HOLLOW EARTH - Out Of Atlantis (Sound Effect Records SERC046, 2017)
Hollow Earth sind geheimnisvoll. Die Band präsentiert sich als die offiziell sanktionierte Musikabteilung der Societé de la Terre Creuse, der Torwächter der geheimen Welt von Shambhalla, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bildungsarbeit der Organisation durch das kraftvolle Massenmedium Psychedelic Rock zu finanzieren. Das lässt einen zunächst einmal etwas ungläubig, aber augenzwinkernd und nach dem ersten Anhören einigermassen sprachlos und ratlos zurück. Denn was die aus Stockholm beheimatete Dreier-Mannschaft hier abliefert, ist wundervoller, fluffiger, manchmal etwas dezent härterer, aber immer sehr stimmungsvoller und extrem warmer Vintage-Rock, der sich nicht wie andere sogenannte Retro-Bands einfach stilistisch erkennbar irgendwo anhängt, um letztlich wie ein Evergreen zu klingen, der keiner ist. Nein, Hollow Earth haben sich dem frühen Progressive und Underground Rock verschrieben, und als Besonderheit: da dem hochmelodischen und vielleicht etwas Folk-verliebten britischen Underground, wie er etwas zu Ende der 60er Jahre von den frühen Deep Purple, aber noch mehr von Bands wie Pink Floyd in der Post-Syd Barrett Aera gespielt wurde.
"Es gibt diesen leicht salzigen Geruch in der Luft des frühen British Progressive Rock, ein bisschen King Crimson vielleicht, ein bisschen Spring. Die Orgel und Streicher und die manchmal leicht unheimliche Stimmung erinnern mich ein wenig an die verrückte Welt von Arthur Brown" hat beispielsweise der Musikhistoriker Daniel Dellamorte die Musik auf dem Album "Out Of Atlantis" bechrieben, und ich denke, das trifft es ziemlich gut. Allen Songs auf dem Album ist eine gewisse Düsterheit anheim, die man so eigentlich noch nicht gehört hat, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit so harmonischen und melodischen Songs. Eine faszinierend morbide Note haben Hollow Earth ihrem durchaus eigenständigen Vintage Progressive Rock beigemengt, sodass die ganze Platte irgendwie romantisch, aber doch auch immer wieder geheimnisvoll und stellenweise recht bedrohlich wirkt. Dadurch bricht die Band nie aus, sie bleibt verhalten und zurückgenommen, versucht, die Düsternis über die ganze Distanz des Albums zu bringen, was ihr auch ausgezeichnet gelingt. Etwaige Ausbrüche in Lärm-Teile, wie sie von vielen anderen Vertretern des Retro Hard-, beziehungsweise Progressive Rock gespielt werden,fehlen praktisch zur Gänze, was dem Genuss der ganzen Platte natürlich höchst förderlich ist: Die Stimmung, mit welcher das Album beginnt, hält sich bis zum Schluss, bleibt dabei aber immer spannend und lässt nie hör- oder spürbar nach.
Hollow Earth, das sind die drei Musiker Cristóbal Nemo, der soundbestimmende Anführer und auch Hauptkomponist, der sich als wahrer Universal-Instrumentalist beweist. Er spielt auf "Out Of Atlantis" die Hammond B3 Orgel, ein Wurlitzer Klavier, ein Grand Piano, das Mellotron, verschiedene modulare Synthesizer, Ribbon Synthesizer, ein Spinett, das Vibraphon, ausserdem alle elektrischen und akustischen Gitarren und verschiedene Perkussionsintrumente. Ausserdem stellt er seine Fähigkeiten auch am Mikrophon unter Beweis, und erledigt auch diese Aufgabe beeindruckend und mit dem gewissen Früh-70s-Flair, das zu der Musik von Hollow Earth hundertprozentig passt. Seine beiden Begleiter sind der Bassist und Sänger Don Pharoah und der Schlagzeuger Rod Handel. Alle drei Namen klingen so gar nicht schwedisch, weshalb stark davon auszugehen ist, dass es sich hierbei um Pseudonyme handelt,was aber bisher nicht herauszufinden ist. Produziert wurde das Album von Ray Pescador, der auch einige Gitarren-Parts zu dem Album beitrug und die spärliche Info auf der Platte weist Cristóbal Nemo als alleinigen Komponisten der Songs aus. Zusätzlich wird für das Stück "Electric Eden" das wohl ebenso mysteriöse und kaum unter seinem richtigen Namen aufspielende 'Quintette Terre Creuse' als Streichergruppe genannt.als Streichergruppe genannt.als Streichergruppe genannt.
