Jul 5, 2017


BLACK STONE CHERRY - Between The Devil & The Deep Blue Sea
(Roadrunner Records RR7724-2, 2011)

Die Southern Rocker Black Stone Cherry stammen aus Edmonton im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky. Die Band wurde im Jahre 2001 gegründet und entnahm ihren Namen von einer in den Vereinigten Staaten populären Billig-Zigarettenmarke. Schon während ihrer gemeinsamen Zeit in der High School lernten sich der Sänger und Gitarrist Chris Robertson und der Bassist Jon Lawhon kennen. Ihre Freizeit verbrachten die Musiker mit Jam Sessions, bei denen teilweise sogar ihr Schuldirektor mitwirkte. Wenig später komplettierten der Gitarrist Ben Wells und der Schlagzeuger John Fred Young, der Sohn des Kentucky Headhunters-Gitarristen Richard Young, die Band. Die Proben fanden in einer alten, unbeheizten Scheune statt, in der schon seit den 60er Jahren auch die Kentucky Headhunters geprobt hatten. 2006 wurde über Roadrunner Records das selbstbetitelte Debütalbum veröffentlicht, welches bis auf Platz 90 der US-amerikanischen Albumcharts stieg. Black Stone Cherry wurden von John Fred Youngs Vater produziert und von Kevin Shirley, der bereits mit Bands wie Aerosmith oder Iron Maiden zusammengearbeitet hatte, abgemischt. Alleine in den USA verkaufte sich das Album über 160'000 mal.

Die Band spielte in Nordamerika im Vorprogramm der Black Label Society und in Europa als Vorgruppe von Whitesnake und Def Leppard. Im Rahmen dieser Europatournee wurde der Auftritt im Londoner Astoria als Doppel Live-Album veröffentlicht, auf der, neben eigenen Kompositionen, auch diverse Coverversionen, zum Beispiel der "Hoochie Coochie Man" von Muddy Waters oder "Voodoo Child" von Jimi Hendrix, gespielt wurden. Am 19. August 2008 wurde das zweite Studioalbum "Folklore And Superstition" (zu deutsch 'Folklore und Aberglaube) veröffentlicht. Das Album schaffte es bereits auf Platz 28 der US-amerikanischen und gar auf Platz 23 der britischen Charts. Auch in Deutschland konnte die Band mit Platz 54 erstmals eine Chartplatzierung erreichen. Produziert wurde das in Nashville aufgenommene Album "Folklore And Superstition" von Bob Marlette. Viele Lieder thematisierten darauf die Folklore der US-amerikanischen Südstaaten. Black Stone Cherry spielten mehrere Tourneen im Vorprogramm von Seether, Theory Of A Deadman und Nickelback.
War das Debütalbum noch stärker am Hard- und Southern Rock orientiert, so waren auf "Folklore And Superstition" vermehrt auch Einflüsse anderer Musikrichtungen zu hören. Nach eigenen Angaben kamen etwa Elemente aus dem Classic Rock, dem Blues, dem klassischen Motown-Sound, Country, Soul und Rhythm & Blues hinzu, aber auch Elemente aus Jazz oder Reggae und aus der in den Südstaaten verbreiteten Bluegrass-Musik waren herauszuhören. Tatsächlich war spätestens beim zweiten Album der Band eine eindeutige Kategorisierung kaum mehr möglich, jedoch lag eine Einordnung im Bereich des Southern- oder Hard Rock relativ nahe. Oft wurden Black Stone Cherry deswegen mit Lynyrd Skynyrd, den Black Crowes und Led Zeppelin aufgrund ihrer Musikrichtung sowie mit AC/DC oder auch Guns N’ Roses wegen ihres speziellen und harten Musikcharakters verglichen.

