Jul 12, 2017


CREED - My Own Prison (Wind-Up Records 60150-13049-2, 1997)

1995 gründeten der Sänger Scott Stapp, der Gitarrist Mark Tremonti, der Bassist Brian Marshall und der Schlagzeuger Scott Phillips in Tallahassee die Band Creed. Zwei Jahre später veröffentlichte die Band unter Eigenregie ihr Erstlingswerk "My Own Prison" und sendete die Platte an verschiedene Radiostationen in Florida. Durch die CD und ihre Liveauftritte weckte die Band das Interesse des Plattenlabels Wind-Up Records, unter dem sie schliesslich eine überarbeitete Fassung des Albums auf den Markt brachten. Nach Angaben ihres Managers Jeff Hanson hatten zuvor bereits vierzehn Labels einen Plattenvertrag mit Creed abgelehnt, mit der Begründung, dass Rockmusik inzwischen grösstenteils als unzeitgemäss und nicht erfolgversprechend galt. Creed's musikalische Mixtur aus Härte und Melodie, Melancholie und Euphorie war von Beginn weg sehr stark durch Mark Tremontis markante Gitarrenriffs und die Stimme von Sänger Scott Stapp mit seinen häufig metaphorischen Songtexten geprägt. Creed waren später insbesondere in den USA äussert erfolgreich, fanden aber auch viele Kritiker. Vor allem wurde der Band immer wieder vorgeworfen, musikalisch sehr stark bekannten Grunge Bands wie zum Beispiel Pearl Jam oder Soundgarden zu ähneln, so dass sie häufig als Post Grunge Band bezeichnet wurden. Einige Kritiker konstatierten der Band auch zu viel Pathos.

Trotzdem wurde das erste Album "My Own Prison" zu einem beachtlichen Erfolg in den USA. Bis zur Auflösung der Band im Jahre 2004 verkaufte es sich über sechs Millionen mal, obwohl es zunächst nur geringe Aufmerksamkeit in den Medien erhielt, da Creed damals noch so gut wie unbekannt waren. Bei dem Quartett handelte es sich nicht um missionarisch beseelte Bibelfanatiker, sondern um eher spirituell veranlagte Zeitgenossen. Allen voran ihr Frontmann Scott Stapp mit seinen voller Verzweiflung, Schmerz, Zerrissenheit und Schwermut, aber auch Inbrunst, Pathos, Glaube und Hoffnung vorgetragenen lyrischen Ergüssen. Dass Scotts eindringlich-melancholischer Gesang dabei ein ums andere Mal an Eddie Vedder (Pearl Jam), Scott Weiland (Stone Temple Pilots) und Layne Staley (Alice In Chains) erinnerte und auch in punkto Songwriting Parallelen zu den genannten Grunge Grössen nicht von der Hand zu weisen waren, verzieh man einer so jungen Band, die dermassen unter die Haut gehende, nostalgische Musik zu kreieren wusste, gerne. Und da Creed mit Songs wie der tieftraurigen Ballade "What's This Life For", der nicht minder beklemmenden ersten Hit-Single "My Own Prison", die Erinnerungen an Pearl Jams vielleicht besten Track "Black" aufkommen liess, dem gefälligen Rocker "One" und dem an die Gruppe Alice In Chains erinnernden groovenden "Ode" zudem noch einige superbe Gassenhauer geschrieben hatten, verdiente es das Debutwerk von Creed sogar, in einem Atemzug mit so fabelhaften Originalen wie Pearl Jams "Ten", dem Debüt der Stone Temple Pilots, aber auch dem Album "Dirt" von Alice In Chains und der legendären Temple Of The Dog-Platte genannt zu werden. "My Own Prison" wurde weiterhin von der RIAA mit 6-fach Platin ausgezeichnet und zählte am Ende gar zu den 100 meistverkauften Alben in den USA.

