TRAFFIC - On The Road (Island Records ISLD 2, 1973)
Traffic wurden im April 1967 von Steve Winwood, Jim Capaldi, Chris Wood und Dave Mason gegründet. Sie begannen als psychedelische Rockgruppe und diversifizierten ihren Sound durch den Einsatz von Instrumenten wie dem Mellotron und Cembalo, Sitar und verschiedenen Rohrblatt-Instrumenten und durch die Einbeziehung von Jazz und Improvisationstechniken in ihre Musik. Traffic's Sänger, Keyboarder und Gitarrist Steve Winwood war bereits im Alter von 14 Jahren Leadsänger der Spencer Davis Group. Die Spencer Davis Group veröffentlichte vier Top Ten Singles und drei Top Ten Alben in Grossbritannien sowie zwei Top Ten Singles in der Vereinigte Staaten. Der Schlagzeuger, Sänger und Texter Jim Capaldi und der Gitarrist Dave Mason waren zuvor bei den beiden Bands Hellions und Deep Feeling, während Woodwinds Spieler Chris Wood von der Gruppe Locomotive kam. Winwood, Capaldi, Mason und Wood trafen sich, als sie im 'Elbow Room', einem Club in Aston, Birmingham, zusammen jammten. Nachdem Winwood im April 1967 die Spencer Davis Group verlassen hatte, gründete das Quartett Traffic. Capaldi kam spontan auf den Bandnamen, während die vier Musiker an einer Ampel darauf warteten, die Strasse in Dorchester zu überqueren. Bald darauf mieteten sie ein Cottage in der Nähe des ländlichen Dorfes Aston Tirrold in Berkshire, um neue Musik zu schreiben und zu proben. Die Nutzung dieser Hütte würde sich als wichtig für die Entwicklung der Band erweisen.
Traffic unterzeichneten kurze Zeit später einen Plattenvertrag bei Chris Blackwell's Label Island Records, wo Winwood's älterer Bruder Muff, ebenfalls ein Mitglied des Spencer Davis Group, der später als Produzent in Erscheinung trat, arbeitete und Traffic's Debütsingle "Paper Sun" produzierte. Die Single wurde ein Nummer 4 Hit, die zweite Single mit dem Titel "Hole In My Shoe" konnte diesen Erfolg sogar noch toppen und das Stück wurde zu einem ihrer bekanntesten Titel. Die dritte Single "Here We Go Round The Mulberry Bush" wurde für den Soundtrack des gleichnamigen britischen Spielfilms von 1967 verwendet. Ihr Debütalbum war "Mr. Fantasy", produziert von Jimmy Miller und wurde, wie die Singles, ein Hit in Grossbritannien. Dave Mason verliess die Gruppe wegen künstlerischer Differenzen, als "Mr. Fantasy" veröffentlicht wurde, kehrte jedoch für ein paar Monate im Folgejahr lange genug zurück, um bei einer knappen Mehrheit der Songs auf ihrem zweiten Album "Traffic" mitzuspielen. Veröffentlicht im Jahre 1968, enthielt es die Originalversion von Masons "Feelin' Alright", die später mit grossem Erfolg von Joe Cocker und Three Dog Night aufgenommen wurde.
Winwood, Wood und Capaldi wollten die Gruppe in eine andere Richtung führen und entschieden sich eher für einen Folk- und Blues-Stil als für ihren früheren psychedelischen eklektischen Rock-Sound, während Mason sich auf psychedelischen Pop konzentrierte. Dave Mason äusserte sich erneut über sein persönliches Unbehagen in Bezug auf die musikalische Ausrichtung von Traffic und zog sich immer mehr zurück, um sich auf seine eigene Karriere zu konzentrieren. Ende 1968 tourte die Band als Trio durch die USA, was zur Veröffentlichung des nächsten Albums "Last Exit" führte, von dem eine Seite live aufgenommen wurde. Im Jahre 1968 spielten Steve Winwood und Chris Wood oft auch mit Jimi Hendrix, und beide sind auf dem Jimi Hendrix Experience Album "Electric Ladyland" zu hören. Die Band Traffic wurde überraschend aufgelöst, als Steve Winwood Anfang 1969 aus der Band ausstieg, ohne sich zuvor gegenüber Capaldi und Wood diesbezüglich geäussert zu haben. Winwood gründete daraufhin die Supergroup Blind Faith, die weniger als ein Jahr existierte, lediglich ein Album aufnahm und eine US-Tournee absolvierte. Die restlichen Mitglieder von Traffic begannen ein Projekt mit Mick Weaver (auch bekannt unter dem Pseudonym Wynder K. Frog), die ebenfalls nur kurzlebige Gruppe Mason, Capaldi, Wood And Fro' (später abgekürzt zu Wooden Frog), die ein paar Live-Dates spielte und einige BBC-Sessions aufnahm, die aber wieder auseinanderfiel, noch bevor irgendwelche offiziellen Aufnahmen veröffentlicht wurden.
