Aug 1, 2020


BAD COMPANY - Bad Company (Swan Song Records SS 8410, 1974)

Eine der ersten Platten, die auf dem von Led Zeppelin seinerzeit neu gegründeten "Swan Song" Label erschien war das erste Album von Bad Company mit diesem schlichten Coveraufdruck "Bad Co.". Mit Paul Rodgers und Simon Kirke waren hier zwei altbekannte Namen der Szene vertreten, bildeten diese beiden doch zuvor eine Hälfte der erfolgreichen, aber innerlich zerrissenen britischen Rockband Free. Nach deren unrühmlichem Abgang versuchten Kirke und Rodgers mit Bad Company einen etwas energetischeren Neuanfang. Unter kompetenter Mithilfe des absoluten Ausnahmegitarristen Mick Ralphs und dem Bassisten Boz Burrell wurde gleich das Debütalbum auf Anhieb ein Riesenerfolg auf beiden Seiten des Atlantiks. In den USA schoss das Album 1974 auf Platz 1 der LP-Charts, in Grossbritannien konnte man mit Platz 3 aufwarten. Beides eine bessere Platzierung als es die Gruppe Free zuvor je verbuchen konnte. Dies lag vermutlich daran, dass das Songmaterial auf "Bad Co." doch deutlich kommerzieller ausgefallen war und eine grössere Hörerschaft ansprechen konnte. Weniger komplex und vor allem deutlich weniger blueslastig, zugunsten eines leicht verdaulichen Rocksounds zeigte "Bad Co." schon deutlich, in welche musikalische Richtung es fortan gehen sollte: Für die nächsten paar Jahre würde die Gruppe Bad Company an der Spitze des melodischen Hardrocks mit dabei sein und sich im Laufe der Zeit immer wieder den marktbestimmenden Sounds anpassen. Dagegen fiel das Debütalbum der Band allerdings noch vergleichsweise ruhig aus. Songs wie "Ready For Love", "Don’t Let Me Down", "Seagull" oder das Titelstück "Bad Company" kann man durchaus noch stilistisch in die Nähe von Free bringen.

Andererseits gibt es aber auch die bekannten Standards, die dem Album wohl seinen aussergewöhnlichen Erfolg bescherten. An allererster Stelle wäre da natürlich "Can’t Get Enough" zu nennen. Ein Klassiker, den wohl jeder Rockfan gehört haben musste damals und der ähnlich wie Songs vom Schlage "Smoke On The Water" oder "All Right Now" zum Standard Rock-Repertoire gehört wie der Asphalt auf die Autobahn. Daneben gab es mit "Bad Company" und "Rock Steady" noch zwei absolute Überflieger, die zum Standardprogramm jeder ernst zu nehmenden Rocksammlung gehören sollten. Im direkten Vergleich konnte sich "Bad Co." zwar rein qualitativ nicht mit den besten Werken der vormaligen Free messen, das Album ist jedoch längst ein wichtiger Klassiker des Rock der 70er Jahre. Das Album gehört ohne Zweifel zu den besten und erfolgreichsten Debutalben der damaligen Zeit. Der harte Rock hatte um 1974 nicht gerade seine Sternstunden, neue Stilrichtungen wie der Disco-Sound kamen langsam auf. Praktisch ohne Vorwarnung standen da Bad Company plötzlich mit ihrem in Amerika wie Europa erfolgreichen Album und dem Heavy-Klassiker "Can t Get Enough" im Rampenlicht. Eine Rockband mit bluesigem Hintergrund, welche mit Paul Rodgers und Mick Ralph die besten Elemente der Gruppen Free und Mott the Hoople vereinen konnte.


Obwohl die 1968 gegründete britische Blues- und Hardrockgruppe Free mit ihrem 1973 unter chaotischen Umständen entstandenen sechsten Album "Heartbreaker" noch einmal ein tolles Werk präsentierte, das mit den Stücken "Wishing Well", "Come Together In The Morning", "Travellin' In Style" und "Heartbreaker" mindestens vier musikalische Meilensteine in sich trug, kam es kurz darauf zur endgültigen Trennung. Sänger Paul Rodgers schlug klugerweise das Angebot, Ian Gillan bei Deep Purple zu ersetzen, aus, und gründete stattdessen zusammen mit seinem Free-Kollegen Simon Kirke (Schlagzeug), dem Gitarristen Mick Ralphs, der zuvor bei Mott The Hoople gespielt hatte und Bassist Boz Burrell, der von Kking Crimson kam, die Gruppe Bad Company. Flugs unterschrieb das Quartett bei Led Zeppelin's neu gegründetem Plattenlabel Swan Song, ging ins Studio und veröffentlichte im Juni 1974 dieses Debütalbum Sicherlich waren die Jungs von sich überzeugt gewesen, aber dieser pfeilschnelle Flug in die Sphären des absoluten Rockhimmels war zu dem Zeitpunkt nicht wirklich absehbar. Die Platte geriet exzellent, aber, um es milde zu formulieren, sicherlich nicht besser als diverse Alben von Free, deren absolute Höchstplatzierung in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Nummer 18 gewesen war - mit ihrem erfolgreichsten Album "Fire And Water", das den Welt-Hit "All Right Now" beinhaltete.

