Apr 20, 2022


OMEGA - Time Robber
(Decca Records SKL-R 5243)

Die offizielle Gründung der ungarischen Rockband Omega geht weit zurück. Der 23. September 1962 wird von der Band als der Tag der Bandtaufe genannt. Gegründet wurden Omega in Budapest von den folgenden Ur-Mitgliedern: László Benko (Keyboards und Flöte), János Kóbor (Gesang und Gitarre), András Kovacsics (Gitarre), István Varsányi (Bass), Péter Láng (Saxophon), sowie Tamás Künsztler (Schlagzeug). Gerade in den ersten paar Jahren ihrer Existenz musste die Band zahlreiche Wechsel in ihrer Besetzung verkraften. Diese erwiesen sich jedoch schon bald als qualitativer Quantensprung, denn schon bald entwickelte sich die Gruppe von einer anfangs noch eher zaghaften Beat-Combo zu einer ernstzunehmenden frühen Rockband, die schon bald zur Speerspitze der ungarischen Musikszene zählte.

1966 veröffentlichte die Gruppe ihre allererste Single. Es handelte sich dabei um eine Coverversion des Rolling Stones-Titels "Paint It Black". Zwei Jahre später folgte Mitte 1968 mit "Omega Red Star From Hungary" ihre erste LP. Aussergewöhnlich daran war, dass das Album in England beim renommierten Plattenlabel Decca Records erscheinen konnte, was der Band schon früh im westlichen Europa Anerkennung einbrachte. Noch im selben Jahr erschien auch in Ungarn ihre erste LP. Diese wurde in ungarisch produziert und erhielt den Titel "Trombitás Frédi és a rettenetes Emberek". Ab diesem Zeitpunkt kristallisierte sich eine erste, später recht erfolgreiche Bandbesetzung heraus. Omega bestanden ab da aus György Molnár (Gitarre) Gábor Presser (Keyboards und Gesang), László Benko (Keyboards), Tamás Mihály (Bass), János Kóbor (Gesang) und József Laux (Schlagzeug).

Zu ihrer ersten grossen Europatournee startete die Band im Jahre 1970, welche sie in das ehemalige Jugoslawien, sowie nach Frankreich und Spanien führte. Die Gruppe nahm an zahlreichen Festivals teil, so unter anderem am Barbarella-Festival auf Palma De Mallorca und sogar in Tokio beim dortigen Internationalen Pop Festival. Bereits im darauffolgenden Jahr brach die Band fast auseinander, nachdem Gábor Presser und József Laux Omega verliessen, um eine weitere Band mit Namen Locomotiv GT zu gründen. Omega machten jedoch weiter und rekrutierten einen neuen Schlagzeuger: Ferenc Debreceni. Die Band schrumpfte nun zum Quartett und wurde in dieser Besetzung zur eigentlichen Band Omega, wie wir sie heute kennen. Zum Quartett geschrumpft, begann sich auch die Musik von Omega hörbar zu verändern. Die neue Ausrichtung des Omega-eigenen Sounds war nun recht stark am westlichen Pop Rock und Progressive Rock orientiert. Noch im selben Jahr, 1971, spielten die neuen Omega, bestehend aus György Molnár (Gitarre), László Benko (Keyboards), János Kóbor (Gesang) und Ferenc Debreceni (Schlagzeug) im Münchner Szene-Club Blow Up, sowie in Prag. Eine weitere Tournee führte sie durch Frankreich. Highlights waren auch die Teilnahme am einem Beat-Festival in Finnland und einem Pop-Festival in Spanien.

Nachdem die Gruppe auch 1972 intensiv tourte, erhielten sie 1973 beim deutschen Label Bellaphon einen Plattenvertrag. Dieser führte dazu, dass die ersten Alben von Omega in englischer Sprache veröffentlicht wurden. Bei Bellaphon (in England bei Decca) erschien dann Omega's Album "Time Robber", das in Ungarn ebenfalls veröffentlicht wurde - dort allerdings als ungarische Variante unter dem Titel "Ido Rabló". "Time Robber" ist ein grossartiges Werk mit einem sehr majestätischen Feeling. Die Melodien sind perfekt ausgearbeitet und das über weite Strecken von einem Moog Keyboard dominierte Klangbild ist wunderschön anzuhören. Vor allem das Titelstück und gleichzeitig der Opener, das als zweiteilige Suite aufgebaut ist, kann hundertprozentig überzeugen. Das nachfolgende "Invitation" hingegen ist ein geradliniger Rocker mit herrlich spacigen Keyboards. Doch Omega zeigen hier auch eine gewisse Nähe etwa zu Pink Floyd, nachzuhören in der stimmungsvollen und eher etwas balladesk arrangierten Nummer "Don't Keep Me Waiting", einem ebenfalls sehr atmosphärischen Song, bei dem vor allem die Gitarre und das Keyboard Arrangement klar in Richtung David Gilmour und Co. gehen.

Der einzige kürzere Song auf dem Album trägt den Titel "An Accountant's Dream" und fällt gegenüber den anderen Titeln qualitativ etwas ab. Er ist aber beileibe nicht schlecht, oder auch nur Mittelmass. Er präsentiert einfach ein etwas anderes Feeling als die eher proggig inszenierten Nummern, denn "An Accountant's Dream" ist ein recht schneller und eher geradliniger Rocksong, der vor allem sehr gitarrenbetont klingt. Trotzdem gelingt es der Band auch in diesem Song, alleine nur mit einer tollen Melodie des Moog Synthesizers, dem Stück eine ganz besondere Note zu verpassen. Der das Album abschliessende Titel "Late Night Show" hingegen ist wieder einer dieser überaus stimmungsvollen Longtracks mit einer ganz formidablen Melodie. Hier präsentiert der Keyboarder László Benko wieder perfekte und lange Keyboard-Passagen. Auch der Gesang ist bei diesem Titel grossartig. Mit dem Album "Time Robber" gelang der Band Omega definitiv ein Meilenstein des 70er Jahre Rock. Darauf verstand es die Gruppe meisterlich, Progressive Rock und Krautrock miteinander zu vermischen und damit ihre ganz eigene Mélange aus verschiedenen Ingredienzien der Rockmusik zu definieren. Überragend dabei ist das 12-minütige Titelstück "House Of Cards/Time Robber". Herrliche Synthesizerklänge und eine treibende Orgel bilden die Grundlage, dazu lässige Gitarrenparts und eine eindrucksvolle, leicht exotisch anmutende Stimme. Getragen werden die Stücke von einem voluminösen Bass und einem schön perkussiv klingenden Schlagzeug. Definitiv ein hörenswertes Album, das man sich immer wieder gerne auflegt.







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