BUTTHOLE SURFERS - Electriclarryland
(Capital Records 7243 8 29842 14, 1996)
Die Butthole Surfers wurden im Jahre 1981 von Gibson 'Gibby' Haynes (Gesang) und Paul Leary Walthall (Gitarre) in San Antonio gegründet. Beide Musiker waren sich bereits 1977 als Studenten an der dortigen Trinity University begegnet. Zu ihnen stiess 1983 Jeffery 'King' Coffey als Schlagzeuger. Diese drei bildeten über die folgenden Jahre des Bestehens der Band die Kernmitglieder. Weitere vorübergehende Mitglieder waren unter anderem auch Teresa Taylor als zweite Schlagzeugerin und mehrere Bassisten, unter ihnen Jeff Pinkus, Andrew Weiss, Bill Jolly und Mark Kramer. Die erste gleichnamige EP veröffentlichten die Butthole Surfers im Jahre 1983 für Jello Biafra's Plattenlabel Alternative Tentacles, im folgenden Jahr wurde eine Live-LP aufgenommen, um die aus dem Ruder gelaufenen Ausgaben für die Aufnahmen zur ersten Platte wieder auszugleichen. Schon auf ihrer Debüt-EP provozierten sie mit Titeln wie "The Shah Sleeps In Lee Harvey's Grave" und "The Revenge Of Anus Presley". Das erste Album "Psychic Powerless Another Man's Sac" aus dem Jahre 1984 nahmen sie für das Label Touch and Go Records auf. Neben Hardcore Punk war der Sound der Band in dieser Zeit noch stark beeinflusst durch Psychedelic Rock und Heavy Metal. Diese Mischung machte sie zu einer Vorläuferband des Grunge Rock. Jedoch veränderte sich ihr Sound im Laufe der Jahre. Das zweite Album "Rembrandt Pussyhorse" aus dem Jahre 1986 erinnerte mit seinen experimentellen Klängen an Avantgarde Bands wie die Einstürzenden Neubauten oder die Residents.
Erst ihr drittes Album "Locust Abortion Technician" aus dem Jahre 1987 und die nun zunehmend ausgefalleneren Liveshows machten die Buttholes Surfers einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Schon zu Beginn des Bestehens der Band hatte Coffey unter einer seiner Trommeln ein Stroboskop installiert. Später erwarb die Gruppe noch mehrere solcher Lichter, die während eines Auftritts fast kontinuierlich ein Blitzlichtgewitter erzeugten. Mit diesen visuellen Hilfsmitteln, einem quadrophonischen Sound und zwei gleichzeitig spielenden Schlagzeugern produzierte die Band für die Zuhörer ein albtraumhaftes Erlebnis. Der Sänger Gibby Haynes trug mit seinem Gesangsstil, der an Schreien erinnerte und häufig durch ein Megaphon unterstützt wurde, zu diesem Erlebnis bei. Unzählige Kostüme, ins Haar gebundene Stoffstreifen, Nackttänzerinnen, Kunstblut, ausgestopfte Tiere und ein umgedrehtes, mit Benzin gefülltes Schlagzeug-Becken, welches er während der Shows anzündete und anschlug waren weitere Elemente von Haynes' Bühnenshow. Verschiedene Filme wurden bei Auftritten der Butthole Surfers auf einer Leinwand hinter der Bühne gezeigt, darunter waren Aufnahmen von Obduktionen, Verkehrsunfällen, Explosionen von Atombomben, Menschen mit epileptischen Anfällen und Operationsszenen von Gesichts-Operationen und Penisrekonstruktionen. Doch nicht nur schockierende Aufnahmen wurden gezeigt; so zählte auch eine Episode aus 'Drei Engel für Charlie' zu den gezeigten Filmen.
Oft kam es während Auftritten der Band, bedingt auch durch den immer stärkeren Missbrauch von Alkohol, Marihuana und LSD, zu Gewaltausbrüchen zwischen Mitgliedern der Band und Verletzungen durch den Gebrauch von brennbaren Substanzen und Bierflaschen. Es gelang der Band jedoch, durch ihre Shows und die bisher veröffentlichten drei Alben ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zur Zeit der Veröffentlichungen "Locust Abortion Technician" und "Hairway To Steven" schafften es die Butthole Surfers, auch grössere Hallen auszuverkaufen. 1989 verliessen sie ihre Plattenfirma Touch and Go, um einen Vertrag mit Rough Trade Records abzuschliessen. Mittlerweile hatte die Band sich innerhalb der Musikszene einen Ruf als harter Verhandlungspartner gemacht. Als Rough Trade Records 1991 nach dem Erscheinen von "Pioughd" Insolvenz anmelden musste, hatte die Band sich längst ihre Masterbänder und Erlöse aus den Plattenverkäufen gesichert. Nachdem sie im gleichen Jahr an der ersten Lollapalooza-Tour teilnahmen, erhielten sie ihren ersten Plattenvertrag bei einem Major Label, Capitol Records.
Die Musik der Butthole Surfers hatte sich von den experimentelleren Tönen mittlerweile zu etwas konventionellerem Alternative Rock entwickelt. Dies wurde auch auf ihrer ersten Veröffentlichung für Capitol Records, dem Album "Independent Worm Saloon" aus dem Jahre 1993, produziert von John Paul Jones (Led Zeppelin), deutlich. In dieser Zeit steuerten sie auch Songs für Hollywood Soundtracks bei, etwa für 'Romeo und Julia', 'Flucht aus L.A.' und 'Mission: Impossible II'. 1996 gelang es ihnen, mit ihrem Album "Electriclarryland" endlich auch regelmässig im Radio gespielt zu werden. Zur gleichen Zeit kam es allerdings auch zu juristischen Schwierigkeiten. Sie verklagten ihre alte Plattenfirma Touch and Go auf Herausgabe der Rechte an ihren alten Veröffentlichungen. 1999 gewannen sie den Prozess und veröffentlichten ihre älteren Alben auf ihrem eigenen Plattenlabel, Latino Buggerveil. Im gleichen Jahr kam es auch mit Capitol Records zu juristischen Schwierigkeiten, die in ihrem Rauswurf resultierten.
Nach der Veröffentlichung von "Electriclarryland" wurde die Musik der Band immer mehr von elektronischen Klängen beeinflusst. Gibby Haynes gab als Einflüsse Massive Attack und die Chemical Brothers an. Als Ergebnis erschien 2001 das Album "Weird Revolution", eine überarbeitete Version eines noch für Capitol Records aufgenommenen, aber nie erschienenen Albums mit dem Namen "After The Astronaut". Im Jahre 2002 erschien "Humpty Dumpty LSD", eine Sammlung von bisher unveröffentlichten Songs, aufgenommen für frühere Alben. Auch abseits der Butthole Surfers waren die Bandmitglieder musikalisch aktiv. Gibby Haynes und Jeff Pinkus veröffentlichten 1990 als The Jackofficers das House-Album "Digital Dump". 1991 sang Haynes für Ministry den Hit "Jesus Built My Hotrod", ein Song mit dem gleichen Text erschien auf dem 1993er Album "Independent Worm Saloon" mit dem Namen "Some Dispute Over T-Shirt Sales". 2004 nahm Haynes für den Film 'Saw II' mit den Revolting Cocks den Song "Caliente (Dark Entries)" auf, eine Art Coverversion des Songs "Dark Entries" von Bauhaus. Paul Leary veröffentlichte 1991 ein Soloalbum mit dem Namen "The History Of Dogs" und produzierte Bands wie Sublime, Reverend Horton Heat und die Meat Puppets.
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