Nach der Auflösung von Blind Faith im Jahre 1969 begann Winwood an einer Solo-Aufnahme zu arbeiten und holte sich Chris Wood und Jim Capaldi dazu, und das Projekt wurde schliesslich zu einem neuen Traffic-Album mit dem Titel "John Barleycorn Must Die", ihrem bisher erfolgreichsten Album. Traffic erweiterte sein Personal Ende 1970 und fügte Winwoods ehemaligen Blind Faith-Bandkollegen Ric Grech am Bass hinzu. Die Gruppe expandierte 1971 weiter mit Schlagzeuger Jim Gordon von Derek And The Dominos und dem ghanaischen Perkussionisten Rebop Kwaku Baah. Das Live-Album "Welcome To The Canteen" wurde im September veröffentlicht. Es trug nicht den Namen Traffic auf dem Cover und wurde stattdessen den einzelnen Mitgliedern der Band zugeschrieben, einschliesslich Dave Mason, der zum dritten und letzten Mal zur Band zurückkehrte. Das Album endete mit einer Version des Spencer Davis Group Songs "Gimme Some Loving", die zu einem kleinen Hit wurde.
Nach dem Abgang von Mason veröffentlichten Traffic das Album "The Low Spark Of High Heeled Boys" (1971), das ein Top 10 Album in den USA wurde, aber in Grossbritannien nicht die Charts erreichen konnte. Die LP war auch für ihre gestanzte Hülle bekannt. Erneut wurde die Band von Personalproblemen geplagt, als Grech und Gordon im Dezember 1971 die Band verliessen und im folgenden Monat brachten Winwoods gesundheitliche Probleme mit Peritonitis Traffic zum Erliegen. Jim Capaldi nutzte diese Pause, um ein Soloalbum aufzunehmen, "Oh How We Dance", das der Beginn einer langen und erfolgreichen Solokarriere bedeuten sollte. Das Album enthielt eine überzählige Aufnahme von "Open Your Heart" von "The Low Spark Of High-Heeled Boys" und neue eigene Songs, die Capaldi unter anderem zusammen mit dem Schlagzeuger Roger Hawkins und dem Bassisten David Hood von der Muscle Shoals Sound Studio House Band einspielte. Capaldi brachte sie danach zu Traffic, um Rick Grech und Jim Gordon zu ersetzen.
Die neue Besetzung (Winwood, Capaldi, Wood, Kwaku Baah, Hawkins, Hood) tourte Anfang 1972 durch Amerika, um die LP zu promoten, und ihr Konzert wurde am 21. Februar im Santa Monica Civic Auditorium im Multitrack-Verfahren aufgezeichnet und auf Farb-Videoband mit mehreren Kameras aufgenommen. Die 64-minütige Performance wird als einziges erweitertes Live-Material der Gruppe angesehen. Zu dieser Zeit wurde es offenbar nicht im Fernsehen ausgestrahlt, sondern später auf Heimvideos und DVDs veröffentlicht. Nach Winwoods vollständiger Genesung von seiner Bauchfellentzündung traf Traffic's sechstes Studioalbum "Shoot Out At The Fantasy Factory", das 1973 veröffentlicht wurde, auf eine kalte, kritische Aufnahme, aber im Verkauf war es ein weiterer grosser Erfolg. Es folgte kurz darauf eine grosse Welttournee, aus der das Doppel Live-Album "On The Road" hervorging. Es durchbrach die zurückliegenden britischen Misserfolge der Band und erreichte Platz 40 in den UK Album Charts. Dieser Erfolg wurde jedoch durch den Abgang von Hawkins, Hood und Kwaku Baah am Ende der Welttournee und durch Chris Woods zunehmenden Probleme mit Drogenkonsum und Depressionen getrübt.
"On The Road" erschien erstmals im Oktober 1973. Das Album wurde während der Auftritte der Deutschlandtour mitgeschnitten. "On The Road" erschien ursprünglich als Doppel-LP und die enthaltenen Songs sprengten die üblichen Laufzeiten der Studioversionen teils deutlich. Bereits der Opener "Glad / Freedom Rider" umfasste eine komplette LP-Seite und es wurde in bester Fusion-Tradition gejammt, getrickst und auf höchstem Niveau improvisiert. Ein Merkmal, das auf alle Songs dieses Albums zutraf. "Shoot Out At The Fantasy Factory" konnte die Studioversion noch toppen und Capaldi konnte auch als Sänger seines Songs "Light Up Or Leave Me Alone" überzeugen. Hier waren echte Könner am Werk, die den Rock genauso beherrschten, wie sie gekonnt im Jazzbereich wildern konnten. Das Album führte den Zuhörer von einem Höhepunkt zum nächsten, auch wenn ich persönlich den 17minütigen Song "Low Spark Of High Heeled Boys" als absoluten Höhepunkt der Platte ansehe. Der Sound war genial, die Liveatmosphäre wurde relaxed und abgeklärt herüber gebracht, hier stimmte einfach alles.
Der Bassist Rosko Gee ersetzte in der Folge David Hood, während Capaldi wieder zum Schlagzeug wechselte. "When The Eagle Flies", das nächste Album, das 1974 veröffentlicht wurde, erreichte erneut die Top-Ten in den USA war und mässig erfolgreich in Grossbritannien. Eine anschliessende Tournee durch die USA, die im Hinblick auf den Ticketverkauf erfolgreich war, war jedoch für die Band emotional anstrengend. Capaldi erinnerte sich später: "Rosko Gee und ich waren die einzigen, die eine normale Form hatten". Letztendlich übertraf Winwood seinen Siedepunkt, als er inmitten eines Auftritts in Chicago von der Bühne ging. Am nächsten Tag verliess er die Tour ohne ein Wort an irgendjemanden und liess den Rest der Band am Veranstaltungsort für die geplante Aufführung auf ihn warten. In der Ueberzeugung, dass Winwood integraler Bestandteil von Traffic's Musik war, entschieden sich die restlichen Mitglieder, die Band ohne ihn nicht fortzusetzen.
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