May 4, 2017


THE FRAMES - Fitzcarraldo (ZTT Records 0630-12845-2, 1995)

Die Frames gingen im Jahre 1990 an den Start, nachdem sich für den Kopf der Gruppe, den Sänger und Gitarristen Glen Hansard nach der Fertigung eines auf 50 Exemplare limitierten Demos eine riesengrosse Tür auftat. Das Demo landete nämlich auch bei Denny Cordell, der zuvor bereits Tom Petty entdeckte und der ausserdem den Weltstar Joe Cocker managte. Als Glen Hansard einer Einladung in Denny Cordell's Haus Folge leistete, warteten an dessen Wohnzimmertisch bereits Ronnie Wood (The Rolling Stones), Stewart Copeland (The Police) und Marianne Faithfull, um sich die Songs in Hansards Anwesenheit anzuhören und gegebenenfalls ihr fachmännisches Urteil abzugeben. Das dürfte sicherlich eine wunderbare Erfahrung für Hansard gewesen sein, und für das Selbstbewusstsein natürlich eine riesige Initialzündung. Nach kurzer Überzeugungsarbeit bei Chris Blackwell, dem Boss von Island Records, begann Hansard, eine Band für ein geplantes Debütalbum zusammenzustellen. Mit einer Handvoll Freunden aus alten Strassenmusik-Tagen, sowie dem Pixies-Produzenten Gil Norton entstand 1992 das Album "Another Love Song", sowie die Single "The Dancer". Da hatte die Gruppe The Frames bereits viel Erfahrung im Live-Gigging gesammelt. Ihr musikalischer Stil erinnerte bisweilen etwas an U2, was nicht weiter erstaunt, da auch The Frames in Irland (Dublin) beheimatet waren.

Der Bandname entstand aus einer Laune heraus, die ebenso originell wie humoristisch erscheint: Hansard hatte in seiner Freizeit immer wieder die Fahrräder seiner Kumpels repariert. Da in seiner Bude immer irgendwo Fahrradbremsen herumlagen, alte wie neue, erhielt sein Schuppen bald die Bezeichnung "House with the Frames" in der Nachbarschaft. Hansard erzählte dazu später einmal in einem Interview: "I worked in a bicycle shop for a little while, but the name came from my back garden, it was so full of frames, my house became known as 'The Frames house', much to my mother's distaste, she hated it. But my garden was full of frames, old bikes, I would make up bikes for my friends out of all the old bikes. So it sort of became known if anybody found a bike up on the hill on the way home they would throw it into my garden, a graveyard for old bikes".

Bis sich ein über einige Jahre stabiles Band Line-Up festsetzte, kamen und gingen so einige Musiker bei den Frames. Die Erwähnenswertesten sind wohl Colm MacConIomaire und Dave Odlum, beide waren Gründungsmitglieder der Dubliner Band Kíla, welche in Folk-Kreisen hochgeschätzt wurde. Ausserdem Graham Downey, der Sohn des Thin Lizzy Schlagzeugers Brian Downey: Er spielte bei den Frames zwischenzeitlich den Bass. Als die Gruppe ihr Erstlingswerk "Another Song" einspielte, setzte sie ihrem Bandnamen ein DC hintenan, dies, um Verwechslungen mit einer gleichnamigen Gruppe aus den USA zu vermeiden. Doch noch vor dem scheinbar programmierten Höhenflug droppte Island Records die Gruppe kurz darauf aus Kostengründen. Insider glaubten, dass sich das Label lieber auf die aufstrebenden The Cranberries konzentrieren wollte, die ebenfalls aus Irland stammten. Hansard beurteilte die Zeit der Anfänge später recht pragmatisch: "Ich hörte einfach zu viel Pixies damals, weshalb das Album auch nicht wirklich nach mir klang". Popularität erlangte er dagegen im selben Jahr durch den Auftritt als rothaariger Gitarrist Outspan Foster im Kultmusikfilm 'The Commitments'.

Doch Hansard's Herz schlug auch weiterhin vor allem für die Frames. Nach einigen Umbesetzungen arbeitete er zusammen mit den Bandkollegen David Odlum (Gitarre), Paul Brennan (Schlagzeug), Graham Downey (Bass, der Nachfolger von John Carney) und Colm MacConIomaire (Violine, Synthesizer) an seiner Vorstellung von eindringlich-ungelenkem, nicht selten epischem Alternative Rock, der sich 1996 im Album "Fitzcarraldo" auf äusserst beeindruckende Art und Weise niederschlug. Am Produzentenpult wachte diesmal mit Pete Briquette ein Mann, der seine Meriten bei den Boomtown Rats und Tricky erworben hatte. Im Zuge der Aufnahmen kam der ungewöhnliche Kontakt zum ZTT-Label des 80er Jahre Pop-Produzenten Trevor Horn zustande, der das Werk schliesslich veröffentlichte und bei der Single "Angel At My Table" sogar selbst Hand anlegte. Die Gruppe bestand nun aus Glen Hansard, Paul Brennan (Schlagzeug), Graham Downey (Bass), David Odlum (Gitarre) und Colm MacConIomaire (Violine). Ausserdem spielten auf "Fitzcarraldo" eine Reihe weiterer Gastmusiker mit.

