THE CLIMAX CHICAGO BLUES BAND - The Climax Chicago Blues Band
(Parlophone Records PCS 7069, 1969)
Die Climax Blues Band, eine der einflussreichsten Bluesrock-Bands des sogenannten 'British Blues Boom', wurde 1967 im englischen Stafford gegründet und blieb bis in die frühen 80er Jahre, insbesondere in den USA, kommerziell sehr erfolgreich. Ursprünglich nannte sich die Gruppe um Frontmann Colin Cooper The Climax Chicago Blues Band, 1971 kürzte sie ihren Namen auf Climax Chicago, indem das Etikett Blues Band gestrichen wurde. Um Verwechslungen mit der US-amerikanischen Band Chicago vorzubeugen, wurde 1972 schliesslich auch noch Chicago aus dem Namen gestrichen, dafür wieder das Etikett Blues Band in den Namen genommen, sodass die Band vor allem als Climax Blues Band bis heute bekannt geblieben ist.
Mit dem etwas irreführenden selbstbetitelten Album erschien im Jahre 1969 das erste Werk der Band, irreführend deswegen, weil nur einige Wochen später bereits das zweite Album "Plays On" nachgereicht wurde. Die Titel des Debutalbums indes waren schon im Jahr zuvor eingespielt worden, blieben zunächst aber unveröffentlicht. Das Debutalbum beinhaltete fast ausschliesslich Coverversionen mehr oder weniger bekannter und populärer traditioneller Bluestitel, so etwa das von Scott Joplin verfasste "The Entertainer", das die Band als Rausschmeisser ans Ende ihrer Platte gesetzt hatten, und das aufgrund der Komposition an sich nicht ein klassischer Bluestitel war. Davor jedoch konnte man Aufnahmen hören, die von Big Brill Broonzy ("Mean Old World") oder von Sonny Boy Williamson ("Don't Start Me Talkin'") stammten - Titel, wie sie in den damaligen Tagen von etlichen britischen Bluesbands interpretiert worden waren. Chicken Shack zum Beispiel hatten ihre Version des Songs "Mean Old World" fast zeitgleich auf dem Album "O.K. Ken ?" präsentiert. Weiter fanden sich hier die Blues-Traditionals "How Many More Years" von Chester Burnett, besser bekannt als Howlin' Wolf, den "Wee Baby Blues" von Big Joe Turner (der auch unter dem alternativen Namen "Wee Wee Baby" bekannt ist) und das tolle "A Stranger In Your Town", das Colin Cooper gemeinsam mit Lee Hazlewood geschrieben hatte.
Daneben bot die Gruppe auf ihrem Debutalbum aber auch einige selbst verfasste Bluestitel, die dann jedoch merklich rhythmischer ausgelegt waren und das Bild der traditionellen Bluesband etwas erweitern konnte, wie zum Beispiel die Stücke "You've Been Drinking", "Looking For My Baby" oder "Insurance", das wiederum in den Credits der Platte den beiden Komponisten Waldense Hall und Charlie Singleton zugeschrieben wurde. Der musikalische Höhepunkt dieses Debutalbums markierte dann allerdings der Longtrack "And Lonely", der in seiner Machart frappant an Procol Harum's "A Whiter Shade Of Pale" erinnerete und dank seiner Orgel als tragendem Instrument einen recht pop-orientierten Einschlag aufwies, obwohl die verwendeten Akkorde trotzdem beim Blues entlehnt waren. Der Longtrack, der sich über knapp neun Minuten ergoss, war in minor keys (Mol-Tönen) gehalten und wirkte tieftraurig, was auch am Gesang von Colin Cooper lag. Dem vermeintlich bemerkenswertesten Stück des Albums drückte also nicht die Kerntruppe der Band ihren Stempel auf, sondern Keyboarder Arthur Wood, der die Climax Blues Band schon kurze Zeit später in unbekannte Richtung verliess.
Im Laufe der Zeit gab es bei der Climax Blues Band ohnehin zahlreiche personelle Veränderungen, wobei das sogenannte "Rich Man" Line-Up (was auch der Titel eines ihrer Alben war) aus Colin Cooper, Pete Haycock, Derek Holt und John Cuffley, die erfolgreichste Besetzung der Bandgeschichte, bis 1982 Bestand hatte. Auch kam es schon früh zu Änderungen in der Stilrichtung: Spielte die Gruppe auf ihrem Debütalbum noch reinen Chicago Blues, entwickelte sich der Stil zunächst kontinuierlich in eine härtere, progressive Richtung mit Einflüssen aus Jazz, Folk und Psychedelic Rock. Beeinflusst von der aufkommenden Disco-Musik der frühen 70er Jahre, entfernte sich die Band zusehends vom Blues und wechselte ab dem "Stamp Album" (1975) zu einem kommerzielleren, insbesondere vom tanzbaren Funk beeinflussten, weitaus kommerzielleren Stil.
