THE LEVELLERS - Static On The Airwaves (On The Fiddle Recordings OTFLP006, 2012)
Bei den Levellers, deren Werk aus dem Jahre 2012 sich diese Vorstellung widmet, handelt es sich um wahre Urgesteine in ihrem musikalischen Genre. Die Levellers wurden bereits im Jahre 1988 im englischen Brighton gegründet und zeichneten sich über all die vielen Jahre durch eine ganz eigene Musik aus, die in sehr gekonnter Weise Rock und Punk mit traditionellen Folk-Klängen zu verschmelzen vermochte. Die Band fiel in den vergangenen fast drei Jahrzehnten allerdings nicht nur durch diesen etwas exotischen Soundmix auf, sondern auch durch ihre gesellschaftskritischen Songtexte. Schon der Name der Band bezog sich auf eine politische Partei, die sich in England in der Mitte des 17. Jahrhunderts für eine demokratische und freie Gesellschaft einsetzte, in der es keine Stände mehr geben und allen Menschen vor dem Gesetz dieselben Rechte zukommen lassen sollte. Gerade wegen dieses Bestrebens wurden die Mitglieder der Partei als sogenannte Levellers, also quasi als "Gleichmacher" verspottet.
Die Gruppe The Levellers, um die es hier geht, entstammen aber unserer Zeit, sind auch heute noch höchst lebendig und hatten im Jahr 2012 bereits ihr dreizehntes Album veröffentlicht. Wenngleich auch seit der Gründung der Band ein paar Jährchen in Land gezogen sind und die einzelnen Musiker schon ein gesetzteres Alter erreicht haben, ist die Musik der Engländer in all den Jahren niemals fade geworden. Auch was die Songtexte betrifft, war und ist von Altersmilde wenig zu spüren. Wenn auf ihrem 2012er Werk "Static On The Airwaves" beispielsweise der zweite Song den provokativen Titel "We Are All Gunmen" trug, welcher sich in recht zynischer Weise mit der Heuchelei in der Gesellschaft auseinandersetzte und dabei zu dem Fazit gelangte, dass "wir alle letztendlich Gangster" sind, so war dies noch immer ein exzellentes Beispiel dafür, dass sich die Musiker nachwievor überzeugt bissig präsentierten und sich als äusserst scharfe Beobachter der Gesellschaft bestätigten. Dieser als gutes Beispiel für das musikalische und textliche Engagement der Band lediglich willkürlich herausgepickte Song übermittelte aber nicht nur kritische Botschaften, sondern war auch ein exzellentes Beispiel für einen äusserst hörenswerten Mix von Rock, Elektro und Folk.
Manche Akkorde auf dem tollen und leider sehr untergegangenen Album erinnerten an die Gruppe Muse, dann gewannen aber auch wieder bodenständige Rockmusikpassagen die Oberhand. Der dritte Song des Albums mit dem Titel "Truth Is" begann beispielsweise mit einem durchaus kühn zu bezeichnenden Mix aus Elektro und folkigem Fiddel-Sound. Der Track präsentierte sich in der Folge als enormer Ohrwurm und spielte man diesen beispielsweise in einem bierseligen Pub, blieb wohl kaum Jemand fade auf seinem Stuhl sitzen. Man musste sich einfach bewegen zu diesem Song. Nach so einem beseelten Gute Laune-Stück, die es im Repertoire der Levellers schon seit bald drei Jahrzehnten immer wieder gab und gibt, wurden beim Titel "After The Hurricane" leisere und nachdenklichere Klänge angeschlagen. Das Intro schmeichelte ich sanft und gitarrenlastig in das Herz des Zuhörers und wenngleich sich der Titel zum Refrain hin etwas intensivierte, handelte es sich doch um eine der dezenteren Nummern auf "Static On The Airwaves".
"Our Forgotten Towns" wiederum begann mit schrillen und hektischen Streicherklängen und man musste schon fast die Befürchtung haben, David Garrett hätte sich auf diese Platte geschlichen, aber Gott sei dank waren es doch auch hier bloss die Levellers. Die durchaus als dramatisch zu nennenden Violinenklänge verabreichten dem Song eine starke Spannung und der kraftvolle Gesang intensivierte diese Spannung noch sehr eindrücklich. Umso abrupter endete diese Nummer aber und leitete direkt über in das nachfolgende "No Barriers". Hier wurden dann ganz schwere Rock-Geschütze aufgefahren und das Intro bestand aus dröhnenden Bassklängen und einem fulminanten Schlagzeug. Wie ein Unwetter zog der Song am Horizont auf und wie Regen ergoss sich die Stimme von Sänger Mark Chadwick aus den Boxen. Im Verlauf gewann dieser Titel dann wieder eine etwas folkigere Tönung.
Mit melancholischen Geigenklängen startete dann die Nummer "Alone In This Darkness", eine traumhaft schöne Gitarre folgte und eine sanfte Ballade baute sich langsam und sehr träumerisch auf. Die Spannung steigern konnte die Gruppe dann schon beim nächsten Titel wieder: Bei "Raft Of The Medusa" handelte es sich nämlich wieder um eine dieser für die Band absolut typischen kraftvollen Folkrock Nummern, für welche die Levellers seit ewig schon bekannt sind. Der Song "Mutiny" war ähnlich gelagert. "Traveller" nahm wieder etwas die Härte aus dem Klangfluss, einzig die Gitarre und das Klavier untermalten bei dieser Ballade die kräftige Stimme Chadwicks. Beim nachfolgenden "Second Live" kamen aber dann die schnellen Folkrock Klänge zurück, die mit einem punktuell eingestreuten Banjo speziell schön gewürzt waren. Der letzte Track auf dem dreizehnten Album der Levellers trug den vielsagenden Titel "The Recruiting Sergeant" und präsentierte sich als folkiger Gassenhauer, den man im Pub nach ein paar Getränken mit Biergeschmack lässig mitschmettern konnte. Ein schöner Abschluss eines abwechslungsreichen und in Erinnerung bleibenden Albums, vorgetragen von einer ziemlich unterschätzten Band, die durch ihre Kontinuität und der damit verbundenen, stets gleichbleibend hohen musikalischen Qualität bis heute begeistern kann.
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