POTLIQUOR - Louisiana Rock & Roll (Janus Records JLS 3036, 1972)
Gegründet im Jahre 1969 in Baton Rouge, Louisiana, bestand die Swamp Rock Band Potliquor ursprünglich aus George Ratzlaff (Keyboards, Rhythmusgitarre, Gesang), Guy Schaeffer (Bass, Gesang), Jerry Amoroso (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) und Les Wallace (Gitarre, Gesang). Jedes der Mitglieder war ein Veteran der Baton Rouge Musikszene. Ratzlaff und Schaeffer waren zuvor Mitglieder der Gruppe Basement Wall, der höchstbezahlten Coverband im Süden der späten 60er Jahre, wie die Louisiana Entertainment Association später konstatierte. Jim Brown, ein lokaler Promoter und Besitzer eines Baton Rouge Clubs, des Speakeasy, war federführend bei der Gründung der Band und arrangierte einen sogenannten 'Name-the-Band' Contest, der zu Potliquors Namensgebung führte. Als das New Orleans Pop Festival geplant wurde, bot Jim Brown an, Acts und Zeiten auf der Bühne zu koordinieren. Dies ermöglichte es ihm, seine Schützlinge Potliquor am Samstagabend des Festivals zur Hauptzeit zu platzieren. Das New Orleans Pop Festival fand vom 30. August bis 1. September 1969 statt, nur zwei Wochen nach dem Woodstock Music Festival, auf dem Louisiana International Speedway in Prairieville, Los Angeles, etwa 65 Meilen von New Orleans entfernt. Die Berichte über die Anzahl der Festivalbesucher waren sehr unterschiedlich. Einige schrieben, 25000 bis 30000 wären zugegen gewesen und andere glaubten, dass es weit über 100000 Menschen gewesen seien, die an dem Festival eine beeindruckende Menge an nationalen Musikgrössen, darunter fünf Veteranen von Woodstock, nämlich Janis Joplin, The Grateful Dead, Santana, Jefferson Airplane, Country Joe And The Fish, zusammen mit Canned Heat, den Byrds, den Youngbloods, Iron Butterfly, Oliver und weiteren erleben konnten.
Potliquor machten insbesondere live weiter Schlagzeilen, als sie am wesentlich kleineren 'Men And Earth'-Festival im Mai 1970 in der Gegend von Baton Rouge zusammen mit Ginger Valley, Bloodrock, The Ides Of March und weiteren Bands auftraten und dort als beste der Gruppen bewertet wurde. Anfang September 1970 hatten Potliquor bei Janus Records, einer Tochtergesellschaft der GRT Corporation, einen Plattenvertrag unterschrieben. In einer kleinen, vollfarbigen Anzeige auf der Titelseite der Billboard-Ausgabe vom 26. September 1970 beschrieb das Label Janus die Gruppe Potliquor als eine 'River-Blues' Band aus Baton Rouge, die beim New Orleans Pop Festival eine Sensation darstellte und von vielen Plattenfirmen umschwärmt worden sei, die sie alle unter Vertrag nehmen wollten. Die erste nationale Tournee als Headliner schien kurz davorzustehen. Offiziell veröffentlicht von Janus Records im November desselben Jahres, wurde Potliquors Debütalbum "First Taste" in den Deep South Recording Studios in Baton Rouge aufgenommen. Produziert von Manager Jim Brown und aufgenommen von Cy Frost. Frost schrieb auch bei den Kompositionen der Band mit (als Giuseppe Efronetée) und spielte Gitarre auf dem Stück "Driftin", das später von der britischen Band Fat Chance gecovert wurde. Das Album wurde von Bob Glassenberg im Billboard Magazine sehr positiv bewertet, der die Rezension mit einer hoffnungsvollen Zukunft für Potliquor beendete. Ungefähr einen Monat später erhielt Glassenberg eine Live-Performance von Potliquor im Village Gate Club in Greenwich Village New York, und nannte die Gruppe eine Hardrock-Formation mit typischen Bayou Swamp Einflüssen bei jedem Song, den sie spiele. Er beschrieb sie als stilistisch einzigartig und schlussfolgerte, dass sie eine gute, energische neue Gruppe in der Popszene seien.