Nachdem die Gruppe bereits Ende 2009 mit den Vorbereitungen für ihr drittes Album begonnen hatte, kam es durch weitere Tourneen, unter anderem mit Motörhead, immer wieder zu Verzögerungen. "Between The Devil & The Deep Blue Sea" erschien schliesslich am 31. Mai 2011 in den USA. Das von Howard Benson produzierte Album erreichte Platz 13 der britischen und Platz 22 der deutschen Albumcharts. Nach einer US-Tournee mit der Band Alter Bridge trat die Gruppe im Sommer 2011, wie bereits 2009, bei den deutschen Festivals Rock am Ring und Rock im Park auf.  Während die Band auf ihren ersten zwei Alben wahre Geschichten in ihren Texten verarbeitet hatten wandten sich die Songtexte auf dem dritten Werk "Between The Devil & The Deep Blue Sea" den Gefühlen und Impressionen von Geschehnissen zu, die einem Menschen in seinem Alltag begegnen. Die Band bewies beispielsweise eine sehr offene Haltung in Bezug auf Religion, die wohl vor allem auf die Herkunft der Band aus dem sogenannten 'Bible Belt' zurückzuführen war. "Between The Devil & The Deep Blue Sea" erschien erneut über das Plattenlabel Roadrunner Records. Erstmals in der Bandgeschichte fanden die Aufnahmen nicht in den Südstaaten, sondern in den Bay 7 Studios in Los Angeles statt. Für das Album schrieb die Band insgesamt zwischen 45 und 50 songs, von denen letztlich zwölf auf der regulären Version des Albums landeten. Drei weitere wurden für eine limitierte Version der CD berücksichtigt.

Produziert wurde das Album von Howard Benson. Als Gastmusikerin war die Sängerin Lzzy Hale von der Band Halestorm aufden Titeln "Such A Shame" und "Won’t Let Go" zu hören. "Can’t You See" war eine besonders schön gelungene Coverversion eines Top-Tracks von Toy Caldwell (Marshall Tucker Band). Für die Songs "White Trash Millionaire" und "Blame It On The Boom Boom" wurden auch Musikvideos gedreht. Der Albumtitel ging auf eine alte englische Redensart zurück. Matrosen mussten häufig auf hoher See über die Reling klettern, um Arbeiten an den Schiffsseiten oder am Rumpf zu erledigen. Diesen Vorgang nannte man 'Working between the Devil and the Deep Blue Sea', was soviel bedeutet wie 'zwischen dem Teufel und dem tiefen blauen Meer arbeiten'. 
Zur Veröffentlichung des Albums brachte die Firma Evan Williams Kentucky Bourbon in den Vereinigten Staaten 450'000 Flaschen mit dem Logo der Band in die Läden. Katharina Neuert vom Onlinemagazin 'The Pit' beschrieb das Album "Between The Devil & The Deep Blue Sea" als Zitat 'wirklich geile Platte, die man sich immer, überall und in jeder Stimmung anhören kann und sollte'. Sie bewertete das Album mit 8,5 von zehn möglichen Punkten. Michael Edele vom Onlinemagazin laut.de bezeichnete Black Stone Cherry als Partyband und lobte das Album als die Musik für den kommenden Sommer. George Heaney vom Onlinemagazin Allmusic schrieb in seiner Kritik, dass die Band 'ein bisschen Dreck zu einem normalerweise so polierten Sound bringt' und sah die Band insgesamt näher an Kid Rock als an Lynyrd Skynyrd. Kritisch äusserte sich hingegen Lutz Koroleski vom Onlinemagazin Musikreviews.de. Er kritisierte, dass das Album hörbar nach dem Erfolg schiele und in jeder Hinsicht schwächer als die Vorgänger ausfiel und gab dem Album acht von 15 Punkten.

Black Stone Cherry hatten sich trotzdem langsam aber sicher zu Lieblingsschwiegersöhnen der Southern Rock-Szene gemausert. Nach den ersten zwei Alben hatten sich die vier Musiker eine derartig grosse Fangemeinde erspielt, dass mit dem dritten Werk eigentlich nicht viel schiefgehen konnte. Der Sänger Chris Robertson, der Gitarrist Ben Wells, Bassist Jon Lawhon und der Schlagzeuger John Fred Young wussten inzwischen zweifellos, wie man guten Rock'n'Roll mit Southern Rock-Gewand spielen musste. Neben Robertson's grandioser Stimme, die immer leicht zwischen souligen Passagen und Whiskey-geschwängertem Kneipengesang schwankte, brillierte insbesondere der Gitarrist Ben Wells mit grossartigen Riffs, Soli und einem Power-Shredding, das bei Rockern wie "Change" besonders beeindruckend zur Geltung kam. Überhaupt bot dieses Album trotz seines recht ausgefallenen Titels keine verschrobenen Frickeleien, stattdessen gingen die meisten Songs entweder straight nach vorne los oder wanden sich balladesk durch die Platte und hinterliessen dieses süffige 'Lonesome Rider'- oder auch 'Outlaw'-Feeling, wie beispielsweise im letzten Track der Platte mit dem Titel "All I’m Dreamin’ Of", bei welchem man sich nur allzu gut vorstellen konnte, wie Chris Robertson auf einer Veranda sitzen und sich selbst diesen traurigen Song auf der akustischen Gitarre vorspielen könnte.

