VERTIGO SWIRL RECORD LABEL
Gibt es den “Swirloholiker” ? Eine gute Frage. Jedenfalls gibt es unzählige „Swirl“ Fans auf dieser Welt, und sie alle sind derselben Faszination erlegen wie ich: Diesem hypnotischen Kreisel, der sich damals auf den Plattentellern so wunderschön ansehen liess, wenn die Platte sich drehte, musste man einfach verfallen.
Bei mir fing alles im jugendlichen Alter von 14 Jahren an, als ich fasziniert in einer Plattenladen-Auslage die Hülle einer LP betrachtete, die ich unheimlich toll fand: Eine brennende, knallrote typische Rock’n’Roll Stiefelette. Ich hatte keine Ahnung, was für Musik das wohl sein mochte, aber auf der Hülle stand in fetten Lettern der Begriff „Legend“. Aha, wohl ein Sampler mit „legendären“ Rock’n’Roll Aufnahmen, dachte ich mir. Davon gab es ja Unzählige, und doch: Bei dieser Platte war alles anders. Noch nie hatte ich den Begriff „Legende“ im Zusammenhang mit einem Bild (dem „Flaming Red Boot“, unter dessen Bezeichnung diese Platte bekannt ist) treffender empfunden. Irgendwann erlag ich dem Drang, diese Platte besitzen zu wollen, und ich ging hinein in das Geschäft und kaufte mir diese Platte von meinem Taschengeld, obwohl sie wesentlich teurer war, als etwa die in Kaufhäusern angebotenen Rock’n’Roll Sampler mit den bekannten und ewig gleichen Musikstücken. Doch der Faszination, die von dieser wunderschönen Coveroptik ausging, konnte ich einfach nicht widerstehen. Die Ueberraschung zuhause war dann aber gross, als ich gewahr nahm, dass es sich gar nicht um einen Rock’n’Roll Sampler handelt, sondern um die reguläre Platte einer Band, von der ich natürlich noch nie zuvor etwas gehört hatte. Die Gruppe nannte sich schlicht LEGEND, und war wohl auf die geniale Idee gekommen, ihren Namen und vor allem ihren Musikstil mit diesem brennenden roten Schuh optisch zu untermauern. Diese Scheibe gefiel mir so nachhaltend gut, dass ich irgendwann auf die Idee kam, es müsste doch noch mehr solch gute Platten geben. Nach einiger Zeit wurde ich dann fündig, denn es handelte sich nicht um die einzige Platte dieser Band. Wieder kaufte ich mir eine LEGEND Scheibe ungehört. Sie hiess „Moonshine“ und trug ebenfalls diesen hypnotischen Kreisel auf der A-Seite der Platte. Die Titel beider Plattenseiten waren – wie auf der Scheibe mit dem roten Schuh, auf der B-Seite aufgelistet. Diese zweite Legend Platte gefiel mir noch einiges besser als der Erstling, weil die Stücke darauf für meine damaligen Ohren irgendwie anspruchsvoller klangen. Bald merkte ich, dass ich immer wieder bei Besuchen im Plattenladen auf diese „Swirl“-Platten stiess.
Das Label nannte sich Vertigo Records, und die Platten dieses Labels waren immer mit wunderschönen Hüllen versehen, alle zum ausklappen und einige davon sogar in ganz lustigen Schnitt-Covern (sogenannte „Gimmick-Covers“), mit Aussparungen in Form von mittigen Türchen (z.B. bei „DR.Z“) oder ausgestanzten Löchern (z.B. bei „NUCLEUS“) oder auch gleich beidem (bei „DR. STRANGELY STRANGE“). Das fand ich sehr schön, und ich kaufte mir diese Platten alle nach und nach. Das Faszinierendste dabei war für mich die Tatsache, dass auf jeder Platte mit diesem hypnotischen Kreisel Musik zu hören war, die ich damals schlicht für nicht von dieser Welt hielt.
Das war ganz andere Musik, als wie ich sie täglich von den bekannten Radiosendern zu hören bekam. Ich war überrascht, dass zum Beispiel auch die Band BLACK SABBATH auf diesem Swirl-Label ihre Platten veröffentlichte, denn von ihnen kannte ich zumindest deren Mega-Hit „Paranoid“, den ich allerdings nie auf Platte besessen hatte, sondern eben nur vom Radio kannte. Weil ich in meinem Lieblings-Plattenladen nun vermehrt Ausschau nach diesen Vertigo-Platten hielt, stiess ich eben auch auf BLACK SABBATH, von denen ich mir dann nacheinander drei Platten kaufte: „Same“, „Paranoid“ und „Master Of Reality“. Das Schöne an diesem Plattenladen war, dass der Besitzer nach einiger Zeit immer wieder Schallplatten preislich reduzierte, wenn sie sich nicht innert nützlicher Frist verkaufen liessen.
So wurde ich, bedingt durch mein schmales Taschengeld-Budget, schon früh zum Schnäppchenjäger, denn in diesem Plattenladen gab es ein spezielles Regal, wo all diese heruntergesetzten Schallplatten eingereiht waren. Das wurde nun „mein“ Regal, und dort habe ich dann etliche Vertigo Swirl-Scheiben von gänzlich unbekannten Bands und Interpreten gekauft. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an eine Platte von JIMMY CAMPBELL, die den Titel „Half Baked“ trug. Der Besitzer des Plattenladens (der heute zwar ganz was anderes arbeitet, aber auch heute, nach über 35 Jahren, noch immer mein Freund ist!) meinte dazu, dass dies jene Sorte von Musik sei, die man einfach niemandem verkaufen kann. Es ist einfach zu wenig Country, zu viel Folk, und wenn das Ganze noch mit ein bisschen Humor versetzt ist, nimmt es eh keiner mehr ernst. Ähnlich verhalte es sich mit DR. STRANGELY STRANGE: Wenn da nicht dieses Gimmick-Cover wäre, würde die Scheibe kein Mensch kaufen (dabei hatte auf dieser Platte ein damals relativ unbekannter Gitarrist einen seiner ersten Grundsteine für die weitere Weltkarriere gelegt: Gary Moore). So wuchs im Laufe der Zeit meine Plattensammlung, und nicht wenige Alben zierte dieser hypnotische Kreisel, den ich nach wie vor das Tollste an diesen Platten fand. Wenn sich diese Scheiben auf meinem Plattenspieler drehten, liess ich den Plattenspieler-Deckel meistens offen, um während des Hörens diesen eigentümlichen optischen „Swirl“-Effekt zu geniessen.