Was die Band und der wohl ganz bewusst aufgebaute neblige Schleier um ihre Identität so interessant macht, ist - neben der absolut hervorragenden Musik - dass die Mitglieder von Hollow Earth mit einem geheimen Kult verbunden sein sollen und mit den selbsternannten Torwächtern von Shambhalla leben. Ihr Zirkel wurde anscheinend von Nicholas Roerich in Naggar im Himalaya in den 30er Jahren gegründet, und sie würden fortwährend die Wahrheit gegen Diejenigen, die an eine feste Erde glauben würden, verteidigen. Die Band bedient sich dabei dem Mysterium der sogenannten 'Hohlen Erde' (Hollow Earth). Die Lehre des Klangkörpers postuliert prinzipiell, dass eine Vollkugel ohne Hohlräume überhaupt nicht in der Lage wäre, eine lebendige Schwingung zu erzeugen. Da nun die Erde ein Resonanzkörper auf der Schwingungsfrequenz des Tones G wissenschaftlich dokumentiert ist, stellt sich die Frage, warum es keine für Lebewesen bewohnbaren Untergründe geben kann. Es stellt sich weiterhin die Frage, welche Wissenschaft so vermessen sein darf, das Erdinnere zu kennen, ohne es jemals wirklich erforscht zu haben. So äusserste sich der Ozeanograph Mark Desmond. Grund genug, aufgrund dieser interessanten Aussage, die Hohle, oder auch Innere Erde-Theorie etwas näher zu beleuchten.
Laut der wissenschaftlichen Annahme besteht die Erde aus einem festen Kern, einem Mantel, einer Übergangszone, dem Oberen Mantel und der Erdkruste. Die Entfernung vom Erdmittelpunkt zur Oberfläche beträgt rund 6370 Kilometer. Seit vielen Epochen der Erdgeschichte stösst man aber immer wieder auf die Theorie einer hohlen Erde, die von menschenähnlichen friedfertigen Wesen bewohnt wird, die uns normalen Menschen weit überlegen sind, eine eigene Sonne im Zentrum hat, eine üppige Vegetation besitzt und zwei je über 2000 Kilometer grosse Öffnungen an den beiden Polen haben soll. Oft werden zu diesem Thema ganz bestimmte Mythen als Hinweise herangezogen, die eine hohle und bewohnbare Erde beschrieben haben sollen, die aber nicht immer zutreffend sind. Weder in der Bibel wird das Paradies als einen Ort im Innern der Erde genannt,noch ist Asgard aus der germanischen Mythologie jener Ort. Im Gegenteil: Asgard ist der Ort im Himmel, wo die Götter wohnen. Wenngleich Mythen wie auch die Bibel breite Interpretationsmöglichkeiten zulassen.
Die erste Theorie auf wissenschaftlicher Grundlage bezüglich einer Hohlen Erde basierte auf den Ergebnissen von Edmond Halley aus dem Jahre 1692, der unter anderem aufgrund der neuen Gravitationstheorie Newtons eine hohle Erde ableitete. Einige weitere Wissenschaftler griffen diese Theorie später auf und untermauerten mit ihrerseits neuen Erkenntnissen die Möglichkeit einer hohlen Erde, wie beispielsweise der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler oder der schottische Physiker und Mathematiker Sir John Leslie. In der Literatur wurde das Thema seither bekanntermassen mehrmals aufgegriffen, Jules Vernes Roman 'Die Reise zum Mittelpunkt der Erde' geniesst diesbezüglich geradezu Kultstatus. Um das 19. Jahrhundert herum, als sich die Menschen nach jahrhundertelanger Herrschaft des Christentums wieder mehr den Geheimnissen und Möglichkeiten des Lebens öffneten, wurden einige Anläufe für Expeditionen zu den möglichen Öffnungen zur Inneren Erde, die man an den beiden Polen vermutete, mehr oder weniger erfolglos geplant und unternommen.
