Aug 25, 2020


WILLIAM CLARK GREEN - Rose Queen (Blue Rose Records BLU DP0630, 2014)

Und wieder ein neuer Typ am unendlich weiten Himmel über Texas. William Clark Green - ein Name wie aus dem Setzkasten für Countrymusik - heisst der Gute und, ja, er macht auch Country. Jene Sorte Country, die sich gerne mit Rock, Folk, Roots Music, viel Lokalkolorit und einer gewissen ländlichen Rauhbeinigkeit verbindet und die, obwohl durch und durch texanisch, oft in den kleinen, hipperen Studios in Nashville abseits der Hutträger-Industrie hergestellt wird. "Rose Queen" ist Green's drittes Album, aber bei aller Wertschätzung für sein Frühwerk, das erste richtig professionell durchdachte und das erste, das von wesentlich mehr als einer Handvoll Fans überregionale Beachtung findet. Green, der heute in Lubbock lebt, ist in der Nähe von Tyler im Osten des Staates Texas, aufgewachsen. Bereits im zarten Alter von 13 war klar, was aus ihm mal werden sollte: ein erfolgreicher Texas Folk & Country-Musiker nach Art seiner grossen Vorbilder Gene Clark, Steve Earle, Townes Van Zant, Lyle Lovett, Rodney Crowell und dem von ihm besonders verehrten Willis Alan Ramsey.

Mit 22, im Jahre 2008, hat er sein Debütalbum "Dangerous Man" vorgelegt, gefolgt von "Misunderstood" zwei Jahre später. Beide Scheiben sind geprägt von Talent und Aufbruchsstimmung, so hat er sämtliche Songs selbst verfasst und mit soliden Musikern kompetent aufgenommen. Aber der Schritt zu "Rose Queen" kommt denn doch einem Quantensprung gleich. Alle elf Titel stammen wieder aus seiner Feder, vier davon jeweils in Zusammenarbeit mit den befreundeten Kollegen Kent Finlay, Brandon Adams, Kenneth O'Meara und Brian Keane. Und diesmal geht's ans Eingemachte: Persönliche Befindlichkeiten, Trennungsgeschichten und die Widrigkeiten des Everyday Life spiegeln sich in seinen Texten wieder, genauso wie Erinnerungen an seine Jugend in Tyler. Story Songs nennt man das, was Green hier bietet und dazu gehört mit "She Likes The Beatles (And I Like The Stones)" auch ein echter Mitsing-Gassenhauer, von dem die einschlägigen Texas Music-Internetsender wie KNBT & Co. gar nicht mehr lassen wollten - manch einer konnte das Stück wohl schon nicht mehr hören. Aber auf "Rose Queen" gibt es ja noch so viel mehr.

Zum Beispiel den kompletten Gegenentwurf mit dem introspektiven Abschlusslied "Welcome To The Family". Mit dem Titeltrack als Eröffnung im Steve Earle-Stil und dem nachfolgenden Country Rocker "Remedy" setzt William Clark Green die Messlatte sehr hoch an. Schon früh wird klar, dass wir hier jemanden hören, der sich mit unwiderstehlichen Hooks und Refrains auskennt. Der mit seiner Band auch richtig Gitarrendruck erzeugen kann und gerne rockt - wie bei den sehr an die Gruppe Reckless Kelly erinnernden "It's About Time" und "Hangin' Around". Als Ausgleich kommen aber auch die (Midtempo-) Balladen nicht zu kurz: Das kleine Roadmovie "Drowning" passt in dieses Raster und das gut abgehangene "Take Me Away". Und sowieso "What It Takes To Be Me", eine autobiografische Selbstreflektion, eindringlich interpretiert und herrlich mit sägender Slide Guitar umgarnt.

William Clark Green singt mit kerniger, attraktiv angerauter, sehr charaktervoller Stimme, die man unbedingt wiedererkennt und die einfach perfekt zu seiner Musik passt. Im klaren Sound (made in Nashville) regieren abgesehen von der Stimme vor allem melodisch angerockte bis slidige elektrische Gitarren neben akustischen und Steel Guitar über einer eingespielten Rhythm Section mit Gitarrist Steven Marcus, Bassist Cameron Moreland und Drummer Jay Saldana (seine Touring Band, made in Texas), dazu etwas Beiwerk, zum Beispiel Singer/Songwriter-Kollege Brian Keane an den Tasten, Rob McNelley (Delbert McClinton) mit einer zweiten elektrischen Gitarre. Das Bluegrass-gefärbte "Let's Go" wurde mit Fiddle und Mandoline garniert. Keane's Frau Rachel Loy hat die Nashville Sessions gewohnt ohrenfreundlich, warm und wie analog produziert. "Rose Queen" ist ein überragendes Genre-Werk im Bereich zwischen Red Dirt und Texamericana mit vielen Attributen, die man schon so oft vergeben hat, und auch William Clark Green wird nicht als Erneuerer in die Texas Music-Geschichte eingehen. Aber die coole Art und hörbare Leidenschaft, mit der er an seine Stücke rangeht, das ist schon was ganz Besonderes.




No comments:

Post a Comment