Aug 6, 2022


BEAT FARMERS - The Pursuit Of Happiness (Curb Records D2-77501, 1987)

Die Beat Farmers aus Kalifornien wurden im August 1983 von Country Dick Montana und Jerry Raney gegründet und spielten einen sehr vielseitigen Stilmix aus Cowpunk, Roots Rock, Americana und Swamp Rock, der in seinem Abwechslungsreichtum stark an die Long Ryders erinnerte, die zwar eher vom traditionellen Rock'n'Roll kamen, jedoch auch all die typischen Strömungen der 80er Jahre im Bereich Country-Rock in ihre Musik einfliessen liessen wie die Beat Farmers. Letztlich bringt die Bezeichnung eines Musikkritikers den Stilmix der Beat Farmers ziemlich genau auf den Punkt: "Country Rock, Bar-Room Style".

Nachdem die Band für das Rhino-Label 1985 eine erste LP mit dem Titel "Tales Of The New West" veröffentlicht hatte, die von Steve Berlin (The Blasters, Los Lobos) produziert wurde, war der Gruppe zwar ein ziemlicher Achtungserfolg beschieden, was aber leider nicht dazu führte, dass Rhino den lediglich ein Album umfassenden Vertrag verlängern mochte. Stattdessen unterschrieben sie im Jahr darauf bei Curb Records, und dort blieb die Band auch bis fast zum Schluss. Waren auf dem Debutalbum noch auf den ersten Blick unvereinbare Coversongs vertreten, wie zum Beispiel "There She Goes Again" von Velvet Underground neben Bruce Springsteen's "Reason To Believe", so zeigte sich die Band in den Folgejahren eher von der eigenen künstlerischen Seite, was den Gesamtsound der Band allerdings nicht gleichförmiger, sondern eher noch vielfältiger machte. Leadgitarrist Joey Harris zeigte sich in dieser Beziehung als der Haupt-Songschreiber sehr kreativ und sein musikalisches Verständnis reichte vom urwüchsigen Rock'n'Roll mit klar 50er Jahre-Ausprägung bis hin zum aktuellen Cowpunk der 80er Jahre. Eines war seinen Kompositionen aber immer gemein: Sie waren unvergleichlich melodiös und mitsingbar, was die Band mit den Songs auf ihren beiden Folgealben "Van Go" (1986) und "The Pursuit Of Happiness" (1987) eindrücklich unter Beweis stellte.

Für dieses dritte Album, produziert von Dave Jerden, holten sich die Beat Farmers als Gastmusiker den legendären Pianisten Nicky Hopkins ins Studio, ausserdem Steve Berlin für die Saxophon-Parts und die beiden Long Ryders-Musiker Stephen McCarthy und Greg Sowders. Mit dem toll schunkeligen Americana Song "Make It Last" schaffte es die Band, in den Country und Western-Sendern der USA ausgiebig gespielt zu werden, wohingegen der Rest der Platte, der eher dem Rock'n'Roll und dem Swamp Rock/Roots Rock zugewandt war, leider nur wenig Chancen auf Airplay hatte. Das ist sehr schade, denn eigentlich dürfte diese dritte Platte die Ausgereifteste der Beat Farmers gewesen sein. Vielleicht fehlt den darauf enthaltenen Stücken letztlich ein kleines Quentchen Groove, wie er zum Beispiel auf dem Vorgängeralbum "Van Go" noch fast überall zu hören war. "The Pursuit Of Happiness" war alles in allem aber eher eine bodenständige Rock Platte und von daher wesentlich direkter und auch erdiger produziert. Vielleicht könnte etwa so ein Z.Z.Top Album klingen, wenn die bärtigen Texaner mal eine Country Rock-Platte einspielen würden.