Die dem deutschen Nationalsozialismus nahe 'Thule' Gesellschaft, ein Geheimbund, wollte zu Anfang des 20. Jahrhunderts anhand Übersetzungen herausgefunden haben, dass tibetische, indische und griechische Schriften darauf hinweisen würden, dass die Erde hohl und im Innern bewohnt sei. Daraufhin sollen sich während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche deutsche U-Boote und Flugzeuge in Richtung Antarktis aufgemacht haben, um den Eingang zur Inneren Erde auszumachen und zu erforschen. So soll auch der Name 'Neuschwabenland' für dieses Gebiet entstanden sein. Auch der Begriff 'Agartha' taucht unweigerlich auf, sobald man sich auf die Suche nach Informationen zu einer hohlen oder inneren Erde im Netz macht. Bekannt wurde der Begriff Agarthi oder Agartha vor allem durch den Autor Ferdinand Ossendowski, der 1924 das Buch 'Tiere, Menschen und Götter' während seines Aufenthalts in Zentralasien schrieb. Er berief sich bei der Beschreibung eines unterirdischen Reiches dabei hauptsächlich auf die mystischen Überlieferungen aus der Mongolei und dem Tibet. Dort existiert die geheimnisvolle und mystische Tradition von Agharti. Agarthi (in der Mongolei), Agartha (in Indien) beziehungsweise Shambala in Tibet, ist ein Volksglauben, der besagt, dass eine Welt unter dem Hochplateau in den Bergen von Zentralasien existiert und von Supermenschen bewohnt wird.Unter Tibet sollen die Nachkommen des versunkenen Kontintens Atlantis leben.
Auch 'Etidorhpa', ein Science Fiction Roman aus dem Jahre 1895, der eine bewohnte innere Erde beschrieb, enthalte, so heisst es in der Einleitung der deutschen Ausgabe, mehr wissenschaftliche und metaphysische Wahrheiten als heutige Lehrbücher. In einem nicht ausgewiesenen Zitat aus dem Buch 'Die ultimative Realität' von Joseph H. Cater heisst es, dass jeder intelligente Leser von 'Etidorhpa' erkennen müsse, dass es sich nicht um Science Fiction handle. Manche Menschen legen wegen bestimmten darin geschilderten Ereignissen nahe, dass es sich bei dem Autor Drury um einen abtrünnigen Freimaurer namens William Morgan handelt, den es angeblich auch wirklich gab. Später sollte sich herausstellen, dass der Pharmakologe und Apotheker John Uri Lloyd hinter dem Synonym Drury steckte. Und Lloyd hatte angeblich später selbst erklärt,um Gerüchten entgegenzuwirken, dass er sich die Geschichte nur ausgedacht hatte. Von Einigen wird 'Etidorhpa' als sarkastische Schmähung des Freimaurertums angesehen. Es stellte sich jedoch auch die Frage: Kann man sich die teils unglaublich detaillierten Beschreibungen einer anderen Welt wirklich einfach so ausdenken ?
Die Hohle Erde tatsächlich besucht haben wollten hingegen nach eigenen Angaben die beiden Norweger Jens Jansen und sein damals 19 jähriger Sohn Olaf, die bei einer weiten Seefahrt mit einem kleinen Fischerboot im Jahre 1829 zufällig ins Erdinnere gelangten. Beide blieben knapp drei Jahre dort. Bei der Fahrt zurück nach Norwegen überlebte nur Olaf, der aufgrund seiner verrückt anmutenden Erzählungen über das Innere der Erde für 28 Jahre in eine Irrenanstalt gesteckt wurde. Nach seiner Freilassung und der Emigration in die USA schrieb er seine Erlebnisse detailliert nieder: Üppige Wälder und Sandstrände säumten das Ufer am Fluss eingangs in das Zentrum der anderen Welt. Die Vegetation wuchs in verschwenderischem Überfluss, allerlei Früchte boten den allerköstlichsten Geschmack auf. Weintrauben bis zu 1,50 Meter Länge, an denen die einzelnen Beeren so gross wie Orangen waren, und Äpfel, die einen grösseren Umfang als ein Menschenkopf hatten, repräsentierten den enormen Wuchs aller Dinge in der inneren Erde. Die heimischen menschenähnlichen Wesen dort sollen zwischen 3,30 und 4,50 Meter gross gewesen sein, sehr geduldig, sanftmütig, freundlich und zuvorkommend zu ihren neuen Gästen. Das warme Licht einer Art Zentralsonne aus dem Inneren war allgegenwärtig und erhellte die Landschaft. Die Beförderungsmittel sausten in hohem Tempo völlig geräuschlos und in perfekter Balance auf einer einzelnen eisernen Schiene dahin. Die Wesen waren sehr spirituell und sprachen eine Art Sanskrit.