Als die Musiker am 7. September 1999 ihr zweites Album "Human Clay" herausbrachten, verkaufte sich ihr erstes Album immer noch hervorragend. Durch diese zwei Alben wurden Creed als Rockband in Amerika bekannt und erfreuten sich ebenfalls wachsender Beliebtheit in Europa, wo sie zu Jahresende auch beim tragischen 'Air & Style Contest' auftraten, nach welchem fünf Menschen starben. Singles wie "Higher", "What If" (aus dem 'Scream 3'-Soundtrack) oder vor allem "With Arms Wide Open" trugen zu ihrem grossen Erfolg bei. Mittlerweile hatte das zweite Album elffachen Platinstatus (Diamant-Status) in den USA erreicht und gehörte damit ebenfalls zu den 100 meistverkauften Alben der amerikanischen Musikgeschichte. Im Jahr 2000 trennten sich Creed von ihrem Bassisten Brian Marshall, die Gründe dafür wurden nie vollständig klar. Brett Hestla wurde nun Livebassist, während der Gitarrist Mark Tremonti den Bass für weitere Studioaufnahmen einspielte.

Creeds drittes Album "Weathered", das 2001 erschien, wurde wie die beiden Vorgänger ein grosser kommerzieller Erfolg. Das Album hielt sich acht Wochen lang auf Platz eins der amerikanischen Albumcharts, ein Rekord den Creed mit den Beatles teilten. Bei der dazugehörigen Tournee im Jahre 2002 mussten allerdings einige Konzerte aufgrund gesundheitlicher Probleme seitens des Sängers Scott Stapp abgesagt werden. Bei einem der Konzerte in Chicago zeigte Stapp zudem eine chaotische Show, die der Band eine Anzeige durch Fans bescherte. Am 4. Juni 2004 verkündete die Band nach über 24 Millionen verkauften Alben ihre offizielle Auflösung. Der Grund dafür dürften vor allem bandinterne Konflikte während der 'Weathered'-Tour gewesen sein. Zudem hatten sowohl Sänger Scott Stapp als auch Gitarrist Mark Tremonti Nebenprojekte geplant. Als die Band dennoch ein viertes Studioalbum ins Auge fasste, scheiterte das Vorhaben an der kreativen Zusammenarbeit.

Mark Tremonti, Scott Phillips und Brian Marshall bildeten wenig später zusammen mit dem Sänger und Gitarristen Myles Kennedy, der zuvor bei The Mayfield Four mitgewirkt hatte, die Nachfolge-Band Alter Bridge. Die Musik ihres ersten Albums "One Day Remains" wirkte insgesamt etwas härter und war mit vielen Gitarrensoli bestückt. Ein in der Grössenordnung von Creed vergleichbarer Erfolg blieb jedoch aus. Scott Stapp fing ein Soloprojekt an und brachte Ende November 2005 sein erstes Album "The Great Divide" auf dem US-Markt heraus, welches im April 2006 auch in Europa erschien. Im April 2009 erschien auf dem Internetauftritt der Gruppe ein Video, in dem die Rückkehr der Band, inklusive ihres ehemaligen Bassisten Brian Marshall, für den Sommer 2009 angekündigt wurde. Auch eine offizielle Presseerklärung war dort zu finden, in der die Band eine US-Tour und ein neues Album mit dem Namen "Full Circle" bekannt gab, das im Oktober 2009 erschien. Die erste Single namens "Overcome" wurde vorab Ende August als Downloadsingle veröffentlicht. Noch im selben Jahr erschien ausserdem die erste Konzertaufzeichnung Creeds auf DVD, welche mit 239 verwendeten Kameras den Weltrekord für die meisten im Einsatz befindlichen Kameras bei einer Musikaufführung darstellte.