Neben den rockenden Eigenkompositionen "Hollywood Hills" mit dieser herrlichen Mundharmonika-Einleitung, die ein bisschen an "Spiel mir das Lied vom Tod" erinnert, dem an die Blasters erinnernden "Dark Light" und dem schwerfälligen Bluesrocker "Key To The World" sind vor allem auch die hier wiederum gezielt ausgewählten Coversongs toll interpretiert: "Rosie" von Tom Waits zum Beispiel, das in seiner Intensität dem Original in nichts nachsteht, oder "Big River" aus der Feder von Johnny Cash, das dieses sehr abwechslungsreiche und hervorragend produzierte Album sanft und elegant ausklingen lässt.

Die Beat Farmers spielten fünf weitere Alben ein, allesamt empfehlenswert. Am 8. November 1995 verstarb Bandleader Country Dick Montana völlig überraschend mitten auf der Bühne während eines Auftritts, als er gerade den Song "The Girl I Almost Married" in seiner Heimat Whistler, British Columbia, zum Besten gab. Damit lösten sich auch die Beat Farmers auf. Ein Jahr später veröffentlichte Curb Records eine CD von Country Dick Montana mit Songs, die er für sein erstes Soloalbum aufgenommen, aber noch nicht herausgegeben hatte ("The Devil Lied To Me"). Neben seinen Bandkumpels spielten bei diesen Solo-Songs auch Rosie Flores, Katie Moffatt, Dave Alvin von den Blasters und Mojo Nixon mit.







LEVON HELM - Levon Helm And The RCO All Stars
(ABC Records AA 1017, 1977)

Der Musiker Levon Helm spielte ab 1958 bei den Hawks, der Begleitband des Rockabilly-Sängers Ronnie Hawkins, später war er Gründungsmitglied von The Band. Levon Helms Hauptinstrument war das Schlagzeug, er spielte aber auch Gitarre und Mandoline. Sein Gesang verlieh vielen Klassikern der Formation The Band eine unverwechselbare Stimme. Levon Helm war ein Sohn des amerikanischen Südens, er wuchs auf einer Farm im Mississippi Delta auf und wurde schon in seiner Kindheit von der reichen Musiktradition dieser Region beeinflusst. Im Gegensatz zu vielen Rockmusikern seiner Zeit waren die Stilrichtungen Country, Blues, Gospel und Folk für ihn keine Sehnsuchtsmotive, sondern ein Teil seiner frühen musikalischen Eindrücke. Nachdem er Elvis Presley live gesehen hatte, wollte Levon Helm selbst Rock'n'Roll spielen. Zu seinen Vorbildern gehörten auch Bo Diddley und Peck Curtis, der Schlagzeuger bei Sonny Boy Williamson II And The King Biscuit Boys. Nach seinem Umzug nach Memphis wurde der 17-jährige Levon Helm im Jahre 1957 von Ronnie Hawkins entdeckt und in dessen Band integriert. Helm spielte in der Folge bei den Aufnahmen der Hawkins-Hits "Mary Lou" und "Forty Days" Schlagzeug. Obwohl er die Schule noch nicht abgeschlossen hatte, folgte er Hawkins 1958 nach Toronto. 1963 verliess er gemeinsam mit seinen kanadischen Mitmusikern Rick Danko, Garth Hudson, Richard Manuel und Robbie Robertson den Bandleader Ronnie Hawkins, um zuerst als Levon And The Hawks und später als The Band in die Geschichte der Rockmusik einzugehen.