In meinem Freundeskreis wuchs die Anzahl derer, die ebenfalls Platten sammelten. Nur konnten die sich damals oft beim besten Willen nicht erklären, warum ich wegen dieser äusserst komisch klingenden Art von Musik derart in Verzückung geriet. Schon bald versuchte ich, meinen engeren Bekanntenkreis musikalisch zu bekehren, indem ich regelmässig Compact Cassetten bespielte, diese mit einem „Doppel-Cassettendeck“ in zweifacher Geschwindigkeit kopierte (damals das Non Plus Ultra in Sachen Heimstereo), und sie im Freundeskreis verteilte, was mich zwar einerseits als liebenswürdigen Freund auszeichnete, gleichzeitig aber auch als ziemlich schrägen Vogel abstempelte.
Auf diesen Cassetten konnte man dann Bands hören, die kein Mensch kannte, mit Musik, die niemand hierzulande je zu hören bekommen hatte, weil das Radio solcherlei Klänge niemals über den Aether jagte. Namen wie GRACIOUS, JADE WARRIOR oder FAIRFIELD PARLOUR waren nun wirklich Niemandem ein Begriff. Doch das änderte sich an dem Tag, als eine Single die Charts stürmte. Sie stammte von einer Band namens URIAH HEEP, und hiess „Lady In Black“. Da plusterte ich mich dann in meinem Freundeskreis natürlich auf, denn schliesslich kannte ich die Band schon länger, weil ich bereits ein Jahr zuvor deren Vertigo-Platte „Very ‚Eavy, Very ‚Umble“ gekauft hatte, und damit bei meinen Freunden in Cassetten-Form auch missioniert hatte. Damals wollte das noch kaum einer von ihnen hören. Jetzt waren auf einmal alle begeistert von diesem rohen, harten „Gypsy“ Rock, obwohl der ja so ganz anders klingt als die Schnulze „Lady in Black“. Aber der Erfolg dieser Single führte halt dazu, dass man nun mehr hören wollte von URIAH HEEP, weil sie dank ihrem Erfolg mit dieser Single in den Charts auch so richtig populär wurden.
Fernab der gängigen Radiokost veröffentlichten weiterhin zahlreiche geniale Bands und Musiker ausgefallene Langspielplatten auf meinem heiss geliebten Swirl-Label. Eine der exotischsten Bands dieses Labels war eine Gruppe mit Namen GENTLE GIANT. Eigentlich kaufte ich mir anfänglich die erste Platte der Band nur deswegen, weil sie auf dem Vertigo Label erschienen war, und ich davon ausging, dass das sicher ebenfalls eine starke Band sein müsste. Tatsächlich fand ich jedoch den Zugang zu dieser Band nur schwer. Ich hörte hier fast religiöse Sachen raus, und das fand ich anfänglich sehr daneben, weil ich auch nicht unbedingt Fan der britischen Band Emerson, Lake & Palmer war, die zu der Zeit gerade mächtig populär waren. Doch nach intensiverem Studium der Platte (ich wendete früher viel mehr Zeit auf, eine Platte begreifen zu wollen. Das ist mir heute leider ziemlich abhanden gekommen) fand ich die Band faszinierend. Hier hatte ich wieder etwas Neues gefunden, etwas Eigenständiges, Schräges auch, also schlicht: Etwas, das für meine damalige Sicht der Dinge nur bei Vertigo hatte veröffentlicht werden können. Natürlich kaufte ich mir später dann auch die Alben „Acquiring The Taste“ und „Three Friends“, die ich beide ebenfalls klasse fand, und auch heute noch gerne auflege. Mittlerweile sehe ich die Musik von Gentle Giant natürlich aus einem anderen Blickwinkel. Diese Band zwar eine typische Progressiv-Gruppe aus jenen Tagen, doch meiner Meinung nach ihrer Zeit trotzdem auch weit voraus.
Zur neuen musikalischen Erfahrung mit GENTLE GIANT gesellten sich auch die „one album only“ Vertigo-Bands DADDY LONGLEGS, die ich sehr witzig fand, weil sie im Grunde recht einfach gestrickten Folkrock spielten, wie er mir damals zum Beispiel auch von McGuinness Flint sehr gut gefiel, oder auch BEN, die ich nie verstand, weil die eine für meine Begriffe völlig abgehobene Art von Jazz spielten. Trotzdem besitze ich das Album auch heute noch, und es ist immer wieder interessant, da hineinzuhören. Mittlerweile kenne ich ja auch Centipede, KEITH TIPPETT (der ja auch auf Vertigo Swirl veröffentlichte) und die Jazzrocker CATAPILLA („Same“ und „Changes“ auf Swirl), und da höre ich nach über 35 Jahren natürlich vertraute Klänge, weil diese Platten in den vielen Jahren seit ihrer Veröffentlichung immer wieder auf meinem Plattenteller und später in der CD-Player Schublade landeten. Doch bleibt BEN eine der obskursten Scheiben, die ich überhaupt kenne.