Hansard's Stimme, deren Sound immer ein bisschen an Adam Durritz (Counting Crows) erinnerte, litt und freute sich durch elf ganz hervorragende Songs, von denen vor allem die Stücke "Say It To Me Now" und "Denounced" herausstachen. Was die Frames hier auf diesem Werk präsentierten, gehört vielleicht zum besten aus den 90er Jahren, das nicht international entdeckt wurde, ein Geheimtipp, der diesen Begriff auch tatsächlich verdient hat. Stellenweise kann man durchaus auch U2-ähnliche Momente auf dem Album finden, jedoch klang "Fitzcarraldo" wesentlich wärmer und nicht so unterkühlt wie manche Aufnahmen von Bono und Co. Fünf Songs produzierte Trevor Horn, die anderen sechs Pete Briquette. Inzwischen standen die Frames in ihrer Heimat im Ruf, eine der besten Livebands überhaupt zu sein, da setzte eine Euphorie ein, die das Ausland, wo Hansard's Band teilweise noch in kleinen Mensen von Universitäten auftreten musste, allerdings nur bedingt infisziert wurde. 1999 erschien dann mit "Dance The Devil" eine Fortsetzung dieser irischen Lo-Fi / Emo-Vorstellung irgendwo zwischen dEUS, deren Gitarrist Craig Ward als Gastmusiker zu hören war, Nick Cave und Pavement, herzhaft garniert mit dem richtigen Schuss an tollen Pop-Melodien.

Im Jahre 2001 kehrte die Band mit dem folkigen, verhalten produzierten Werk "For The Birds" zurück, Regie führte dort dann der dEUS-Musiker Craig Ward sowie Steve Albini , der auch Nirvana, The Breeders, Mclusky und Shellac produziert hatte. Im Anschluss folgte die obligatorische Tournee durch England mit Abstechern nach Kontinentaleuropa und an die amerikanische Ostküste, wo die Frames inzwischen ebenfalls auf eine treue Fangemeinde zählen konnten. Dem Majorlabel-Geschäft hatten Hansard und seine Kumpels allerdings Lebewohl gesagt. "For The Birds" war das erste Album auf dem eigenen Label Plateau Records, es verkaufte sich in Irland schon nach einer Woche besser als "Dance The Devil" und "Fitzcarraldo", ein Top Ten-Einstieg und Platinstatus waren die Folge. Nach einem Livealbum im Jahre 2002 und einer Platte mit unveröffentlichten Songs im Jahre 2003 markierte das Werk "Set List" im Jahr 2004 die erste Kollaboration mit dem renommierten Label Anti, auf welchem so namhafte Künstler wie etwa Tom Waits oder Tricky beheimatet sind. Dabei handelte es sich allerdings nicht um ein neues Studiowerk, sondern erneut um ein Livealbum aus Dublin, das als Einstieg in die Label-Zusammenarbeit sämtliche Frames-Highlights in den so hochgelobten Liveversionen präsentierte.

Mit dem neuen Gitarristen Rob Bochnik erarbeitete die Band "Burn The Maps", das im Februar 2005 erschien. Das Ergebnis war eine Sammlung von Songs, der man zwar die Routine einer eingespielten Band anhörte, was aber nicht zu Lasten der Experimentierfreude ging. Prompt wurden die Frames bei den in Irland wichtigen Meteor Awards als 'Best Irish Band' und für das 'Best Irish Album' nominiert. Das Jahr 2006 begann mit dem Award 'Best Import' des Esquire Magazins, den Coldplay im Jahr davor gewonnen hatten. Im September desselben Jahres kam auch das sechste Album der Band mit dem Titel "The Cost" in die Läden, mit dem sie eine grosse Europatournee starteten. Wie alle anderen Platten zuvor, erreichte auch diese in Irland Doppelplatin, sorgte aber auch für wachsendes Interesse in Europa und Amerika. Im März 2007 trat Glen Hansard im Film 'Once' auf. Den Soundtrack zu dem Film schrieb er natürlich auch gleich mit. Am 31. Juli 2015 erschien das bislang letzte neue Studiowerk der Frames.









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