Sep 5, 2016

THE CIVIL WARS - The Civil Wars (Columbia Records 88883 738501, 2013)

The Civil Wars waren ein US-amerikanisches Country Folk Duo aus Nashville, das in ihrer Karriere eine Nummer 1 Album feiern konnte und mit vier Grammy Awards ausgezeichnet wurde. Das Duo bestand aus dem aus Alabama stammenden Sänger und Gitarristen John Paul White und der Sängerin Joy Williams. Die Kalifornierin hatte Mitte der 2000er im Bereich der christlichen Popmusik bereits einige Erfolge mit mehreren Soloalben feiern können. Die beiden Musiker lernten sich 2008 in Nashville bei gemeinsamen Songwriting-Arbeiten für andere Künstler kennen. 2009 veröffentlichten die beiden ihr erstes gemeinsames Album "Live At Eddie’s Attic", den Mitschnitt eines Club-Auftritts in Decatur, als kostenlosen Download. Später folgte ihre erste EP "Poison & Wine". Der Titelsong wurde in einer Folge der Fernsehserie 'Grey’s Anatomy' verwendet. Im Jahr darauf nahmen sie mit dem bekannten Produzenten Charlie Peacock ihr Debütalbum auf. Es hiess "Barton Hollow", erschien Anfang 2011 und brachte dem Duo sofort den Durchbruch. Es stieg auf Platz 12 der Billboard 200 ein und war auf Platz 1 der Downloadcharts. Bei den Grammy Awards 2012 wurde es als bestes Folkalbum ausgezeichnet. Eine zweite Trophäe bekamen Williams und White für den Titelsong als beste Countrydarbietung. Die beiden sangen auch live bei der Verleihungsveranstaltung.

2011 trat das Duo als Vorband der britischen Sängerin Adele bei deren Tour zum Album "21" auf. Im Jahr darauf hatten The Civil Wars zusammen mit der Countrysängerin Taylor Swift den Singlehit "Safe & Sound". Ihren dritten Grammy Award bekamen sie 2013 in der Rubrik 'Best Song Written For Visual Media' für die Nummer "Safe & Sound", die auch nominiert wurde für einen Golden Globe. Ihr zweites Album, schlicht mit dem Bandnamen als Titel, erschien im Sommer 2013. Es erreichte Platz eins der US-Charts und konnte sich unter anderem auch in Deutschland und der Schweiz in den Hitparaden platzieren. Die Songs der Civil Wars faszinierten auf diesem preisgekrönten Album durch die unnachahmliche Mischung von instrumentaler Schlichtheit und genialem gesanglichem Reichtum. Das Duo erschuf mit teils einfachsten Mitteln eine klangliche Atmosphäre voller Tiefe und Intensität, die eine Rarität in der Musikszene der Gegenwart darstellt. 2012 trugen sie bei den Grammy Awards den Sieg in den Kategorien „Best Country/Group Performance“ und „Best Folk Album“ für ihr Werk "Barton Hollow" davon, sie steuerten einen Song zum Soundtrack von "Die Tribute von Panem" bei (zusammen mit Taylor Swift) und sie waren sogar zu Gast im Weissen Haus. Hierzulande aber schienen die sensiblen und melodischen Folk-Balladen nicht den Geschmack der breiten Masse zu treffen, denn weder das Debütalbum konnte in die Charts einziehen, noch gelang dies den Single-Auskopplungen "Poison & Wine" sowie "Barton Hollow". Dies änderte sich dann mit ihrem zweiten Album, das dann auch hierzulande hohe Wellen schlug.

Der erste optische wie auch klangliche Eindruck liess das zweite Album "The Civil Wars" zunächst düsterer wirken als den Vorgänger. Das Cover, das abermals klassisch schlicht gehalten war, wurde dominiert von einer grossen bedrohlichen Rauchwolke. Da nur ein Ausschnitt der Rauchschwaden gezeigt wurde, blieb die Ursache hierfür ungewiss und man ahnte instinktiv drohendes Unheil. Ebenso erging es dem Zuhörer mit dem ersten Track, der den Titel "The One That Got Away" trug. Schicksalsschwanger eröffneten elektrische Gitarrenakkorde das Stück, bevor Williams und White begannen, gesanglich eine bittersüsse Geschichte von Trennung zu erzählen. Dieser Intro-Song war auch die erste Single-Auskopplung des Albums und es handelte sich dabei nicht um eine Cover-Version eines gleichnamigen Songs von Katy Perry, sondern er stammte aus der Feder von Joy Williams und John Paul White. Der nachfolgende Titel "I Had Me A Girl" begann mit schrammeligen Bassklängen und auch die weitere Instrumentalisierung wirkte massiver und härter, als man dies von den bisherigen Stücken des Duos gewohnt war.