Im Jahre 1973 begab sich die Climax Blues Band auf ihre erste Tournee durch die Vereinigten Staaten, welche ihre Höhepunkte in einem Konzert in der berühmten Carnegie Hall und einem Auftritt in der New York Academy of Music fand. Letzter wurde von einem Radio-Sender landesweit live ausgestrahlt, was der Climax Blues Band einen höheren Bekanntheitsgrad verschaffte. Im Folgejahr wurde ein Konzertmitschnitt davon als Doppel-Livealbum unter dem Titel "FM/Live" veröffentlicht. Die aus diesem Live-Werk ausgekoppelte Single "I Am Constant" mit der B-Seite "Goin' To New York" wurde zu ihrem bis dahin grössten kommerziellen Erfolg. Es folgten US-Tourneen mit Grössen wie Albert King, BB King, James Brown, T-Bone Walker, Jeff Beck, Johnny Winter, der Steve Miller Band, Bad Company, Black Sabbath, Curved Air, Dire Straits, den Eagles, dem Electric Light Orchestra, mit Emerson Lake And Palmer, Lynyrd Skynyrd, der Marshall Tucker Band, Wishbone Ash und ZZ Top. Konzerte mit Besucherzahlen bis zu 20000 wurden schon sehr bald zur Regel bei der Climax Blues Band.
Der kommerzielle Durchbruch gelang ihnen vor allem mit den Welthits "Couldn’t Get It Right" vom Album "Gold Plated" (1976) und "I Love You" vom Album "Flying The Flag" (1980). Nach dem Ausstieg von Bassist Derek Holt (1982) und Gitarrist Pete Haycock (1984) liess der Erfolg ab Mitte der 80er Jahre allmählich nach. Es folgten zahlreiche Umbesetzungen, bis die Band Ende 1985 schliesslich komplett auseinanderfiel. 1986 formierte Colin Cooper die Climax Blues Band neu; Bassist Derek Holt und Keyboarder George Glover kehrten zurück. Neu rekrutiert wurden Lester Hunt (Gitarre) und Roy Adams (Schlagzeug). 1988/89 hatte die Climax Blues Band einen letzten Achtungserfolg mit der Single "California Sunshine", vom Album "Drastic Steps", an welchem sich Originalmitglied Derek Holt jedoch kaum beteiligte. Dieser verliess die Band 1991 endgültig. An seine Stelle trat Neil Simpson. Im Jahre 1993 gab es ein Comeback mit dem Live-Album "Blues From The Attic", auf welchem die Climax Blues Band um das einzige verbliebene Gründungsmitglied und Frontmann Colin Cooper zu ihren musikalischen Wurzeln zurückkehrte.
Der Multi-Instrumentalist Colin Cooper starb am 3. Juli 2008 in seiner Heimat Stafford an den Folgen seines langjährigen Krebsleidens. Pete Haycock starb am 31. Oktober 2013 im Alter von 62 Jahren an einem Herzinfarkt. Nach Coopers Tod setzte sich die Band aus Johnny Pugh (Gesang, Saxophon, Mundharmonika), Lester Hunt (Gesang, Gitarre), George Glover (Gesang, Keyboards), Neil Simpson (Bass) und Roy Adams (Schlagzeug) zusammen. Johnny Pugh hatte die Band 2012 aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Er wurde von Johnny Mars ersetzt, der die Band nach nur kurzer Zeit aus unbekannten Gründen wieder verliess. Mars wurde ersetzt mit Graham Dee (Gesang) und Chris Aldridge (Saxophon, Mundharmonika). Auf der Band-eigenen Homepage wurde am 15. März 2016 ein neues Studioalbum angekündigt. Erstmals seit dem wenig erfolgreichen "Drastic Steps" (1988) sollte dieses wieder Eigenkompositionen beinhalten. Zur Promotion des neuen Albums veröffentlichte die Band am 2. September 2017 eine EP mit dem Titel "Tempus Fugit", welche vier originale Songs beinhaltete und sich stilistisch wieder näher an vergangenen kommerziellen Erfolgen als am Blues orientierte.