Bob Dylan heuerte Mitte des Jahres 1965 The Hawks als Begleitband an, nachdem er kurz zuvor den Gitarristen Robbie Robertson und Levon Helm kennengelernt hatte. Zermürbt von den Anfeindungen vieler Dylan-Fans, die dessen neue, elektrisch verstärkte Musik als Verrat an den Folkidealen betrachteten, verliess Levon Helm jedoch kurz darauf Bob Dylan. Er kehrte nach Arkansas zurück und wollte das Musikbusiness endgültig hinter sich lassen. Mitte 1967 holten ihn jedoch Bob Dylan und seine Begleitmusiker, die sich nun The Band nannten, wegen der Aufnahmen für die später legendären "Basement Tapes" zurück. Sie benötigten Helms Stimme und seine Perkussion. Nach den Aufnahmen zu den "Basement Tapes" trennte sich The Band von Dylan und nahm ihr erstes eigenes Studioalbum "Music From Big Pink" auf. Stücke wie "The Weight" und "The Night They Drove Old Dixie Down", bei denen Helm die Lead-Stimme sang, wurden zu den bekanntesten Titeln von The Band. Nach ihrem letzten Studioalbum "Islands" und ihrem Abschiedskonzert "The Last Waltz" im Jahre 1976 löste sich die Gruppe auf. Um Levon Helm blieb es nicht lange ruhig. Bereits 1977 nahm er sein erstes Solo-Album "Levon Helm And The RCO All Stars" auf.

Die All Stars waren eine Traumgruppe von Levon Helms Lieblingsmusikern, darunter Namen wie Mac Rebennack (alias Dr. John), Paul Butterfield, Booker T. Jones, Donald 'Duck' Dunn, Steve Cropper, Tom Malone, Alan Rubin und die beiden Oldtimer Henry Glover und Fred Carter aus der Hawks-Zeit. Nur ein Track, "Blues So Bad", wurde von Levon selbst geschrieben. Die Songs, die teilweise in Shangri-La und teilweise in Levons eigenem RCO-Studio in Woodstock aufgenommen wurden, waren hauptsächlich fröhlich aufgebaute, zeitlos unterhaltsame Blues-Stücke, denen die Musiker zumeist sehr laidback gehaltene und unaufgeregte Arrangements verpassten. Der erhoffte kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus, denn die Platte hinterliess mehrheitlich enttäuschende Fans der Formation The Band, die noch auf ähnliches Material, wie das auf früheren The Band-Alben zu hören gewesen war, hofften. "Levon Helm And The RCO All Stars" wurde trotz der bemerkenswerten Mannschaft, die auf dem Werk spielte, kein grosser Erfolg, ein insgesamt eher enttäuschender Rang 142 in den Album-Chart war die höchste Platzierung, die das Album erreichte, ausserhalb der USA wurde die Platte ebenfalls kaum wahr genommen. Trotz mehrerer innovativer Versuche, das Album zu promoten, scheiterte auch die Aufgabe, eine längere Konzertreihe auf die Beine zu stellen. Hauptsächlich lag das an den vollen Terminkalendern der beteiligten Musiker, die allesamt mit ihren eigenen Projekten unterwegs waren.

Levon Helm liess sich von dem moderaten Erfolg der Platte nicht irritieren und veröffentlichte ein Jahr später sein zweites Studiowerk "Levon Helm". 1980 und 1982 folgten zwei weitere Soloalben und eine Reunion von The Band mit Jim Weider, der Robbie Robertson ersetzte. 1993 gründete er sein eigenes Plattenstudio in Woodstock und es erschien seine Autobiographie 'This Wheel’s On Fire'. Ende der 90er Jahre wurde bei Levon Helm Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Er unterzog sich einer langwierigen Radiotherapie. Wie durch ein Wunder kehrte seine verloren geglaubte Gesundheit und seine Tenor-Stimme soweit zurück, dass er mit der gesanglichen Unterstützung seiner Tochter Amy, des Multi-Instrumentalisten und Produzenten Larry Campbell und dessen Frau Teresa Williams im Jahre 2002 eine Konzertreihe starten konnte. Diese Konzerte fanden zunächst unter dem Namen 'Midnight Ramble' mit einer Reihe von illustren Gästen wie etwa Elvis Costello, Donald Fagen, Jon Herrington, Emmylou Harris, Dr. John und Kris Kristofferson regelmässig in seiner Scheune bei Woodstock, New York statt. Mit den Einnahmen konnte Levon Helm seine hohen Behandlungskosten begleichen. Mit der Kernbesetzung der wöchentlichen 'Midnight Rambles' veröffentlichte Levon Helm drei Alben: "Dirt Farmer" (2007), "Electric Dirt" (2009) und das Live-Album "Ramble At The Ryman" (2011). Alle drei Alben wurden jeweils mit einen Grammy ausgezeichnet.

