THE RIVER DETECTIVES - Saturday Night Sunday Morning
(WEA Records 246169, 1989)
Der Titel des Debutalbums des Pop Duos The River Detectives erinnerte nicht von ungefähr an einen der berühmtesten Filme des sogenannten 'free Cinema', den der Regisseur Karel Reisz im Jahre 1960 inszenierte. Trotzdem wäre wahrscheinlich aufgrund der hier präsentierten Musik niemand auf die Idee gekommen, dass die Heimat der beiden Musiker Sam Corry (Gesang und akustische und elektrische Gitarre sowie Mundharmonika) und Dan O'Neill (Gesang, Schlagzeug und Perkussionsinstrumente) die schottische Stahlkocherstadt Ravenscraig gewesen war. Die ursprüngliche Folkmusik der beiden Musiker veränderte sich, nachdem die beiden in ihren musikalischen Anfangstagen ausschliesslich zu zweit musiziert hatten, als sie sich eine komplette Begleitband zulegten, um am Ende in einer fünfköpfigen Band zu agieren. Trotzdem hielten die beiden auch an rein akustisch arrangierten Songs nachwievor fest, auch auf ihrem Debutalbum, das sich schon fast wie ein Art 'Best Of' anhörte, denn für das Album wählten die River Detectives sowohl neue Kompositionen, als auch Titel, mit denen sie schon längere Zeit live unterwegs gewesen waren, und bei denen sie sich sicher sein konnten, dass sie ihre Wirkung beim Publikum in wundervollen Studioversionen nicht verfehlen würden.
Zu den Studioaufnahmen kamen dann die beiden Hauptakteure mit den sie begleitenden zusätzlichen Musikern Charles Reilly (Gitarre), Barry Andrews (Keyboards) und Bernard J. Dorris (Bass). Ihre Folk-Vergangenheit klang ganz besonders in den Titeln "You Won't Listen To Me" oder "The State Of Grace" noch nach, doch zeigten sich die beiden Briten auf dem Album bemerkenswert 'amerikanisch': In den insgesamt 14 Originalsongs der beiden (auf der originalen LP waren nur zehn Titel vorhanden, währenddessen die CD-Version vier zusätzliche Titel bot) präsentierten sie sich luftig und locker, als würden sie von irgendwo in Kalifornien stammen. Jedenfalls wiesen viele ihrer Songs eine bemerkenswerte Westcoast-Leichtigkeit auf. Starke Country-Elemente liessen sich ebenfalls ausmachen, beispielsweise in den Titeln "Train Song" oder "I Go Falling". Besonders der "Train Song" war unglaublich schön geraten, dabei weitestgehend akustisch belassen und mit einem mehrstimmigen Gesangsarrangement versehen, der den guten alten Everly Brothers zur Ehre gereicht hätte. Ueberhaupt liessen sich die Everly Brothers in zahlreichen Songs heraushören, die beiden Musiker schienen ein Flair für dieses vielleicht Berühmteste aller Folk Duos gehabt zu haben, zumindest hier auf ihrem Debutalbum.
Mit simpelsten Akkordwechseln gelangen hier höchst melodiöse Lieder, wie das akustische, mit Cello und Country-Harmonika arrangierte "The Ashes And The Tears", und auch die Folk'n'Soul-Mixtur von "A Deeper Love" mit seinen beinahe schon schmissig zu nennenden Bläsersätzen, war nicht unbedingt das, was man gleich an jeder Ecke zu hören bekam, zumindest nicht von einem Act, der sich trotz allem immer noch als Duo verstand. Musikalisch schimmerten immer wieder auch die Eagles oder Crosby, Stills, Nash & Young durch, jedoch waren die Songs von Sam Corry und Dan O'Neill ungleich knackiger, denn ihren Songs lag immer auch ein gewisses Tempo inne, selbst den vermeintlichen Balladen, welche ausschliesslich akustisch daherkamen. Die Dynamik, welche in diesen Songs lag, war beeindruckend und hätte mindestens für die Hälfte der hier versammelten Songs zu Charts-Ehren gereicht.
Die River Detectives spielten ihren ersten Gig im Jack Daniel's Pub in Motherwell am 18. August 1986. Ab da traten sie regelmässig entweder zu zweit rein akustisch, oder aber dann mit kompletter Band auch elektrisch unterstützt auf und konnten sich eine treue und kontinuierlich wachsende Fangemeinde aufbauen. Im Jahre 1988, als sie zu einer grösseren Tournee quer durch Schottland aufgebrochen waren, wurde die Plattenfirma Warner Brothers auf die beiden Musiker aufmerksam. Mit der Unterzeichnung eines Plattenvertrages waren die River Detectives in der Folge die erste schottische Band seit mehr als einer Dekade, die bei dem grossen Konzern unter Vertrag genommen wurde. Nur wenig später begannen in einem Tonstudio in Glasgow die Arbeiten an dem Debutalbum "Saturday Night Sunday Evening". 1989 veröffentlicht, warf die Platte auch einen Single-Erfolg ab: Das Stück "Chains" wurde letztlich zum grössten Erfolg der beiden Musiker, der Song kletterte in den englischen Charts bis in die Top 40. Auch das Debutalbum erntete eine Auszeichnung, einen Silver Award, und das Album stieg bis auf Rang 51 in den LP Charts.
Als die beiden Musiker im Jahre 1992 an die Arbeit zu ihrem zweiten Album "Elvis Has Left The Building" gingen, holten sie sich für diese Einspielung eine komplett neue Begleitgruppe, die sie aus der Backing Band von Van Morrison rekrutierte. Trotz der ausgewiesenen Qualität dieser Musiker, und auch trotz der gelungenen und teilweise recht starken Songs, floppte das Nachfolgeralbum genauso wie eine dritte, im Jahre 2005 quasi als Reunion-Album noch veröffentlichte Platte mit dem Titel "King Of The Ghost Train Ride". Programmatisch lautete dort der Titel des letzten Songs der Platte, der Titel hiess nämlich "The Dance Is Over", und so war der Tanz dann auch für die River Detectives vorbei. Ihren finalen Auftritt als Band absolvierten sie in Glasgow am 28. September 2009.
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