Auf der rockigen Seite sorgten die Swirl-Bands CLEAR BLUE SKY, MAY BLITZ und allen voran WARHORSE bei mir für grosse Begeisterung. Besonders die Band WARHORSE des Ex-Deep Purple Musikers Nick Simper hatte es mir angetan, und meine Begeisterung für diese Band hält bis heute an. Diese Truppe hat für mich zwei der besten je veröffentlichten Alben eingespielt, beide auf demselben hohen musikalischen Niveau. Intelligenter Hardrock mit vielen leisen Zwischentönen, die mich noch heute faszinieren. CLEAR BLUE SKY waren drei Jungs von knapp 18 Jahren, die ein Rock-Brett hinlegten, das sich gewaschen hatte, und das es auch mit den ganz Grossen im Rock aufnehmen konnte. Leider hielt die Band nicht, und für Jahrzehnte konnte man sich nur ob ihrem Debutalbum begeistern. Erst in den 90er Jahren wurde publik, dass die Band eigentlich ein komplettes zweites Album fertiggestellt hatte, das jedoch nie das Licht des Tages gesehen hatte. Mittlerweile kann man es aber kaufen.
MAY BLITZ hatten nach meinem Musikgeschmack eine geniale erste und eine sehr mässige zweite Platte gemacht. Beide Scheiben haben aber geniale Cover Artworks, sind handgezeichnet und fast ausschliesslich in schwarz/weiss und Grautönen gehalten. Solche Covers liebe ich sehr. Ueberhaupt waren die Plattencovers der Vertigo Swirl Scheiben auch immer schon fast ein Kaufgrund an sich, und nicht nur Roger Dean mit seinen Arbeiten für CLEAR BLUE SKY und GENTLE GIANT („Octopus“) oder RAMASES („Space Hymns“), LIGHTHOUSE („One Fine Morning“) und DR. STRANGELY STRANGE („Heavy Petting“) wusste hier zu gefallen. Es waren zum Beispiel auch die Arbeiten von Marcus Keef, der die ersten beiden BLACK SABBATH Covers entworfen hatte, die mir sehr gut gefielen. Ueberhaupt zeichnen sich ausnahmslos alle Vertigo Swirl Platten durch schön anzusehende, manchmal auch künstlerisch sehr anspruchsvolle Covers aus. Das ist bestimmt ein weiterer Grund, warum ich bis heute so fasziniert bin von diesem Label.
Eine äusserst ausgefallene Figur bei Vertigo Swirl fand sich in der Person des seit den Sechziger Jahren aktiven Jazz- und Bluesmusikers GRAHAM BOND, der für dieses Label zwei Platten veröffentlichte, denen eine persönliche Phase als esoterisch angehauchter Hippie zugrunde lag. Die Platten „Holy Magick“ und „We Put Our Magick On You“ treffen wahrscheinlich nicht Jedermann’s Geschmack, und doch finden sich auf beiden Platten jazzig angehauchte Progressiv-Stücke, die einfach auch wieder voll den damaligen Zeitgeist wiederspiegeln und ausgezeichnet mit anderen kontroversen Veröffentlichungen des Labels verglichen werden können. Ein weiterer Jazzmusiker - IAN CARR - hatte zum Beispiel bei Vertigo eine seiner kreativsten Phasen, er experimentierte stark mit verschiedenen musi- kalischen Ausdrucksformen. Dokumentiert sind diese musikalischen Experimente auf insge-samt vier Platten, die er solo oder mit seiner Formation NUCLEUS auf dem Swirl-Label ver-öffentlichte: „Elastic Rock“, „We’ll Talk About It Later“, „Solar Plexus“ und „Belladonna“.
Schliesslich ist auch KEITH TIPPETT erwähnenswert, der Jazzmusiker hat ebenfalls ein musikalisch äusserst interessantes Werk bei Vertigo Swirl veröffentlicht, das einem manchmal den Zugang nicht ganz leicht macht. Die Scheibe „Dedicated To You, But You Weren’t Listening“ ist ein Sammelsurium aus Brassrock, freien Formen des Jazz bis hin zu spannendem, den späteren King Crimson ähnlichem Soundgebräu, für welches zum Beispiel die hervorragenden Gastmusiker Elton Dean und Robert Wyatt von Soft Machine mitverantwortlich zeichneten. Nach der Veröffentlichung der Platte startete KEITH TIPPETT dann sein Projekt „Centipede“, an welchem rund 50 Musiker beteiligt waren.
Gibt es den “Swirloholiker” ? Eine gute Frage. Jedenfalls gibt es unzählige „Swirl“ Fans auf dieser Welt, und sie alle sind derselben Faszination erlegen wie ich: Diesem hypnotischen Kreisel, der sich damals auf den Plattentellern so wunderschön ansehen liess, wenn die Platte sich drehte, musste man einfach verfallen.
Bei mir fing alles im jugendlichen Alter von 14 Jahren an, als ich fasziniert in einer Plattenladen-Auslage die Hülle einer LP betrachtete, die ich unheimlich toll fand: Eine brennende, knallrote typische Rock’n’Roll Stiefelette. Ich hatte keine Ahnung, was für Musik das wohl sein mochte, aber auf der Hülle stand in fetten Lettern der Begriff „Legend“. Aha, wohl ein Sampler mit „legendären“ Rock’n’Roll Aufnahmen, dachte ich mir. Davon gab es ja Unzählige, und doch: Bei dieser Platte war alles anders. Noch nie hatte ich den Begriff „Legende“ im Zusammenhang mit einem Bild (dem „Flaming Red Boot“, unter dessen Bezeichnung diese Platte bekannt ist) treffender empfunden. Irgendwann erlag ich dem Drang, diese Platte besitzen zu wollen, und ich ging hinein in das Geschäft und kaufte mir diese Platte von meinem Taschengeld, obwohl sie wesentlich teurer war, als etwa die in Kaufhäusern angebotenen Rock’n’Roll Sampler mit den bekannten und ewig gleichen Musikstücken. Doch der Faszination, die von dieser wunderschönen Coveroptik ausging, konnte ich einfach nicht widerstehen. Die Ueberraschung zuhause war dann aber gross, als ich gewahr nahm, dass es sich gar nicht um einen Rock’n’Roll Sampler handelt, sondern um die reguläre Platte einer Band, von der ich natürlich noch nie zuvor etwas gehört hatte. Die Gruppe nannte sich schlicht LEGEND, und war wohl auf die geniale Idee gekommen, ihren Namen und vor allem ihren Musikstil mit diesem brennenden roten Schuh optisch zu untermauern. Diese Scheibe gefiel mir so nachhaltend gut, dass ich irgendwann auf die Idee kam, es müsste doch noch mehr solch gute Platten geben. Nach einiger Zeit wurde ich dann fündig, denn es handelte sich nicht um die einzige Platte dieser Band. Wieder kaufte ich mir eine LEGEND Scheibe ungehört. Sie hiess „Moonshine“ und trug ebenfalls diesen hypnotischen Kreisel auf der A-Seite der Platte. Die Titel beider Plattenseiten waren – wie auf der Scheibe mit dem roten Schuh, auf der B-Seite aufgelistet. Diese zweite Legend Platte gefiel mir noch einiges besser als der Erstling, weil die Stücke darauf für meine damaligen Ohren irgendwie anspruchsvoller klangen. Bald merkte ich, dass ich immer wieder bei Besuchen im Plattenladen auf diese „Swirl“-Platten stiess.
