BRIAN PROTHEROE - Pinball (Chrysalis Records CHR 1065, 1974)
Brian Protheroe war auf ganz eigentümliche Weise zu einem mittleren Hit gekommen: Einerseits mit viel Glück und andererseits über einen Umweg ausserhalb der Musikszene. Protheroe, im Jahre 1944 geborener Sänger, Songschreiber und Schauspieler, fasste erstmals Fuss in der Musik in der Mitte der 60er Jahre, als er einer Band mit dem witzigen Namen FBI angehörte, was als Abkürzung stand für FOLK BLUES INCORPORATED. Mit dieser Band tingelte er durch die Clubs, meist in London oder rund um die Hauptstadt Englands. Daneben arbeitete er aber auch immer als Theater-Schauspieler, und 1973 schrieb er einen Song für ein Theaterstück, an welchem er gerade arbeitete. Das Stück hiess "Death On Demand" und Protheroe spielte darin einen Pop Sänger. Hierzu schrieb er den Song "Pinball".
Das Theaterstück "Death On Demand" wurde in der Folge einige Male aufgeführt und in einer dieser Aufführungen sass auch ein Mitarbeiter der Plattenfirma Chrysalis Records im Publikum, der den Song sofort liebte, Brian Protheroe einen Kontakt zum Plattenlabel besorgte und so erreichte, dass dieser Song als Single veröffentlicht werden konnte, da der Talentscout von der hohen Qualität des Songs und der Möglichkeit, ihn einem breiten Publikum zugänglich zu machen, überzeugt war. So war es denn auch: Als die Single "Pinball" im August 1974 erschienen war, kletterte sie in den englischen Charts hoch bis auf Rang 22. Die Single wurde musikalisch verfeinert durch ein herrliches Saxophon-Solo des Jazzmusikers Tony Coe und bescherte Protheroe einen mehrjährigen Plattenvertrag. Die gleichnamige LP erschien schon wenige Wochen später, nachdem die Single "Pinball" im Radio einen festen Sendeplatz erobert hatte. Die LP enthielt ausschliesslich Eigenkompositionen, Kollaborationen mit dem Texter Martin Duncan und zwei Stücke aus der alleinigen Feder von Martin Duncan.
Die kurze Zeit später veröffentliche LP selben Namens war leider kein Verkaufsschlager, wohl auch deshalb, weil kein adäquater Nachfolger der ersten Single darauf zu finden war. Die zweite Single, das aus dem Album ausgekoppelte "Fly Now" blieb in den Regalen der Plattenläden hängen. Trotzdem veröffentlichte Protheroe in den folgenden Jahren drei weitere Alben für Chrysalis Records, und zwar das 1975 erschienene "Pick-Up" und die beiden 1976 erschienenen LP's "I/You" und "Leave Him To Heaven". Eine Reihe bekannter Musiker waren auf seinen Folgealben zu hören, die aber leider nicht dabei helfen konnten, den Popularitätsgrad des Soft Rock Sängers mit der gefühlvollen Stimme, der beispielweise an Peter Sarstedt, Gilbert O'Sullivan oder die Gruppe Blue erinnerte, merklich zu steigern. So spielten etwa beim 1975er Werk "Pick-Up" der Steel Gitarrist B.J. Cole sowie Pianist John "Rabbit" Bundrick mit, auf "I/You" gar Barry DeSouza, Ian Anderson, Barriemore Barlow (beide von Jethro Tull) und Schlagzeuger Simon Phillips.
Das erste Album "Pinball" indes ist von seiner Schlichtheit her wohl doch am Ende Brian Protheroe's Bestes gewesen, weil es auf schlichte, schnörkelloe und äusserst angenehme Art eine Sammlung von hochkarätigen Poprock-Kompositionen präsentierte, die typisch waren für die damalige Zeit und leider weitgehend unbekannt blieben, ausser dem Titelstück, das immerhin oft und gerne im Radio gespielt wurde.
Protheroe wandte sich einige Jahre später hauptberuflich ausschliesslich der Schauspielerei zu und wirkte in zahlreichen Theaterstücken, TV-Produktionen und Musicals mit.
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