Der Eröffnungstrack "Can't Get Enough" von Mick Ralphs, ein simpler, rauher, hemdsärmliger Hardrocktitel, wurde als Single ausgekoppelt, stieg bis auf Platz 4 der US-Charts und trat damit sozusagen die Nachfolge des Free-Klassikers "All Right Now" an. "Rock Steady" von Paul Rodgers war von ähnlichem Kaliber, kam aber wesentlich cooler daher. Dann folgte mit "Ready For Love" die erste Ballade. Der Song war bereits 1972 auf dem Mott The Hoople-Album "All The Young Dudes" veröffentlicht worden, damals eingesungen von Autor Mick Ralphs und dem Mott The Hoople Bandleader Ian Hunter. Paul Rodgers kam mit dieser schönen Nummer zwar prima zurecht, gleichwohl klingt das Original "Ready for Love/After Lights" von Mott The Hoople noch ein bisschen romantischer. Mit "Don't Let Me Down", der zwar fast wie der grossartige gleichnamige Beatles-Song von 1969 beginnt, sich dann aber schnell zu einer Art Gospel mit opulenem weiblichen Chor und einem markanten Saxophonsolo entwickelte, endete die erste Seite des Albums.

Die B-Seite des Albums startete mit dem überragenden Titelsong "Bad Company", dem absoluten Trademark-Song der Band. Ein wunderbares, luftigleichtes, von Klavier und Gitarre getragenes Intro mit einem erst säuselnden, dann wunderbar zu singen beginnenden Paul Rodgers und dem schliesslich von Simon Kirke's Schlagzeug eingeleiteten Refrain, das war definitiv das Meistertstück dieser Gruppe. Ein absolut grandioses Gitarrensolo von Mick Ralphs, und schliesslich wieder der Refrain bis hin zum gemeinsamen Bandfinale. Einfach grossartig. "The Way I Choose" war eine jener typischen Rock-Balladen, die vermutlich kaum ein anderer Sänger jemals so intensiv hätte vortragen können wie Paul Rodgers. Mick Ralphs streichelte buchstäblich seine Gitarre, und selbst das Saxophon passte sich ganz wunderbar in dieses zum sterben schöne Stück hinein. Mit "Movin' On" folgte zur Abwechslung ein straighter Rocker. Der Song wurde als zweite Single des Albums veröffentlicht und erreichte Platz 29 in den USA. Das Stück "Movin' On" hatte auch die unter Rock-Insidern bekannte Band Hackensack als Single veröffentlicht, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Beim abschliessenden Song "Seagull" kam schliesslich die akustische Gitarre ins Spiel und verbreitete friedliche Lagerfeuer-Romantik. Ein Fest für Paul Rodgers' seelenvolles Organ und gleichzeitig ein ebenso harmonisches, wie unspektakuläres Finale dieses abwechslungsreichen Werks.

Trotz des überragenden Erfolges in anderen Ländern blieben die deutschen Plattenkäufer sehr reserviert, denn mehr als Platz 45 und ganze vier Wochen in den Albumcharts sprangen für Bad Company nicht heraus, während sich die Singles erst gar nicht platzieren konnten. Und so sollte es dann auch später weitergehen: Deutschland und Bad Company blieben sich immer irgendwie fremd. Das ist schade, aber leider eine historische Tatsache. Das schon nach wenigen Monaten präsentierte nachfolgende Album "Straight Shooter" konnte den Erfolg des Erstlings-Werks noch toppen. Es klang allerdings schon sehr viel amerikanischer, denn es kristallisierte sich schon nach wenigen Monaten heraus, dass die Band vor allem in den Staaten riesige Erfolge feiern konnte. Der Bluesanteil war da schon praktisch komplett weg. Wenn, dann reduzierte sich der Blues auf "Straight Shooter" auf einen Song wie "Weep No More", dessen streichergeschwängertes Arrangement nicht Jedermann's Sache war. Mir persönlich gefielen beide Alben von Bad Company sehr gut, auch heute noch. Vielleicht hat sich das Debutalbum jedoch bis heute etwas vom Geist der Rocklegende Free bewahren können, weshalb es noch immer als das beste Werk der Band um Paul Rodgers und Mick Ralphs bezeichnet wird. 


Peter Grant, seines Zeichens Manager von Led Zeppelin, sah und hörte jedenfalls gleich zu Beginn der ersten Demoaufnahmen eine grossartige Gruppe und verpflichtete die Band für das Label Swan Song. Ihm ist es daher zu verdanken, dass uns diese Band nicht verborgen blieb. Zeitweise konnten Bad Company gar mit der Popularität von Led Zeppelin gleichziehen, besonders in Amerika. Trotzdem begann der Stern der Band kontinuierlich zu sinken. Letztlich unverständlich, denn eine wirklich mässige oder gar unterdurchschnittliche Platte haben Bad Company auch in späteren Jahren nie veröffentlicht, auch nicht, als mit zwei anderen Leadsängern die sich musikalische Ausrichtung der Band teils gravierend veränderte. Die schlechte Gesellschaft ist, in musikalischer Hinsicht, immer eine gute Gesellschaft gewesen.





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