Nov 1, 2016

NATURAL BORN ROCKERS - Pump Up The Volume 
(Renaissance Records RMED-0357, 2008)

Herrlich, einfach herrlich, wie bei dieser wundervollen Rockband die Klischees bedient wurden: Rocker, verschrecken, aufdrehen - alles gleich schon unmissverständlich auf das Plattencover geknallt. Um Booklet der CD dann gleich auch noch eine Doppelseite mit Krimskrams wie Lippenstift, Plektrum, Schlüssel, Anhänger, Fanbadges und diese dann auch gleich noch mit Bandnamen versehen, damit auch Jeder gleich weiss, von wem die Band inspiriert worden ist: Hanoi Rocks, Rolling Stones, Black Crowes, Guns'N'Roses, AC/DC, Led Zeppelin, Poison, Bruce Springsteen (!) und Elton John (!!). Also summasummarum: Glam Rock, Rock'n'Roll, Rhythm'n'Blues und viel viel Melodie, die hängenbleibt. In one ear and out the other also garantiert nicht. Und konnte die Gruppe dieses Versprechen einlösen ? Au ja, und wie! Schade, haben es die Jungs nicht auf Dauer geschafft, ein breiteres Publikum zu erreichen. Vielleicht haben sie einfach zu wenig lang durchgehalten. Ihre Musik macht nämlich einfach Spass. So unbekümmert, frei von der Seele weg drauflos gerockt, das ist wahrer Rock'n'Roll. Für meinen persönlichen Geschmack lässt sich die Musik der Natural Born Rockers am ehesten mit den frühen New York Dolls vergleichen, inklusive einer gehörigen Portion hartem Rock'n'Roll etwa der Dictators. Herzhafter Glam Rock mit viel Verve, allerdings ohne Metal-Anteil. 

Die Band Natural Born Rockers wurden von Leadsänger Beto Gonzaga und Gitarrist Alex David im Jahre 2002 gegründet, nachdem diese die Band ANGELS OF ROCK zuvor infolge musikalischer Differenzen verlassen hatten. Beide wollten keine Coversongs mehr spielen, sondern verfolgten ihre eigenen Ideen von Glam Rock und Artverwandtem, und mit der neu gegründeten Formation konnten sie dies umsetzen. Die beiden brasilianischen Musiker - die Band stammte aus Rio De Janeiro - suchten weitere Bandmitglieder mit denselben musikalischen Vorstellungen und der gemeinsamen Libe zum klassischen Glam Rock mit 70er Jahre Ausprägung. Sie fanden ihre neuen Mitstreiter Mitte 2003 im Bassisten Diego Padilha und Sergio Sanchez am Schlagzeug, zwei recht bekannte Musiker aus der Underground Szene von Rio De Janeiro. Schnell stellte die Gruppe ein herzhaftes Repertoire zusammen, wobei sie einerseits auf taffen und gradlinigen Rock'n'Roll setzte, jedoch auch viel Melodieseligkeit an den Tag legte. Ihre Musik war von Anfang an geprägt von den Tugenden eingänglicher Melodiebögen, wie sie auch die Rolling Stones und die Black Crows auszeichneten. Insbesondere den stones'schen Charakter findet man in etliochen Stücken der Band wieder, allerdings in einer stets etwas härteren Gangart und einem wesentlich forscheren Tempo. Rau und trotzdem hochglanzpoliert - das waren die beiden Hauptmerkmale im Sound der Natural Born Rockers, und mit dieser kernigen Mixtur ging die Gruppe auch auf Tourneen innerhalb Brasiliens.

Nachdem die Band vor allem im weiteren Umkreis von Rio De Janeiro immer bekannter geworden war und viele Zuhörer an Konzerten begeistern konnte, entschied sie sich dazu, in ein Tonstudio zu gehen und die zehn Songs für das vorliegende Album einzuspielen. Die Band bediente sich im reichhaltigen Fundus des Glam Rock'n'Roll's und ihre Songs klangen auf der fertigen Platte wie eine süffige Mixtur aus Aerosmith, Guns'N'Roses und Bon Jovi. So sahen es jedenfalls die Musikkritiker, als das Album auf den Markt kam. Die Platte erschien in Brasilien im Januar 2007. Schon nach einigen Promotions-Konzerten stellte die Band einen weiteren Gitarristen ein, um auf der Bühne noch mehr Druck aufbauen zu können. In der Person von Rodrigo Dicaldas fand sich der ideale Zweitgitarrist, der zudem in Brasilien auch sehr bekannt war, weil er schon mit der Punk-Rock'n'Roll Band FLAY in eine ähnlich dynamische Kerbe haute wie nunmehr bei den Natural Born Rockers.

Das Album ist eine einmalige Tour De Force vorwärtstreibender Rocksongs, das keinen Ausfall zeigt. Dies ist besonders erstaunlich, da die Gruppe an Konzerten doch auch mehrheitlich Coversongs gespielt hatte, die von Deep Purple's "Black Night" über ein ausgedehntes "Queen Medley" bis zu AC/DC's "Highway To Hell" reichten. Es war insofern ein kluger Entscheid, für die einzige Platte ausschliesslich eigene Titel zu verfassen, die sich hinter den Kompositionen ihrer grossen Vorbilder auch keineswegs zu verstecken brauchten. Leider fanden sich ausserhalb Brasiliens aber trotzdem kaum Käufer für diese hervorragende Platte. Songs wie "The Gang", "My Problem", "Wild Rose" oder der deftige Abschluss mit "Rock And Roll Over" hätten auch genauso gut von einer Band wie den Georgia Satellites stammen können.

Die Natural Born Rockers spielten aktiv bis im Frühjahr 2009, danach trennten sie sich, und dies, obschon sie in Amerika zum selben Zeitraum einen Vertrieb für ihr Album bei Renaissance Records gefunden hatten. Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, weshalb die Platte kaum beachtet wurde ausserhalb von Brasilien. Das ist einfach nur sauschade. Der Leadsänger Beto Gonzaga stieg daraufhin bei der brasilianischen Melodic Rock Band PLEASURE MAKER ein, die sich wiederum aus einer Bon Jovi-Coverband heraus entwickelt hatte. In der Zwischenzeit haben sich die Rockers allerdings schon zweimal wieder zusammengefunden und touren wieder regelmässig, allerdings ohne neue Platte im Gepäck.

Das Motto der Natural Born Rockers war so einfach wie überzeugend: "No Bullshit, just Rock'n'Roll!"





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