STEVIE WONDER - Songs In The Key Of Life (Tamla Records T13-340C2, 1976)
Anfang der 70er Jahre stieg Stevie Wonder zu einem der erfolgreichsten Musiker der USA auf. Er galt als Erneuerer schwarzer Musik, deren Spielarten wie Spiritual, Blues, Rhythm'n'Blues, Soul und Funk er beherrschte und weiterentwickelte. Besonders die Jahre 1971 bis 1976 mit den Alben "Music Of My Mind", "Talking Book", "Innervisions", "Fulfillingness' First Finale" und Songs In The Key Of Life" galten als seine künstlerisch bedeutendste Phase. Gleichzeitig engagierte sich Stevie Wonder zunehmend auch politisch. Mit seiner im Jahre 1980 gestarteten Kampagne für Menschenrechte erreichte er, dass der Geburtstag von Martin Luther King seit 1986 ein Feiertag in den USA ist. Wonder wurde mehrfach mit den wichtigsten Preisen der Unterhaltungsindustrie wie dem Grammy, Oscar oder Golden Globe ausgezeichnet. 1989 wurde er für seine Verdienste um die Soulmusik in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Ausserdem amtet er seit 2009 als UN-Botschafter des Friedens.
Stevie Wonder kam als drittes von sechs Kindern von Lula Mae Hardaway und dem Vater Calvin Judkins zur Welt. Wonder war eine Frühgeburt und wurde im Inkubator mit hohen Sauerstoffkonzentrationen beatmet. Dies führte zur Frühgeborenen-Retinopathie und letztlich zur Blindheit. Als Wonder vier Jahre alt war, zog die Familie nach Detroit, wo er im Kirchenchor sang. Bereits im Alter von neun Jahren beherrschte er Klavier, Mundharmonika und Schlagzeug. 1961 entdeckte ihn Ronnie White von The Miracles. Dieser verhalf ihm zu einem Vorsingtermin bei dem Motown-Chef Berry Gordy, der ihn daraufhin unter Vertrag nahm. Little Stevie Wonder nahm 1962 seine ersten Platten auf: "A Tribute To Uncle Ray" (mit Covertiteln von Ray Charles) und "The Jazz Soul Of Little Stevie". Ein erster Erfolg stellte sich 1963 mit dem Titel "Fingertips Part 2" ein, bei dem Stevie Wonder Mundharmonika spielte und sang. Der Song wurde bei einer 'Motor Town Revue' live aufgenommen, mit dem jungen Marvin Gaye am Schlagzeug. Das dazugehörige Album "The 12 Year Old Genius" wurde zu Motowns erster Nummer Eins LP. Mit 14 Jahren kam er in den Stimmbruch. Wonder studierte zu dieser Zeit klassisches Klavier an der Michigan School for the Blind.
Mit 18 Jahren begann Wonder erstmals, in grösserem Stil Einfluss auf die Kompositionen und das Arrangement seiner Musik zu nehmen: "For Once In My Life2 (1968) und "My Cherie Amour2 (1969) landeten als Alben und als Single-Hits weit oben in den Charts. Anfang der 70er Jahre gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern beim Plattenlabel Motown Records. Er nutzte die Chance, um ein eigenes Tonstudio zu errichten, seine Tantiemen bedeutend aufzustocken und grössere Kontrolle über seine Musik zu erlangen. Er gründete sein eigenes Label, Black Bull Music. Mit den Jahren entwickelte er einen eigenen Stil und beeinflusste die Soulmusik damit nachhaltig. Von 1970 bis 1972 war Stevie Wonder mit der Sängerin und Songwriterin Syreeta Wright verheiratet. Er produzierte auch ihre ersten beiden Alben und schrieb zahlreiche Songs mit ihr ("Signed, Sealed, Delivered I’m Yours", 1970; "Never Dreamed You’d Leave in Summer", 1971; "Come Back As A Flower", 1979). Auch Syreetas erster Top 20 Hit in Grossbritannien, "Your Kiss Is Sweet" (1975), wurde von beiden geschrieben. "Never Dreamed You’d Leave In Summer" wurde von Joan Baez und Phil Collins gecovert. Syreeta wirkte zudem als Backgroundsängerin bei Songs von Stevie Wonder mit.