Das Label nannte sich Vertigo Records, und die Platten dieses Labels waren immer mit wunderschönen Hüllen versehen, alle zum ausklappen und einige davon sogar in ganz lustigen Schnitt-Covern (sogenannte „Gimmick-Covers“), mit Aussparungen in Form von mittigen Türchen (z.B. bei „DR.Z“) oder ausgestanzten Löchern (z.B. bei „NUCLEUS“) oder auch gleich beidem (bei „DR. STRANGELY STRANGE“). Das fand ich sehr schön, und ich kaufte mir diese Platten alle nach und nach. Das Faszinierendste dabei war für mich die Tatsache, dass auf jeder Platte mit diesem hypnotischen Kreisel Musik zu hören war, die ich damals schlicht für nicht von dieser Welt hielt.
Das war ganz andere Musik, als wie ich sie täglich von den bekannten Radiosendern zu hören bekam. Ich war überrascht, dass zum Beispiel auch die Band BLACK SABBATH auf diesem Swirl-Label ihre Platten veröffentlichte, denn von ihnen kannte ich zumindest deren Mega-Hit „Paranoid“, den ich allerdings nie auf Platte besessen hatte, sondern eben nur vom Radio kannte. Weil ich in meinem Lieblings-Plattenladen nun vermehrt Ausschau nach diesen Vertigo-Platten hielt, stiess ich eben auch auf BLACK SABBATH, von denen ich mir dann nacheinander drei Platten kaufte: „Same“, „Paranoid“ und „Master Of Reality“. Das Schöne an diesem Plattenladen war, dass der Besitzer nach einiger Zeit immer wieder Schallplatten preislich reduzierte, wenn sie sich nicht innert nützlicher Frist verkaufen liessen.
So wurde ich, bedingt durch mein schmales Taschengeld-Budget, schon früh zum Schnäppchenjäger, denn in diesem Plattenladen gab es ein spezielles Regal, wo all diese heruntergesetzten Schallplatten eingereiht waren. Das wurde nun „mein“ Regal, und dort habe ich dann etliche Vertigo Swirl-Scheiben von gänzlich unbekannten Bands und Interpreten gekauft. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an eine Platte von JIMMY CAMPBELL, die den Titel „Half Baked“ trug. Der Besitzer des Plattenladens (der heute zwar ganz was anderes arbeitet, aber auch heute, nach über 35 Jahren, noch immer mein Freund ist!) meinte dazu, dass dies jene Sorte von Musik sei, die man einfach niemandem verkaufen kann. Es ist einfach zu wenig Country, zu viel Folk, und wenn das Ganze noch mit ein bisschen Humor versetzt ist, nimmt es eh keiner mehr ernst. Ähnlich verhalte es sich mit DR. STRANGELY STRANGE: Wenn da nicht dieses Gimmick-Cover wäre, würde die Scheibe kein Mensch kaufen (dabei hatte auf dieser Platte ein damals relativ unbekannter Gitarrist einen seiner ersten Grundsteine für die weitere Weltkarriere gelegt: Gary Moore). So wuchs im Laufe der Zeit meine Plattensammlung, und nicht wenige Alben zierte dieser hypnotische Kreisel, den ich nach wie vor das Tollste an diesen Platten fand. Wenn sich diese Scheiben auf meinem Plattenspieler drehten, liess ich den Plattenspieler-Deckel meistens offen, um während des Hörens diesen eigentümlichen optischen „Swirl“-Effekt zu geniessen.
In meinem Freundeskreis wuchs die Anzahl derer, die ebenfalls Platten sammelten. Nur konnten die sich damals oft beim besten Willen nicht erklären, warum ich wegen dieser äusserst komisch klingenden Art von Musik derart in Verzückung geriet. Schon bald versuchte ich, meinen engeren Bekanntenkreis musikalisch zu bekehren, indem ich regelmässig Compact Cassetten bespielte, diese mit einem „Doppel-Cassettendeck“ in zweifacher Geschwindigkeit kopierte (damals das Non Plus Ultra in Sachen Heimstereo), und sie im Freundeskreis verteilte, was mich zwar einerseits als liebenswürdigen Freund auszeichnete, gleichzeitig aber auch als ziemlich schrägen Vogel abstempelte.
Auf diesen Cassetten konnte man dann Bands hören, die kein Mensch kannte, mit Musik, die niemand hierzulande je zu hören bekommen hatte, weil das Radio solcherlei Klänge niemals über den Aether jagte. Namen wie GRACIOUS, JADE WARRIOR oder FAIRFIELD PARLOUR waren nun wirklich Niemandem ein Begriff. Doch das änderte sich an dem Tag, als eine Single die Charts stürmte. Sie stammte von einer Band namens URIAH HEEP, und hiess „Lady In Black“. Da plusterte ich mich dann in meinem Freundeskreis natürlich auf, denn schliesslich kannte ich die Band schon länger, weil ich bereits ein Jahr zuvor deren Vertigo-Platte „Very ‚Eavy, Very ‚Umble“ gekauft hatte, und damit bei meinen Freunden in Cassetten-Form auch missioniert hatte. Damals wollte das noch kaum einer von ihnen hören. Jetzt waren auf einmal alle begeistert von diesem rohen, harten „Gypsy“ Rock, obwohl der ja so ganz anders klingt als die Schnulze „Lady in Black“. Aber der Erfolg dieser Single führte halt dazu, dass man nun mehr hören wollte von URIAH HEEP, weil sie dank ihrem Erfolg mit dieser Single in den Charts auch so richtig populär wurden.
