GARY MOORE - Corridors Of Power (Virgin Records V 2245, 1982)
Gary Moore wuchs als Sohn eines Veranstalters mit vier Geschwistern in Ost-Belfast auf. In seiner Familie gab es viele Schwierigkeiten. Er verliess mit 16 Jahren sein Elternhaus und ging nach Dublin. Ein Jahr darauf trennten sich seine Eltern. In Dublin verdiente sich Moore ab 1969 sein erstes Geld als Musiker, zusammen mit Phil Lynott. Die gemeinsame Band Skid Row, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen US-amerikanischen Rockband, veröffentlichte zwei Alben. Starken Einfluss auf Moore übte in dieser Zeit der Gitarrist Peter Green mit seiner Band Fleetwood Mac aus, den er in Dublin und London persönlich kennen lernte. Ende 1971 verliess Moore die Band Skid Row und unterstützte die Folkrock Band Dr. Strangely Strange als Gastmusiker, um dann 1973 die erste Gary Moore Band zu gründen, bei der er auch den Gesang übernahm. Das einzige Album "Grinding Stone" (1973) blieb erfolglos und die Band löste sich wieder auf. 1974 schloss sich Moore Thin Lizzy an und war wieder mit Phil Lynott in einer Band. Dort blieb er jedoch nur kurze Zeit. Danach arbeitete er als Studiomusiker, unter anderem für Jonathan Kelly und Eddie Howell.
1975 gründete Moore zusammen mit dem Schlagzeuger Jon Hiseman, dem Keyboarder Don Airey, dem Bassisten Neil Murray und dem Sänger Mike Starrs die Jazzrock-orientierte Formation Colosseum II. 1978 löste sich die Band nach drei Studioalben und vielen Konzerten auf. Moore arbeitete danach weiter als Studiomusiker und beteiligte sich an Alben von Andrew Lloyd Webber, Gary Boyle und Rod Argent. 1978 startete Moore erneut einen Soloversuch mit dem Album "Back On The Streets", das die erfolgreiche Single "Parisienne Walkways" enthielt, die in Zusammenarbeit mit Phil Lynott entstand und bis zuletzt Teil von Gary Moores Live-Repertoire war. 1978 schloss er sich wieder der Band Thin Lizzy als Ersatz für Brian Robertson an und spielte mit Thin Lizzy das Album "Black Rose" ein. Überraschend verliess Moore Thin Lizzy 1979 wieder während einer US-Tournee. Danach gründete er mit Mark Nauseef, mit dem er bei Thin Lizzy zusammen gespielt hatte, das kurzlebige Projekt G-Force und wurde Gitarrist in der Band von Greg Lake.
In den nachfolgenden Jahren setzte sich Moore allmählich als Gitarrenvirtuose in der Hardrock- und Heavy Metal-Szene durch. Das ehemalige UFO-Mitglied Neil Carter wurde 1983 zu einem wichtigen Co-Musiker für Gary Moore. "Corridors Of Power" war das vierte Soloalbum. Es erschien im September 1982 und markierte den Durchbruch Moores in der internationalen Hardrock Szene. "Corridors Of Power" galt als das erste echte Heavy Metal-Album des Gitarristen. Nach den unvollendeten Aufnahmen seines Albums "Dirty Fingers" schloss sich Gary Moore im August 1981 der Band von Greg Lake an. Mit Lake spielte er ein Album ein und ging für mehrere Monate auf Tournee. Anfang 1982 wandte sich Moore aber wieder mehr seiner Solokarriere zu und nahm mit einer eigenen Band mehrere Demos auf. Zwar war er in der Folge noch an einem zweiten Album mit Lake beteiligt, doch bis zum Herbst des Jahres fand die Zusammenarbeit schliesslich ihr Ende.
In der Zwischenzeit hatte Moore einen Vertrag bei Plattenfirma Virgin Records unterzeichnet. Schon im Frühjahr 1982 stellte er sich eine neue Band zusammen, die mit Ian Paice am Schlagzeug (Deep Purple), Neil Murray am Bass (Whitesnake) und Tommy Eyre am Keyboard (Greg Lake) aus einer Reihe namhafter Musiker bestand. In dieser Besetzung ging man schliesslich ins Studio und spielte das Album "Corridors Of Power" ein. Den Gesang übernahm Moore erstmals weitgehend selbst, lediglich bei dem Stück "End Of The World" stand mit Jack Bruce (Cream) ein anderer Leadsänger am Mikrophon. Das in den Londoner Townhouse Studios aufgenommene Album war eine Mischung aus harten Rocksongs und eingängigen Balladen. Textlich überwogen einfache Liebeslieder; mit dem epischen "End Of The World" griff Moore aber auch wieder das Thema des Atomkriegs auf, das er schon auf seinem Album "Dirty Fingers" behandelt hatte. "Wishing Well" war die Coverversion eines Stücks der Band Free. Der Name "Corridors Of Power" stammte aus einem Roman des Autors C. P. Snow und bezog sich auf den Sitz der britischen Regierung in Whitehall.
