JUPITER COYOTE - Cemeteries And Junkyards (Autonomous Records AR1, 1991)
Als der Stilbegriff "Jam Sound" noch wenig bis gar nicht bekannt war - allenfalls mit der typischen Musik von Grateful Dead oder Phish in Zusammenhang gebracht wurde, etablierte sich in den ausgehenden 80er Jahren eine neue Stilrichtung, die sich im wesentlichen über bisweilen uferloses Endlos-Jammen definierte. Ihre Protagonisten hiessen zum Beispiel Widespread Panic, Aquarium Rescue Unit, Col. Bruce Hampton, aber auch die Dave Matthews Band, die inzwischen als musikalische Speerspitze dieser Musikrichtung gilt, nicht zuletzt, weil sie die musikalisch vielfältigste und interessanteste Jam-Musik kredenzt, gekonnt amerikanische Rockmusik-Tradition mit Jazzmusik zu einer eklektischen Einheit zusammenführt, wie das kaum eine andere Gruppe hinbekommt. So weit waren Jupiter Coyote nie. Auch entwickelte sich die Gruppe eher vom stets formbetonten Jammen hin zu einem süffigen Amalgam aus Südstaaten-Rock und ländlicher Country & Western-Romantik und sie war daher dem Americana oft sehr viel näher als dem typischen Sound der Jam Bands.
Das konnte man vor allem beim Debutalbum noch nicht heraushören. Hier wurde noch typischer 70er Jahre Südstaaten-Rock gespielt, musikalisch in der Nähe etwa von Bands wie Wet Willie, den Allman Brothers, der Outlaws oder Doc Holliday, ohne deren Hardrock-Tendenzen allerdings. Jupiter Coyote zeichneten sich auch dadurch aus, dass sie gepflegte, sehr oft sehr elegante und äusserst beschwingte Nummern schrieben, die ohne jegliche Rockattitüden auskamen und schlicht nur klasse unterhielten. Von solchen Nummern hört man auf ihrem LP-Debut von 1991 jede Menge. Am ehesten als Jam-Stück im eigentlichen Sinne geht vermutlich nur das letzte Stück der Platte mit dem Titel "Willow" durch, das aufgrund seiner Lauflänge von fast einer Viertelstunde schon den Zeitrahmen von manchem Jam-Stück erreicht. "Willow" ist denn auch das Highlight auf diesem Album, selbst wenn man nicht ein einzelnes Stück, sondern eher die gesamte Platte bewerten mag. Der Track sticht einfach heraus, sei es durch die äusserst angenehm groovende Rhythmik, oder die lockeren beschwingten Soli. Hier kann man auf jeden Fall Vergleiche mit den Allman Brothers bemühen, ohne zu übertreiben.
Es gibt aber eigentlich nur gute Songs auf diesem Debutalbum, das - welch Zufall - von Allman Brothers Hausproduzent Johnny Sandlin produziert wurde und auch dadurch schon zumindest atmosphärisch die Nähe zu den Allman Brüdern hatte. "Family Tree" etwa stimmt unaufdringlich in das Album ein. Der Song geht vorwärts, wirkt aber nicht angestrengt und rockt auch nicht sonderlich. Vermutlich ist es einfach die Coolness in diesen Stücken, die das Tanzbein hüpfen lässt und wahrscheinlich auch die oft mühelos mitsingbaren Hooklines in den Versen oder den Refrains - eine Besonderheit, die bei Jam Bands oft nicht vorkommt, womit Jupiter Coyote zusätzlich die Nähe zu den klassischen Gesangsgruppen der Südstaaten-Bands aus den 70er Jahren beweist. Nicht nur dieser Opener, auch Titel wie "That's Happnin'" (so herrlich cool'n'groovy) oder "Ship In The Bottle" klingen ein wenig wie die Marshall Tucker Band in den Mitt-Siebzigern.
Die Gruppe spielte hier schon ihren ganz eigenen Stil, eine Art relaxten Southern Rock, den sie selbst gerne als "Mountain Rock" bezeichnet: Einen Mix aus Southern Appalachian Boogie und Bluegrass-getränkten Funk Rock. Eine interessante Definition, die im Grunde wirklich auch gut passt, wenngleich etwa Bluegrass- oder generell reine Country-Elemente erst auf späteren Platten durch den vermehrten Einsatz etwa von Geigen, Banjos und Mandolinen offensichtlich wurden.
Die Band veröffentlichte in regelmässiger Folge immer wieder gute Alben, waren vor allem auch live sehr populär, weil sie auf der Bühne ähnlich wie ihre weitaus berühmteren Stil-Verwandten, die Allman Brothers, oft Stücke durch ausufernde Solis in ihrer Spieldauer streckte, und so die Nähe etwa auch zu Bands wie den ebenfalls in Amerika sehr populären String Cheese Incident fand, mit denen sie auch öfters mal zusammen die Bühne teilte.
Die Platten von Jupiter Coyote sind weitgehend im Eigenvertrieb auf Autonomous Records erschienen, werden in Deutschland aber von Blue Rose Records vertrieben und sind somit hierzulande weitgehend problemlos zu finden. Neben diesem Debutalbum sind vor allem auch die Alben "Wade" (1993), "Lucky Day" (1995), "Ghost Dance" (1996) oder "Here Be Dragons" (1998) sehr empfehlenswert.
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