ETHOS - Ardour (Capitol Records ST 11498, 1976)
Für ihr Debütalbum "Ardour" von 1976, das auf dem renommierten Plattenlabel Capitol Records veröffentlicht wurde, bewiesen die Musiker der Progressive Rock Band Ethos, dass sie ihren britischen progressiven Kollegen absolut auf Augenhöhe begegnen konnten. Die Band kombinierte die erprobten und wahren Blaupausen für den Erfolg, die von Yes, King Crimson, Gentle Giant und Genesis im Laufe der Zeit entwickelt wurden, mit ihrer eigenen, einzigartigen angloamerikanischen Note. Als Ethos ihr Werk "Adour" veröffentlichten, war die Band ein fünfköpfiges Ensemble mit zwei auffälligen Keyboardern: Duncan Hammond (Orgel, Synthesizer, Piano, Ellophonium, Gesang, Mellotron) und Michael Ponczek (Orgel, Synthesizer, Chamberlain). Doch wer waren Ethos ? Die Gruppe stammte aus Fort Wayne, Indiana (USA) und wurde im Jahre 1973 gegründet. Die Musiker waren zu dem Zeitpunkt schon sogenannte 'alte Hasen', die seit den 60er Jahren in diversen mehr oder minder bekannten Gruppen mitgespielt hatten. Die Bekanntesten wären wohl The Senturies, The Herd und Atlantis.
Ethos besassen die aussergewöhnliche Fähigkeit, die pastoralen Texturen, die Klang-Dynamik, die ausgeklügelte Synkopierung und die komplexen Taktarten der frühen Yes, King Crimson und Gentle Giant miteinander zu verbinden, ohne der direkten Nachahmung einer Band wie beispielsweise Starcastle zu erliegen, die des öfteren wenig schmeichelhaft als 'Yes-Light' bezeichnet wurde. Ethos waren unbestreitbar eine symphonische Progressive Rock Band, etablierten jedoch ihren eigenen unverwechselbaren, härteren Stil, nicht zuletzt dank des Leadsängers und Songwriters Will Sharpe, der nicht versuchte, den Gesangsstil von Jon Anderson, Greg Lake oder Peter nachzuahmen, sondern sehr eigenständig und somit unverwechselbar die Geschichten rund um die erstaunlich vielschichtigen Songs erzählen konnte, wozu sich seine Stimme perfekt eignete. Auf jeden Fall gab es etliche Momente in seinem Gesang und auch der Songs, welche an frühe Genesis und somit Peter Gabriel erinnerten.
Das Zusammenspiel zwischen Will Sharpe's Gitarre und Michael Ponczek's stimmungsvollem Chamberlain (einem elektromechanischen Tasteninstrument ähnlich dem Mellotron) konvergierte zu einer eindringlichen Erinnerung an die frühen King Crimson Klassiker "In The Court Of The Crimson King" und "In The Wake Of Poseidon". Vergleiche mit den frühen King Crimson waren daher nicht unbegründet und drängten sich immer wieder auf. Dabei verzichteten Ethos jedoch fast vollständig auf allzu verkopfte Songaufbauten oder allzu komplexe Arrangements, sondern blieben stets hochmelodiös und erstaunlich zugänglich. Zu den bereits genannten drei Musikern Duncan Hammond, Michael Ponczek und Will Sharpe gesellten sich noch die beiden Rhythmus-Musiker Brad Stephenson am Bass und Mark Richards am Schlagzeug. Sie sorgten insbesondere für die grosse Bodenhaftung im Gesamtsound der Band Ethos, die damit einer Vorgabe auch der Gruppe Genesis folgte, welche ebenfalls stets für sehr viel Erdung stand - bei aller Variations- und Experimentierfreudigkeit.
"Ardour" ist das absolut perfekte Beispiel für ausgewogene Instrumentierung und auch ein absoluter Traum hinsichtlich des instrumentalen Zusammenspiels. Während die Band einen offensichtlich symphonischen Sound liefert, vermag sie mit einer grossen Vielfalt an Stimmungen (vor allem präsentiert von den beiden Keyboardern in der Band) und einem steten Wechsel von Klängen und Tempi zu begeistern. Zusammenfassend kann man vielleicht sagen: Der Sound der Band ist eine grossartige Mischung aus der Cleverness der frühen King Crimson und der Komplexität von Yes, gepaart mit einem Hauch von Genesis und Gentle Giant. Echte Streichersounds (heute meist nur noch aus dem Computer), vermischt mit Klavier und Orgel schaffen eine grossartige und sehr erlebbare Atmosphäre. Brad Stephenson's Basslinien sind komplex und erinnern an die besten Momente von Chris Squire (Yes) und Will Sharpe's Gitarrenparts sind ebenfalls gerne mal vergleichbar mit Steve Howe.
Die polyphonen Gesangsharmonien ähneln bisweilen einer in den Mixer geratenen Mélange von Yes- und Gentle Giant-artigen Harmonien, während einige zarte Orgel- und Mellotron-Parts an Genesis' Tony Banks erinnern. Die Musikalität ist fantastisch und alle Songs dieses wunderbaren Progressive Rock Albums sind so etwas wie 'zugänglich komplex', falls es so eine Bezeichnung denn überhaupt gibt. Natürlich waren Ethos als amerikanische Band offensichtlich von den britischen Acts der damaligen Zeit beeinflusst, schafften es aber wie nur recht Wenige, ihre eigene Inspiration in einer persönlichen, erstaunlich professionell gestalteten und perfekt komponierten LP umzusetzen. Leider ist die Gruppe heute längst vergessen. Die originale LP gibt es jedoch immer noch zu recht günstigen Preisen zu kaufen und auch eine remasterte CD Version ist inzwischen in Japan erschienen.
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