Dec 25, 2015


STREETWALKERS - Downtown Flyers (Vertigo Records 6360 123, 1975)

Knorriger, bellender und exaltierter wirkte Roger Chapman weder vorher, noch nachher. Hier auf dem zweiten Longplayer seiner Streetwalkers, zog er 1975 alle Register seines extrem wiedererkennbaren Gesangs, der immer wieder mal an eine bedrohliche Meckerziege erinnert. Nach dem Aus seiner ersten Band FAMILY im Jahre 1973 machte Chapman mit seinem Gitarristen John "Charlie" Whitney weiter, und es entstand schon wenig später ein erstes Album, das den Titel "Streetwalkers" trug und unter dem Namen Chapman/Whitney erschien. Diese Platte war eine Art Uebergangsprodukt, denn eine eigentliche feste Band kam erst Mitte 1974 zustande. Das erste gemeinsame Album hatten die beiden mit gemieteten Studiomusikern eingespielt.

Die Band-Besetzung war komplett, als im Herbst 1974 der Keyboarder Bob Tench gekommen war, der zuvor in der Band von Jeff Beck gespielt hatte, Jonathan Plotel aus der Band Casablanca und schliesslich der Schlagzeuger Nicko McBrain, der spätere Iron Maiden Drummer. In dieser Besetzung spielte die Truppe das Album "Downtown Flyers" ein, das eine rohe und bisweilen wüste Bluesrock-Angelegenheit wurde mit bleischwerem Sound, etwa nachzuhören im Stück "Walking On Waters". Die Aufnahmen des Toningenieurs von Denis Weinreich erhielten einen mächtig voluminösen "Bauch", sodass selbst den nebst schmierigen Bluesrock-Stücken auch den eher balladesk ausgerichteten Songs etwas Bedrohliches anheim fielen. Hier gefällt vor allem das Stück "Gypsy Moon", aber auch "Miller", das etwas leicht Mystisches in der Melodieführung aufweist, das sich wie ein nebliger Schleier über den Gesang von Roger Chapman legt.

Das Album war die Initialzündung zu einer zwar relativ kurzen, jedoch recht erfolgreichen Karriere der Band Streetwalkers, die während der nächsten drei Jahre und mit drei hochkarätigen Studioproduktionen und einem Live-Doppelalbum besonders in Deutschland gern gesehene Gäste auf Bühnen und Open Airs waren, bevor Roger Chapman und Charlie Whitney die Band auflösten und Chappo zu seiner Solokarriere startete, die bis heute andauert.

Obwohl auf dem 1976er Werk "Red Card" mit dem Stück "Run For Cover" das wohl bekannteste und als Single erfolgreichste Stück der Band zu finden ist, kann man dem Debutalbum aufgrund der offenen und vielseitigen musikalischen Grundausrichtung den Vorzug geben. Hier wirkte nichts glattgebügelt, die Musik war roh, von fast livemässigem Charakter und mit enorm viel Druck seitens der Musiker und auch was Chappo's einmaliges Röhren anbetrifft.





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