GREG KIHN - Next Of Kihn (Beserkley Records JBZ-0056, 1978)
Die Greg Kihn Band wurde von Frontmann Greg Kihn und Bassist Steve Wright Mitte der 70er Jahre ins Leben gerufen. Nach den ersten beiden Alben "Greg Kihn Band" (1976) und "Greg Kihn Again" (1977), die noch in die englische Punk und New Wave Phase fielen, stellten sich 1981 mit "The Breakup Song" und 1983 mit "Jeopardy" zwei ausgemachte Radiohits ein. Kihn war auch ein populärer Radio DJ von Classic Rock Radiostationen wie etwa KFOX. Der Musiker wurde im Jahre 2007 in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen. Greg Kihn tat sich ebenfalls als Autor hervor, schrieb in dieser Eigenschaft mehrere Romane und editierte einen Band von Kurzgeschichten mit dem Titel "Carved in Rock: Short Stories by Musicians". Dieser enthielt Beiträge von ihm selbst sowie von Pete Townshend, Graham Parker, Joan Jett und Ray Davies. Geboren wurde Greg Kihn am 10. Juli 1949.
Greg Kihn's frühesten musikalischen Einflüsse waren zweifellos die Beatles, insbesondere deren legendärer Auftritt in der Ed Sullivan Show. Der Musiker selber kommentierte das wie folgt: "Just about every rock and roll musician my age can point to one cultural event that inspired him to take up music in the first place: the Beatles on Ed Sullivan. If you were a shy 14 year old kid who already had a guitar, it was a life-altering event. In a single weekend everything had changed. I'd come home from school the previous Friday looking like Dion. I went back to class on Monday morning with my hair dry and brushed forward. That's how quickly it happened." Greg Kihn begann seine musikalische Laufbahn in seiner Heimatstadt Baltimore als Singer/Songwriter, wechselte aber bald zur Rockmusik, speziell zum gradlinigen Rock'n'Roll der frühen 60er Jahre und zog im Jahre 1972 nach San Francisco um. In der ersten Zeit nach seinem Umzug spielte er in Kaffee Bars und kleinen Musiklokalen in der kalifornischen Metropole, während er in Baltimore noch immer die High School absolvierte. Als Greg Kihn 17 Jahre alt war, reichte seine Mutter einen seiner selbst geschriebenen Songs bei einem Talentwettbewerb der lokalen Radiostation WCAO ein. Mit diesem Song erreichte der junge Musiker den ersten Platz in dem Contest und erhielt als Siegesprämie drei Dinge: Eine Schreibmaschine, einen Stapel Schallplatten und eine elektrische Vox Gitarre.
Nach der High School wurde er in San Francisco sesshaft und arbeitete zunächst als Anstreicher. Gleichzeitig sang und spielte er an Strassenecken und hielt sich bevorzugt in Berkeley in einem Plattenladen auf, dem Rather Ripped Records. Zu diesem Zeitpunkt spielte er zumeist mit dem späteren Bandkumpel und Earthquake Gitarristen Gary Phillips, den er in San Francisco kennengelernt hatte. Bereits ein Jahr später erhielt er ein Angebot von Matthew King Kaufman, eine Platte für dessen später legendäres Plattenlabel Beserkley Records aufzunehmen. Auf dem Label veröffentlichten unter anderem auch Jonathan Richman, Earth Quake und die Rubinoos ihre Platten. Greg Kihn war damals einer der ersten Musiker, die bei Kaufman's Beserkley Records einen Plattenvertrag unterzeichneten. Mit seinen ersten beiden Alben verhalf er dem noch jungen Label rasch zu einem grossen Renomée und ebnete den bereits genannten Acts den Weg in den kommerziellen Erfolg. Dabei sollten Greg Kihn's nach und nach verfeinerte Kompositionen hauptsächlich zum bekannten Beserkley Sound beitragen: Melodischer Poprock mit starken Reminiszenzen an die 60er Jahre.
