SAVOY BROWN - Looking In (Decca Reords SKL 5066, 1970)
Die britische Blues Band Savoy Brown, angeführt von Gitarrist Kim Simmonds, verlor Mitte 1970 ihren Leadsänger Chris Youlden, mit welchem die Band einen extravaganten und charismatischen, auch Jazz-affinen Frontmann in ihren Reihen hatte. Youlden wurde vorderhand nicht ersetzt und die Band machte als Quartett weiter, indem der zweite Gitarrist Lonesome Dave Peverett den zusätzlichen Part des Sängers übernahm.
War der Vorgänger von Anfang 1970 noch recht jazzlastig ausgefallen ("Raw Sienna"), so fiel dieser zusätzliche musikalische Input hier fast gänzlich weg. Praktisch ohne grössere Verzögerung nahm Kim Simmonds mit den drei verbliebenen Musikern dieses Werk im Sommer 1970 in Angriff und es dauerte nicht lange, als die Band die vorbereiteten Songs im Recorded Sound Studio in London unter der Regie von Paul Tregurtha in Angriff nahm. Mit Tregurtha war derselbe Tontechniker mit der Aufnahme betraut worden, der schon den Vorgänger "Raw Sienna" aufgenommen hatte, und der zuvor schon für die Band Steamhammer am Mischpult sass.
Das Album "Looking In" erschien am 6. November 1970 in England, nachdem es zuvor bereits Anfang Oktober in Amerika auf den Markt kam. Eigentlich ein Kuriosum, da Savoy Brown eine englische Band war. Angesichts der Tatsache aber, dass sie in Amerika weitaus grösseres Ansehen genoss, durchaus nachvollziehbar. Die wachsende Popularität in Amerika und das kaum beachtet werden im eigenen Land verstärkte sich in späteren Jahren noch zusätzlich, weshalb die Gruppenmitglieder ihr Domizil denn auch in die Staaten verlagerten.
Die Platte bot nur noch wenige Jazz-Anleihen, etwa im Titelstück, das einen recht perkussiv angelegten leichten Funk-Groove präsentierte, wohingegen Stücke wie "Leavin' Again" oder "Poor Girl" auch mit der reinen Blues-Ausrichtung brachen und vermehrt Rockmustern folgten. Das Werk kann in der langen Historie der Gruppe um Kim Simmonds als eine Art Uebergangswerk bezeichnet werden, da nach dieser Platte nach Chris Youlden auch die hier mitwirkenden Musiker ihren Leader verliessen, um in Amerika die später äusserst erfolgreiche Blues Rock Band Foghat zu gründen.
Kim Simmonds richtete seine Musik in der Folge einmal mehr neu aus und fand in ehemaligen Mitgliedern der Bands Chicken Shack und Idle Race neue Mitstreiter, mit welchen er zur kommerziell erfolgreichsten Phase seiner Band Savoy Brown starten konnte, die ihm mit den weiteren Alben "Street Corner Talking", "Hellbound Train" und "Lions Share" insbesondere in den USA grosse Popularität bescherte. Kim Simmonds zog daraufhin konsequenterweise den Stecker in seiner Heimat und siedelte nach Amerika über.
Aus dem "Looking In" Album wurde das Stück "Poor Girl" als Single ausgekoppelt (Decca Records DL 25444) und erhielt kurioserweise mit "Master Hare" als B-Seite einen Titel, der noch vom Vorgänger-Album "Raw Sienna" stammte. Es handelte sich dabei um einen Instrumental-Titel ohne den Gesang von Chris Youlden oder Lonesome Dave Peverett und erinnerte noch einmal an die kurze jazzige Phase der Gruppe.
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