Fernab der gängigen Radiokost veröffentlichten weiterhin zahlreiche geniale Bands und Musiker ausgefallene Langspielplatten auf meinem heiss geliebten Swirl-Label. Eine der exotischsten Bands dieses Labels war eine Gruppe mit Namen GENTLE GIANT. Eigentlich kaufte ich mir anfänglich die erste Platte der Band nur deswegen, weil sie auf dem Vertigo Label erschienen war, und ich davon ausging, dass das sicher ebenfalls eine starke Band sein müsste. Tatsächlich fand ich jedoch den Zugang zu dieser Band nur schwer. Ich hörte hier fast religiöse Sachen raus, und das fand ich anfänglich sehr daneben, weil ich auch nicht unbedingt Fan der britischen Band Emerson, Lake & Palmer war, die zu der Zeit gerade mächtig populär waren. Doch nach intensiverem Studium der Platte (ich wendete früher viel mehr Zeit auf, eine Platte begreifen zu wollen. Das ist mir heute leider ziemlich abhanden gekommen) fand ich die Band faszinierend. Hier hatte ich wieder etwas Neues gefunden, etwas Eigenständiges, Schräges auch, also schlicht: Etwas, das für meine damalige Sicht der Dinge nur bei Vertigo hatte veröffentlicht werden können. Natürlich kaufte ich mir später dann auch die Alben „Acquiring The Taste“ und „Three Friends“, die ich beide ebenfalls klasse fand, und auch heute noch gerne auflege. Mittlerweile sehe ich die Musik von Gentle Giant natürlich aus einem anderen Blickwinkel. Diese Band zwar eine typische Progressiv-Gruppe aus jenen Tagen, doch meiner Meinung nach ihrer Zeit trotzdem auch weit voraus.
Zur neuen musikalischen Erfahrung mit GENTLE GIANT gesellten sich auch die „one album only“ Vertigo-Bands DADDY LONGLEGS, die ich sehr witzig fand, weil sie im Grunde recht einfach gestrickten Folkrock spielten, wie er mir damals zum Beispiel auch von McGuinness Flint sehr gut gefiel, oder auch BEN, die ich nie verstand, weil die eine für meine Begriffe völlig abgehobene Art von Jazz spielten. Trotzdem besitze ich das Album auch heute noch, und es ist immer wieder interessant, da hineinzuhören. Mittlerweile kenne ich ja auch Centipede, KEITH TIPPETT (der ja auch auf Vertigo Swirl veröffentlichte) und die Jazzrocker CATAPILLA („Same“ und „Changes“ auf Swirl), und da höre ich nach über 35 Jahren natürlich vertraute Klänge, weil diese Platten in den vielen Jahren seit ihrer Veröffentlichung immer wieder auf meinem Plattenteller und später in der CD-Player Schublade landeten. Doch bleibt BEN eine der obskursten Scheiben, die ich überhaupt kenne.
Auf der rockigen Seite sorgten die Swirl-Bands CLEAR BLUE SKY, MAY BLITZ und allen voran WARHORSE bei mir für grosse Begeisterung. Besonders die Band WARHORSE des Ex-Deep Purple Musikers Nick Simper hatte es mir angetan, und meine Begeisterung für diese Band hält bis heute an. Diese Truppe hat für mich zwei der besten je veröffentlichten Alben eingespielt, beide auf demselben hohen musikalischen Niveau. Intelligenter Hardrock mit vielen leisen Zwischentönen, die mich noch heute faszinieren. CLEAR BLUE SKY waren drei Jungs von knapp 18 Jahren, die ein Rock-Brett hinlegten, das sich gewaschen hatte, und das es auch mit den ganz Grossen im Rock aufnehmen konnte. Leider hielt die Band nicht, und für Jahrzehnte konnte man sich nur ob ihrem Debutalbum begeistern. Erst in den 90er Jahren wurde publik, dass die Band eigentlich ein komplettes zweites Album fertiggestellt hatte, das jedoch nie das Licht des Tages gesehen hatte. Mittlerweile kann man es aber kaufen.
MAY BLITZ hatten nach meinem Musikgeschmack eine geniale erste und eine sehr mässige zweite Platte gemacht. Beide Scheiben haben aber geniale Cover Artworks, sind handgezeichnet und fast ausschliesslich in schwarz/weiss und Grautönen gehalten. Solche Covers liebe ich sehr. Ueberhaupt waren die Plattencovers der Vertigo Swirl Scheiben auch immer schon fast ein Kaufgrund an sich, und nicht nur Roger Dean mit seinen Arbeiten für CLEAR BLUE SKY und GENTLE GIANT („Octopus“) oder RAMASES („Space Hymns“), LIGHTHOUSE („One Fine Morning“) und DR. STRANGELY STRANGE („Heavy Petting“) wusste hier zu gefallen. Es waren zum Beispiel auch die Arbeiten von Marcus Keef, der die ersten beiden BLACK SABBATH Covers entworfen hatte, die mir sehr gut gefielen. Ueberhaupt zeichnen sich ausnahmslos alle Vertigo Swirl Platten durch schön anzusehende, manchmal auch künstlerisch sehr anspruchsvolle Covers aus. Das ist bestimmt ein weiterer Grund, warum ich bis heute so fasziniert bin von diesem Label.