Levon Helm hatte 2005 in dem Film 'Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada' eine Rolle als alter blinder Mann, der nur mexikanisches Radio hört. Später folgten weitere Rollen in grösseren Hollywood Produktionen wie 'Shooter' (2007) und 'In the Electric Mist' (2008). Bei den Grammy Awards 2008 erhielt Levon Helm die Auszeichnung in der Kategorie des besten traditionellen Folk Albums für seine Platte "Dirt Farmer". Im Februar 2009 wurde Levon Helm auf Platz 91 der 100 grössten Sänger aller Zeiten des Rolling Stone Magazins gewählt, My Morning Jacket-Sänger Jim James schrieb in seiner Würdigung über Helm: "Nachdem Papa Garth Hudson ja nicht wirklich sang, empfand ich immer Levon als die gesangliche Vaterfigur in The Band. Er wirkt stark und selbstbewusst, eben wie ein Vater, der einen nach Hause ruft oder auch mal ausschimpft. Levons Stimme ist wie ein robustes altes Bauernhaus". Dasselbe Magazin listete Helm 2016 auf Platz 22 der 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten. Der Song "Levon" auf dem Album "Madman Across The Water" von Elton John war nach Levon Helm benannt. Am 19. April 2012 verstarb Levon Helm im Alter von 71 Jahren infolge seiner Krebserkrankung.






ROCCO - Rocco (20th Century Records T-505, 1976)

Der neuseeländische Maori-Soulsänger Leo De Castro, der sich vom progressiven Rock seiner früheren Band Friends abwandte, begann als Solokünstler mit einer bunten musikalischen Mixtur, die aus Elementen des Funk, des Soul, des Rock und auch dem Blues einen ziemlich interessanten und abwechslungsreichen Cocktail servierte. Es war ein Stil, den der Musiker für den Rest seiner Karriere verfolgen würde. Das De Castro Line-Up wurde von Steve Webb und Rob Gray (beide Keyboards), dem ehemals bei den Bands Carson und der australischen Rock'n'Roll-Legende Daddy Cool tätig gewesenen Lan 'Willy' Winter (Gitarre) und John Young (Bass) komplettiert. Später zog Leo De Castro nach Sydney, wo er sich der Funk Band Johnny Rocco anschloss. Die Band benannte sich nach dem gleichnamigen Bösewicht, den der Schauspieler Edward G. Robinson im Film 'Key Largo' aus dem Jahre 1948 spielte. Diese in Sydney ansässige Gruppe von Jazz- und Funk-Musikern spielten eine LP ein, zusammen mit einem der wenigen Maori-Sänger, die sich in den 70er Jahren in australischem Soul-Funk und anderer Musik einen Namen machen konnte. De Castro spielte in einigen weiteren Bands mit, aber mit relativ wenig Erfolg.

Wie viele urbane indigene Musiker auf der ganzen Welt, die von der europäischen Kultur beeinflusst wurden, hatten auch Maori-Musiker oft eine Heimat in der afrikanischen Musik-Diaspora gefunden:Soul, Funk, Reggae und seit einigen Jahren auch Hip Hop. De Castro's Einflüsse waren jedoch wesentlich bodenständiger und folgten dem damals gerade in Australien sehr populären Boogie Rock, der seine Wahlheimat ziemlich fest im Griff hatte. Die ursprüngliche Version der Johnny Rocco Band, die im Februar 1974 gegründet wurde, bestand aus Mark Punch (Gitarre, Gesang; Ex-Mother Earth), Tony Buchanan (Saxophon; Ex-Daly Wilson Big Band), Tim Partridge (Bass; Ex-King Harvest, Mighty Kong) und Russell Dunlop (Schlagzeug; Ex-Levi Smiths Clefs, SCRA, Mother Earth). Sie waren eine der ersten australischen Bands, die Funk und Soul in das Pub Rock-Format integrierten. Leo und Mick Kenny (Keyboards; Ex-Levi Smiths Clefs) traten Ende 1974 zusätzlich der Gruppe bei. Die Band nahm eine erste Version des Stücks "Heading In The Right Direction" auf, die gemeinsam von Mark Punch und Garry Paige geschrieben worden war. Die Sängerin Renée Geyer machte das Lied später durch eine eigene Version berühmt.

