Mar 8, 2021



 A-II-Z - The Witch Of Berkeley (Live) (Polydor Records 2383 587, 1980)

Im Bezug auf das Album "The Witch Of Berkeley" konnte man in der Vergangenheit, und eigentlich auch bis heute, alle möglichen stilistischen Bezeichnungen lesen. Es wurde als Meisterwerk bezeichnet oder gar als Meilenstein geadelt. Beide Bezeichnungen halte ich für ein stückweit übertrieben, vor allem weil Ende der 80er Jahre kaum noch jemand die Platte oder die Bandmitglieder kannte. Ich persönlich würde dieses Album eher als vergessenes Juwel der sogenannten NWOBHM, also der New Wave Of British Heavy Metal, bezeichnen.

A II Z's "The Witch Of Berkeley" erschien erstmals im Oktober 1980 und wurde in der Besetzung Dave Owens (Gesang, Gary Owens (Gitarre), Cam Campbell (Bass) und Karl Reti (Schlagzeug) eingespielt. Gegen alle Gewohnheiten handelte es sich bei diesem Debütalbum um eine Live-Produktion. Genau gesagt um das Paradebeispiel eines treibenden Live-Werkes, das stark schwitzend aufgezeichnet wurde. Die Band gab alles und hatte mit ihren neun Original-Songs die besten Argumente auf ihrer Seite: Heavy Metal ohne Schnick-Schnack und ohne die Barrieren eines sterilen Tonstudios.

Herauspicken muss man keinen der neun Titel, was bei der durchgehend hohen Qualität der Songs auch kein Wunder ist. Dazu gesellen sich präzise handwerkliche Fingerfertigkeiten und ein weit mehr als überdurchschnittliches Songwriting. Die rohe Energie des Konzertes ist immer noch spärbar und macht Songs wie "Fun After Midnight", "Glastonbury Massacre", "Witch Of Berkeley" oder "The Romp" noch immer zu einem handfesten Vergnügen.

Die unbedingt empfehlenswerte Ausgabe dieser tollen Platte ist die Edition auf Krescendo Records: Diese packt zu den originalen Konzertaufnahmen zehn weitere Songs auf eine Doppel-CD. Enthalten sind fünf Stücke, die im Jahre 1981 auf Singles veröffentlicht wurden. Besonders den Song "Treason" halte ich für ein weiteres Highlight, sowie "Valhalla Force" und "Ringside Seat", die zwar nicht ganz die Power der Live-Songs aufweisen, aber dafür mit gutem Spielwitz punkten. Ein Erfolg wollte sich scheinbar aber nicht einstellen und so kann der kurze Mitschnitt "BBC Live in Concert" auf CD 2, mit neuer Rhythmusgruppe, durchaus als letztes Lebenszeichen der Band gewertet werden.

Hier werden nochmals die Stücke "The Witch Of Berkeley", "Walk In Distance" und "Danger U.X.B." zum besten gegeben, genauso wie die beiden neuen Stücke "S.O.S." und "Rest In Peace", die erahnen lassen, was von A II Z noch alles an hoher musikalischer Qualität hätte kommen können. Gary Owens Ausstieg im Jahre 1982 besiegelte das Ende der Truppe, die zwar versuchte, mit dem neuen Bandnamen Aurora weiterzumachen, aber sich nach einer Single unwiederbringlich auflöste, als Polydor Records den Plattenvertrag kündigte. Die Musiker verschwanden schliesslich fast alle im luftleeren Raum. Einzig der nur kurzzeitig engagierte Schlagzeuger Simon Wright konnte sich einen Namen machen. Er war zur Stelle als zum Beispiel AC/DC oder Dio den Platz hinter der Schiessbude neu besetzen mussten.




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