Dec 17, 2015


LEVEL 42 - Level 42 (Polydor Records 821 935-1, 1981)
LEVEL 42 - The Pursuit Of Accidents (Polydor Records POLD 5067, 1982)
LEVEL 42 - The Early Tapes July/Aug 1980 (Polydor Records POLS 1064, 1982)

Mitunter ist es ein Vorteil, wenn man Platten im Schrank stehen hat, die man jahrelang nicht mehr aufgelegt hat. So entsteht im Laufe der Jahre ein gewisser Hörabstand, und man kann eine Scheibe - nach einer gewissen Abstinenz - vielleicht sogar völlig unvoreingenommen neu beurteilen. So ergeht es mir im Moment bei den am letzten Samstag gekauften Level 42 Remasters. Ich gebe es zu: Ein Freund der Band um Betondaumen Mark King war ich nie sonderlich, vor allem in späteren Jahren nicht, als die Band mit allerlei seichtem Discodümpel-Fönkipop die Charts dominierte. Allerdings gab es bei Level 42 eben auch ein Leben vor dem Erfolg, und was ich da nun nach so vielen Jahren wieder zu hören kriege, haut mich sprichwörtlich um. Transparent war der Sound der Frühwerke ja eigentlich schon vorher, aber durch das Remastering erhalten die drei ersten Scheiben noch zusätzliche Brillianz, nicht zuletzt auch kernige Basspower, die - Toninsch sei dank - weitestgehend knochentrocken belassen wurde. Eine Wucht, was da aus den Lautsprecherboxen kommt. Eigentlich gewinnen alle Platten durch das Remastering lediglich an enormer Dynamik, der Klang wurde im Grunde nicht verändert, und das ist auch gut so (okay, man kann mit den diversen Tonstudio-Spielsachen von heute eh eine ganze Menge raffinierter Sachen machen, da sind den Technikspielereien schon längst keine Grenzen mehr gesetzt).

Am allerliebsten war mir schon früher das eigentliche "Debutalbum", wenn man so will. Es hiess "The Early Tapes" und kam erst nach der offiziell ersten amtlichen Scheibe heraus. Hier spielte die Band noch knallharten Bass-Funk ohne jeglichen kommerziellen Anspruch. "Sandstorm", "Mr. Pink" oder "88" sind wahre Bass-Attacken, bei denen sich Mark King grandios in Szene zu setzen weiss. Diese Early Tapes wurden im Juli und August 1980 in London eingespielt und erst 1982 von Polydor lizenziert und herausgegeben, als sich abzuzeichnen begann, dass Level 42 eine wichtige Rolle im aufkeimenden British Jazz-Funk spielen würde.

Das erste offizielle Album erschien dann im August 1981 und warf auch zwei Singles ab, die jedoch noch keine eigentlichen Hits wurden: "Turn it On" und "Starchild". Das Album erreichte immerhin Silber in England, und rückwirkend betrachtet hätte das Album durchaus mehr Reputation verdient gehabt. Allzeit-Klassiker wie das instrumentale Funk-Glanzlicht "43", das ebenfalls instrumentale, knüppelhart vorwärtstreibende "Heathrow", oder die hinreissend schöne Instrumental-Ballade "Dune Tune" sind heute noch genauso toll anzuhören wie damals. Level 42 klangen mit ihrem Funk eben nie technisch-kühl (wie beispielsweise der mehr elektronisch ausgerichtete Thomas Dolby, der damals ebenfalls mit harten British-Funk Titeln wie "She Blinded Me With Science" reüssierte), sondern immer sehr organisch, was sicherlich auch auf die elegante, manchmal sehr zurückhaltende Spielweise von Gitarrist Boon Gould und die bisweilen sehr warmen Synthesizerstreicher von Wally Badarou zurückzuführen war.

Das für meinen Geschmack letzte, richtig tolle Album der Band war dann die dritte LP "The Pursuit Of Accidents", welche im September 1982 erschien und mit dem Opener "Weave Your Spell" einen veritablen Hit abwerfen konnte (Rang 17) und sich die Band plötzlich inmitten all der berühmten Acts jener Zeit wie Kate Bush, Duran Duran oder den Simple Minds wiederfand. Produziert wurde die Platte von Blues-Produzentenlegende Mike Vernon, der in jenen Tagen vermehrt sein Augenmerk dem British Funk schenkte (und mit den heute leider völlig vergessenen Olympic Runners eine weitere knallgeile Funk-Band unter seinen Fittichen hatte). Eine zweite Single wurde schon im Januar 1983 nachgeschoben und obwohl heute noch eher im Gehör der Fans, erreichte "The Chinese Way" nur Rang 24 in den britischen Charts. Eine England und Europa Tournee brachte die Band dann in Deutschland mit Larry und Verdine White von Earth Wind & Fire zusammen, welche von Level 42's Live Performance dermassen angetan waren, dass sie sich spontan entschlossen, das nächste Album der Band zu produzieren. Das sollte dann in er Folge zwar den endgültigen kommerziellen Durchbruch bringen, jedoch verlor damit die Band für mich viel von dem Esprit der frühen Tage, und ich wendete mich von der Band um Mark King immer mehr ab, bis ich sie ganz aus den Augen (und Ohren) verlor.

Diese ersten drei Alben jedoch sind allererste Sahne und in Form der neu aufgelegten 2007 Remasters auch klanglich exzellent.


CD Remasters:
LEVEL 42 - Same (Polydor 9843571)
LEVEL 42 - The Pursuit Of Accidents (Polydor 9843573

LEVEL 42 - The Early Tapes (Polydor 9843572) 

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