Eine äusserst ausgefallene Figur bei Vertigo Swirl fand sich in der Person des seit den Sechziger Jahren aktiven Jazz- und Bluesmusikers GRAHAM BOND, der für dieses Label zwei Platten veröffentlichte, denen eine persönliche Phase als esoterisch angehauchter Hippie zugrunde lag. Die Platten „Holy Magick“ und „We Put Our Magick On You“ treffen wahrscheinlich nicht Jedermann’s Geschmack, und doch finden sich auf beiden Platten jazzig angehauchte Progressiv-Stücke, die einfach auch wieder voll den damaligen Zeitgeist wiederspiegeln und ausgezeichnet mit anderen kontroversen Veröffentlichungen des Labels verglichen werden können. Ein weiterer Jazzmusiker - IAN CARR - hatte zum Beispiel bei Vertigo eine seiner kreativsten Phasen, er experimentierte stark mit verschiedenen musi- kalischen Ausdrucksformen. Dokumentiert sind diese musikalischen Experimente auf insge-samt vier Platten, die er solo oder mit seiner Formation NUCLEUS auf dem Swirl-Label ver-öffentlichte: „Elastic Rock“, „We’ll Talk About It Later“, „Solar Plexus“ und „Belladonna“.
Schliesslich ist auch KEITH TIPPETT erwähnenswert, der Jazzmusiker hat ebenfalls ein musikalisch äusserst interessantes Werk bei Vertigo Swirl veröffentlicht, das einem manchmal den Zugang nicht ganz leicht macht. Die Scheibe „Dedicated To You, But You Weren’t Listening“ ist ein Sammelsurium aus Brassrock, freien Formen des Jazz bis hin zu spannendem, den späteren King Crimson ähnlichem Soundgebräu, für welches zum Beispiel die hervorragenden Gastmusiker Elton Dean und Robert Wyatt von Soft Machine mitverantwortlich zeichneten. Nach der Veröffentlichung der Platte startete KEITH TIPPETT dann sein Projekt „Centipede“, an welchem rund 50 Musiker beteiligt waren.
Ein weiteres Highlight auf dem Swirl Label war sicherlich auch die Band GRAVY TRAIN, die insgesamt vier Platten veröffentlichte, zwei davon („Same“ und „Ballad Of A Peaceful Man“) für Vertigo. Stilistisch war die Band durchaus mit anderen Swirl Bands vergleichbar, so etwa mit WARHORSE oder der etwas mehr dem Mainstream verschriebenen HOKUS POKE (LP „Earth Harmony“), doch die Kompositionen waren vielseitiger, ausgereifter und vor allem progressiver. Progressivrock war beim Vertigo Label für damalige Begriffe nämlich eher unterdotiert. Neben GRAVY TRAIN könnte man höchstens noch Teilarbeiten von BEGGAR’S OPERA, die Band CRESSIDA oder die völlig unbekannten STILL LIFE nennen. Nichts desto trotz haben aber auch diese Bands hervorragende Alben veröffentlicht, die heute noch genauso spannend anzuhören sind wie vor 35 Jahren.
STILL LIFE waren und sind eine meiner Top-Bands unter den Swirl-Schaffenden. Bei dieser Band dominiert eine wunderschöne Hammond B2 den Sound die gesamte Platte hindurch. Schön, dass diese nahezu völlig unbekannt gebliebene Platte mit schöner Regelmässigkeit wiederveröffentlicht wird (derzeit gerade bei Akarma Records).
Kurioses gibt es ebenfalls auf dem Swirl Label. Ich habe zum Beispiel nie so ganz verstanden, wie es ein IAN MATTHEWS mit seinem folky-countryesken Musikstil auf dieses Label geschafft hat („If You Saw Thro My Eyes“ und „Tigers Will Survive“). Müssig zu erwähnen, dass diese Scheiben auch gleichzeitig zwei seiner allerbesten Werke sind. Oder wo hatten die Verantwortlichen von Vertigo wohl die afrikanische Band ASSAGAI ausgegraben, welche die Chance, eine Platte zu veröffentlichen, vermutlich ausschliesslich dem Erfolg der Band Osibisa zu verdanken hatte ? Die Vertigo-Scheibe der Band enthält immerhin eine witzige, in Zulu gesungene Version des Beatles Titels „Hey Jude“, und ist auch sonst eine gar nicht üble Mischung aus traditionellen afrikanischen Klängen und westlichem, vor allem englisch geprägten souligem Funkrock. Kurios war ausserdem auch die Platte „Crucifix In A Horseshoe“ des Blues Sängers PAUL JONES, der hier auf diesem Album keinen Blues, sondern eine sehr krude Mischung aus Poprock und gefälligem Folk ablieferte, die so unspektakulär war, dass sie geradezu floppen musste. Schade eigentlich, denn wenn man mal die Erwartungshaltung beiseite lässt und nicht davon ausgeht, dass hier Blues zu hören sein müsste, dann wird man mit einer sehr schönen Platte belohnt, die einen Platz in der Sammlung allemal wert ist.
Mitunter vergisst man, dass auch ROD STEWART zwei Alben auf Vertigo Swirl veröffentlicht hat. „An Old Raincoat Won’t Ever Let You Down“ und „Gasoline Alley“. Letztere warf immerhin einen kleineren Hit ab, der einem grösseren Publikum auch heute noch bekannt sein dürfte: „It’s All Over Now“ (der Titel von Bobby Womack, von dem es unzählige Coverversionen gibt, Vertigo Swirl 6086 002).