1971 begannen Potliquor in Baton Rouge im Februar mit den Aufnahmen zu ihrem zweiten Album "Levee Blues" in den Deep South Recording Studios. Obwohl offiziell Jim Brown für das Album als Produzent ausgewählt worden war, übertrug er die eigentliche Verantwortung für die Aufnahmen erneut an Cy Frost, einem echten Genie. Eine weitere Tournee führte die Gruppe zurück an die Westküste, wo sie am 3. April 1971 zusammen mit der Band Joy Of Cooking und Hugh Masekela und der Union Of South Africa in einem speziellen Programm, betitelt 'Calebration', bei einem Fernsehsender in San Francisco auftrat. Dieses Special, das in Verbindung mit der 'Bay Area Hi-Fi Show' stattfand, hatte Radiostationen in San Francisco, San José und Los Angeles, die ein quadrophonisches Stereosignal ausstrahlten. Später im selben Monat wurde die Gruppe gebucht, um im Winterland (Bill Graham's grösserem alternativen Veranstaltungsort zum Fillmore West) in San Francisco mit den bereits sehr bekannten Gruppen Ten Years After und Cactus am 30. April bis 1. Mai 1971 aufzutreten, doch diese aus Sicht von Potliquor hoffnungsvollen Konzerte sollten am Ende nicht stattfinden, weil beide Veranstaltungsorte stillgelegt wurden. Das Werbeplakat und andere Werbung waren bereits vorhanden, aber die Events wurden ersatzlos abgesagt. Obwohl geplant war, das neue Album "Levee Blues" im Mai fertigzustellen, vollendeten Potliquor erst im August die Arbeit an der Platte, die schliesslich Ende 1971 veröffentlicht wurde.
Zu diesem Zeitpunkt sah es für Potliquor vielversprechend aus. Billboard berichtete im September, dass eine England Tournee in Planung war und Chess Records sowie Janus Records Führungskräfte gaben öffentlich ihre Pläne zur Förderung von "Levee Blues" bekannt. Ein Artikel in der Billboard-Ausgabe vom 25. Dezember 1971, in der die sich entwickelnde Strategie beschrieben wurde, um eine aggressive Promotion für das Album zu lancieren, damit die Albumverkäufe entsprechend angekurbelt werden sollten, beschloss der Chess / Janus Records-Promoter Don Graham mit der Aussage, Potliquor sei sein besonderes Projekt und er wäre davon überzeugt, dass die Band sowohl national wie international Furore machen könnte. Potliquor's Album "Levee Blues" war eines von sechs Chess / Janus-Alben, die in einer ganzseitigen Anzeige promotet wurden. Die Zukunft sah für Potliquor weiterhin rosig aus, denn 1972 begann Billboard, Potliquors neue Single "Cheer" aus dem "Levee Blues" Album auszukoppeln, da sie das Potenzial habe, die Billboard Hot 100 zu knacken. Marvin Schlachter, der Präsident von Chess / Janus, lobte Potliquor's Potential öffentlich: "Wir haben gerade einen Titel von ihrer "Levee Blues" LP als Single veröffentlicht, weil wir festgestellt haben, dass der Song "Cheer" beispielhaft für die Qualität der Musik unserer Künstler besitzt. Bands wie Potliquor sind Beispiele für die neueren Künstler, die wir haben". Anfang Februar war "Cheer" denn auch in die Hot 100 Charts von Billboard eingestiegen. Eine Tournee zur Promotion des "Levee Blues" Albums fand mit der britischen Band Savoy Brown statt. Potliquor beendeten die Tournee in Los Angeles, wo sie am 24. Februar 1972 im legendären Whiskey A Go Go, wiederum mit Savoy Brown, auftraten. Nach eineinhalb Monaten erreichte die Single "Cheer" am 18. März 1972 die höchste Position auf Platz 65 der Billboard Hot 100. Sie hielt sich 11 Wochen in den Hot 100 . Anfang März starteten Potliquor eine sechswöchige Tournee mit Bloodrock und Cactus mit einer Unterbrechung des Programmes, um am Mar Y Sol Pop Festival in Puerto Rico vom 1. bis 3. April 1972 teilzunehmen. Andere bemerkenswerte Künstler traten auf dem Festival auf, unter anderem auch Alice Cooper,