Die Johnny Rocco Band war vor allem live eine ziemliche Attraktikon. Das ergab sich zuerst einmal aus dem Umstand heraus, dass die Gruppe zeitweise mit einiger personeller Verstärkung auftrat, bei deren Gelegenheit sie manchmal fast schon ein veritables Big Band Format angenommen hatte, was dazu führte, dass bekannte und weniger bekannte Titel öfters mal zu richtig ausgedehnten Jam-Variationen ausuferten. Insbesondere Bläsersätze und viele Keyboard-Einlagen prägten den Live-Sound und verliehen ihren Songs dadurch einen sehr breit gefächerten Charakter. Besonders auch De Castros Live-Stimme hatte es dem immer zahlreicher werdenden Publikum angetan - auf Tracks wie "Baby's Gonna Make It" klang er beispielsweise schon fast tiefschwarz und brauchte sich vor Konkurrenten aus den USA überhaupt nicht zu verstecken.

Zu der Zeit trat die Gruppe oft auf, sammelte so auch viele Erfahrungen und bereitete sich lange darauf vor, dieses Album aufzunehmen. Der Original-Gitarrist Mark Punch war gerade zu Renée Geyers Band gegangen, aber er war noch bei der Johnny Rocco Band geblieben, um mindestens zwei der Tracks für das spätere Album mit aufzunehmen - Songs, die er mitgeschrieben hatte: "Heading In The Right Direction", das bald eine Hit-Single für Renée Geyer auf deren Soloalbum "Ready To Deal" wurde, sowie "Sweet Kisses", das Geyer später ebenfalls aufnehmen würde (für ihr Album "Winner"). Das hervorragend produzierte Album präsentierte auch ein paar tighte Instrumental Funk-Workouts mit Jazz-Touch, toller Flöte und ein früher Talkbox-Klassiker mit dem Titel "Number 43", sowie grossartige Percussion-Einlagen von Sunil De Silva. Das später schlicht "Rocco" betitelte Werk wurde ein ganz formidables und stilistisch sehr breit ausgelegtes Album.

Während das Album in Australien auf dem Kleinlabel The Ritz Gramophone Company veröffentlicht wurde, kam auch ein internationaler Deal mit dem amerikanischen Plattenlabel 20th Century Records zustande. Die Band wurde in der Folge schlicht in Rocco umbenannt, und es wurde ein Vertriebs- und Managementvertrag mit der Reizner Music Corporation unterzeichnet. Die Singleauskopplung "Heading In The Right Direction" mit der B-Seite "Funky Max" erschien im August 1975. Harris Campbell hatte Punch abgelöst, der später ebenfalls zur Renée Geyer Band wechselte. Die Johnny Rocco Band veröffentlichte das Album "Rocco" im Mai 1976, das eine zweite Single "Gonna Have A Good Time" mit der B-Seite "Who's This Guy" abwarf. Trotz etlicher weiterer toller Songs auf dem Album wie "Funky Max" oder "Rocco" blieb der Gruppe jedoch der grosse Durchbruch verwehrt, wohl auch, weil die grosse Funk-, Soul- und Disco-Welle zu jenem Zeitpunkt insbesondere in den USA bereits am abklingen war. Rocco kamen wohl einfach etwas zu spät mit ihrem Album, was angesichts der tollen Musik und der absolut tighten und fetten Produktion wirklich schade ist. Weil sich somit ein weitreichender Erfolg nicht abzuzeichnen schien, trennte sich die Gruppe Rocco schliesslich Ende 1976. 