Mit seiner Studioband spielte Moore im Sommer 1982 erste Konzerte in England. Als Sänger engagierte er dafür den Amerikaner Charlie Huhn (Ted Nugent), mit dem er eineinhalb Jahre zuvor schon das Album "Dirty Fingers" eingespielt hatte. Huhn schien die Erwartungen aber nicht erfüllt zu haben und ging schon Ende August wieder zurück nach Detroit. Nach Abschluss der kleinen Vorab-Tournee wurde das Album im September 1982 schliesslich veröffentlicht. Mit "Corridors Of Power" erlebte Moore seinen kommerziellen Durchbruch. Virgin Records unterstützte ihn deutlich mehr als seine alte Plattenfirma und brachte Singles, EPs und Bonusmaterial zu dem Album heraus. Im Oktober 1982 stieg "Corridors Of Power" für mehrere Wochen in die britischen Albumcharts ein. Grosse Erfolge feierte Moore auch in Japan und in den USA hielt sich das Album im nächsten Jahr insgesamt dreizehn Wochen in den Charts.
Nachdem das Album veröffentlicht war, ging Moore im Herbst 1982 auf eine ausgedehnte Welttournee. Für Charlie Huhn kam der Sänger John Sloman (Lone Star, Uriah Heep) in die Band und Tommy Eyre wurde als Keyboarder durch Don Airey (Rainbow) ersetzt, der wie Huhn schon an "Dirty Fingers" mitgewirkt hatte. Die Band kam 1983 auch nach Japan, wo im Januar das Livealbum "Rockin' Every Night" aufgenommen wurde. Danach verliess Sloman die Band wieder und Moore übernahm den Gesang von nun an endgültig selbst. Das Live-Glanzstück "Wishing Well", welches gegenüber der Originalversion von Free durch ausdrucksvolle und auch heulende Riffs auffiel, das allein schon durch den Titel provozierende "Don’t Take Me For A Loser" und das als Single veröffentlichte balladeske "Falling In Love With You" galten rasch als die besten Songs dieses Albums In der 1998 erschienenen Rock Hard-Enzyklopädie wurde allerdings nur erwähnt, dass Gary Moore seine Soloexzesse auf melodische Gitarrenläufe reduzierte und sich durch Übernahme des Lead Gesangs von unzuverlässigen Sängern unabhängig gemacht hatte. Anlässlich von Wiederveröffentlichungen schrieb der Kritiker Götz Kühnemund 2001 im Rock Hard, Moore habe frühzeitig einen völlig eigenen, unverwechselbaren Gitarrenstil besessen. Als Hymnen bezeichnete er die Songs "End Of The World", "Don’t Take Me For A Loser", "I Can’t Wait Until Tomorrow" und "Cold Hearted". Das ganze Album sei ein Meilenstein und klinge 19 Jahre nach der Erstveröffentlichung kein bisschen veraltet. Und Alan Tepper stellte 2003 in der Zeitschrift Eclipsed fest, die Stücke seien hart und schnell, wofür insbesondere der Konzertklassiker "Rockin' Every Night" stehe. "End Of The World" habe jeden Gitarristen erblassen lassen. Für Abkühlung im Härtemaximum des Ausnahmegitarristen sorge das Cover "Wishing Well".
Mit "Corridors Of Power" (1982) und "Victims Of The Future" (1983) etablierte sich Moore im Hardrock-Genre. Das nachfolgende Album "Victims Of The Future" enthielt mit der Ballade "Empty Rooms" eines seiner bekanntesten Stücke. Spätestens mit dem Album "Run For Cover" (1985) war Gary Moore eine feste Grösse als Rockgitarrist. Das Album enthielt unter anderem die Single "Out In The Fields", an der auch Phil Lynott beteiligt war. Bekannte Mitmusiker waren in dieser Zeit Ian Paice, Glenn Hughes und Tommy Aldridge. Seine Position als stilistisch vielseitiger Hardrock-Gitarrist und versierter Sänger festigte Moore mit dem Album "Wild Frontier" (1987), das durch Irish Folk Einflüsse geprägt war. "Wild Frontier" war dem 1986 verstorbenen Phil Lynott gewidmet, worauf die Plattenhülle mit dem Aufdruck 'For Philip' hinwies. Der auf dem Album enthaltene Song "Johnny Boy" war ebenfalls ein Tribut an Phil Lynott. "Wild Frontier" blieb Gary Moore's einziges Celtic Rock Album, auch wenn der Nachfolger "After The War" (1989) weitere irische Einflüsse (zum Beispiel im Song "Blood Of Emeralds") widerspiegelte. "Wild Frontier" enthielt mit der Single "Over The Hills And Far Away" einen bekannten Song des Celtic Rock.
"After The War beschäftigte sich thematisch unter anderem mit dem Nordirland Konflikt ("Blood Of Emeralds") und dem Vietnamkrieg ("After The War"). Des Weiteren äusserte sich Moore in "Led Clones" (mit Ozzy Osbourne) kritisch über Rockbands, die sich zu sehr an Idolen wie Led Zeppelin orientierten, ohne eigene musikalische Identität zu entwickeln. Auch auf diesem Album erinnerte Moore an seinen verstorbenen Freund Lynott: "the darkest son of Ireland, he was standin’ by my side" (im Song "Blood Of Emeralds"). Nach der Veröffentlichung dieses Werks orientierte sich Gary Moore zunehmends am Blues und konnte in den folgenden Jahren mit Alben, die klar vom Blues dominiert waren, seine grössten kommerziellen Erfolge feiern.
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