Häufig wurde der musikalische Stil Creeds als Post Grunge bezeichnet, wobei dieser Begriff selbst nicht eindeutig definiert ist. Trotz verschiedener Grunge-Elemente besassen gerade spätere Titel der Band hohe Anteile aus dem Alternative Rock, dem Metal oder auch dem Hard Rock, wie man ihn von Bands wie zum Beispiel Led Zeppelin kennt. In erster Linie waren ruhigere Creed-Songs die kommerziell erfolgreichen gewesen, dennoch gab es eine Fülle von Metal-Anleihen in der Musik von Creed. So kommentierte der Plattentests.de-Redakteur Armin Linder das Album "Weathered": 'Als Opener feuern sie eine wuchtige ‘Bullet’ ab, die in punkto Härte alles im Creed-Kontext bislang dagewesene übertrifft, und den folgenden, nicht minder kraftvollen "Freedom Fighter" hätte auch Metallicas James Hetfield nicht schöner brüllen können.' Bekanntheit erreichte die Band auch mit dem Song "What If", das Teil des musikalischen Soundtracks zum Film 'Scream 3' war und ebenfalls in die härtere Seite der Band zeigte.

Die Musik von Creed wurde oftmals als hymnenhaft oder stadiontauglich beschrieben. Charakteristisch waren auch die Texte, die sich insbesondere mit spirituellen Themen auseinandersetzten, und die markanten Gitarrenparts von Gitarrist Mark Tremonti. Ruhigere Rockballaden wie etwa "With Arms Wide Open" sahen einige als wegweisend für die jüngeren Entwicklungen von Modern Rock Bands, da viele Stilmittel davon in deren Songs wieder aufgegriffen oder sogar verstärkt eingesetzt wurden. Ausserdem verschafften die Musiker gemeinsam mit anderen Rockgruppierungen durch ihre Erfolge der Rockballade insgesamt einen deutlichen kommerziellen Schub, von dem etwa Bands wie Nickelback profitierten. Die Metal-Einflüsse von Creed waren darüber hinaus, zusammen mit der äusserst wuchtigen Produktion durch John Kurzweg, vor allem in den USA ein wichtiger Grund dafür gewesen, dass härtere Stilrichtungen des Rocks wieder eine höhere Medienpräsenz erhielten. Später sah sich die Band jedoch zunehmend dem Vorwurf ausgesetzt, bewusst kommerzielle Musik für ein Massenpublikum zu schreiben. Sänger Scott Stapp fasste dies in einem Interview zusammen: "Creed was going against the mainstream, but then we became the mainstream. But I’m at peace with the critics and all of that kind of stuff".

Aufgrund einer streng christlichen Erziehung durch seine Eltern floh Scott Stapp als Jugendlicher von zu Hause. Er holte anschliessend Erfahrungen nach, die ihm seine Eltern durch Verbot vorenthielten. Dabei fand er in dem Sänger Jim Morrison sein persönliches Idol und kam in Kontakt mit Drogen. Seine religiöse Erziehung beschäftigte ihn jedoch weiterhin sehr stark, was sich in verschiedenen Texten von Creed widerspiegelte, wie zum Beispiel im Titelsong des Debutalbums "My Own Prison". Während ältere Texte von starken Schuldgefühlen und Zweifeln geprägt waren, wirkten spätere hingegen positiver in Hinsicht auf Glaubensthemen. Creed selbst stritten in Interviews ab, eine christliche Band zu sein. Vielmehr seien sie eine Band, die sich auch mit diesem Thema auseinandersetzen würde, in der die einzelnen Bandmitglieder jedoch keine einheitliche Glaubensauffassung vertraten. Sänger Scott Stapp bekannte sich nach der Auflösung von Creed jedoch eindeutig zum Christentum, was sich auch an den Texten seines Soloprojekts und den Texten nach der Wiedervereinigung Creeds deutlich zeigte. In aktuelleren Interviews beschrieb er seinen Werdegang, der ihn letztendlich zu einem überzeugten Christen werden liess. Bei der Nachfolgeband Alter Bridge waren zum Teil ebenfalls Referenzen zu Glaubensthemen erkennbar, wenn auch in wesentlich begrenzterem Umfang.









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