1976, nachdem einer seiner Songs für einen Beserkley Label-Sampler verwendet worden war ("Beserkley Chartbusters"), spielte Greg Kihn sein Debutalbum auf. Die erste Version der Greg Kihn Band setzte sich zusammen aus Greg Kihn (Gesang und Gitarre), Robbie Dunbar (Gitarre), Steve Wright (Bass) und Larry Lynch (Schlagzeug). Robbie Dunbar, der auch bei Earth Quake mitspielte und bei Beserkley Records unter Vertrag stand, wurde kurze Zeit später allerdings durch Dave Carpender ersetzt, welcher dann auf dem nächsten, dem zweiten Album, betitelt "Greg Kihn Again" zu hören war. Nicht mehr dabei war auch Kihn's frühester Musikerkumpel Gary Phillips, der jedoch später als Sessionmusiker gelegentlich wieder mitmachte, so beispielsweise auf dem 1980 erschienenen Werk "Glass House Rock". Danach wurde er festes Bandmitglied ab dem Album "Rockihnroll" (1981). Das zweite Lineup der Band, bestehend aus Kihn, Wright, Lynch, Phillips und Carpender hielt bis 1983, als Greg Douglass für Dave Carpender in die Band kam.
"Next Of Kihn" war Gerg Kihn's drittes Album, es erschien im Jahre 1978. Es war das letzte Werk, welches Greg Kihn ohne den Zusatz 'Band' veröffentlichte und es hob sich inhaltlich teils deutlich von seinen beiden Vorgängern ab. Das Album geriet wesentlich dunkler, mysteriöser und erhielt eine leicht geheimnisvolle Note. Auch wurden die Songs länger, ausgefeilter und wesentlich kompositorisch komplexer. Der Höhepunkt des Werks, das Stück "Remember" spielte die Gruppe allerdings live und in einem einzigen Take im Studio ein. Der Song wurde später auch nicht nachbearbeitet. "Next Of Kihn" wurde im CBS Coast Recorders, einem Top-Tonstudio an der Folsom Street in San Francisco eingespielt. Das Studio wechselte später den Namen zu 'The Automatt' und wurde berühmt, weil einige hochkarätige und weltweiterfolgreiche Platten in dem Tonstudio aufgenommen wurden, etwa von The Clash, Herbie Hancock, Santana, Van Morrison, Journey und Jefferson Starship, um nur einige zu nennen. Der Toningenieur Glen Kolodkin nahm die neuen Songs für das Album "Next Of Kihn" auf, Labelboss Matthew King Kaufman produzierte es und Greg Kihn's alter Freund Gary Phillips wirkte als Co-Produzent mit.
Die Aufnahmen zeigten eine Greg Kihn Band auf ihrem bisherigen musikalischen und kreativen Höhepunkt. Alleine das leicht jazzig klingende, akustisch mit tollem Fingerpicking gezupfte Stück "Remember" begeisterte und war etwas völlig Losgelöstes. Der Schlagzeuger Larry Lynch spielte das Stück mit Jazzbesen. Die spezielle Wisch- oder Rührtechnik bewirkte einen sustainen, beziehungsweise beständigen, rhythmisch rauschenden Klang. Dazu bewegt sich eine Hand kreisförmig auf der Snare Drum, während die andere Hand phrasiert, oder zum Beispiel einen durchgehenden Rhythmus wie etwa einen klassischen Swing spielt. Dies variiert in Technik und Rhythmik je nach gewünschter Stilistik. Mit Besen kann man wie mit Sticks auch schlagend arbeiten, jedoch ist das Klang- und das Schlagverhalten ein völlig anderes. Die Becken können wahlweise mit dem Schaft (Griff), als auch mit den Drähten gespielt werden. Diese Technik verhalf dem Song "Remember" zu einer einzigartig coolen Rhythmik, und der Song wurde zu einem der vom Publikum am meisten gewünschten Songs an Konzerten. Ausserdem spielte bei "Remember" der Bassist Steve Wright einen bundlosen ('fretless') Bass.