1972 brachte der hochbegabte Künstler das Album "Talking Book" heraus, das mit den Songs "You Are The Sunshine Of My Life" und "Superstition" herausragende Soul- und Funknummern enthielt. "Superstition" wurde von vielen Keyboardern als Lehrstück für funkiges Clavinetspiel angesehen. Bei dem Song "Lookin’ For Another Pure Love" dieses Albums wurde er vom Gitarristen Jeff Beck unterstützt. Im selben Jahr erschien auch das Album "Music Of My Mind", das er weitgehend im Alleingang einspielte, bis auf die Gitarre im Stück "Superwoman", gespielt von Buzz Feiten, und die Posaune im ersten Stück sowie den Backgroundgesang. 1973 folgte das Album "Innervisions" mit dem Hit "Living For The City". 1974 erschien das Album "Fulfillingness’ First Finale", 1976 "Songs In The Key Of Life", das mit den Stücken "Sir Duke", "I Wish", "As" und "Another Star" gleich mehrere Hits enthielt. Ausserdem erschien auf diesem Album der Song "Pastime Paradise", der dem Rapper Coolio 1995 als Inspiration und Samplequelle für seinen Titel "Gangsta’s Paradise" diente. Unterstützt wurde Wonder bei diesem Album unter anderem von dem 19-jährigen Gregory Phillinganes und von Herbie Hancock an den Keyboards sowie George Benson an der Gitarre. 1979 kaufte er den Radiosender KJLH in Los Angeles für 2 Millionen Dollar und gründete eigens dafür die Betreiberfirma 'Taxi Productions'. Zunehmend engagierte sich der Künstler auch in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner.
1982 wurde die Single "Ebony And Ivory" veröffentlicht, ein Lied von Paul McCartney, das in zahlreichen Ländern die Charts eroberte. Der Titel bedeutete eigentlich 'Schwarz und Weiss', was wiederum das friedliche Zusammenleben aller Menschen symbolisieren sollte. Zur Verdeutlichung des Themas sang McCartney das Lied als Duett mit Stevie Wonder. Letztlich rief sich Wonder durch seine Beteiligung wieder in die Erinnerung der Popwelt und hatte eine Gelegenheit für sein bürgerrechtliches Engagement. Den Oscar, den er 1984 für den Song "I Just Called To Say I Love You" aus dem Film 'Die Frau in Rot' erhielt, widmete er dem Apartheids-Opfer Nelson Mandela. 1987 sang er zusammen mit Michael Jackson auf dessen Album "Bad" das Duett "Just Good Friends". Seine in immer grösseren Abständen erscheinenden Plattenproduktionen wurden von der Kritik als unter den Möglichkeiten des Künstlers bemängelt. Für sein 1995 erschienenes Soloalbum "Conversation Peace" nahm er sich acht Jahre Zeit. Dazwischen arbeitete er am Soundtrack zu Spike Lee's 'Jungle Fever', mit dem er befreundet ist und auf dessen Hochzeit er auch 1992 spielte.
2005 erlangte er nach längerer Pause mit der Funk-Single "So What The Fuss" mit Prince an der Gitarre und der Gruppe En Vogue als Nebenstimme wieder grössere Beachtung. Das von den Kritikern gelobte neue Album "A Time 2 Love" erschien im Oktober 2005. 2007 gewann Wonder zusammen mit Tony Bennett den Grammy Award für die beste Zusammenarbeit mit Gesang für den gemeinsamen Song "For Once In My Life". In den Jahren 2007 und 2008 ging Wonder nach zehnjähriger Pause wieder auf eine Welttournee, die ihn im Herbst 2008 auch nach Deutschland führte. Die Konzerte wurden vom Publikum und von der Kritik begeistert aufgenommen. Zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Barack Obama im Januar 2009 veröffentlichte Wonder seinen Song "All About The Love Again". Zuvor hatte der Soulsänger Obama massiv im Wahlkampf unterstützt. Im September 2014 kündigte Stevie Wonder an, im November und Dezember 2014 auf eine mehrwöchige US-Tournee zu gehen, deren Programm ausschliesslich aus Liedern seines 1976er Albums "Songs In The Key Of Life" bestehen würde. Schon im Dezember 2013, anlässlich seines jährlichen Benefizkonzertes 'House full of Toys', hatte er mit einigen Gastmusikern das komplette Album aufgeführt. Diese Tour wurde 2015 sowohl im März und April als auch im Zeitraum von September bis November innerhalb der USA und Kanadas fortgesetzt. Ein einziges Europakonzert mit diesem Programm fand im Juli 2016 in London im Hyde Park statt. Zur Weihnachtszeit 2015 sang Stevie Wonder das Lied "Someday At Christmas" zusammen mit der Soulsängerin Andra Day für einen Werbespot des US-amerikanischen Unternehmens Apple.
An der Trauerfeier am 7. Juli 2009 anlässlich des Todes von Michael Jackson trat Stevie Wonder mit einer Ansprache auf und sang seine beiden Lieder "Never Dreamed You'd Leave In Summer" und "They Won't Go When I Go". Ebenso sprach Stevie Wonder auf der Trauerfeier für Whitney Houston am 19. Februar 2012 und sang dann "Ribbon In The Sky"; er hatte einige Textzeilen seines Liedes zu Ehren der Verstorbenen extra abgeändert. Im Juni 2012 trat er anlässlich des diamantenen Regierungsjubiläums von Queen Elizabeth II. von England im Buckingham Palace auf. Anlässlich des Todes von Prince am 21. April 2016 fand am 13. Oktober 2016 in Saint Paul (US-Bundesstaat Minnesota) im Xcel Energy Center ein Tribute-Abend zu Ehren des Musikers statt, an dem unter anderem auch Wonder auftrat.
No comments:
Post a Comment