FLASHBACK REMNANTS - Garden Of Pain (Stuck Inside Records SIR1, 1970)
Von all den obskuren, psychedelisch angehauchten Progressive Rock Platten dürfte die einzige LP der Flashback Remnants die wohl Unbekannteste geblieben sein. Das Quartett aus Wisconsin bestand aus dem Sänger und Gitarristen Andy Kingrel, dem Keyboarder Derek Winestone, dem Bassisten Brett Sunkov und dem Schlagzeuger Harold Palmblatt, und es ist so gut wie unmöglich, an Informationen an diese tolle Band zu kommen, die wohl auch nur kurze Zeit existiert hat.
Die musikalische Grundausrichtung der Band war am typischen US-Rock der ausgehenden 60er Jahre angelehnt, mit einigen hörbaren stilistischen Reminiszenzen etwa an The Ultimate Spinach, die ebenfalls einen Schuss Psychedelik in ihrem Sound aufwiesen. Die Flashback Remnants waren allerdings klar progressiver ausgerichtet, und einige Stellen auf der Platte, welche die Band im Eigenvertrieb aufgelegt hatte, klangen schon wie später erfolgreiche Bands aus dem entsprechenden Bereich, etwa wie die frühen Yes, aber auch versponnen und mit Folk-Anteilen, ähnlich etwa wie Dr. Strangely Strange.
Die A-Seite bietet mit dem Titeltrack "Garden Of Pain", der sich über 19 Minuten erstreckt, eine seitenfüllende Suite, die sehr abwechslungsreich klingt, angefangen von rein psychedelischen Soundcollagen, über loses Jammen bis hin zu brachialen Ausbrüchen, die wiederum vor allem von der stark verzerrten Gitarre dominiert werden, wie sie etwa bei der Band Frijid Pink prägnant war, allerdings klar ohne deren bluesigen Background. Die B-Seite der LP ist ein Sammelsurium aus 5 sehr unterschiedlichen Stücken, die stilistisch zwar weitgehend unzusammenhängend wirken, jeder für sich allein genommen allerdings extrem gut durchkomponiert und detailfreudig arrangiert ist.
Etwa der Opener der B-Seite mit dem Titel "Hangman's Call", ein waschechter Hard Rock, der stark an den bleischweren Black Sabbath-Arrangements angelehnt ist, allerdings dank seiner stark verzerrten Hammond Orgel auch in Richtung Vanilla Fudge oder Deep Purple schielt. Der zweite Titel dann etwas völlig anderes: In "What's The Matter Here" spielt die Band schon fast lieblichen, eher britisch angelehnten Soft Psychedelik Pop der ziemlich abgedrehten Art mit effektreich verfremdeten Chorstimmen. Im nachfolgenden "Air Blast" erklingt früher Pink Floyd-Sound der Syd Barrett Phase, ein freies psychedelisches Jam-Stück mit ständig im Hintergrund wahrnehmbaren Windgeräuschen. Song 4 dann wieder eine Rock Nummer mit einer vertrackten Rhythmik, die den Song leider eher holperig als irgendwie anspruchsvoll macht, vielleicht so eine Art King Crimson, gespielt von Amateuren. Trotzdem hat auch dieses "Modeerf Liart" (Freedom Trail rückwärts geschrieben!) seinen ganz besonderen Reiz, weil es ziemlich abseitig klingt und eine weitere recht seltsame Farbe in diese Platte bringt. Beim abschliessenden "Garden Of Pain Reprise" erklingt dann ein Mischmasch aus einzelnen Passagen des langen Titelstücks, unterlegt mit einem pulsierenden Psychedelik-Rhythmus, der noch einmal richtig interessant ist, stark an Sky Saxon & The Seeds erinnert und - zumindest hier wieder - alles andere als amateurhaft klingt.
Der Umstand, dass es sich beim LP-seitenfüllenden Titelstück um eine Band-Komposition handelt, wohingegen die ersten vier Stücke der B-Seite jeweils von je einem Bandmitglied einzeln komponiert wurden, lässt darauf schliessen, dass jeder Musiker der Flashback Remnants die Möglichkeit hatte, sich individuell auszudrücken, was ein Jahr später zum Beispiel auf Pink Floyd's "Atom Heart Mother" ebenso arrangiert war. Auch dort gab es mit dem seitenfüllenden "Atom Heart Mother" ein Gemeinschaftswerk der gesamten Band und auf der B-Seite je ein Stück eines jeden Bandmitglieds.
Ueber die Musiker ist nichts bekannt, ob sie später allenfalls weiter im Musikbusiness unterwegs waren, weshalb diese sehr obskure, aber äusserst interessante LP ihr einziges Werk war, das wohl auch nur in geringer Stückzahl gefertigt und vermutlich lediglich lokal vertrieben wurde. Im Netz finden sich keinerlei Informationen - weder zur Band, noch zu deren Protagonisten.
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