Doch "Remember" war bei weitem nicht das einzige Glanzlicht auf diesem ungewöhnlich schönen Album. Schon der Opener "Cold Hard Cash" liess die Professionalität, welche sich die Band mittlerweile erarbeitet hatte, erkennen: Der straighte Rock'n'Roll, der ganz klar vom grassierenden Punk-Urfieber inspiriert worden war, wusste ebenso zu überzeugen wie etwa das nicht übertrieben als 'Edelpop' zu bezeichnende "Everybody Else", das mit seinem Jangle-artigen Gitarrenspiel fast schon an die glorreichen Zeiten der Byrds erinnerte. Dazu gab es einen mit einem veritablen Kanon ausgeschmückten Song mit dem Titel "Understander", ebenfalls wie das in Moll gehaltene "Remember" ein eher düsteres, aber auch eigentümlich schwebendes Poprock-Stück, das die 5 Minuten-Marke sprengte. Zusammen mit dem lockeren und stark Westcoast-gefärbten, die zweite LP-Seite eröffnende "Sorry", dem mit echtem chinesischen Feuerwerk akustisch untermalten "Chinatown" und dem klasse ausgearbeiteten 6-minütigen "Secret Meetings" konnte dieses dritte Greg Kihn Album auf ganzer Länge überzeugen.
Das wundervolle Plattencover hatte die Künstlerin Barbara Mendes nach einer Photographie von Greg Kihn gemalt. Das rückseitige Bandfoto entstand im Cosmos Factory Studio, jenem Tonstudio, das dem ehemaligen Creedence Clearwater Revival-Schlagzeuger Doug Clifford gehörte, in welchem Greg Kihn ab und an Probe- und Arbeitsaufnahmen durchführte. Während der ausgehenden 70er Jahre wurde die Greg Kihn Band immer populärer, und es schien eine Frage der Zeit zu sein, wann der erste grössere Hit der Band die Charts erobern würde. Leider war das zum Zeitpunkt von "Next Of Kihn" noch nicht der Fall. Zwar boten sich mit "Sorry" und "Everybody Else" gleich zwei Titel als Singles an, jedoch blieben diese vorderhand noch Achtungserfolge. Was sich aber zu jenem Zeitpunkt schon bemerkbar machte war, dass die Alben der Greg Kihn Band für das Plattenlabel Beserkley Records die höchsten Umsätze generieren konnten, noch vor den Verkäufen etwa des ebenfalls recht erfolgreichen Jonathan Richman und seinen Modern Lovers. Es dauerte noch drei Jahre, bis Greg Kihn schliesslich dann seinen ersten zählbaren Charts-Hit feiern konnte: Die 1981 veröffentlichte Single "The Breakup Song (They Don't Write 'Em)", ausgekoppelt aus dem Album "Rockihnroll" erreichte Rang 15 in den Billboard Charts. Kihn wurde daraufhin zunehmends kommerzieller, erreichte kontinuierlich höhere Chartspositionen auch mit seinen Alben "Kihntinued" (1982), "Kihnspiracy" (1983), "Kihntageous" (1984) und schliesslich "Citizen Kihn" (1985).
Seinen grössten Hit konnte Greg Kihn mit der Single "Jeopardy" im Jahre 1983 feiern, mit welcher er es bis auf Platz 2 der US-Charts schaffte (vom "Kihnspiracy" Album). Der Song wurde weltweit populär, besonders in erweiterten sogenannten 'Extended' Versionen, die auf den Dancefloors in den USA, in Europa und auch in Japan rauf und runter gespielt wurden. Auch das zu dem Song "Jeopardy" gedrehte Videoclip geriet zum MTV Favoriten. Greg Kihn war in den 80er Jahren konsequent auf Tournee, spielte als Opener für die Grössten der Rockmusik, wie beispielsweise Journey, The Grateful Dead und die Rolling Stones. Kihn war auch Dauergast im amerikanischen Fernsehen, besonders in den damals populären Musiksendungen Solid Gold, American Bandstand und Saturday Night Live. Am 10. May 1981 spielte Greg Kihn ausserdem zusammen mit Willie Nile live anlässlich einer King Biscuit Flower Hour Show im Savoy Theater in New York City.