Leo De Castro gründete in der Folge die Kiwi-Band Cahoots mit Tui Richards (damals Ex-Powerhouse), Billy Rylands (Gitarre, Ex-Freshwater und Stevie Wright Band), Phil Pritchard (Gitarre; Ex-Highway und Miss Universe), George Limbidis (Bass, Ex-Highway und Miss Universe) und Doug McDonald (Schlagzeug, Ex-Powerhouse). Im Mai 1977 wurde die Band als 'Leo De Castro And Rocco' aktiv. Am Ende des Jahres war es dann die Leo De Castro Band. Es folgte eine erneute Umbenennung in Heavy Division im Jahre 1978 mit Richards, Russell Smith (Gitarre, Ex-Firma Caine, Mighty Kong, Billy T), Tim Partridge (Bass,  Ex-Kevin Borich Express) und John Watson (Schlagzeug). Nennenswerte und zählbare Erfolge blieben jedoch aus, weshalb der hervorragende Sänger Leo De Castro im Endeffekt ein rein australisches und neuseeländisches Phänomen blieb.





FARON YOUNG - This Time The Hurtin's On Me (Mercury Records SR-61376, 1972)

Wie die Rockmusik kannte auch die Countrymusik viele Stars, die auf ihre Weise einzigartig und unverwechselbar waren. Manche wurden zu Legenden, manche gerieten rasch in Vergessenheit, nachdem sie verstorben waren. Ein Künstler, der auch zu Lebzeiten nie den Stellenwert erreichte, den er eigentlich verdient gehabt hätte, war Faron Young. Zumindest in Europa konnte er sich nie etablieren. Dabei war dieser aus Shreveport, Louisiana stammende Vollblutsänger so facettenreich wie ein Chamäleon. Faron Young vereinigte so manche der Eigenschaften in seiner Person, die man eher einem Rock- oder Filmstar zugedacht hätte, als einem Countrysänger der 50er, 60er und 70er Jahre. Das galt für seine Musik, sein Privatleben und seine Persönlichkeit. Kaum ein anderer seiner zeitgenössischen Kollegen hatte musikalisch soviel versucht wie der Mann, den man auch den singenden Sheriff nannte. Und er war erfolgreich damit. Mehr noch, Faron Young war einer der ersten und wenigen Country-Stars der sich im Aufbruch befindenden und neu orientierenden Countrymusik, die auch als Geschäftsmann kräftig mitmischten.

Ausgestattet mit einem starken Ego, einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und dem richtigen Instinkt ging er konsequent seinen Weg, der ihn an die Spitze der amerikanischen Countramusik brachte. Dabei nutzer er jede sich bietende Chance. Faron Young lebte sein Leben in vollen Zügen. Er war alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Wer wie er das Schicksal immer wieder einmal herausforderte, der musste auch Niederlagen verdauen und Rückschläge einstecken. Getreu dem Motto Wein, Weib und Gesang lebte er ein Leben, das auch einem Rockstar alle Ehre gemacht hätte. Alkohol, Pillen und Frauen spielten oft und immer wieder Hauptrollen in seinem Leben. Faron Young stand im Ruf eines Schürzenjägers, der es mit der Treue nicht so genau nahm. Handgreiflich konnte er durchaus auch mal werden. Er liess kaum eine Gelegenheit aus, sowohl wenn es galt, über die Stränge zu schlagen aber auch in künstlerischer Hinsicht. Wenn er eine Chance sah, als Sänger ein Stück voran zu kommen, zögerte Young nicht lange. Selbst wenn er eine Art von Musik machen musste, die er eigentlich ablehnte. Die Karriere des Faron Young geriet so auf eine Art Achterbahnkurs und machte aus ihm einen Künstler, der nie ein Superstar wurde, der aber in vielen Aspekten Anderen vormachte, wie man in der seinerzeit noch bescheidenen Country Szene auch wirtschaftlich zu Wohlstand kommen konnte. Da passte dann auch das Ende zum Gesamtbild dieses Mannes: Faron Young beging Selbstmord. All die menschlichen Schwächen wurden allerdings überstrahlt vom Künstler Faron Young.