Mitte des Jahres waren die Verantwortlichen der Plattenfirma sehr zuversichtlich über die Zukunft von Potliquor. Die Gruppe trat am 18. Juni 1972 mit Peter Yarrow und Billy Joel in der 'Real Don Steele TV Show' auf. Chess / Janus-Präsident Marv Schlachter gab bekannt, dass eine Fusion der Schach-Labels von Chess, Janus und GRT bevorstand, und dass das neue grosse Label die Einstellung von nationalen Promotions- und College- und Radio-Mitarbeitern zufolge hätte, sowie ein solides Talent-Föderungsprogramm für das Unternehmen eingerichtet werden soll. Er hielt dabei fest, dass Potliquor als eines der Zugpferde im neuen Stall galten. Bevor die Band ins Studio zurückkehrte, spielten Potliquor am 27. Juni 1972 mit Uriah Heep und Long John Baldry im Sunshine Inn in Asbury Park, New Jersey. Zuhause hatten Potliquor ausserdem zwei bemerkenswerte Auftritte im City Park in New Orleans Louisiana, wo sie WRNO-FM's 'Day in the Park' Konzert am 23. Juli 1972 präsentiert hatten, ein Festival, das landesweit im Radio zu empfangen war und in dessen Verlauf die Formation mehrere Songs mit Dickey Betts und Gregg Allman spielte. Am 24. August 1972 schliesslich traten Potliquor in der Independence Hall von Baton Rouge zusammen mit REO Speedwagon auf. Während die Gruppe im Dezember in der Fernsehsendung 'Salute to the Hits of 1972' der Real Don Steele Show auftrat, wurde die Arbeit an ihrem dritten Album abgeschlossen.
"Louisiana Rock & Roll" wurde im Januar 1973 veröffentlicht, wieder von Jim Brown produziert und von Cy Frost aufgenommen und abgemischt. Chess / Janus unterstützte die neue LP mit einer farbigen Anzeige am Ende der Seite 1 der Billboard-Ausgabe vom 10. Februar 1073 und einer ganzseitigen B & W-Werbung, die 11 neue Alben der Künstler, darunter Potliquor, beworben hatte. Der erste Teil des Jahres 1973 sah Potliquor als Special Act bei Auftritten von Boz Scaggs, und am 3. Mai 1973 waren Potliquor an einem sehr ungewöhnlichen Konzert beteiligt, besonders für jene Zeit. Die Gruppe spielte bei einem Jugendkonzert im Pete Maravich Assembly Center mit dem Baton Rouge Symphony Orchestra, die jeweils getrennte Sets spielten und sich dann zu Potliquor-Musik zusammenschlossen, die vom Orchester unterstützt wurde. Dies war eines der beeindruckendsten Beispiele für eine Rockgruppe, die live mit einem Symphonieorchester auftrat, doch leider wurde dieser Anlass nicht live mitgeschnitten. Mitte des Jahres traten Potliquor mit verschiedenen Bands an verschiedenen Orten auf: Mit den Eagles und der Charlie Daniels Band im Warehouse in New Orleans, mit Black Oak Arkansas im Monroe Civic Center in Monroe, Louisiana, in Rapid City, South Dakota, in der Independence Hall in Baton Rouge mit Steely Dan und Gladstone und mit Wishbone Ash in El Paso, Texas. Irgendwann im Jahre 1973 begannen die Dinge jedoch für die Gruppe bergab zu gehen.