Eine weitere, nahezu völlig unbekannt gebliebene Band war ODIN, die ebenfalls auf Vertigo Swirl ihre einzige Scheibe veröffentlichte. Hier war das Spezielle der Umstand, dass es sich wohl um eine englische Band handelte, die Platte jedoch damals (1972) nur in Deutschland erschien und sie dadurch auch eine andere Bestellnummer als die fortlaufenden englischen Numerierungen trug. Auch die Scheibe „Gasoline Alley“ von ROD STEWART, erschien 1970 nur in Deutschland auf dem Swirl Label und trug dementsprechend ebenfalls eine andere Bestellnummer (6360 500). Die Platte wurde in Amerika und England nämlich auf Mercury Records veröffentlicht. Warum das so war, konnte ich nie in Erfahrung bringen. Die Lancierung des Swirl Labels ausserhalb Englands scheiterte ohnehin. In einigen Ländern rund um den Globus gab es kurzzeitig Swirl-Ausgaben. So sind z.B. die Alben „666“ der grie-chischen Band APHRODITE’S CHILD, sowie ein Soloalbum deren Keyboarders VANGELIS PAPATHANASSIOU auf dem Swirl Label erschienen. Aus Australien kamen BUFFALO, deren Alben „Dead Forever“ und „Volcanic Rock“ ebenfalls das Swirl Logo zierte. Eine mir bis heute völlig unbekannte Platte aus Südafrika („Wednesday’s Child“ von THOMAS F. BROWNE), zwei Alben des amerikanischen Songwriters JIM CROCE („You Don’t Mess Around with Jim“ und „Life And Times“) und sogar die urdeutschen Rocker von ATLANTIS gaben sich bei dem Label die Ehre. Eine weitere Gruppe aus Deutschland, nämlich KRAFTWERK fanden sich ebenfalls auf dem Vertigo Swirl Label: In England wurden 1972 die ersten beiden Platten der Band („Kraftwerk 1“ und „Kraftwerk 2“) als Doppel-LP veröffentlicht. Aus Kanada stammten die Brass- Jazz- oder Pop-Rocker von LIGHTHOUSE, die ebenfalls zwei Platten auf dem Swirl Label herausbrachten: „One Fine Morning“ und das eher seicht-poppige und wenig inspirierte „Thoughts Of Movin’ On“.
Erwähnt werden muss schliesslich auch noch, dass es zwei hochinteressante Projekte leider nicht auf eine LP schafften. Zum einen waren dies Studioaufnahmen von DAVE KELLY, die eigentlich ursprünglich 1971 beim Swirl Label hätten erscheinen sollen, die es dann aber bloss auf eine Testpressung schafften. Ich möchte nicht wissen, wie viele Bucks eine dieser wenigen Testpressungen heute wert sein dürfte. Dann gab es auch noch eine Band namens NECROMANDUS, deren Album zwar schon eine Bestellnummer erhalten hatte (6360 061), dann aber doch nicht erschienen war. Auch hier fehlen mir die entsprechenden Hintergrund- infos, ob die Platte dann irgendwo anders erschienen ist.
Einer der insgesamt drei zum Zeitpunkt des Bestehens der Vertigo Swirl Phase erschienener Sampler war ein Doppelalbum, das 1971 erschien und verschiedene Künstler des Labels vereinigte. Die Platte hiess „Heads Together/First Round“ und besass ein sehr schönes Cover, welches einen Teil der Künstler, die auf dem Label veröffentlichten, zeigte. Die weiteren Sampler, die Vertigo während dieser Zeit veröffentlichte, waren die offiziell erschienene Compilation „The Vertigo Annual 1970“ (6657 001) mit einem tollen Frontcover von Haus-Designer Keef und das Doppelalbum „Suck It And See!“ (6641 116) von 1973, das ebenfalls ein schönes Cover aufwies, und gleichzeitig die letzte Veröffentlichung mit dem legendären Kreisel markierte. Zwei weitere Sampler wurden wohl nur zu Promo-Zwecken hergestellt, sie hiessen „The Vertigo Sampler July 1970“ (6830 032) und „New Vertigo Popular Material April 1971“ (6830 067) und ich habe beide noch nie gesehen. Zumindest „Suck It And See!“ taucht auch immer mal wieder bei Auktionen wie Ebay, bei gemm.com oder auch auf Plattenbörsen auf, und wird mitunter recht günstig bei relativ gutem Allgemeinzustand zum Kauf angeboten. Für Jemanden, der sich eine Uebersicht über die Swirl Veröffentlichungen verschaffen will, sicher eine gute Wahl, zumal der Sampler auch einige eher unbekannte Sachen des Labels bietet.
Für mich haben bei den Vertigo Swirl Veröffentlichungen auch immer die Plattencovers eine ganz spezielle Faszination ausgeübt. Das waren damals in meinen Augen wahre Kunstwerke, zumal die meisten Platten ja auch noch Gatefold-Covers aufwiesen, oder eben die weiter oben bereits angesprochenen Gimmick-Covers, die sich nach links, rechts, oben oder unten aufklappen liessen.
Wissenswertes rund um das legendäre Vertigo Swirl Label findet der Interessierte hier:
www.vertigoswirl.com
STILL LIFE waren und sind eine meiner Top-Bands unter den Swirl-Schaffenden. Bei dieser Band dominiert eine wunderschöne Hammond B2 den Sound die gesamte Platte hindurch. Schön, dass diese nahezu völlig unbekannt gebliebene Platte mit schöner Regelmässigkeit wiederveröffentlicht wird (derzeit gerade bei Akarma Records).
Kurioses gibt es ebenfalls auf dem Swirl Label. Ich habe zum Beispiel nie so ganz verstanden, wie es ein IAN MATTHEWS mit seinem folky-countryesken Musikstil auf dieses Label geschafft hat („If You Saw Thro My Eyes“ und „Tigers Will Survive“). Müssig zu erwähnen, dass diese Scheiben auch gleichzeitig zwei seiner allerbesten Werke sind. Oder wo hatten die Verantwortlichen von Vertigo wohl die afrikanische Band ASSAGAI ausgegraben, welche die Chance, eine Platte zu veröffentlichen, vermutlich ausschliesslich dem Erfolg der Band Osibisa zu verdanken hatte ? Die Vertigo-Scheibe der Band enthält immerhin eine witzige, in Zulu gesungene Version des Beatles Titels „Hey Jude“, und ist auch sonst eine gar nicht üble Mischung aus traditionellen afrikanischen Klängen und westlichem, vor allem englisch geprägten souligem Funkrock. Kurios war ausserdem auch die Platte „Crucifix In A Horseshoe“ des Blues Sängers PAUL JONES, der hier auf diesem Album keinen Blues, sondern eine sehr krude Mischung aus Poprock und gefälligem Folk ablieferte, die so unspektakulär war, dass sie geradezu floppen musste. Schade eigentlich, denn wenn man mal die Erwartungshaltung beiseite lässt und nicht davon ausgeht, dass hier Blues zu hören sein müsste, dann wird man mit einer sehr schönen Platte belohnt, die einen Platz in der Sammlung allemal wert ist.