Als Faron Young am 25. Februar 1932 geboren wurde, war Shreveport noch nicht das Country Mekka, zu dem es nach dem Ende des zweiten Weltkriegs werden würde. Die Jugend verlief unauffällig, Country Music spielte für Young keine Rolle. Einzig ein angeborener Drang danach, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, fiel schon sehr früh auf. In der Musik schien dies am einfachsten möglich. Zugute kamen dem Jugendlichen dabei, dass er am rechten Ort lebte und nicht lange zögerte, wenn ein Angebot sich lukrativ genug anhörte. Dazu brauchte man schon damals eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und die Entschlossenheit, unbedingt sein Ziel erreichen zu wollen. Erster wichtiger Schritt wurde Webb Pierce, der seinerzeit bereits ein Star war. Pierce erkannte das Talent von faron Young und holte ihn in seine Band, wo er die Gelegenheit bekam, im Schatten seines Bosses auf sich aufmerksam zu machen. Er trat 1951 beim legendären Louisiana Hayride in seiner Heimatstadt auf und machte eine 15-minütige Sendung bei der Radiostation KWKH. Auch erste Platten konnte er aufnehmen, mit einer Art Rockabilly, den er zwar nicht mochte, der aber ausreichte, das Interesse der Plattenfirma Capitol Records zu wecken.

Ken Nelson holte ihn dorthin und machte aus ihm rasch einen Plattenstar. 1953 landete Faron Young mit der Single "Goin‘ Steady" seinen ersten Hit. Man holte ihn in die Grand Ole Opry, aber auch zum Militär. Auch diese Zeit, die oft eine Karriere zumindest verzögerte, nutzte Young zu seinen Gunsten. Er machte viele Sendungen und Aufnahmen für die Army und bekam im Gegenzug Gelegenheit, weiter Platten aufzunehmen und live aufzutreten. Das hielt ihn im Geschäft und führte zum nächsten wichtigen Hit "If You Ain’t Lovin'". Damit hatte er seinen eigenen Stil gefunden, eine spezielle Mischung aus Honky Tonk, Rockabilly, Boogie und traditionellem Country. Faron Young avancierte in der Folge zu einem der beliebtesten Countrysänger der 50er und 60er Jahre. In jenen Jahren legte er sich auch den Beinamen 'The Singin‘ Sheriff' zu, ausgehend von einem der Filme, in denen er mitwirkte, der betitelt war mit 'The Young Sheriff'. Exzentrisch wie er war, machte er nie einen Hehl daraus, dass er das singen würde, was erfolgreich wäre. Deshalb behielt er seinen Sound so lange bei wie er sich verkaufte, wobei sich viele seiner Aufnahmen sowohl inhaltlich als auch sonst kaum voneinander unterschieden. Es fiel auf, dass Young sich nicht in etwas hinein zwängen liess, doch immer bereit zu Experimenten war. Auch wenn er selbst nicht hinter dem Sound stand, den er manchmal produzierte, gab er stets sein Bestes und brachte sein Talent voll ein.

