Jan 19, 2016


THE TRIFFIDS - Born Sandy Devotional (Hot Records 1023, 1986)

Aus der Schülerband Block Music heraus enstanden 1980 die Triffids, eine australische Neo Psychedelic Band, die jedoch weniger den bewusstseinserweiternden Sounds der 60er Jahre, sondern eher den träumerischen Folk-Klängen verpflichtet war, die Ingredienzen beider Musikstile jedoch gekonnt vermischte und damit einen tollen eigenen Sound mit hohem Wiedererkennungswert kredenzte, was vor allem auch an den von Bandleader David McComb verfassten hochmelodramatischen Texten lag. Kritiker verglichen die Songtexte und die gesangliche Art des Vortragens von McComb mit dem melancholischen Zynismus von Doors-Sänger Jim Morrison und lagen damit wohl nicht allzu falsch. Nur die Musik war nicht Doors-like, sondern eher bodenständig und wesentlich stärker der Realität verpflichtet als einem undurchdringbaren Drogennebel.

Die Band verstand es gekonnt, der üblichen Band-Besetzung aus Gitarren, Bass und Schlagzeug zusätzliche, oft soundbestimmende Instrumente hinzuzufügen, bei denen es sich oft um einzelne Streich-Instrumente wie Violine, Cello oder Viola handelte. Ihre Songs erhielten dadurch einen fast lieblichen Klang, der manchmal in bewusster Opposition zu den bisweilen recht zynischen Songtexten stand. Gerade diese zusätzliche, stilvoll und punktgenau platzierte instrumentale Garnitur machte letztlich den Reiz der Triffids aus und hob sie von anderen Bands aus einem ähnlichen musikalischen Umfeld, wie beispielsweise den damals angesagten Go-Betweens, den Hoodoo Gurus oder auch Nick Cave ab. Nach einer ersten LP und einem nachfolgenden Mini-Album übersiedelte die Band vom australischen Sydney nach London und veröffentlichte ihr wohl bestes Album "Born Sandy Devotional". Das Album erschien 1986 und wurde sowohl von den Musikkritikern, als auch von den Fans frenetisch bejubelt: Die britische Zeitschrift New Musical Express bezeichnete die Platte als Meisterwerk.

In der Tat bietet das Album einen vielseitigen und herrlichen Mix aus gitarrenseligem Folkrock, der in seinen melancholischen Momenten durchaus mit den weitaus bekannteren Bands dieses Bereichs wie den Waterboys oder The Church locker mithalten konnte. Die Band streute nun neu auch klare Country-Elemente in ihre Musik ein und zeigte sich auch dem alternativen Rock zugetan. Für die Nähe zur Countrymusik sorgte der zu diesem Zeitpunkt neu in die Band eingestiegene Graham Lee mit seinen Lap- und Pedal-Steel Gitarren. In der Besetzung David McComb (Gesang, Gitarre, Keyboards), Robert McComb (Violine, Gitarre, Gesang), Graham Lee (Lap- und Pedal-Steel Guitar), Jill Birt (Gesang, Keyboards), Martyn Casey (Bass) und Alsy McDonald (Schlagzeug, Gesang) entstand unter Mithilfe der Gastmusiker Sally Collins (Gesang), Fay Brown (Gesang), Adam Peters (Cello und Piano), Chris Abrahams (Piano und Vibraphon), sowie Lesley Wynne (Viola) ein berauschendes Werk fernab aller damals gerade angesagten Trends. 

Die gesangliche Darbietung von David McComb war voller Hingabe, sehr emotional und die Melancholie, resultierend aus der Sehnsucht nach der Heimat konnte man überall heraushören. Die Triffids spielten immer Songs mit einem grossen Heimatbezug, waren meist reine Poesie und beschrieben die grosse Weite Australiens, vor allem auch die Einsamkeit und die Entfremdung seiner Menschen. Titel wie etwa "Tarrilup Bridge", "Wide Open Road" oder "The Seabirds" zeugen von der grossen Verbundenheit mit der Heimat. "Stolen Property" und auch "Lonely Stretch" sind grossartige Statements über Verlustängste, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit, die wundervoll musikalisch verpackt sind und den Zuhörer mitten im Herzen erreichen.

Als die Platte die Band in die Independent Charts gehievt hatte, entschloss sie sich dazu, in Australien Ferien zu machen, bevor sie sich wieder in Richtung England aufmachte. An der australischen Nullabor-Küste quartierten sich die Musiker in einem Lager für Schafwolle ein und bauten ein provisorisches Tonstudio für Aufnahmen auf, aus denen letztlich das Nachfolger-Album "In The Pines" resultierte, das noch im selben Jahr (1986) erschien und ebenfalls begeistert aufgenommen wurde. Vor allem die Kritiker schrieben, dass die Triffids als australische Band inzwischen fast besser und authentischer klingen würden als so manche amerikanische Countryrock Band. Schliesslich wurde die Band - wieder zurück in England - von Island Records Chef Chris Blackwell unter Vertrag genommen und erreichte mit weiteren Plattenveröffentlichungen eine weltumspannende Hörerschaft, die der Band treu an Konzerte folgte und ihre Platten kaufte.

Nachdem sich die Band 1990 getrennt hatte, kam sie später immer wieder mal für einzelne Konzerte zusammen, zuletzt im Jahre 2011 im australischen Perth, zusammen mit The Church und Ed Kuepper.

David McComb indes starb am 2. Februar 1999 an den Folgen von übermässigem Alkohol- und Drogenkonsum, den er auch nicht eindämmte, als bei ihm 1996 eine Herztransplantation vorgenommen wurde.

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