Da sich nach den kosmischen Gesetzen Alles, also sowohl Innen sowie Aussen, beziehungsweise Oben wie Unten, in irgendeiner Form gleicht, sollte man die Theorie der 'Hohlen Erde' nicht einfach als Spinnerei abtun. Sowohl unser Lebensantrieb, die roten Blutkörperchen, als auch die für die Fortpflanzung zuständige Eizelle, besitzen keinen Zellkern, sondern haben einen Hohlraum. Warum dann nicht auch unser Planet Erde ? Oder handelt es sich bei den Manuskripten um niedergeschriebene Visionen? Visionen, die in den morphogenetischen Feldern der Erde gespeichert sind und die von Menschen bereits in früheren Ur-Inkarnationen erlebt und gesehen wurden ? Zu Zeiten, als die Erde noch ein paradiesischer Ort war ? Die Kola-Bohrung in Russland in den 70er Jahren war mit rund 12 Kilometern das bisher tiefste Loch, das jemals in die Erde gegraben wurde. Der Radius, also die Entfernung von der Erdoberfläche bis in die Mitte der Erde beträgt über 6370 Kilometer.
Bei aller Satellitentechnik und der vielen Astronauten, die den Planeten Erde von oben schon gesehen haben, fragt man sich jedoch berechtigterweise, ob die Theorie der Hohlen Erde pure Science Fiction ist oder wer und/oder was Interesse daran hat, die Menschheit im Glauben zu lassen, die Erde sei ein fester geschlossener Körper ? Gibt es dort tatsächlich jene beschriebenen Zivilisationen, die beispielhaft aufzeigen, wie ein menschen- und damit artgerechtes Leben möglich wäre, übertragbar vielleicht auf unsere 'Obererde' ? Erkenntnisse,die möglicherweise in den Untiefen des Ozeans verschollen bleiben sollen. Vielleicht aber erfüllt die Möglichkeit einer inneren Erde auch nur unsere Sehnsucht und Hoffnung auf ein paradiesisches Leben in Fülle für jeden, in Frieden und bedingungsloser Liebe aller Lebewesen. Oder es eröffnet sich uns ein vorurteilsfreier Geist und die Erkenntnis, dass wir selbst Erbauer unserer geistigen Mauern sind, die wir jederzeit selbst einreissen können und auch einreissen sollten, wollen wir ein friedliches und selbstbestimmtes Miteinander zwischen den Völkern hier oben auf der Erdoberfläche. Wir sollten unseren Geist öffnen für das Unmögliche und damit unsere selbst gesetzten Grenzen sprengen, damit wir zu dem werden, wer wir wirklich sind, und immer waren.
Um zum Schluss noch einmal auf die Gruppe Hollow Earth und das Album "Out Of Atlantis" zurückzukommen, das sich eindeutig mit diesem Mysterium befasst: Musikalisch sind die drei Musiker mindestens so mystisch unterwegs wie die Geschichte, die sie hier akustisch umsetzen. Wem frühe Deep Purple (Mark I) und die frühen Pink Floyd der "Ummagumma"-Phase gefallen, der wird hier ein prachtvolles Album finden, das ihn hundertprozentig überzeugen wird. Auch Iron Butterfly und eine Reihe von Bands der späten 60er und frühen 70er Jahre kann man ausmachen. Tolle Gitarrensounds, viele typische Canterbury Versatzstücke sind ebenfalls hörbar. Das Werk verbreitet eine ganz eigentümliche Stimmung, die man im Grunde als britischen Proto-Prog bezeichnen kann. Aufgrund der soundtechnischen Umsetzung könnte man durchaus glauben, dass dieses Werk im Jahre 1971 veröffentlicht worden ist. "Out Of Atlantis" ist für meinen höchst persönlichen Geschmack eines der besten Retro Rock-Werke der vergangenen Jahre.
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