LOCKSLEY HALL - Locksley Hall
(Or Records OR-13, 1996 / Originalaufnahmen von 1969)
Es ist liebevollen Spinnern wie beispielsweise den brettharten Plattensammlern Jade Hubertz, Stan Denski und Rick Wilkerson zu verdanken, dass immer wieder musikalische Perlen das Licht der Welt erblicken, die für immer verschollen geblieben wären, würde es solche zumeist selbstlose, rein der Sache verpflichtete Gönner nicht geben. Die drei überzeugten Psychedelik- und Hippie-Rock Freaks aus Indianapolis USA gründeten 1993 ein Kleinstlabel, das zu dem Zweck gegründet wurde, Platten, die entweder nur in Kleinstauflage oder sogar gar nicht veröffentlicht worden waren, einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Das Or Records genannte Label brachte in den folgenden Jahren insgesamt 18 Platten und CDs heraus, bevor sich die Firma in Aether Records umbenannte. Von den wenigen veröffentlichten Alben auf Or Records dürfte das unter Sammlern sehr begehrte Gitarren-Psychedelik Album "See ?" von WINDOPANE wohl das Bekannteste sein. Die Band um die später eher im Country-Bereich tätige Sängerin und Gitarristin Beki Brindle konnte ihre beiden Alben auf dem Label herausbringen, neben "See ?" noch das nachfolgende Werk "Lucky Catatonia".
Locksley Hall wiederum war eine der eher bekannteren Psychedelik Bands an der Nordwestküste der USA, die von 1967 bis 1970 existierte und zumeist wesentlich bekanntere Acts dieses musikalischen Bereichs als Supporting Act begleiten durfte. Das Problem, nicht bekannter zu werden lag keinesfalls an mangelnden spielerischen Qualitäten der Musiker, sondern vor allem darin, dass sich für das im Jahre 1969 unter der Leitung des lokal sehr angesehenen Gitarristen Ned Neltner (Mark Five, Gas Company, Junior Cadillac) und vom Sound-Techniker der legendären SONICS Kearny Barton produzierte Album kein Plattenlabel fand, welche das Werk veröffentlichen wollte. So blieben die 11 eingespielten Songs bis 1996 unveröffentlicht, die Band auch weitestgehend unbekannt, bis sich die drei Recken von Or Records der originalen Studiobänder der Songs annahmen und sie restaurierten, um sie in einer limitierten Auflage von gerade mal 300 LP's zu veröffentlichen.
Der äusserst bunte und vielfältige Psychedelik Rock Cocktail von Locksley Hall klingt wie eine herzhafte Mixtur verschiedenster Stilrichtungen. Allen Stücken war allerdings gemeinsam, dass sie über viele typische Elemente des damaligen Psychedelik Rocks und des aufkeimenden Progressive Rocks verfügten. Ein bisschen IT'S A BEAUTIFUL DAY Hipness, etliche JEFFERSON AIRPLANE Versatzstücke, sowie Gitarrenpassagen, die immer wieder an BIG BROTHER & THE HOLDING COMPANY erinnerten. Warum diese Mischung damals bei den Plattenfirmen keinen Anklang fand, bleibt eines dieser grossen Rätsel, für die es keine schlüssige Antwort gibt: Sowohl gesanglich, wie was das instrumentale Können der Musiker anbelangt, brauchte sich die Band nicht unter den ganz Grossen der Szene zu verstecken.
Durch den Umstand, dass die Musiker die verschiedenartigsten Musikstile zu einem homogen klingenden Gesamtwerk vereinigen konnten, hörte sich ihre Platte fast wie ein Sampler der ausgehenden 60er Jahre an, auf welchem sowohl die Fans von West Coast Music wie von Psychedelik Rock gewiss ihre Freude gehabt hätten, denn ausser an die bereits Genannten erinnerten ihre Songs durchaus auch an COUNTRY JOE & THE FISH, THE CHARLATANS oder auch an THE ASSOCIATION, denn bei aller hippiesken Vernebelung waren Locksley Hall auch sehr sehr melodiös und bewiesen ein grosses Gespür für tolle Songs. Auch waren die Songs des Albums professionell aufgenommen und abgemischt worden und klingen heute, verglichen mit unzähligen anderen, wesentlich bekannteren Alben aus jener Zeit, mindestens gleichwertig gut. Wer ausserdem mit dem Frühwerk von GRATEFUL DEAD vertraut ist, wird auch einige Gitarren-Stellen auf dem Album finden, durch die schon fast der Geist von Jerry Garcia weht. Toll!
Ausserdem spielten Locksley Hall immer mit einer gewissen Härte im Sound, weniger soft beispielsweise als damals die meisten Psychedelik Bands. Dadurch wirkten ihre Songs wesentlich knackiger und forscher, was sich in einer hör- und spürbaren Dynamik in den Titeln niederschlug. Ein tolles Werk, das man hin und wieder noch finden kann und das sich lohnt, gehört zu werden. Interessant am Rande vielleicht noch, dass das Album damals für das immerhin sehr bekannte Epic Label von Columbia Records aufgenommen wurde, aber leider in den Archiven verschwand.
Songs
1.Locksley Hall (Poem)
2.Boy
3.Let Me Blow Out Your Candle
4.Baby Blue Eyes
5.D-O-P-E
6.Some Say Love
7.What Does A Lonely Heart Do ?
8.Que-Bell
9.Wake Up (Tubby’s Tune)
10.When Autumn Leaves Turn To Gold
11.Locksley Hall (Poem)
Band Line-Up
Ben Stanley - Gitarre, Gesang
Shannon Svenson - Gesang
Kevin Svenson - Gesang
Roy Castleman - Bass, Gesang
Denny Langdale - Keyboards
Randy Thompson - Schlagzeug
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