SARACEN - Heroes, Saints & Fools (Nucleus Records MPRGR 492, 1981)
Die dem progressiven New Wave of British Heavy Metal zugeordnete Band Saracen bestand aus Steve Bettney (Gesang), Robert Bendelow (Gitarre), Richard Lowe (Keyboards und Gesang), Barry Yates (Bass) und John Thorne (Schlagzeug). Musikalisch würde ich sagen, hatte die Band auf ihrem ersten Album jedoch eher den typischen Hard Rock beispielsweise von Magnum gespielt. Auch waren Saracen nicht wirklich typische Vertreter des aufkeimenden Metal Sounds der damaligen Zeit. Progressiver Hard Rock ist vielleicht die passendste Bezeichnung für ihren Stil. Diese musikalische Richtung indes wurde erst einige Zeit später salonfähig, weshalb man der Band Saracen durchaus ein Pioniergeist-Etikett verpassen kann.
Richard Lowe, Barry Yates und Robert Bendelow spielten schon Mitte der 70er Jahre zusammen in der Band LAMMERGIER einen symphonischen Rock, der sich erst gegen Ende der 70er Jahre veränderte, vor allem, als Sänger Steve Bettney zur Band stiess, zusammen mit John Thorne am Schlagzeug. Zu diesem Zeitpunkt änderte die Band ihren Namen um in SARACEN. Die Musik blieb weitgehend dieselbe, jedoch erhielten die Songs der Gruppe vor allem durch den neuen Gesang von Steve Bettney eine hörbare Annäherung an den aufkeimenden britischen Metal, zumal er mit seiner extrem hohen und glasklaren Stimme in die Nähe beispielsweise von Rob Halford, dem Judas Priest Sänger, rückte. Musikalisch allerdings fühlte sich die Band weiterhin dem progressiv gefärbten Hard Rock verpflichtet.
Nach einiger Zeit des intensiven Tourens begab sich die Band in ihrer neuen und inzwischen perfekt eingespielten Besetzung ins Studio, um ihre erste Langspielplatte aufzunehmen. Im Sommer 1981 spielte die Band die Aufnahmen in den Fairview Studios in Beverley (England) ein, welche im Oktober gemixt wurden. Die Platte erschien noch im selben Monat auf dem kleinen Independent Label Nucleus Records, es dauerte aber nicht lange, und die Gruppe erhielt einen Plattenvertrag mit dem renommierten Polygram Label. Die Single "No More Lonely Nights" erschien und die Band begann erneut zu touren, was der Werbung für das Album "Heroes, Saints & Fools" durchaus zugute kam: Es erreichte die Top 50 in England - für ein Debutalbum in diesem musikalischen Bereich ein absoluter Achtungserfolg!
Leider musste der Bassist Barry Yates schon kurz nach der Veröffentlichung der Platte die Band gesundheitsbedingt verlassen. Er wurde ersetzt durch den neuen Bassisten Jason Gardner, der ihn adäquat ersetzen konnte. Saracen wurden Dauergast in der populären "Friday Night Rock Show" von Tommy Vance, was der Band auch die Live-Aufnahme einer Radio Session im Januar 1982 einbrachte.
Das Album "Heroes, Saints & Fools" präsentiert eine Handvoll ganz toller Rock Songs, von denen vor allem die Longtracks "Crusader", das Titelstück und "Ready To Fly" wohl die Herausragendsten sind. Hier finden sich etliche Passagen, die klar aus dem progressiven Rock stammen, die Stücke wirken stellenweise sehr episch, aber auch etwas Pomp Rock schimmert ab und zu durch, der dann beispielsweise an Bands wie Aviary erinnert. Insgesamt sind die Stücke lebendig aufgenommen, verströmen viel Live-Charakter, was nicht erstaunlich ist, denn die ganze Platte wurde in nur vier Tagen eingespielt und in lediglich fünf Stunden abgemischt, weshalb nicht nur die Stücke selber, sondern auch der Mixdown recht spontan und live-mässig klingt, was der Platte sehr gut getan hat, da sie dadurch sehr packend und direkt auf den Zuhörer wirkt.
Eine zweite Single wurde veröffentlicht. "We Have Arrived" erreichte jedoch nicht den gewünschten Erfolg und nachdem im Winter 1983 Schlagzeuger John Thorne und - vor allem entscheidend - der stilbestimmende Gitarrist Rob Bendelow die Band verliessen, gelang der Gruppe kein ebenbürtiger Nachfolger mehr, als sie diesen beim neuen Plattenlabel Neat Records veröffentlichen konnte: "Change Of Heart" bedeutete auch stilistisch eine Veränderung, leider nicht im positiven Sinne und markierte einen grossen Rückschritt gegenüber dem Debutalbum. Noch zwei Jahre lang versuchte die Band, den Erfolg halten zu können, was jedoch nicht gelang und sie sich Mitte 1985 folgerichtig trennte. Erst fast 20 Jahre später, im Jahre 2003, kamen die Musiker wieder zusammen und spielten ein Reunion-Album mit dem Titel "Red Sky" ein. Musikalisch hatte das Album sein Haupt-Augenmerk auf den Stil des Debutalbums gelegt: Es wurden einige Stücke nochmals neu eingespielt und einige andere Stücke neu dazugenommen. Der Erfolg blieb sehr überschaubar, nennenswerter Erfolg stellte sich jedoch nicht ein.
"Heroes, Saints & Fools" allerdings ist ein stiller Klassiker geblieben. Ein Album für den echten Rock-Connoisseur, bei dem eigentlich alles stimmte: die Qualität der Musik, ein starker Sänger mit hohem Wiedererkennungswert und eine Handvoll kompetenter Musiker, denen leider das Glück nicht beschieden war, mehr als nur ein Album auf so einem hohen Niveau abzuliefern.
No comments:
Post a Comment