Mitunter vergisst man, dass auch ROD STEWART zwei Alben auf Vertigo Swirl veröffentlicht hat. „An Old Raincoat Won’t Ever Let You Down“ und „Gasoline Alley“. Letztere warf immerhin einen kleineren Hit ab, der einem grösseren Publikum auch heute noch bekannt sein dürfte: „It’s All Over Now“ (der Titel von Bobby Womack, von dem es unzählige Coverversionen gibt, Vertigo Swirl 6086 002).
Eine weitere, nahezu völlig unbekannt gebliebene Band war ODIN, die ebenfalls auf Vertigo Swirl ihre einzige Scheibe veröffentlichte. Hier war das Spezielle der Umstand, dass es sich wohl um eine englische Band handelte, die Platte jedoch damals (1972) nur in Deutschland erschien und sie dadurch auch eine andere Bestellnummer als die fortlaufenden englischen Numerierungen trug. Auch die Scheibe „Gasoline Alley“ von ROD STEWART, erschien 1970 nur in Deutschland auf dem Swirl Label und trug dementsprechend ebenfalls eine andere Bestellnummer (6360 500). Die Platte wurde in Amerika und England nämlich auf Mercury Records veröffentlicht. Warum das so war, konnte ich nie in Erfahrung bringen. Die Lancierung des Swirl Labels ausserhalb Englands scheiterte ohnehin. In einigen Ländern rund um den Globus gab es kurzzeitig Swirl-Ausgaben. So sind z.B. die Alben „666“ der grie-chischen Band APHRODITE’S CHILD, sowie ein Soloalbum deren Keyboarders VANGELIS PAPATHANASSIOU auf dem Swirl Label erschienen. Aus Australien kamen BUFFALO, deren Alben „Dead Forever“ und „Volcanic Rock“ ebenfalls das Swirl Logo zierte. Eine mir bis heute völlig unbekannte Platte aus Südafrika („Wednesday’s Child“ von THOMAS F. BROWNE), zwei Alben des amerikanischen Songwriters JIM CROCE („You Don’t Mess Around with Jim“ und „Life And Times“) und sogar die urdeutschen Rocker von ATLANTIS gaben sich bei dem Label die Ehre. Eine weitere Gruppe aus Deutschland, nämlich KRAFTWERK fanden sich ebenfalls auf dem Vertigo Swirl Label: In England wurden 1972 die ersten beiden Platten der Band („Kraftwerk 1“ und „Kraftwerk 2“) als Doppel-LP veröffentlicht. Aus Kanada stammten die Brass- Jazz- oder Pop-Rocker von LIGHTHOUSE, die ebenfalls zwei Platten auf dem Swirl Label herausbrachten: „One Fine Morning“ und das eher seicht-poppige und wenig inspirierte „Thoughts Of Movin’ On“.
Erwähnt werden muss schliesslich auch noch, dass es zwei hochinteressante Projekte leider nicht auf eine LP schafften. Zum einen waren dies Studioaufnahmen von DAVE KELLY, die eigentlich ursprünglich 1971 beim Swirl Label hätten erscheinen sollen, die es dann aber bloss auf eine Testpressung schafften. Ich möchte nicht wissen, wie viele Bucks eine dieser wenigen Testpressungen heute wert sein dürfte. Dann gab es auch noch eine Band namens NECROMANDUS, deren Album zwar schon eine Bestellnummer erhalten hatte (6360 061), dann aber doch nicht erschienen war. Auch hier fehlen mir die entsprechenden Hintergrund- infos, ob die Platte dann irgendwo anders erschienen ist.
Einer der insgesamt drei zum Zeitpunkt des Bestehens der Vertigo Swirl Phase erschienener Sampler war ein Doppelalbum, das 1971 erschien und verschiedene Künstler des Labels vereinigte. Die Platte hiess „Heads Together/First Round“ und besass ein sehr schönes Cover, welches einen Teil der Künstler, die auf dem Label veröffentlichten, zeigte. Die weiteren Sampler, die Vertigo während dieser Zeit veröffentlichte, waren die offiziell erschienene Compilation „The Vertigo Annual 1970“ (6657 001) mit einem tollen Frontcover von Haus-Designer Keef und das Doppelalbum „Suck It And See!“ (6641 116) von 1973, das ebenfalls ein schönes Cover aufwies, und gleichzeitig die letzte Veröffentlichung mit dem legendären Kreisel markierte. Zwei weitere Sampler wurden wohl nur zu Promo-Zwecken hergestellt, sie hiessen „The Vertigo Sampler July 1970“ (6830 032) und „New Vertigo Popular Material April 1971“ (6830 067) und ich habe beide noch nie gesehen. Zumindest „Suck It And See!“ taucht auch immer mal wieder bei Auktionen wie Ebay, bei gemm.com oder auch auf Plattenbörsen auf, und wird mitunter recht günstig bei relativ gutem Allgemeinzustand zum Kauf angeboten. Für Jemanden, der sich eine Uebersicht über die Swirl Veröffentlichungen verschaffen will, sicher eine gute Wahl, zumal der Sampler auch einige eher unbekannte Sachen des Labels bietet.
Für mich haben bei den Vertigo Swirl Veröffentlichungen auch immer die Plattencovers eine ganz spezielle Faszination ausgeübt. Das waren damals in meinen Augen wahre Kunstwerke, zumal die meisten Platten ja auch noch Gatefold-Covers aufwiesen, oder eben die weiter oben bereits angesprochenen Gimmick-Covers, die sich nach links, rechts, oben oder unten aufklappen liessen.
Wissenswertes rund um das legendäre Vertigo Swirl Label findet der Interessierte hier:
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