CASEY JONES AND THE GOVERNORS - Don't Ha Ha
(Golden 12 Records G12/LP106, 1964)
Casey Jones, die Frohnatur des Merseybeats, trat erstmals als Cass & The Casanovas in Erscheinung. Prominentes Mitglied in dieser Band, die 1959 bereits Konzerte gab, war Little Johnny Gustafson, der spätere Bassist unter anderem von Quatermass. Gustafson traf Brian Casser, wie Casey Jones mit bürgerlichem Namen heisst, in Liverpool, wo dieser im Rahmen des "Casanova Club" regelmässig Konzerte organisierte, bei denen auch namenlose Nachwuchsbands auftreten durften, die für ein paar Shillings gerne auf die Bretter steigen und ihre Musik zum besten geben wollten. Eine dieser Bands hiess zum Beispiel 'The Silver Beatles', die damals 30 Shillings (auf heutige Verhältnisse umgerechnet etwa 4,50 Euro) Gage erhielten (!) und dafür im Casanova Club auftraten. Casey Jones und seine neu in The Governors umbenannte Band war die allererste Gruppe, die den Sprung von Liverpool nach Hamburg hätte schaffen sollen und somit quasi als Pioniere den Weg für alle nachkommenden Merseybeat-Bands ebnen, die später zur Legendenbildung beitrugen und dem sogenannten "Hamburg Sound" grosse Popularität bescherten, der bald über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Allen voran waren natürlich die Beatles jene Band, die in Hamburg den Grundstein zu ihrer Weltkarriere legte. Doch aus dem Trip nach Hamburg wurde nichts, lediglich ein paar Demoaufnahmen schickte die Band nach Hamburg. Das war's dann auch.
Die erste Band fiel übrigens auseinander, weil keiner in der Gruppe mehr mit Casey Jones spielen wollte. John Gustafson sagte dazu einmal: "I do remember that we disbanded, in order to fire Cass!". Der Bassist formierte kurz darauf ein neues Trio zusammen mit Adrian Barber und Johnny Hutchinson, nannte es 'The Big Three' und ergatterte einen Management-Vertrag mit Brian Epstein, dem späteren Beatles-Mentor. Die Band war wesentlich erfolgreicher als Casey Jones' Casanovas, spielte unter anderem im legendären Cavern Club, arbeitete als Begleitcombo für die erfolgreiche Cilla Black und war auf gutem Weg.
Cass nahm nun definitiv seinen Künstlernamen Casey Jones an. Er zog um von Liverpool nach London, lernte dort im Oktober 1962 den Gitarristen Albert Lee kennen und bildete mit ihm zusammen eine Band namens 'The Nightsounds', die später nach dem Abgang Lee's in 'Casey Jones & The Engineers' umbenannt wurde. Zuvor konnte der Sänger 1963 einen Plattenvertrag mit Columbia ergattern und nahm die Single "One Way Ticket" auf. Casey's Schlagzeuger Ray Stock sprach in jenen Tagen im 'The Scene Club' in London's Stadtviertel Soho einen jungen Gitarristen an, der soeben eine Gruppe mit Namen 'The Roosters' verlassen hatte und daher verfügbar für etwas Neues war. Der Gitarrist hörte auf den Namen Eric Clapton. Ray Stock erklärte dem jungen Gitarristen, dass zwei versierte Gitarristen gesucht würden für eine neue Band des Sängers Casey Jones. Eric Clapton empfahl daraufhin einen Gitarristen namens Tom McGuinness, mit welchem Clapton bereits bei den Roosters gespielt hatte. Somit hatte Casey Jones nun eine tolle neue Band beisammen, die jedoch nicht lange zusammenhielt: Clapton wollte partout keine Popmusik spielen, sondern war viel mehr auf Blues fokussiert, weshalb er nach nur wenigen Monaten noch im Jahre 1963 die Band wieder verliess und zu den Yardbirds wechselte. Tom McGuinness mochte ebenfalls nicht weiter bei der Band bleiben, quittierte ebenfalls seinen Dienst und wanderte weiter als Gitarrist zu Manfred Mann.
Das nächste Kapitel war dann eine erneute Umbenennung der Band von 'Engineers' in 'Governors', und mit dieser neuen Combo spielte Casey Jones 14 Songs ein, nachdem er vom Label Golden 12 für eine LP-Aufnahme unter Vertrag genommen wurde. Es zahlte sich also am Ende doch aus, in den vielen Clubs Londons herumzutingeln. Als die Platte 1964 erschien, wurde sie recht gut verkauft und die Plattenfirma entschloss sich dazu, als Single den die LP eröffnenden Titel "Don't Ha Ha" zu veröffentlichen. Dies erwies sich als Volltreffer - die Single eroberte im Handumdrehen die Charts und machte Casey Jones kurzzeitig zu einem der gefragtesten Beatmusiker Londons. In Deutschland war der Song dann ebenfalls so populär, dass er sogar die Top Ten enterte.
Die nachfolgenden Singles, zwei davon aus diesem 'Golden 12' Album ausgekoppelt, waren zwar nicht ganz so erfolgreich wie "Don't Ha Ha", doch konnten auch sie sowohl in England, wie in Deutschland sehr gut verkauft werden: "Jack The Ripper" und "Little Girl". Eine ganze Reihe weiterer Singles - Stücke, die nicht auf der LP vertreten waren, schob Casey Jones hinterher, alle noch im Jahre 1965. Er war zu der Zeit extrem produktiv, obwohl er mit seinen Governors ständig irgendwo in einem Club oder einer Halle spielte. So erschienen nacheinander die Singles "Tall Girl", "Candy Man", das deutsch (!) gesungene "Bumble Bee" sowie "Yockomo".
In den folgenden Jahren nahm die Popularität Casey Jones' kontinuierlich ab. Da er hierzulande sehr viel länger von seinem Erfolg leben konnte, übersiedelte er schliesslich nach Deutschland, wo er bis Ende der 60er Jahre immer wieder auftrat, auch noch einige Singles veröffentlichte, die durchaus auch im Radio gespielt wurden, wie zum Beispiel "Keep A-Knockin'" 1968 und "Zebedy Zak" 1969.
Casey Jones' erste Single "Don't Ha Ha" indes wurde zum Evergreen, nachdem der Titel später sogar noch einmal als Single veröffentlicht wurde. Heute sind seine Governors eine der vielen Rock'n'Roll-Bands von damals, als der Beat von England nach Deutschland überschwappte und eine ganze Heerschaar junger deutscher Musiker mobilisierte, die Beatmusik auch hierzulande populär zu machen. Casey Jones war einer der wichtigsten von ihnen, mit Sicherhait aber der lustigste und fröhlichste. Ha Ha!
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