NEIL YOUNG - This Note's For You (Reprise Records 9 25719-2, 1988)
"This Note's For You" war das siebzehnte Studioalbum des kanadischen Musikers Neil Young, veröffentlicht am 11. April 1988 auf Reprise. Es wurde ursprünglich als 'Neil Young & The Bluenotes' vermarktet. Ein Teil des Konzepts des Albums konzentrierte sich auf die masslose Verkommerzialisierung des Rock'n'Roll und insbesondere auf Tourneen (der Titelsong ist ein zynischer sozialer Kommentar zum übermächtigen Sponsorentum, das oft aufgrund der Mitfinanzierung grosser Kulturanlässe in den Vordergrund drängt). Die Musik auf dem Werk fiel vor allem durch den Einsatz einer Bläsergruppe auf, die konstant präsent war. Die Platte markierte Young's Rückkehr zu der kurz zuvor reaktivierten Plattenfirma Reprise Records. Im Jahre 2015 veröffentlichte Young ein Live-Album einer Tour, auf welcher er unter dem Titel 'Bluenote Café' Konzertadaptionen der Songs des Albums von 1988 präsentierte.
"This Note's For You" gilt als Neil Youngs gelungenstes Stil-Experiment und war seine erste Platte bei seinem alten Label Reprise Records, nachdem Neil Young seine vor allem aus seiner Sicht enttäuschende Zusammenarbeit mit dem Label Geffen Records beendet hatte. Young setzte sich einen Fedora-Hut und eine Sonnenbrille auf, reduzierte seinen Verstärker-Park auf einen alten, abgenutzten Silvertone Amplifier und scharte eine neunköpfige Band namens The Bluenotes um sich, welcher allein sechs Bläser angehörten, darunter Young's Gitarrentechniker Larry Cragg und der Multi-Instrumentalist Ben Keith. Die zweite Gitarre spielte Frank "Poncho" Sampedro, Young's alter Kumpel aus der Zeit mit der Band Crazy Horse, und auf die Rhythmusgruppe aus Chad Chromwell und Rick Rosas griff er in der Zeit nach "This Note's For You" immer wieder gerne zurück.
"Ten Men Working", der Opener, machte unmisverständlich klar, wohin die musikalische Reise bei diesem Werk gehen sollte: Authentischer Rhythm & Blues mit prägnanten Bläsersätzen. Man fühlte sich nicht nur wegen Young's Sonnenbrille an die Blues Brothers erinnert. "Well we work all day, then we work all night. We got to keep you dancin', gotta make you feel alright". Neil Young klang hier richtig bodenständig und vermied jedwelche countyaffinen Klänge oder gar experimentelle Elemente. Diese Musik klang nach einer eleganten versierten Band, die noch einmal voll Fahrt aufnehmen wollte: Eine vom technischen Standpunkt aus gesehen sehr gute Altherrentruppe. Die optimal dazu passende Pose des zwielichtigen Bandleaders Shakey Deal, Neil Young's Pseudonym für diese Rolle, passte wie die Faust auf's Auge und sorgte schon mal für eine wohldosierte Prise Humor. Bei aller Ernsthaftigkeit war Neil Young auch imemr ein sarkastischer Künstler, der zynische Momente gerne und oft in seine Werke einbaute, nur um oftmals eine Musikindustrie zu entlarven, bei der sich um mehr Schein als Sein dreht.
Dazu dann die passenden Songs: Manchmal fast emotionslose, aber perfekt inszenierte Blues-, Rhythm'n'Blues- und Rocknummern, die stellenweise in ihrer Machart etwas an sein ebenso leicht vergackeierndes Rock'n'Roll-Experiment "Everybody's Rockin'" erinnerten, aber handwerklich geriet "This Note's For You" ungleich besser. Vor allem Young's Gitarrenspiel versetzte den geneigten Hörer bisweilen in Erstaunen. Frank Sampedro sagte im Musik-Dokumentarfilm 'Year Of The Horse' an einer Stelle, dass Neil Young bei Crazy Horse nicht so gut zu sein brauchte wie bei anderen Line-Ups, und das war gut beobachtet. Auf "This Note's For You" spielte Young fast cleane bis leicht angefahrene Sounds und klang für seine Verhältnisse ziemlich vintage und klassisch, was letztlich viel zur Authentizität der gebotenen Musik beitrug.
Natürlich spielte Neil Young auch auf "This Note's For You" seinen unverwechselbaren Stil, und der basierte auch hier auf Tonleitern, aber das musikalische Konzept gestattete ihm, seine introspektive, zurückgenommene, durchaus auch kontrollierte Seite viel mehr auszuspielen als auf anderen seiner Platten. Mit dieser Vortragsweise dürften auch jene Hörer klar gekommen sein, die sonst eher auf die Gediegenheit eines Eric Clapton standen. Ob man solcherlei allerdings von Neil Young hören wollte, war letztlich natürlich auch wieder Geschmackssache, aber die Schönheit des Einfachen, von Anfang an Merkmal seiner gesamten Kunst, strahlte auf "This Note's For You" sehr pur, sehr unverrostet, stellenweise lyrisch durch die Lücken, die von den ganzen gute Laune verbreitenden Trompeten gelassen wurden. Bemerkenswert war das bei einer eher kühl kingenden Platte, auch wenn Neil Young's Intentionen hier nicht weniger aufrichtig waren als sonst.
Die besten Momente der Platte waren "Coupe De Ville", in seiner Machart fast eine Jazz-Ballade, was man Neil Young wohl doch eher nicht zugetraut hätte, das dynamisch rockende "Life In The City", und bei "Can't Believe Your Lyin'" oder "One Thing" kam eine bluesige Moodyness ins Spiel, deren verrauchte Glaubwürdigkeit einen richtiggehend in ihren Bann zog. Die eigentlichen Highlights sollten aber gar nicht auf dem Album, sondern auf den unter Fans hoch gehandelten Bootlegs der damaligen Tourneen zu finden sein. Das vitriolische "Sixty To Zero" tauchte immerhin ein Jahr später auf "Freedom" auf, und "Ordinary People" fand seinen Weg auf "Chrome Dreams II".
Das Titelstück erlangte einige Berühmtheit, weil es Sponsoring im Rock-Business kritisierte. MTV setzte das Video, in welchem ein Whitney Houston-Lookalike per Bierdusche einen brennenden Michael Jackson rettete, wegen seines satirischen Umgangs mit diversen Marken auf die rote Liste. "What does the M in MTV stand for: Music or Money ?" fragte Young daraufhin in einem offenen Brief. Mit dieser Aktion handelte er sich wahrscheinlich mehr Sympathien ein, als mit all seinen seit Ende der 70er Jahre veröffentlichten Platten zusammen. Am Ende gewann "This Note's For You" sogar einen Award als "Video Of The Year". Und Youngs Karriere nahm wieder Fahrt auf. Kleine interessante Randnotiz: Als der Bandleader Harold Melvin, der Gründer der Rhythm'n'Blues-Band 'Harold Melvin And The Blue Notes', eine Klage vor Gericht einreichte, weil Neil Young den Bandnamen 'Bluenotes' verwendete, wurde das Werk später als Neil Young-Platte vermarktet - der Name Bluenotes stand dann nicht mehr auf dem Plattencover. Er nannte seine Begleitband hierauf Ten Men Workin', nach dem gleichnamigen Opener des Albums.
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