So wie er bei Webb Pierce seine Chance erhielt, gab Young jungen Musikern ihre Möglichkeiten. Legendär wurde sein Gespür für grosse Talente: Roger Miller, Johnny Paycheck, die Wilburn Brothers, Gordon Terry und sogar Willie Nelson gehörten seiner Band an. Letzterer schrieb den Song, mit dem Faron Young 1961 seinen vierten Nummer 1 Hit feiern konnte und damit einen wichtigen Beitrag zu dem lieferte, was schon kurze Zeit später als der typische 'Nashville Sound' Furore machen sollte: "Hello Walls". Danach hielt Young sich zwar in den Charts, aber ein weiterer Top Hit stellte sich erst 1969 wieder ein mit "Wine Me Up". Er arbeitete viel, kümmerte sich wenig um seine Zukunft und musste viel Lehrgeld zahlen. Zu lange vertraute er Menschen, die mit seinem Geld wirtschafteten, nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Young sagte einmal: "Eines Tages wurden mir die Augen geöffnet. Ich erkannte, dass ich mich selbst betrog. Mir hätte es besser gehen müssen, ich konnte mehr Geld verdienen, ich konnte mich selbst wieder in die Spur bringen und der Industrie Einiges zurück geben. Das habe ich dann auch getan". Faron Young krempelte sein gesamtes Umfeld um. Mit Billy Deaton fand er die Vertrauensperson. Mit ihm arbeitete er viele Jahre zusammen. Young gab seiner Band The Deputies ein neues Outfit und machte sie zu einer der besten Bands im Nashville der 60er und 70er Jahre. Und er stieg auch als Geschäftsmann ein. Nicht alle Investitionen freilich erwiesen sich als glücklich, sein bekanntestes zweites Standbein wurde Music City News, eine über viele Jahre sehr populäre Zeitschrift, die Faron Young gründete und mit viel Geschick steuerte. Auch im Hotelgeschäft war er aktiv, ihm gehörten Musikverlage und er machte mit Immobilien Geschäfte.

Mit "Wine Me Up" deutete sich noch nicht unbedingt eine Kehrtwendung in seiner Musik an, die aber schon bald anstehen sollte. Mit einem im Honky Tonk Sound gehaltenen Remake seines ersten Hits "Goin' Steady", mit "Step Aside" und "Leaving And Sayin' Goodbye" startete er wie gewohnt in die 70er Jahre. Dann gelang ihm 1971 mit "It’s Four In The Morning" ein weiterer Nummer 1 Hit, der ihn endgültig als 'Nashville Sound Star' etablierte und als Balladensänger hoffähig machte. Das eröffnete ihm lukrative Pfründe. Als Live Entertainer blieb er jahrelang sehr gefragt. Aber der Song sollte auch sein letzter grosser Hit bleiben. Nach den so erfolgreichen Jahren bei Mercury Records versuchte es Faron Young ab Ende der 70er Jahre bei MCA Records und ein weiteres Jahrzehnt später bei Step One Records. Mehr als Achtungserfolge sprangen nicht mehr heraus. Für einen Mann mit seinem Ego, seinen Ansprüchen, seiner Karriere war es schwer, sich daran zu gewöhnen, dass ihn die Entwicklung überrollte und ihn nicht vor dem Schicksal verschonte, das fast all seine Kollegen ereilte. Die sich immer mehr kommerzialisierende Country Music mit ihren nahezu grenzenlosen Möglichkeiten, Künstler zu Stars zu machen, brauchte einen in die Jahre gekommenen Faron Young nicht mehr. Auch geschäftlich lief es nicht mehr ungetrübt und wie gewohnt. So musste er Music City News verkaufen, wenig später gab es sie nicht mehr. Mit dieser für ihn desillusionierenden Situation ging Faron Young anders um als einige seiner Leidensgenossen. Offenbar hatte das Leben für ihn seinen Sinn verloren. Am 10. Dezember 1996 setzte er seinem Leben selbst ein Ende.

Was war geblieben von diesem schillernden Künstler, der kein Trendsetter war ? Kein Künstler, der Neues in die Country Music einbrachte, sondern ein Charakter, der wusste, wohin er wollte. Er zeigte, dass man mit starkem Willen und der Bereitschaft, die Mechanismen einer Industrie zu nutzen und dabei eigene Vorlieben zu ignorieren, Berge versetzen konnte. Hinterlassen hatte Faron Young schliesslich eine ganze Menge von Aufnahmen unterschiedlicher Machart, die ihn allesamt als einen begnadeten Sänger auswiesen. Völlig zu Recht wurde er deshalb auch in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.