Der langjährige Manager und Plattenproduzent der Band, Jim Brown, starb bei einem Autounfall. Anscheinend war Brown der Friedensstifter der Gruppe und mit seinem Tod geriet die Band in interne Konflikte. Der örtliche Musiker, Leon Medica, später von LeRoux, hatte von Zeit zu Zeit den Bassisten Guy Schaeffer ersetzt, weil dieser Probleme mit seiner Gesundheit hatte. Er ersetzte dabei Schaeffer auch auf zwei Tracks während der "Levee Blues" Aufnahmen und während einiger der "Louisiana Rock & Roll" Sessions und spielte zumindest mit Potliquor für das Konzert vom 3. Mai 1973 mit der Baton Rouge Symphony. Nach Browns Tod wurde Schaeffer aus der Gruppe geworfen. Mehrere Mitglieder einer lokalen Baton Rouge-Gruppe, den Warbabies, wurden hinzugefügt, und Schlagzeuger Jerry Amoroso wurde auch aus der Band geworfen. Laut Amoroso hatte er das Copyright auf den Namen "Potliquor", aber George Ratzlaff besass die Verlagsrechte und den gesamten Katalog von Original-Songs aus den ersten drei Alben. Schliesslich quittierte auch er Keyboarder und Sänger George Ratzlaff den Dienst. Amoroso rief seinen ehemaligen Bandkollegen Schaeffer und mit dem lokalen Gitarristen Mike McQuaig versuchte er, Potliquor neu aufzustellen. Doch der Verlust von Ratzlaff's markanter Stimme und dessen grossem Talent als Songschreiber (11 von 14 der Original-Songs auf den ersten drei Alben wurden von Ratzlaff mitkomponiert) erwies sich als zu gross. Bis 1977 gab es keine nationalen oder regionalen Touren und keine Werbemassnahmen im Auftrag von Chess / Janus Records. Als Anführer der Gruppe flog Amoroso nach New York, um eine Plattenfirma für einen neuen Vertrag zu finden, aber ohne Erfolg. Schliesslich unterzeichneten Potliquor Anfang 1977 einen Vertrag mit Capricorn Records und veröffentlichten im März 1977 die Single "New York City You Is Not". Diese Bemühungen führten zu keinem direkten Erfolg für die Band, aber schliesslich gingen Amoroso, Schaeffer, Mike McQuaig und der neue Gitarrist Steve Sather in ein Studio in Bogalusa, Louisiana, um ihr gleichnamiges Album "Potliquor" aufzunehmen, das 1979 von Capitol Records veröffentlicht wurde.
Leider fehlte dem neuen radiofreundlichen Stil nicht nur der alte Southern Rock Groove, er konnte auch keine Top Charts-Platzierung generieren, und die neue Band brach kurz darauf auseinander. Potliquor waren letztlich eine der frühen Gruppen eines neuen Musikgenres, das später als Southern Rock weltbekannt wurde. Mit einer Mischung aus Elementen unterschiedlicher Musikstile und der Einbeziehung von Texten und Titeln aus ihrer Heimat, dem südlichen Louisiana, waren Potliquor eine Formation von grosser Originalität und Kreativität. Sie traten zu einer entscheidenden Zeit in das Geschäft der Rockmusik ein, wo viel möglich war, und sie spielten Seite an Seite und auf Augenhöhe mit vielen Gruppen, die immens erfolgreich werden würden. Potliquor spielten beispielsweise Kopnzerte, bei welchen die Gruppe etwa Aerosmith, ZZ Top oder Billy Joel als Support Acts hatten, welche für sie den Konzertabend eröffneten. Doch Potliquor's regionaler Musikstil und das relativ kleine Plattenlabel arbeiteten dagegen. Der Zerfall der Gruppe im Jahre 1973 endete eine sehr vielversprechende Karriere, und als die Gruppe einige Jahre später noch einmal komplett umgestaltet wurde, war ihre Chance auf einen weltweiten Erfolg längst vorbei.
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