JOHN MAYALL - Blues Breakers with Eric Clapton (Decca Records LK 4804, 1966)
John Mayall wurde am 29. November 1933 in der englischen Kleinstadt Macclesfield nahe Manchester geboren, weit ab von der schwarzen, US-amerikanischen Blueskultur. Trotzdem kam er schon früh mit der Musik in Berührung, da sein Vater begeisterter Amateur-Jazzmusiker war und ihm im Teenageralter das Spiel auf Gitarre, Banjo und Ukulele beibrachte. Bereits 1950 trat John Mayall in Manchester mit einem Blues-Trio auf. Seine beginnende musikalische Karriere wurde durch den Militärdienst in Korea für drei Jahre unterbrochen. Anschliessend besuchte Mayall ab 1955 die Kunsthochschule, wo er eine Ausbildung zum Graphikdesigner abschloss. Bereits früh in seiner Karriere traf Mayall auf bekannte Musiker. In der 1962 von ihm gegründeten Bluesformation Powerhouse Four, die bald in Blues Syndicate umbenannt wurde, spielte schon der Bassist John McVie. Zu dieser Zeit wurde Alexis Korner auf John Mayall aufmerksam und ermutigte ihn, in London als Musiker zu arbeiten. Mayall stellte seine Band erneut um und präsentierte sie 1963 im Londoner Marquee Club unter dem Namen Bluesbreakers, der lange Bestand haben sollte. Die Besetzung der Bluesbreakers wandelte sich indes ständig, dabei waren grosse Namen wie Eric Clapton, Peter Green und John McVie (beide Mitglieder von Fleetwood Mac) und Mick Taylor (bei den Rolling Stones Nachfolger des verstorbenen Brian Jones) unter den Mitspielern.
"Blues Breakers with Eric Clapton" war das erste Studioalbum nach einer ersten Liveplatte mit dem Titel "John Mayall plays John Mayall". Es erschien 1966 auf dem Decca-Label. Wegen des Beano-Comics, den Eric Clapton auf dem Coverfoto in der Hand hielt, war es auch als Beano-Album bekannt. Im Frühjahr 1965 ersetzte Eric Clapton den bisherigen Musiker Roger Dean als Gitarrist in der Band von John Mayall, nachdem er sich kurz zuvor wegen musikalischer Differenzen von den Yardbirds getrennt hatte. Eric Clapton brach sein Kunststudium an der Londoner Kingston University ab, um sich im Januar 1963 im Alter von 17 Jahren seiner ersten Band, den Roosters anzuschliessen. In dieser Rhythm & Blues-Band lernte er Tom McGuinness kennen. Nach der Auflösung der Gruppe im August 1963 traten Clapton und McGuinness einige Male mit der Beatband Casey Jones & The Engineers auf. Im Oktober 1963 wurde Eric Clapton schliesslich Gitarrist bei den Yardbirds, mit denen er 1965 deren grössten Hit "For Your" Love einspielte. Nach seinem Ausscheiden aus der Gruppe im April 1965 – sie wurde ihm zu kommerziell – schloss er sich den Bluesbreakers von John Mayall an. Er nahm an den Aufnahmen zum Album "Blues Breakers with Eric Clapton" teil. Mitte 1966 verliess Clapton die Bluesbreakers aber bereits wieder und formierte mit Ginger Baker (Schlagzeug) und Jack Bruce (Bass), die beide zuvor bei der Graham Bond Organization gespielt hatten, das Powertrio Cream, welche zur ersten sogenannten 'Supergroup' der Rockmusik werden würde.
