Nov 5, 2023


DR. JOHN - Creole Moon (Blue Note Records 7243 5 34591 2 3, 2001)

Schon als Jugendlicher interessierte sich der als Malcolm 'Mac' John Rebennack Jr. geborene Dr. John für Rhythm'n'Blues-Musik und gründete eine High School Band (The Spades) mit Jerry Byrne als Sänger. Rebennack wurde einer der ersten weissen Musiker, der regelmässig bei Rhythm'n'Blues-Sessions in New Orleans spielte und als fester Studiomusiker bei dem legendären Plattenlabel Ace Records arbeitete. Zu seinen wichtigsten Einflüssen gehört Professor Longhair. Seine ersten Aufnahmen für Ace spielte er zusammen mit Huey 'Piano' Smith ("Rockin’ Pneumonia") und Frankie Ford ("Sea Cruise") ein, die heutzutage von Plattensammlern als Raritäten gehandelt werden. Bis 1962 war er in New Orleans, dann in Los Angeles in verschiedenen Bands aktiv und an vielen Produktionen anderer Musiker wie Frank Zappa, den Rolling Stones, Phil Spector, Sam Cooke, Aretha Franklin, Canned Heat ("Living The Blues") oder Sonny and Cher beteiligt. 1977 arbeitete er gemeinsam mit Van Morrison an dessen Comebackalbum "A Period Of Transition". Im Rahmen dieses Albums wirkte er als Arrangeur und Musiker mit. Im selben Jahr absolvierten die beiden eine Reihe gemeinsamer Auftritte, die in einem Fernseh-Special gipfelten.

Seinen ersten grossen Erfolg hatte Dr. John im Jahre 1968 mit dem Album "Gris-Gris", einer recht unheimlich klingenden Mischung aus Voodoo-Zaubersprüchen, Rhythm'n'Blues und kreolischer Soulmusik. Bereits seit seiner Kindheit war er von Zauberamuletten und eigenen nekromantischen Phantasien umgeben, die seinen Aussagen nach durch seine Familie animiert gewesen sein sollen. Seine Grossmutter soll beispielsweise Telekinese beherrscht haben und beizeiten selbst im Raum geschwebt haben. Mit farbenprächtigen, pittoresken Bühnenauftritten stilisierte er sich als 'Dr. John (Creaux) The Night Tripper' zu einer Ikone des Psychedelic Rock. Einige seiner Rock-Liturgien erhielten dabei eine besonders hypnotische Spannung, da er seine Stimme bewusst heiser und mit Flüster- und Krächzsequenzen einsetzte, wie zum Beispiel im Song "I Walk On Guilded Splinters". Mit seinen weiteren Studioalben "Babylon", "Remedies" und "The Sun, Moon And Herbs" setzte er die Wiederbelebung und Aktualisierung der musikalischen Einflüsse seiner Heimatstadt fort. Das nächste Album, "Gumbo", kündigte Rebennack's Abwendung von seinem extravaganten Lebensstil an, die sich mit den nachfolgenden Werken "In The Right Place" und "Desitively Bonnaroo" fortsetzte. Nach diesem ersten Höhepunkt seines Erfolgs und vielen kreativen und hektischen Jahren nahm Dr. Johns Produktivität qualitativ und quantitativ zunächst einmal ab. Die folgenden, in einer weniger frenetischen Kadenz veröffentlichten Alben fanden nicht viele Käufer. Alle seine Versuche, sich juristisch gegen nicht autorisierte Aufnahmen ("Anytime, Anyplace" oder "The Nashville Sessions") zur Wehr zu setzen, scheiterten.

Die schöpferische Pause endete 1981 mit dem Erscheinen der Platte "Dr. John Plays Mac Rebennack", einer Sammlung von Titeln, die der Musiker alleine mit seinem Klavier aufgenommen hatte und die er in "The Brightest Smile In Town" weiter ausbaute. Seither veröffentlichte er in unregelmässigen Abständen weitere Alben, die er fast ausschliesslich selbst komponierte. Daneben arbeitete er mit zahlreichen Bluesmusikern wie Charles Brown, The Simpsons, Willy DeVille, aber auch mit Jazzmusikern (Maria Muldaur, Lillian Boutté, Bennie Wallace oder Chris Barber) sowie mit Rockmusikern wie Mick Jagger und Eric Clapton zusammen. Er trat in Martin Scorsese's Film 'The Last Waltz' auf, einer Verfilmung des Abschiedskonzerts der legendären Rockband Bob Dylan's, The Band, von 1977, ebenso wie auch im Film 'Blues Brothers 2000'. Darüber hinaus komponierte er Musik für Werbespots und -clips (Jingles) und sang den Titelsong für die Fernsehserie 'Blossom'. Mit dem 1995 erschienenen Album "Afterglow" wurde seine Liebe zum Jazz deutlich; Jazz-Standards aus den 30er- und 40er-Jahren prägten das Album.

2001 veröffentlichte Dr. John das Werk "Creole Moon". Der alte Meister Dr. John hatte eine Platte mit Bluesfunk oder Funkblues, ganz wie man möchte, herausgegeben, die einfach gut unterhielt. Er bot hier keine Innovationen, aber schöne Songs zwischen Blues, Funk und ein wenig bodenständigem Rock. Letzteres äusserte sich in fetten, relativ geraden Rhythmen und einem durchgehenden Bass, wobei meist die Bluesharmonik vorhanden war. Alles in allem war dem alten Herrn erneut eine gute Platte gelungen. Sie enthielt zwar keine Funk- oder Blues-Revolutionen, aber interessante musikalische Geschichten. Diese wurden meist eher etwas ruhiger und getragener erzählt. Trotzdem vermittelten die Stücke unterschiedliche Stimmungen, wodurch sie nicht langweilig wurden und der Spass beim Anhören stets erhalten blieb.

Dr. John sang den Song "Cruella DeVille" für den Disney Film 'Hundertundein Dalmatiner'. Im Jahre 2009 gab es eine weitere Zusammenarbeit mit Disney: Das Eröffnungslied "Down in New Orleans" aus dem Zeichentrick-Film 'Küss den Frosch' wurde von Dr. John interpretiert. Die Musikgruppe Emerson Lake And Palmer entnahm dem Text von Dr. John's Song "Right Place, Wrong Time" die Wortschöpfung "Brain Salad Surgery" für ihr gleichnamiges Album aus dem Jahre 1973. 2007 wurde Dr. John in die Blues Hall of Fame aufgenommen und 2011 in die Rock and Roll Hall of Fame, im selben Jahr erhielt er den Blues Music Award als bester Klavierspieler. Das legendäre Debütalbum "Gris-Gris" (1968) wurde in die Wire-Liste The Wire’s '100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)' aufgenommen. Es belegte zudem Platz 143 in der Liste der 500 besten Alben aller Zeiten des Rolling Stones und wurde von Pitchfork Media auf Platz 162 der 200 besten Alben der 60er Jahre gewählt. Sein Album "Locked Down" wurde 2013 mit dem Grammy Award für das beste Blues Album des Jahres ausgezeichnet.







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