Das Album wurde mit einem Track eröffnet, der sich als Opener perfekt eignete, um den Zuhörer gleich richtig gut in Laune zu versetzen: "White Trash Millionaire" war dieser schwitzige Rock'n'Roll mit viel Southern Flair, den Black Stone Cherry schon auf ihren beiden Vorgänger-Alben zelebrierten. Der Rocker bestach durch eine kochendheisse Gitarre und ein punktgenaues Drumming. "Such A Shame" erinnerte textlich ein bisschen an Seethers "Love Her": in beiden Fällen handelte der Songtext von einem Mädchen, das auf verschiedene Art misshandelt wird und am Ende stirbt; ob durch Selbstmord oder Mord, sei dahingestellt. Bei der Zeile 'They found her body, face down dead in the rain, such a shame. Such a pretty face never should’ve felt this pain' konnte es einem schon kalt den Rücken herunter laufen. Ein grossartiger, vor allem aber ziemlich berührender Song, bei welchem Robertson's Stimmfarbe einen wesentlichen Teil zur traurigen Stimmung beitrug. "Like I Roll" erinnerte vom Aufbau her ein wenig an die frühen Matchboy Twenty, als diese sich noch nicht der Generation Radio-Rock verschrieben hatten und beschwörte, wie es viele Southern Rock-Songs schon taten, das Bild heraus, wie ein alter Cadillac oder eine Corvette über die endlosen Highways rast. "Shake" dagegen präsentierte sich als ein wahrer  Partyhammer, der ziemlich gut groovte. Auffallend war, dass dieser Song, ebenso wie "Blame It On The Boom Boom", zwei Nummern waren, die wesentlich einfacher strukturiert klangen als so manch andere Titel der Band. Die Musiker boten ansonsten eben schon recht anspruchsvolle Stücke, weshalb zwei solch simple Partynummern natürlich etwas herausstachen. "Change" war dann wieder eher ein sehr typischer Black Stone Cherry Rocker.


Am 5. Mai 2014 wurde dann das nächste Studioalbum der Band mit dem Titel "Magic Mountain" veröffentlicht, welches sich auf Anhieb auf Platz 5 der britischen Albumcharts festkrallte. Aus diesem Album wurden die Singles "Me And Mary Jane" und "Remember Me" ausgekoppelt. Mit diesem Album ging die Band ausserdem auf eine ausgedehnte Welttournee, unter anderem zusammen mit der Formation Theory Of A Deadman als Support Act. Am 30. Oktober 2015 wurde eine Live-DVD mit dem Titel "Thank You: Livin' Live" veröffentlicht. Diese enthielt die Aufzeichnung eines Konzertes in Birmingham genau ein Jahr vorher. Wenige Tage zuvor wurden Arbeiten am fünften, noch unbenannten Studioalbum bekannt gegeben. Für dieses verliess die Band ihr bisheriges Plattenlabel Roadrunner Records und wechselte zu Mascot Records, bei dem unter anderem auch Volbeat unter Vertrag stehen. Black Stone Cherry kündigten gleichzeitig eine Rückkehr zu ihren Wurzeln an, weshalb dieses nächste Album auch am selben Ort wie das Debütalbum aufgenommen wurde, und zwar in Glasgow (Kentucky). Im Dezember wurde dann auch der Name "Kentucky" für das fünfte Album bekannt gegeben. Im Januar und Februar 2016 absolvierten Black Stone Cherry im Rahmen des Carnival of Madness mit den Bands Highly Suspect, Halestorm und Shinedown eine gemeinsame Tournee durch Grossbritannien. Ausserdem war eine Europatournee angekündigt, bei der anfangs Theory Of A Deadman als Vorband auftrat. Die letzten Konzerte wurden allerdings mit der britischen Band Toseland durchgeführt. Black Stone Cherry sind nachwievor viel unterwegs, im Mai und Juni 2017 beispielsweise auf gemeinsamer Tournee mit der amerikanischen Rockband Letters From The Fire.







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