Weitere Bandmitglieder bei John Mayall's Blues Breakers waren zum Zeitpunkt der Einspielung dieses Albums der Bassist John McVie sowie der Schlagzeuger Hughie Flint. In dieser Besetzung traf man sich rund ein Jahr später mit dem Produzenten Mike Vernon, dem späteren Begründer des erfolgreichen britischen Blues-Labels Blue Horizon, auf welchem dann unter anderem Chicken Shack und Fleetwood Mac ihre ersten Platten veröffentlichten, dem Toningenieur Gus Dudgeon sowie dem Bariton-Saxophonisten Johnny Almond (später die eine Hälfte des Duos Mark-Almond zusammen mit dem Gitarristen Jon Mark), dem Tenor-Saxophonisten Alan Skidmore und dem Trompeter Dennis Healey in den Decca-Studios im Londoner Stadtteil West Hampstead, um die zwölf Titel für das Werk "Blues Breakers with Eric Clapton" einzuspielen. Am 22. Juli 1966 erschien das Album in Grossbritannien zunächst in einer Mono-Version (LK 4804) und schaffte es innerhalb von nur acht Tagen in die britischen LP-Charts, wo es sich siebzehn Wochen lang halten konnte und bis auf Platz 6 gelangte. Zeitgleich kam das Album in den USA sowohl in der Mono- als auch in einer Stereo-Version auf den Markt, während Decca Records den Stereo-Mix erst im Dezember 1969 auch in Europa zugänglich machte. Der Versuch, durch Single-Auskoppelungen an den überraschenden Erfolg des Albums in Grossbritannien anzuknüpfen, erwies sich beiderseits des Atlantiks als Flop. Auch weitere Singles-Veröffentlichungen mit Nicht-Album-Titeln, wie das Instrumental "Bernard Jenkins" oder "I'm Your Witchdoctor" waren kein Erfolg.
Dem Vernehmen nach gab es bei den Aufnahme-Sessions erheblichen Diskussionsbedarf, da Clapton nicht bereit war, die Lautstärke seines Verstärkers auf die damals in Plattenstudios übliche Einstellung herunterzufahren. Dass er sich dabei gegen Mike Vernon und Gus Dudgeon durchsetzte, trug nicht unerheblich zum Erfolg der Produktion bei. Denn nur so konnte er in der Kombination seiner Gibson Les Paul Gitarre mit einem Marshall JTM 45-Komboverstärker jenen durch Röhren-Verzerrung und Sustain gekennzeichneten Sound erzielen, der für die damalige Zeit äusserst modern und satt daherkam und während Clapton's Zeit bei Cream als 'woman tone' in die Musikgeschichte einging. Zugleich unterstrich er damit die Bedeutung der elektrischen Gitarre als Solo-Instrument und übte einen nachhaltigen Einfluss auf andere Gitarristen seiner Generation aus, die nun gleichfalls zu Les Pauls und Marshall-Verstärkern griffen. Dass sich Clapton für sein Gesangsdebüt Robert Johnsons "Ramblin' On My Mind" aussuchte, war auf seine Verehrung für den Delta-Bluesmann zurückzuführen, dem er 2004 das Tributalbum "Me And Mr. Johnson" widmete. Obwohl Clapton ursprünglich den Titel nicht singen wollte, weil er es sich selbst nicht zutraute, schaffte John Mayall doch ihn zu überreden, erzählte Clapton in seiner 2007 erschienenen Biographie. Clapton's Kooperation mit John Mayall sollte jedoch noch im selben Jahr zu Ende gehen. Mayall musste aus einem Artikel im Melody Maker von der Gründung der Supergroup Cream erfahren. Bei Mayall hatte Clapton Jack Bruce kennengelernt, der kurzzeitig John McVie ersetzte, den Mayall wegen übermässigen Alkoholkonsums aus der Band geworfen hatte. Als Jack Bruce zu Manfred Mann wechselte, holte John Mayall schliesslich John McVie zurück.
