einem Blasinstrument interessante Stimmungsbögen aufzubauen, die nicht selten an die etwas schrägen Momente eines Frank Zappa erinnern.

Interessant sind vor allem die manchmal sehr mysteriösen jazzigen Passagen, bei denen man sich gut auch eine Untermalung eines Films vorstellen kann. So erinnern einige Stellen, beispielsweise in Stücken wie "Troide" oder "La Serrure" durchaus an die Zeichentrick-Szenen im Film "La Planète Sauvage" von René Laloux.

Der Titel der Platte ist mit "Nebulos" absolut treffend gewählt, denn die Musik lässt den Zuhörer in der Tat mehrheitlich im Ungewissen, quasi im Nebel stehen. Das musikalische Konzept der Band kann ergo allenfalls lauten, keines zu haben, oder aber - und das vermute ich eher - sich alle möglichen Seiten offen zu behalten für weitere musikalische Projekte.

Wer auf fluffigen und verspielten, von Vibraphon und Clavinet getragenen leichtfüssigen und bisweilen ziemlich freien Jazz steht, der über die genau richtige Portion Experimentierfreudigkeit bis zur Bereitschaft völlig brachialer Eruption verfügt, der kann hier ein sehr unterhaltsames, absolut wundervoll produziertes Schätzchen entdecken, das auch von den Akteuren selber erst einmal übertroffen werden muss. Der Anteil an leicht angeschrägtem zappaesken Dada-Jazz verleiht der Musik das gewisse Etwas und ist für mich das Pünktchen auf dem i.

Top-Stück ist das mehrteilige "Sprouts", das in vier einzelnen Parts alle Stimmungsbögen der Band abbildet, vom leisen mysteriösen Spiel bis zur freien Explosion, wie man hier in diesem Video-Clip nachhören kann, als die Band im Jahre 2014 am "Rock In Opposition" Festival unter anderem zusammen mit Christian Vander's Gruppe Magma spielte.




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