1973 erschien eine später zum gesuchten Sammelobjekt mutierte Platte von einer Band namens Joe Soap, die wohl nicht in erster Linie ihrer Musik wegen gesucht war, sondern weil auf ihr der spätere Jethro Tull-Schlagzeuger Gerry Conway, der Gitarrist Jimmy McCulloch (erst bei John Mayall's Bluesbreakers und später bei Paul McCartney's Wings), sowie Mike Kaminski, der Violonist des Electric Light Orchestras mitgespielt hatten. Hauptakteure bei Joe Soap waren allerdings die beiden Sänger und Songschreiber John Tennent und Dave Morrison, die mithilfe eines richtigen Bandnamens nicht mehr als Duo auf der Bühne in Erscheinung treten wollten, sondern als komplette echte Band.
Ein Jahr zuvor hatten die beiden Musiker nämlich schon ein perfektes englisches Rockalbum aufgenommen, aber sich dabei einer bereits bestehenden Band als Begleitung bedient, nämlich der Bluesrock Gruppe Stone The Crows (Jimmy McCulloch, Ronnie Leahy, Steven Thompson und Colin Allen). Ausserdem spielten sie ihr Debutalbum mit weiterer Unterstützung von Herbie Flowers (Frog, Rumplestiltskin, Ugly Custard) und Clem Cattini (Johnny Kidd & The Pirates, T. Rex) ein. Clem Cattini war der Schlagzeuger, den Jimmy Page gerne als Drummer bei Led Zeppelin gehabt hätte.
Musikalisch gelang dem Duo Tennent und Morrison eine wunderbare Sammlung von typisch britischem Rock der 70er Jahre, gepaart mit zahlreichen folkigen Elementen, die nicht selten an die Strawbs erinnerten, wenn nicht an den frühen Elton John (vor allem bei den von Piano getragenen Songs). Auch ganz minime Bluestupfer konnte man auf diesem Album hören, jedoch längst nicht so ausgeprägt und zwingend wie bei der Stammband der beteiligten Musiker, den Stone The Crows. Verpackt in ein ansprechendes Cover aus dem Hause Hipgnosis trumpften die beiden Musiker gleich zu Beginn weg mit einigen tollen Songs, die sogleich in den Gehörgängen hängen blieben, wie zum Beispiel dem Opener "Good For You", der in seiner gute Laune verströmenden Art an vergleichbare Titel etwa von Hudson & Ford erinnert. "Tomorrow It Might Rain" oder "Round And Round" gefallen als perfekt arrangierte Poprock-Titel, die sogar einen gewissen Einfluss an amerikanischem Country- oder Swamp Rock heraushören lassen. Insgesamt bildet die Platte mit unter anderem auch "Fog In The Future", dem herrlichen "Take My Place" und dem sehnsüchtigen "Death In A Distant Country", einer wundervollen und aufwändig inszenierten Suite mit Symphonie-Orchester und klaren Anleihen am Bombast-Sound der Moody Blues eine perfekte Symbiose aus damals angesagtem englischem Rock verschiedenster Couleur, gewürzt mit allerlei Zutaten aus der amerikanischen Westcoast-, Swamp- und Country Rock-Ecke.
Von prominenter Unterstützung begleitet erschien das Album als ein Co-Produkt von Mark London und dem legendären Peter Grant, dem Manager der Yardbirds und von Led Zeppelin, und an den Reglern im Tonstudio sass mit Martin Rushent ebenfalls ein versierter Toningenieur, der in den späteren 70er Jahren als Talentscout und Produzent mitverantwortlich war für den Erfolg etwa der Buzzcocks oder der Stranglers.
Dem Duo John Tennent und Dave Morrison nützten all diese Vorzüge rund um ihre beiden Produktionen leider nur wenig. Die Platten "Tennent-Morrison" (1972) und "Joe Soap" (1973) blieben beide weit hinter den erhofften Verkaufserwartungen zurück und so bleiben unter dem Strich zwei hervorragend produzierte und für die damalige Zeit hochkarätige Platten, die neben Werken von weitaus populäreren Musikern und Bands auf Augenhöhe bestehen konnten. Leider muss für ein perfekt erhaltenes Original der Platte "Tennent-Morrison" heute schon tief in die Tasche gegriffen werden, so man sie denn überhaupt einmal in einem perfekten Zustand noch findet. Dann werden aber locker 300 bis 400 Euro fällig.
No comments:
Post a Comment