Beim Stück "Same Old Same Old" stieg dann aber der Wiedererkennungswert, denn solch gefühlvolle Balladen kannte man bereits vom Vorgänger-Album "Barton Hollow". Bei diesem Song war auch nur wieder eine dezente Akustikgitarre mit von der Partie. "Dust To Dust" klang hingegen ungewohnt poplastig, was wohl in erster Linie durch den künstlichen Beat verursacht wurde, der dieses Duett unterlegte, welches von der Überwindung der Einsamkeit erzählte. Das darauffolgende "Eavesdrop" beschrieb einen Augenblick der Zweisamkeit, der nie vorübergehen sollte und auch dieser Track entfernte sich klanglich von den nostalgiegetränkten Folkklängen, die auf dem Erstling des Duos noch dominierten. Dies war jedoch kein Negativum, denn "Eavesdrop" präsentierte sich als eine wunderschöne und atmosphärische Folk Pop Ballade, die ganz sachte begann, sich im Verlauf aber in ihrer Intensität beträchtlich steigerte. Beim Stück "Devil’s Backbone" besannen sich The Civil Wars musikalisch wieder auf ihre Wurzeln. Der Südstaaten Folksong, der von einer Liebe erzählte, die nicht sein durfte, lebte von den starken stimmlichen Leistungen von Williams und White, die musikalische Untermalung, die nur aus wenigen Instrumentalkonturen bestand, spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle.

"From This Valley" war eine reine und unverdorbene Gitarrenballade, die man in den Bereich des christlichen Folk Pop einordnen konnte und die leider relativ seicht klang. "Tell Mama" hingegen schlug wieder sehr tiefgründige und sensible Töne an. Der Gesang wirkte weich und die Akustikgitarre unterstrich diesen sachte. Das nachfolgende "Oh Henry" entpuppte sich als eine beschwingte Country Ballade mit flottem Gitarrentakt, während das darauf folgende "Disarm" wieder wesentlich sanfter und reduzierter klang. Vom Intro her erinnerte diese Nummer an den Song "C’est La Mort" aus dem Vorgänger-Werk "Barton Hollow". Gleiches galt auch für "Sacred Heart", das einen französischen Text besass. Diese besondere Ballade klang wie ein beschwingter musikalischer Tagtraum. Der letzte Song auf "The Civil Wars" trug den Titel "D’Arline" und auch hierbei handelte es sich um ein ganz ursprüngliches und schnörkellos altmodisches Gesangstück, bei dem das Duett Williams und White noch einmal eindrücklich zeigen konnte, dass es keiner grossen Hilfsmitteln bedarf, um zu fesseln und zu berühren, der Gesang reichte voll und ganz. Ein gelungener Abschluss für ein gediegenes Werk, das mit der Hilfe einer ganzen Reihe hochklassiger Musiker eingespielt worden war.

Neben dem bekannten Pianisten und Schlagzeuger Charlie Peacock war bei den Aufnahmen zu dem Album auch Dan Dugmore dabei, der hierzulande noch als ehemaliges Mitglied der Band von Linda Ronstadt bekannt sein dürfte. Ausserdem steuerte die Dobro-Legende Jerry Douglas wundervolle Dobro- und Resonator Gitarren-Klänge bei und das Harmonium, gespielt von Jeff Taylor, setzte etwa beim Song "Dust To Dust" wundervolle Akzente, wie auch die Dulcimer von Gabe Scott im selben Song. Neben den Eigenkompositionen konnten vor allem auch die zwei Coversongs auf dem Album hundertprozentig überzeugen: Das aus der Feder von Clarence Carter stammende beschwingte "Tell Mama", sowie das von Smashing Pumpkins-Chef Billy Corgan geschriebene  "Disarm" in dieser fast intimen Variante, in der gerade mal eine dezente Mandoline und einige wunderschöne Gitarrentupfer aus einem Song eine wahre Perle machten.

Nach diesem Album folgten noch zwei EP Veröffentlichungen, nämlich "Bare Bones" im Jahre 2013 und "Between The Bars" 2014, bevor das Duo Anfang August 2014 bekanntgab, dass es sich als Duo endgültig auflösen wolle. Der Grund waren nicht näher erläuterte unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten, die beiden hatten allerdings schon vorher eine längere Auszeit angekündigt. Doch nach diesen beiden EPs waren "The Civil Wars" leider schon wieder Geschichte. Zurckgelassen haben John Paul White und Joy Williams zwei ganz hervorragende Alben, von denen das zweite von vorne bis hinten überzeugen kann.







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