May 31, 2019


WACHOLDER - Herr Wirt, so lösche uns're Brände (Amiga Records 8 45 267, 1983)

Anfang 1978 gründeten sechs Studenten des Fachs Bauwesen der Ingenieurhochschule Cottbus die Gruppe Wacholder. Das erste Konzert der Band fand am 27. April 1978 in der Milchbar der Ingenieurhochschule Cottbus statt. Dieser Auftritt war gleichzeitig auch die Einstufung von Wacholder, bei dem die Band ihre Spielerlaubnis erwarb und das sie zum "Volkskunstkollektiv" machte. Schon im ersten Jahr ihres Bestehens gewannen Wacholder den Publikumspreis der 11. Werkstattwoche in Leipzig. Im Herbst des gleichen Jahres stiegen Andrea Schlesewski und Steffen Junghans aus, und Wacholder trat vorübergehend als Quartett auf. Schon im Mai 1979 wuchs die Besetzung wieder auf fünf Musiker an, nachdem Rainer-Christoph Dietrich die Band verstärkte, und mit dem Einstieg von Erik Kross im März 1980 war die Sechserbesetzung wieder vollzählig.

Im Herbst 1981 schlossen die Musiker eine Ausbildung am Konservatorium Cottbus ab. Mit diesem Abschluss erhielten sie auch gleichzeitig ihren Berufsausweis. Die Folk-Band gehörte jetzt zu den professionellen Musikgruppen der DDR. Ebenfalls 1981 veröffentlichte AMIGA die Kopplung "Ein Kessel Rotes". Mit dieser Platte feierte Wacholder ihr Schallplatten-Debüt, denn auf ihr befinden sich die ersten vier Lieder der Band. In den Jahren 1982 und 1983 führten die Musiker von Wacholder zusammen mit Musikern und Künstlern der Formationen "Karls Enkel" (mit Hans-Eckardt Wenzel und Steffen Mensching) und "Beckert und Schulz" die "Hammer-Rehwü" auf, die sehr erfolgreich lief. Die "Hammer-Rehwü" wurde in mehreren Orten live aufgeführt und fand regen Zuspruch. Im Jahre 1983 trat Wacholder mit dem Programm "Ting-Tang-Tellerlein" auf. Das war das erste Heine-Programm der Formation, weitere sollten folgen. Im Herbst des gleichen Jahr veröffentlichte das Plattenlabel AMIGA das Debüt-Album von Wacholder. Die Platte heisst "Herr Wirt, so lösche uns're Brände" und wurde zu einem der bekanntesten und beliebtesten Folk-Alben der DDR-Musikgeschichte.

Nach weiteren personellen Wechseln und erfolgreichen Bühnenprogrammen veröffentlichte Wacholder 1989 als Trio in der Besetzung Scarlett 'O (Seeboldt), Matthias Kiessling und Matthias Wegner ihre zweite LP "Es ist an der Zeit". Dieses Album war gleichzeitig das erste von Wacholder, das auch auf CD veröffentlicht wurde, fand aber aufgrund der politischen Veränderungen in Deutschland kaum Beachtung. In der Wendezeit wurde es um Wacholder - wie auch um viele andere Künstler aus der DDR - etwas ruhiger. Erst im Winter 1991/1992 präsentierte die Band seinem Publikum ein neues Live-Programm, bei dem auch Gründungsmitglied Jörg Kokott, der 1986 bei Wacholder ausgestiegen war, als Gastmusiker mitwirkte. Im Frühjahr 1993 verliess Matthias Wegner die Band und Jörg Kokott stieg wieder als vollwertiges Mitglied ein. Im gleichen Jahr trafen sich die beteiligten Künstler der "Hammer-Rehwü", darunter auch die Wacholder-Mitglieder, und bereiteten eine Wiederaufführung des '82er Programms vor. Ein Jahr später wurde die "Hammer-Rehwü" - wie oben schon erwähnt - erstmals auf CD veröffentlicht.

Bis 2001 entwickelte die Gruppe Wacholder weitere Bühnenprogramme (darunter auch ein Kinderprogramm und ein weiteres Heine-Programm zum 200. Geburtstag des Dichters) und veröffentlichte drei weitere Alben. Im Januar und Februar 2001 ging das Folk-Trio auf seine "Willkommen zum Abschied"-Tournee. Nach 23 erfolgreichen Jahren Bandgeschichte verabschiedeten sich die Musiker dabei von ihrem Publikum und von der Bühne. Nach Abschluss der Tour löste sich die Band auf. Das war aber noch nicht das endgültige Ende, denn schon 2008, pünktlich zum 30. Bandjubiläum, taten sich Kokott, Kiessling und Seeboldt wieder zusammen und gingen in den ersten Monaten des jahres auf "Zu guter Letzt"-Tour. Zwischen dem 14. Januar und dem 1. März spielte das Trio erfolgreich 33 Konzerte und begeisterte damit neue und alte Fans. Diese Tour war aber nur eine Wiedervereinigung auf Zeit, denn mit Abschluss der Tour gingen die Musiker wieder getrennte Wege.



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