1985 brach Greg Kihn mit Beserkley Records und wechselte zu EMI Records. Matthew Kaufman produzierte jedoch weiterhin die Alben des Musikers. Das Werk "Lucky", im Jahre 1985 veröffentlicht, erreichte immerhin noch den Platz 30 in den amerikanischen Hot 100 und präsentierte einen Nachfolger-Clip zum populären "Jeopardy" Video. 1986 trat ein später sehr erfolgreicher Gitarrist anstelle von Greg Douglass in die Band ein, kein Geringerer als Joe Satriani. Gleichzeitig ersetzte Tyler Eng den langjährigen Schlagzeuger Larry Lynch und Pat Mosca ersetzte Gary Phillips an den Keyboards. Dies war das Lineup, welches dann 1986 das Studioalbum "Love And Rock & Roll" einspielte. Joe Satriani verliess die Greg Kihn Band jedoch schon bald nach der Veröffentlichung wieder, um sich einer Solokarriere zu widmen. An seine Stelle trat der ehemals in der Backing Band von Eddie Money tätig gewesene Gitarrist Jimmy Lyon. Greg Kihn kehrte anschliessend zurück nach Baltimore, seiner Heimatstadt und nahm dort einige zumeist eher akustisch gehaltene Soloalben auf, die manchmal auch viel angenehmes Folkrock-Flair verströmten, unter ihnen etwa das Werk "Mutiny" aus dem Jahre 1994 oder das zwei Jahre später erschienene "Horror Show".
Ab 1996 begann Greg Kihn mehr und mehr als Radiomoderator zu arbeiten, und gleichzeitig begann er auch zu schreiben. Als Radiomoderator war er unter anderem zu hören bei der San Jose Classic Rock Station KUFX FM 98.5 in der Sendung 'The Fox'. Dort arbeitete er von morgens 7 Uhr bis Mitternacht. Erfolgreich wurde er dann in San Francisco mit einer wöchentlichen Morgensendung beim Sender KUFX, welche Millionen von begeisterten Zuhörern hatte. Als Novellist begann er ebenfalls 1996 und präsentierte noch im selben Jahr sein erstes Buch, die "Horror Show", dem er auch ein gleichnamiges Album folgen liess. Das äusserst erfolgreiche Erstlingswerk wurde für den prestigeträchtigen Bram Stoker Award in der Kategorie 'Best First Novel' nominiert. Es folgten weitere Titel wie "Shade of Pale" (1997), "Big Rock Beat" (1998) und "Mojo Hand" (1999). Kihn publizierte auch etliche Kurzgeschichten während dieser Jahre, einige von ihnen erschienen beispielsweise in der Buchreihe 'Hot Blood'. Kihn schrieb ausserdem zwei Drehbücher und arbeitete mit einigen Produktionsfirmen und Hollywood-Regisseuren sowohl für TV-Serien wie auch für Kinofilme.
Die Greg Kihn Band bestreitet noch immer Konzerte, natürlich inzwischen auch wieder in veränderter Besetzung, zu der heute auch Greg Kihn's Sohn Ry als Gitarrist gehört. Dave Danza, der ehemalige Schlagzeuger von Eddie Money, der Keyboarder Dave Medd, der zuvor jahrelang bei The Tubes die Tasten gedrückt hatte, sowie Robert Berry (von der Band Hush) am Bass. Jedes Jahr veranstaltet die Radiostation KFOX ein Konzert im Shoreline Amphitheatre in Mountain View, California, genannt das 'Kihncert' mit der Greg Kihn Band als Opening Act. Ueber die Jahre haben anlässlich dieses 'Kihncert' Top-Rockacts wie Lynyrd Skynyrd, Jefferson Starship, Eddie Money, Boston, Paul Rodgers von Bad Company, The Who, die Steve Miller Band, George Thorogood, John Waite, Pat Travers, Night Ranger, Mickey Thomas’s Starship, Styx, REO Speedwagon, 38 Special, Blue Oyster Cult, Yes und Kansas Konzerte bestritten. Greg Kihn wurde im Jahre 2007 in die 'San Jose's Rock Hall of Fame' aufgenommen.