"Blues Breakers with Eric Clapton" hatte erheblichen Anteil am europäischen Blues-Boom der 60er-Jahre und unterstrich John Mayalls Ruf als Vater des britischen Blues, aus dessen ständig wechselnden Bluesbreakers-Formationen fortan immer wieder exzellente Musiker hervorgehen sollten. Dass auch diese LP den Grundstein für die Karriere zweier seiner Mitstreiter weit über die Blues-Szene hinaus legen würde, ahnten zu diesem Zeitpunkt allerdings nur Wenige. Einer davon war Decca-Mann und Bluesfan Neil Slaven, der bereits damals Eric Clapton eine grosse Zukunft voraussagte. Aber auch der Bassist John McVie blieb noch für zwei weitere Alben unter anderem mit Peter Green, der Clapton nach dessen Weggang zu Cream ersetzte. Green hatte auch schon 1965 während Clapton's Griechenland-Tournee mit The Glands bei den Bluesbreakers gespielt. Später brachte er es als Mitbegründer von Fleetwood Mac zu Weltruhm. Hughie Flint wurde mit seiner Band McGuinness Flint durch die Single "When I’m Dead And Gone" berühmt. Nachdem er 1979 noch zur Urbesetzung der Blues Band gehört hatte, zog er sich knapp drei Jahre später aus dem Musikleben zurück.
Ursprünglich war, wie schon das Vorgängeralbum, auch ein Livealbum geplant, da die Bluesbreakers damals eine der besten Livebands in London waren, was auch zu den legendären 'Clapton is God'-Graffiti führte. Das Vorhaben wurde nicht durchgeführt, doch es existierten vereinzelte, unter Sammlern sehr begehrte Livemitschnitte der Bluesbreakers aus jener Zeit. Um 1968 wandelte sich der Stil vom reinen, klassischen Blues zu experimentelleren Formen, zum ersten Mal auf dem Album "Blues From Laurel Canyon", das jedoch nicht unter dem Namen der Bluesbreakers entstanden war. Legendär war das mit Jon Mark und Johnny Almond eingespielte Album "The Turning Point" von 1969, auf dem Mayall (ohne seinen Schlagzeuger Keef Hartley) verzerrte Leadgitarre und Keyboards spielte. Es gab Leute, die behaupteten, Mayall sei beim Woodstock-Festival aufgetreten, was er jedoch in mehreren Interviews dementierte. In den 70er Jahren erschienen Alben von sehr unterschiedlichem Charakter. 1979 brannte Mayall's geliebtes Baumhaus im Laurel Canyon ab, wobei zahlreiche Mastertapes und Tagebücher verloren gingen. Als 1982 die Stimmung für Blues auf einem Tiefpunkt war, formierte Mayall für einige Konzerte die alten Bluesbreakers mit Mick Taylor neu und trat ab diesem Zeitpunkt wieder mit traditionellem Bluesbreakers-Sound auf, wobei er sich immer noch als phantasievoller Songwriter zeigte. Er spielte weniger Tasteninstrumente, sondern bevorzugte eine selbstgebaute Gitarre.
Anlässlich seines 40-jährigen Bühnenjubiläums im Jahre 2001 spielte eine Reihe bedeutender Rock- und Bluesmusiker zusammen mit Mayall für das Album "Along For The Ride"; so unter anderem Gary Moore, Chris Rea und Otis Rush. Seinen 70. Geburtstag im Jahre 2003 feierte John Mayall mit einem Konzert der Bluesbreakers in Liverpool, bei dem auch die alten Freunde Eric Clapton, Mick Taylor und der Jazzmusiker Chris Barber auftraten. Bis heute tourt John Mayall mit den Bluesbreakers regelmässig in den USA, in Europa und Australien, wobei er nicht mehr in grossen Konzerthallen, sondern eher in Clubs, aber auch bei den wichtigsten Bluesfestivals auftritt. John Mayalls Werk war in den klassischen Hitparaden nur wenig vertreten, aber bedeutend für die Weiterentwicklung des Blues. Mayall beeinflusste zahlreiche Musiker. Als Auszeichnung erhielt er die Ernennung zum 'Officer of the Order of the British Empire' im Jahr 2005.